Man empfindet als ein angenehmes Gefühl der Sicherheit 

die Ruhe und Harmonie, die der Saal auf den Beschauer überträgt.

Franz Dufner, Führer durch die Heidelberger Stadthalle. Heidelberg 1903


Musik und Denkmale bewahren Erinnerungen und Gefühle.

 Anne-Sophie Mutter, Star-Geigerin, bei der Aktion „KLANGRAUM - So klingt Denkmalschutz“ 
der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSCHUTZ


Ein schönes Gebäude ist in der Tat nichts anderes 

als eine mit dem Aug empfundene Musik.

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Vorlesungen über die "Philosophie der Kunst" (1802-1803)




Wir befürworten einen von uns mitzuentwickelnden OPTIMIERTEN IST-ZUSTAND, wie er uns vom Oberbürgermeister zugesagt, aber bisher nicht umgesetzt wurde, d. h. einen Zustand,
- der die Raumwirkung, den Charakter und die Atmosphäre des Großen Saals erhält,
- der laut Akustikgutachten bezüglich des Nachhalls dem Konzept von Waechter&Waechter ebenbürtig ist,
- der die Risiken bezüglich Statik, Bauzeit und Kosten reduziert, 
- der durch die kürzere Umbauzeit die Wahrscheinlichkeit für einen pünktlichen Start des „Heidelberger Frühlings“   erhöht und 
- der durch geringere Kosten weitgehend im Rahmen der großzügigen Spende von Herrn Marguerre bleiben könnte.

Was Sie hier finden:

Unter der Rubrik "Positionen" konfrontieren wir das von der Stadt Heidelberg favorisierte Konzept
der Architekten Waechter&Waechter mit unseren Vorstellungen. Unter "Dokumente" finden Sie Texte, Pläne
und Bilder, wir stellen unsere "Aktivitäten" vor und stellen unter "Presse" Berichte aus Zeitungen, Online-Magazinen usw. zusammen.

Pressemitteilung der Konzertfreunde der Stadthalle 

Die Sanierung des Großen Saals - eine Kulturfrage  


Wie kein anderer Saal verkörpert der Große Saal der Stadthalle Heidelberger Tradition. Er ist ein Ort der Identifikation. Für unzählige Menschen ist er ganz besonderer Erlebnis- und Erinnerungsraum, der sie ein Leben lang begleitet und erinnert an Tanzschule oder Sinfoniekonzert, TRABÜBA oder GEIST-Heidelberg, Enjoy Jazz oder Politkabarett, Bürgerversammlung oder Heidelberger Frühling, Parteitage oder Freiwilligenbörse u.v.a.m.  

Mit keinem Raum identifizieren sich die Heidelberger so sehr wie mit dem Großen Saal der Stadthalle! 

Nun soll der uns allen so vertraute und von vielen Orchestern geschätzte Saal gravierend verändert werden – ausgerechnet für Orchesterkonzerte: Um bis zu 1,3 m sollen die Sitzreihen in der Parkettmitte abgesenkt werden. Das erfordert Wände mit einer Höhe von 0,9 m bis 2,0 m als Absturzsicherung für die nicht abgesenkten Sitzplätze im Seitenparkett. Diese Wände be- und zerschneiden die Weite des Saales und verändern die Raumwirkung entscheidend. Das Orchesterpodium wird ebenfalls abgesenkt und in Richtung Saalmitte verschoben, damit auch 
große Orchesterbesetzungen möglich werden. Wegen des tiefergelegten Podiums müssen die Sitzreihen auf den Balkonen wesentlich steiler angeordnet werden, damit das Orchester wie heute zumindest teilweise sichtbar ist. Während der abfallende Boden im Parkett und das Orchesterpodium für die anderen Saalnutzungen wieder auf das heutige Boden-Niveau zurückgefahren werden können, bleibt die Steilheit der Balkonbestuhlung eine dauerhafte bauliche Veränderung. Eine solche irreversible Maßnahme ist aus Denkmalschutzgründen höchst problematisch. 

Heidelberg als eine der wenigen Städte, die von Kriegszerstörungen verschont geblieben sind, hat bereits viele seiner historischen Orte verloren, verändert, zweckentfremdet oder zerstört: das Capitol, das Hallenbad, den alten Theatersaal. Jetzt soll auch noch in den Großen Saal der Stadthalle eingegriffen werden. Hier haben wir ein kulturelles Erbe zu verteidigen, das nicht ohne Not zerstört werden darf. Eine – wenn auch teilweise rückbaubare – Veränderung im Großen Saal verbietet sich aus kulturhistorischen Gründen, zumal  „die Stadthalle mit ihrer 
Ausstattung als ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ (Landesdenkmalamt) gilt. 

Die bauliche Struktur eines historischen Gebäudes darf nicht durch unangemessene Nutzungsansprüche überfordert werden. Für große Orchester bietet es sich an, den großen Saal (1.800 Sitzplätze) im neuen Konferenz-Zentrum akustisch zu ertüchtigen, anstatt eine historische Struktur mit den ihr eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu vergewaltigen. 

Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, das barocke Schwetzinger Theater aus Nützlichkeitserwägungen zu modernisieren – etwa durch Absenkung des Parketts. Die dortigen Defizite müssen eben hingenommen werden mit Rücksicht auf die Bewahrung eines kulturellen Vermächtnisses. 

Unser historisches Erbe zu erhalten ist also eine Frage der Kultur, keine Frage des Geldes, des Zeitgeschmacks, der Vorliebe einzelner Personen oder des Für und Wider von Hubpodien.  

Wir hoffen weiterhin, dass Heidelberg eine Stadt der Kultur bleibt und den Großen Saal der Stadthalle ohne Zerstörung des Raumgefüges sensibel saniert. Der von den „Konzertfreunden der Stadthalle“ vorgeschlagene „Optimierte IST-Zustand“ erfordert keine Eingriffe in die Baustruktur oder dauerhafte bauliche Veränderungen. Die akustischen Verbesserungen sind die gleichen und ersparen uns den geplanten massiven Eingriff.  

Das uns anvertraute historische Erbe zu bewahren ist eine Kulturfrage ersten Ranges. Wir, die „Konzertfreunde der Stadthalle“, diskutieren die Sanierungsfrage auf einer anderen Ebene als die Hubpodien-Fans. Wir wollen einen Ort Heidelberger Tradition und Identifikation erhalten – auch für die Liebhaber klassischer Musik – das ist unser Antrieb.  

„Konzertfreunde der Stadthalle“ 17. Jan. 2020