Inhalt:
1. Offener Brief der "Konzertfreunde der Stadthalle" an den Oberbürgermeister und den Haupt- und Finanzausschuss vom 29.04.2020
2. Eingangsstatement von Albertus Bujard beim RNZ-Forum zur Zukunft der Stadthalle am 17.02.2020
3. Rundbrief an die Unterstützer*innen der "Konzertfreunde der Stadthalle", 05.02.2020
4. Brief an die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses, 03.02.2020
5. Pressemitteilung zum "Probesitzen" in der Stadthalle, 29.01.2020
6. Pressemitteilung, 17.01.2020 (in der RNZ nicht abgedruckt)
7. Vortrag und Diskussion bei der SPD Heidelberg-Südwest am 14.01.2020
8. Brief an das Regierungspräsidium Karlsruhe, 22.10.2019, und Antwortschreiben, 23.01.2020
9. Brief an das Landesdenkmalamt Karlsruhe, 23.10.2019, und Antwortschreiben, 06.12.2019
10. Anzeige mit über 400 Unterzeichnern in der RNZ am 16./17.10.2019 mit einem Offenen Brief an OB Prof. Würzner und die Mitglieder
des Haupt- und Finanzausschusses
11. Online-Petition, gestartet am 14.11.2019
12. Analyse des am 07.01.2019 übermittelten Akustikgutachtens von Müller-BBM
Offener Brief der "Konzertfreunde der Stadthalle"
an den Oberbürgermeister und den Haupt- und Finanzausschuss
„Konzertfreunde der Stadthalle“
An den Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg
Herrn Prof. Dr. E. Würzner und
die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses
Rathaus / Marktplatz OFFENER BRIEF
69117 Heidelberg
Betreff: Sanierung der Stadthalle in Heidelberg
Heidelberg, den 29. April 2020
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HAFA),
angesichts der Coronakrise fragen sich viele Menschen: Wie werden meine Finanzen, die meiner Firma, meiner Stadt und unseres Staates in einem Jahr aussehen und wie können wir, auch finanziell, mit Rezession und Verzicht umgehen? Weniger ist Mehr! Corona wird auch die Finanzen der Stadt ins Wanken bringen. Vor diesem Hintergrund wiederholen wir Konzertfreunde der Stadthalle unsere Bitte an den Oberbürgermeister und die Mitglieder des HAFA, das Sanierungskonzept des Großen Saales mit dem Herausreißen der Bodenplatte incl. dem Einbau von Hubböden zu überdenken, auf die geplante „de Luxe“-Sanierung nach W & W zu verzichten und sie stattdessen in die von uns geforderte sanfte Sanierung umzuwandeln. Zu glauben, dass die teure und zeitaufwändige Sanierung mit bereits jetzt 32,9 Millionen € plus einer vom Kämmerer erwarteten Kostensteigerung um weitere 30% (= ca. 10 Mio. €) realisierbar sei, erscheint uns unrealistisch.
Wir plädieren dafür, mit den Spenden der Sponsoren sparsamer umzugehen, was in Anbetracht riesiger Belastungen, die auf die Nach-Corona-Haushalte der Stadt zukommen, ein Gebot der Stunde wäre. Drastisch zurückgehen werden u.a. die Gewerbesteuer, der kommunale Anteil der Einkommenssteuer und die Zuweisungen des Landes im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs. Zur Erinnerung: Für das Theater waren ca. 36 Mio. € kalkuliert – abgerechnet wurden ca. 75 Mio. €. Experten warnen vor einer ähnlichen Entwicklung für die Stadthalle. Jetzt ist der ideale Moment, eine, von den Sponsoren ausdrücklich gewünschte, Konsenslösung zu finden. Die moderate Sanierung des Großen Saals verkürzt die Umbauzeit und erlaubt eine frühere Wiedereröffnung, auch des „Heidelberger Frühling“.
Wenn selbst Intendant Thorsten Schmidt im RNZ-Forum (17.02.2020) einräumt, dass bereits der unsanierte Saal für Kammerkonzerte und für mittelgroße Orchester eine gute Akustik bietet, dann könnte der von uns vorgeschlagene Optimierte IST-Zustand sowohl die Akustik verbessern, als auch potentielle Konflikte mit dem Denkmalschutz vermeiden sowie Zeit und Geld sparen. Große, teure Orchester hätten im sanierten Saal nur ca. 950 Zuhörer und wären damit extrem kostspielig. Deshalb sollten Konzerte großer Orchester im dafür akustisch zu rüstenden Saal des neuen Kongress-Zentrums (ca. 1.800 Zuhörer) stattfinden.
Ein vorbildhaft mit konsequentem Denkmalschutz sanierter Großer Saal, der sein einzigartiges Flair behält, könnte neben anderen ein weiteres Heidelberger Kleinod werden. Ausgerechnet den Konzertbesuchern wird aber ein untypisches, unhistorisches Erscheinungsbild des Großen Saals zugemutet – und das in einer vom Bombenkrieg verschonten Stadt, in deren Umfeld alle historischen Konzertsäle zerbombt wurden. Warum müssen kulturbewusste Konzertbesucher z.B. eine Karnevals-Veranstaltung besuchen, um den Großen Saal in seinem ursprünglichen historischen Erscheinungsbild erleben zu können? Angesehene Akustiker bestätigen, dass für einen Musikgenuss das Angebot für Auge und Ohr harmonieren muss. Anne-Sophie Mutter sagt das so: „Musik und Denkmale bewahren Erinnerungen und Gefühle.“
Unsere Bitte an die Mitglieder des HAFA: Verschaffen Sie sich Akteneinsicht in den Bauantrag und prüfen Sie, ob er mit den §§ 2, 6, 7, 8, 12 und 15 des DSchG_B.-W. im Einklang steht. Auch die Investitionskostenschätzung einschl. Risikozuschlägen sollte kritisch geprüft werden. Gleichzeitig ist eine realistische Schätzung der Betriebskosten einzufordern, die ja den Haushalt dauerhaft belasten. Darüber sollte der HAFA diskutieren, bevor der Genehmigungsprozess abgeschlossen ist.
Wir sind sicher, dass eine Entscheidung bei der Sanierung - diesen Zeiten entsprechend - bescheidener und kostenbewusster zu handeln, dem Oberbürgermeister, den Mitgliedern des HAFA und den Sponsoren Respekt und Verständnis einbringen wird.
Für die „Konzertfreunde der Stadthalle“
Günter Braus, Albertus Bujard, Jürgen Edler, Prof. Dr. Hans Gutbrod, Dr. Martin Kölle, Dieter Strommenger
Kontakt: [email protected]
RNZ-Forum zur Zukunft der Heidelberger Stadthalle am 17. Februar 2020
Eingangsstatement von Albertus Bujard als Vertreter der "Konzertfreunde" auf dem Podium
Denkmalschutz Akustik Optimierter IST-Zustand Experten- und Nutzerkreis
Denkmalschutz
Aus Antwort Landesamts für Denkmalpflege am 06. Dez. 2019:
„Dem Landesamt für Denkmalpflege liegt die Stadthalle mit ihrer Ausstattung – ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung – ... natürlich sehr am Herzen... Es wird geprüft, ob die Planungen eine dauerhafte und erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes zur Folge haben. ...“ Zitat-Ende
Auf Tradition, Atmosphäre und Sinnes-Empfindungen der Zuhörer nimmt der Vorentwurf für die Konzertnutzung keine Rücksicht.
Vielmehr nimmt er dem historischen Saal seine Großzügigkeit und Weite, seine Festlichkeit und Harmonie:
Der großzügige Saal wird zerstückelt / segmentiert (für die Konzertnutzung)
• durch die Absenkung des Saalbodens in Parkett-Mitte. Es entsteht eine den Raum einengende Wanne
• begrenzt von zwei Absturzsicherungswänden, ca. 13 m lang, 1 bis 2 m hoch.
Auch auf den Seitenrängen wird dem Saal die Weite genommen
• Durch Aufstockung der Sitzreihen von 3 auf 5. Im Vorentwurf sind die Sitzreihen viel steiler aufgetürmt als
heute. Verdeckung der Rückwände ca. 60%, heute 25%. Verlust von Reflexionsfläche.
Die „dauerhafte und erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes“ ist nicht akzeptabel.
Als Konzertbesucher muss ich also z. B. eine Perkeo-Veranstaltung besuchen, um den historischen Saal erleben zu können!
Unser Optimierter IST-Zustand
... vermeidet diese Nachteile:
• Kein Abriss der vorhandenen Bodenplatte des Saals, dadurch deutlich kürzere Bauzeit; geringere
Investitionskosten
• Keine Zerstückelung des Raums, keine Wannenbildung, keine Absturzsicherungswände durch Absenken des
Parketts.
• Bewahrung der Großzügigkeit und Weite, der Festlichkeit und Harmonie des historischen Saals.
• Schafft gute Plätze, reduziert weniger gute Plätze durch veränderte Sitzplatzkonfiguration im Parkett
• Maßvolle Anhebung hinterer Sitzreihen unter dem Mittelbalkon
• Barrierefreiheit im Saal bleibt so gut wie heute
• 200 Stehplätze statt nur 40 wie im Vorentwurf
• Positive Auswirkungen auf Ticket- und Mietpreise sowie auf den Zuschussbedarf im städtischen Haushalt
Ø Paradox des Vorentwurfs: Große Orchester – Kleine Besucherzahl (953)
Ø Logische Konsequenz: Große Orchesterkonzerte ins Konferenzzentrum: Großer Saal dort: bis zu 1.800 Plätze
Ø Was lernen wir daraus?
Historische Räume dürfen nicht überfordert werden, wenn sie ihr authentisches Bild bewahren sollen.
Akustik
Für die gute Akustik in Konzertsälen sind insbesondere 2 Messgrößen entscheidend: die Nachhallzeit und die Volumenkennzahl, d.h. das Raumvolumen pro Person
• Diese beiden Parameter sind identisch
o im Vorentwurf und
o selbst im untersuchten suboptimalen Optimierten IST-Zustand
• Aber auch Nicht-messbare Wahrnehmungen und Empfindungen bestimmen in hohem Maße das Urteil über die
Akustik eines Raumes.
• Beim Musikgenuss gehören Ohr und Auge zusammen. Die Angebote für Ohr und Auge müssen harmonieren
• „Musik und Denkmale bewahren Erinnerungen und Gefühle.“
Anne-Sophie Mutter bei der Aktion „KLANGRAUM – So klingt Denkmalschutz“ der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSCHUTZ
• Im Vorentwurf entstehen ca. 215 (= 20%) akustisch schlechte Plätze hinter und neben dem Orchester sowie auf
den Seitenrängen. Der Akustiker erwartet hier „ungünstige“ bis „sehr ungünstige Klangverhältnisse “ (s. Akustik-Gutachten vom 18.12.2018).
• diese akustisch schlechten Plätze wurden vor dem HAFA verschwiegen:
Durch Ausblenden seiner Nachteile wird also die Akustik des Vorentwurfs besser bewertet.
Experten- und Nutzerkreis
• Als Vertreter der Konzertbesucher berufen (2017) haben wir von Anbeginn aktiv mitgearbeitet:
o Stellungnahme zum W&W-Konzept im Auftrag des HAFA erarbeitet; von allen Nutzern unterschrieben:
Anlage 09; Forderungen blieben unbeachtet.
o Akustikgutachten analysiert. Keine Reaktion auf unsere 10-seitige schriftliche Analyse.
o Idee eines Optimierten IST-Zustands eingebracht (März 2018), keine Reaktion
o Suboptimale Version wurde simuliert (Aug. 2019)
• Kleiner Nutzerkreis tagt seit Dez. 2018 (?) – ohne uns = Wir wurden ausgebootet
• OB-Versprechungen wurden nicht umgesetzt:
o Fachgespräche mit Architekt, Akustiker und uns zur Bestimmung eines Optimierten IST-Zustands und dessen
o Präsentation durch uns vor dem HAFA
• Erste Einladung des E & N-Kreises seit 6 Monaten: zur Sitzprobe am 31.01.2020
o Auswahl und Aufstellung der Sitze haben gezeigt: Das Planungsteam hat kein Gespür für Ästhetik und
Authenzität eines historischen Raumes.
o Aus dem Fiasko der Bestuhlung im Neuen Theatersaal wurde nichts gelernt. Erschütternd!
Schlussbemerkung
• Es gibt keine Rechtfertigung für die Beseitigung der Ausgewogenheit und Schönheit des Großen Saals für die
Konzertnutzung.
• Hier stellt sich eine Kulturfrage – keine Hubpodienfrage!
Die Schwetzinger Festspiele werben mit dem original erhaltenen Zuschauerraum und dem authentischen Bild eines Schlosstheaters aus dem 18. Jahrhundert.
Der HD Frühling könnte werben mit dem original wiederhergestellten Festund Konzertsaal und dem authentischen Bild eines Jugendstil-Interieurs als Alleinstellungsmerkmal.
• Stattdessen stellt sich die Frage, wie es möglich ist, mit so viel Geld, so wenig zu erreichen und so viel kaputt zu machen?
Am Ende der Vorentwurfs- und am Beginn der Entwurfsplanung – also jetzt – besteht die Möglichkeit neue Einsichten zuzulassen und umzusetzen. Trotz mancher Anfeindungen und Enttäuschungen sind wir weiterhin bereit, konstruktiv mit Architekt und Akustiker zusammenzuarbeiten, um einen gemeinsamen Optimierten IST-Zustand zu entwickeln.
Herr OB, halten Sie Ihre Zusage vom Juli letzten Jahres aufrecht; Herr Prof. Waechter, Herr Schmidt, kommen Sie wieder mit uns ins Gespräch. Erklären Sie sich hier und jetzt zu einem Gesprächstermin bereit, denn nur mit dem Optimierten IST-Zustand wird es möglich,
Ø den Charme und das authentische Bild des historischen Saals auch für die Konzertnutzung zu erhalten,
Ø die Bauzeit deutlich zu verkürzen und die Kosten zu senken
Ø die große Mehrheit der Konzertgemeinde zu befrieden
Ø und das Ansehen aller Beteiligten auch in Zukunft zu wahren.
Albertus Bujard, 16. Februar 2020
„Konzertfreunde der Stadthalle“
Rundbrief Februar 2020
Liebe Unterstützer*innen der „Konzertfreunde der Stadthalle“,
für Ihre Bereitschaft, sich für unser Anliegen einzusetzen, danken wir Ihnen ganz herzlich.
Mit Ihrer Hilfe konnten wir zeigen, dass mehr als nur eine Handvoll Bürgerinnen und Bürger
die Ästhetik des historischen Großen Saales der Stadthalle erhalten wollen und auch mit
dem Ablauf des bisherigen Verfahrens nicht einverstanden sind.
In unserem Offenen Brief (RNZ vom 16./17. Nov. 2019) appellierten wir zusammen mit Ihnen
an den OB, seine ausdrückliche Zusage einzuhalten, dem Waechter-Vorentwurf einen Opti-
mierten IST-Zustand gegenüberzustellen, der mit uns, dem Architekten und Akustiker ge-
meinsam entwickelt und akustisch simuliert werden sollte. Teil der Zusage war auch, dass
wir diesen Optimierten IST-Zustand vor dem Haupt- und Finanzausschuss (HAFA) vortragen
und vertreten können.
Eine Antwort auf unseren Offenen Brief kam lediglich von Heidelberg-Marketing, in dem uns
zwar Falschaussagen vorgeworfen werden aber keine Antwort auf unser zentrales Anliegen
gegeben wurde, einen wirklich Optimierten IST-Zustand gemeinsam zu entwickeln. Auf dem
Boden der Gemeinderats- und HAFA-Beschlüsse ließe sich u. E. am Übergang von der Vor-
entwurfs- zur Entwurfsplanung immer noch eine Konsenslösung finden.
Es ist erstaunlich, wie unreflektiert und ohne gründliche Auseinandersetzung ein ad hoc in-
formiertes Gremium Beschlüsse – auch über Budgetlücken von ca. 2 x 9 Mio. € – fasste und
sich gegen diese Verfahrensweise nur vereinzelter Widerstand regte.
Mit Schreiben an das Regierungspräsidium und das Landesdenkmalamt Karlsruhe haben wir
versucht, Klarheit zu Fragen des Wettbewerbs- und Denkmalrechts zu erhalten. Die Antwor-
ten zeigen, dass ein Architektenwettbewerb durch Absprachen geschickt umgangen wurde.
Der Denkmalschutz wird zwar ständig eingeschaltet, dessen Rechte können aber aufgrund
von Nutzerinteressen deutlich eingeschränkt werden. Die Korrespondenz finden Sie auf un-
serer Webseite (www.stadthalle-sensibel-sanieren.de). Dies ändert aber nichts an unserer
Überzeugung, dass durch die Absenkung des Saalbodens bei der Konzertnutzung und die
bleibenden Aufbauten auf der Empore akustische Reflexionsflächen zugebaut, die Ästhetik
des historischen Saals zerstört und damit ein weiteres Heidelberger Baudenkmal durch un-
sensibles Vorgehen verloren geht.
Der geplante Umbau des Großen Saales der Stadthalle hat weitreichende Folgen und wirft
viele Fragen auf. Daher haben wir die Mitglieder des HAFA brieflich gefragt ...
• ... ob ihnen Barrierefreiheit ohne Diskriminierung im Großen Saal bei der Konzertnut-
zung nachgewiesen wurde z.B. für Rollstuhl- oder Rollator-Nutzer?
• ... ob 40 Stehplätze statt der heute bis zu 200 vorhandenen ausreichen, um Geringver-
dienern (z. B. Studierenden) die Chance auf einen Konzertbesuch zu geben?
• ... ob sie wissen, dass durch die Anordnung von Sitzplätzen direkt neben und hinter
dem Orchester sowie auf den zusätzlichen sehr steilen Sitzreihen der Seitenränge ca.
215 Sitzplätze entstehen, für die der Akustiker „ungünstige“ bis „äußerst ungünstige
Klangverhältnisse“ festgestellt hat? Bezogen auf die 1.031 Plätze (s. W&W-Präsenta-
tion S. 7) sind das 21% aller Plätze.
• ... wie sich die Betriebskosten, für die es bisher keine realistische und nachprüfbare
Kostenschätzung gibt, auf Ticketpreise und Mieten für die Benutzer des Großen Saales
auswirken? Welcher Zuschussbedarf ist im städtischen Haushalt vorzusehen?
• ... warum die gegebene Struktur eines historischen Saals überfordert und seiner Ästhe-
tik beraubt wird – wie im Alten Theatersaal – anstatt darüber nachzudenken, für Kon-
zerte großer Orchester das Neue Konferenzzentrum zu nutzen (Großer Saal dort: bis
zu 1.800 Plätze; Stadthalle für große Orchester: ca. 953 Plätze)?
• ... welche Auswirkungen die Vergrößerung der Keller-Wandflächen von Gebäude und
Maschinenraum auf den Abfluss des Hangwassers und damit auf die Keller der Nach-
barhäuser hat? Sind evtl. Regressansprüche der Nachbarn zu erwarten?
Dass alle projektierten aufwändigen Maßnahmen auch noch fristgerecht ausgeführt werden
können, erscheint fraglich. Jede Verzögerung hätte gravierende Folgen insbesondere für den
„Heidelberger Frühling“. Ein von uns favorisierter Optimierter IST-Zustand wäre weniger auf-
wändig und könnte die Bauzeit verkürzen.
Wir wollen auch weiterhin die Öffentlichkeit über unsere Einschätzung der geplanten Um-
baumaßnahmen informieren, uns für eine sensible Sanierung der Stadthalle einsetzen und
den Umbauprozess kritisch begleiten.
Wenn Sie sich genauer informieren wollen, besuchen Sie unsere Website:
www.stadthalle-sensibel-sanieren.de
Zu guter Letzt machen wir Sie auf folgenden Termin aufmerksam:
RNZ-Forum am Mo., 17. Feb. 2020 um 20:00 Uhr im Alten Theatersaal.
Thema ist die Stadthalle. Der Chefredakteur der RNZ, Klaus Welzel, moderiert ein Gespräch
mit dem Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner, dem Architekten Prof. Felix Waechter, dem
Intendant des „Heidelberger Frühling“ Thorsten Schmidt und dem Vertreter der „Musikfreun-
de der Stadthalle“ Dipl.-Ing. (FH) Albertus Bujard, Alt-Stadtrat.
Vergessen Sie bitte nicht, sich bei der RNZ anzumelden, denn das Sitzplatzangebot im Alten
Theatersaal ist begrenzt:
• Tel.: 06221 – 519 56 06 oder
Es grüßen Sie herzlich
Ihre
„Konzertfreunde der Stadthalle“
vertreten durch
Günter Braus, Albertus und Philine Bujard, Jürgen und Martina Edler, Prof. Dr. Hans und Ursula Gutbrod,
Dr. Martin Kölle, Dieter Strommenger und Charlotte Müller-Strommenger
„Konzertfreunde der Stadthalle“
vertreten durch
Albertus L. Bujard
Zähringerstraße 27, 69115 Heidelberg
[email protected]
Albertus L. Bujard, Zähringerstraße 27, 69115 Heidelberg www.stadthalle-sensibel-sanieren.de
An die Mitglieder des
Haupt- und Finanzausschusses
des Heidelberger Gemeinderates
Sanierung der Stadthalle Heidelberg, den 03. Februar 2020
Sehr geehrte Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses,
selbstverständlich ist es uns bewusst, dass Sie Ihre Grundsatzentscheidungen bereits getroffen
haben. Aber aufgrund der noch ausstehenden Stellungnahme des Denkmalamts sowie aufgrund
denkbarer besserer Einsichten im Zuge der Weiterentwicklung von der Vorentwurfs- zur Entwurfs-
planung fühlen wir uns nach wie vor verpflichtet, Sie auf Fragen aufmerksam zu machen, die sinn-
vollerweise besser im Vorhinein als zu spät beantwortet werden sollten:
1. Wurde Ihnen nachgewiesen, wie beim derzeitigen Konzept im Großen Saal Barrierefreiheit
ohne Diskriminierung erreicht wird z.B. für Rollstuhl- oder Rollator-Nutzer?
2. Betrachten Sie 40 Stehplätze statt der heute bis zu 200 vorhandenen als ausreichend, um Ge-
ringverdienern (z. B. Studierenden) die Chance auf einen Konzertbesuch zu geben?
3. Wissen Sie, dass die Anordnung von Sitzplätzen direkt neben und hinter dem Orchester sowie
auf den zusätzlichen sehr steilen Sitzreihen der Seitenränge ca. 215 Sitzplätze entstehen, für
die der Akustiker „ungünstige“ bis „äußerst ungünstige Klangverhältnisse“ festgestellt hat?
Bezogen auf die 1.031 Plätze (s. W&W-Präsentation S. 7) sind das 20,9% aller Plätze.
4. Wie wirken sich die Betriebskosten, für die es bisher keine realistische und nachprüfbare Kos-
tenschätzung gibt, auf Ticketpreise und Mieten für die Benutzer des Großen Saales aus? Ist
ein Zuschussbedarf im städtischen Haushalt vorzusehen?
5. Welche Auswirkungen hat die Vergrößerung der Keller-Wandflächen von Gebäude und Ma-
schinenraum auf den Abfluss des Hangwassers und damit auf die Keller der Nachbarhäuser?
Sind evtl. Regressansprüche der Nachbarn zu erwarten?
6. Warum wird die gegebene Struktur eines historischen Saals überfordert und seiner Ästhetik
beraubt – wie im Alten Theatersaal – anstatt darüber nachzudenken, für Konzerte großer Or-
chester das Neue Konferenzzentrum zu nutzen (Großer Saal dort: bis zu 1.800 Plätze; Stadt-
halle für große Orchester: ca. 953 Plätze)?
Viele Heidelberger würden sich fundierte Antworten auf diese Fragen wünschen.
Freundliche Grüße,
„Konzertfreunde der Stadthalle"
i. A. Albertus L. Bujard
ANLAGE: Zusammenfassung der Sitzprobe in der Stadthalle
Es war sehr wichtig, mit einigen Mitgliedern des Experten- und Nutzerkreises einschließ-
lich Herrn Matthias Schiemer und Herrn Thorsten Schmidt, die Stühle zu begutachten.
Am Ende einer Stunde Diskussion und Sitzproben waren wir uns alle einig:
Keiner der Stühle ist für eine Bestuhlung der Stadthalle geeignet:
a. Wie uns mitgeteilt wurde, waren die akustischen Eigenschaften der Stühle noch nicht für alle Modelle mit dem
Akustik-Büro Müller-BBM diskutiert worden. Die für die Hubböden vorgesehen ‘Plüsch’ Sitze sind zu voluminös
und reduzieren das für eine gute Akustik so wichtige Raumvolumen. Dies muss bei der ohnehin schon zu
niedrigen Volumenkennzahl (Volumen/Personenzahl) berücksichtigen werden.
b. Die Aufstellung der Sitzreihen war schon äußerst merkwürdig, so, als ob der Architekt sich der Mängel der
Sitzanordnung im Neuen Theater nicht bewusst wäre. Er beachtet auch nicht unsere Anforderungen, aufgelistet
im Anforderungskatalog vom Dezember 2017.
c. Die für die Hubböden vorgesehenen ‘Plüsch’ Sitze erlauben wieder keine vernünftige Bein- und Fußfreiheit.
Zudem war die Aufstellung so, dass Verletzungsgefahr für die Knöchel der Besucher bestand.
d. Der Normabstand (90 cm) der Sitzreihen sollte angesichts der wachsenden Körpergröße der Menschen
angepasst – also vergrößert – werden.
e. Die mobilen Sitze waren zu leicht, zu instabil, zu hässlich und keinesfalls akustikoptimiert. Die Sitzflächen waren
bei einem mit glattem Kunstleder, beim anderen mit Stoff bespannt.
Die kleine Runde der Stuhlbegutachter am Morgen wünschte keinen der ausgestellten Stühle in der ertüchtigten Stadthalle. Sie wünschte sich filigranere Stühle, die der Atmosphäre des Festsaals gerecht werden und sie verstärken. Die ausgestellten Sitze sind für dunkle Kinos geeignet, aber nicht für festliche Konzertsäle. Die alten Stühle – noch im Foyer gestapelt – haben ihren Dienst hervorragend erfüllt. Eine neue akustik-optimierte Bestuhlung sollte ihre Aufgabe mindestens so gut, wenn nicht noch besser erfüllen.
Mit dieser Zusammenfassung möchte ich die Entscheider dabei unterstützen, die so wichtige Auswahl der Bestuhlung wesentlich besser vorzubereiten, damit der HAFA eine wohlinformierte Entscheidung treffen kann in Bezug auf den Komfort für die Konzertbesucher, die Funktionalität, die Stabilität und die Akustik sowie last-but-not-least auf die Schönheit und Stimmigkeit mit dem Konzertsaal-Ambiente.
Heidelberg, den 31.Jan. 2020
Prof. Dr. Hans Gutbrod
Mitglied im Experten- und Nutzerkreis Stadthalle
Mitglied im Freundeskreis Heidelberger Frühling
Initiativkreis „Konzertfreunde der Stadthalle“
Pressemitteilung der "Konzertfreunde der Stadthalle"
vom 29.01.2020
„Probesitzen in der Stadthalle“
„Die Entscheidung über die Hubböden ist bereits gefallen.“ (RNZ 28.1.2020)
Es ist richtig, dass der HAFA im September 2019 – ohne ernstzunehmende Abwägung von Vor- und Nachteilen – dem Vorentwurf der Architekten mehrheitlich zugestimmt hat.
Für die Konzertnutzung hat der HAFA damit billigend in Kauf genommen, dass
1. die gegebene Struktur überfordert und durch den unsensiblen Umbau der historische Saal seiner Ästhetik beraubt wird. Damit wird erneut historisches Erbe zerstört – wie im Alten Theatersaal. Es wurde nie ernsthaft durchdacht, als Alternative für große Orchesterkonzerte das Neue Konferenzzentrum zu nutzen (Großer Saal Konferenzzentrum: bis zu ca. 1.800 Plätze; Stadthalle: bis zu ca. 953 Plätze),
2. es nur noch 40 Stehplätze (statt heute 200) geben wird, was Geringverdiener (z.B. Studenten) von Konzertereignissen ausschließt,
3. durch die Anordnung von Sitzplätzen neben und hinter dem Orchester sowie auf den zusätzlichen Sitzreihen auf den Rängen insgesamt ca. 214 Sitzplätze entstehen, für die der Akustiker „ungünstige“ bis „äußerst ungünstige Klangverhältnisse“ festgestellt hat,
4. die Barrierefreiheit im Großen Saal bei Konzerten derzeit völlig unklar ist. Die jetzigen Pläne lassen nicht erkennen, wie Barrierefreiheit ohne Diskriminierung erreicht werden kann z.B. für Rollstuhlfahrer oder Rollator-Nutzer.
Jetzt die Heidelberger zum „Probesitzen“ einzuladen, ist unredliche Augenwischerei, weil sie die Öffentlichkeit wie schon in der Vergangenheit von den wirklich wichtigen, oben angeführten Fragestellungen erfolgreich ablenkt. Da die Finanzierung gesichert ist, benötigt der HAFA – wie schon bei seinen Grundsatzentscheidungen – auch dieses Mal sicherlich keine zum Nachdenken oder Hilfestellung durch Bürger oder die Mitglieder des Experten- und Nutzerkreises!
Mehr Informationen finden Sie unter https://www.stadthalle-sensibel-sanieren.de
Pressemitteilung der Konzertfreunde der Stadthalle
Die Sanierung des Großen Saals - eine Kulturfrage
Wie kein anderer Saal verkörpert der Große Saal der Stadthalle Heidelberger Tradition. Er ist
ein Ort der Identifikation. Für unzählige Menschen ist er ganz besonderer Erlebnis- und Erin-
nerungsraum, der sie ein Leben lang begleitet und erinnert an Tanzschule oder Sinfoniekon-
zert, TRABÜBA oder GEIST-Heidelberg, Enjoy Jazz oder Politkabarett, Bürgerversammlung
oder Heidelberger Frühling, Parteitage oder Freiwilligenbörse u.v.a.m.
Mit keinem Raum identifizieren sich die Heidelberger so sehr wie mit dem Großen Saal der
Stadthalle!
Nun soll der uns allen so vertraute und von vielen Orchestern geschätzte Saal gravierend ver-
ändert werden – ausgerechnet für Orchesterkonzerte: Um bis zu 1,3 m sollen die Sitzreihen in
der Parkettmitte abgesenkt werden. Das erfordert Wände mit einer Höhe von 0,9 m bis 2,0 m
als Absturzsicherung für die nicht abgesenkten Sitzplätze im Seitenparkett. Diese Wände be-
und zerschneiden die Weite des Saales und verändern die Raumwirkung entscheidend. Das
Orchesterpodium wird ebenfalls abgesenkt und in Richtung Saalmitte verschoben, damit auch
große Orchesterbesetzungen möglich werden. Wegen des tiefergelegten Podiums müssen die
Sitzreihen auf den Balkonen wesentlich steiler angeordnet werden, damit das Orchester wie
heute zumindest teilweise sichtbar ist. Während der abfallende Boden im Parkett und das Or-
chesterpodium für die anderen Saalnutzungen wieder auf das heutige Boden-Niveau zurück-
gefahren werden können, bleibt die Steilheit der Balkonbestuhlung eine dauerhafte bauliche
Veränderung. Eine solche irreversible Maßnahme ist aus Denkmalschutzgründen höchst prob-
lematisch.
Heidelberg als eine der wenigen Städte, die von Kriegszerstörungen verschont geblieben sind,
hat bereits viele seiner historischen Orte verloren, verändert, zweckentfremdet oder zerstört:
das Capitol, das Hallenbad, den alten Theatersaal. Jetzt soll auch noch in den Großen Saal
der Stadthalle eingegriffen werden. Hier haben wir ein kulturelles Erbe zu verteidigen, das
nicht ohne Not zerstört werden darf. Eine – wenn auch teilweise rückbaubare – Veränderung
im Großen Saal verbietet sich aus kulturhistorischen Gründen, zumal „die Stadthalle mit ihrer
Ausstattung als ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ (Landesdenkmalamt) gilt.
Die bauliche Struktur eines historischen Gebäudes darf nicht durch unangemessene Nut-
zungsansprüche überfordert werden. Für große Orchester bietet es sich an, den großen Saal
(1.800 Sitzplätze) im neuen Konferenz-Zentrum akustisch zu ertüchtigen, anstatt eine histori-
sche Struktur mit den ihr eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu vergewaltigen.
Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, das barocke Schwetzinger Theater aus Nützlich-
keitserwägungen zu modernisieren – etwa durch Absenkung des Parketts. Die dortigen Defizi-
te müssen eben hingenommen werden mit Rücksicht auf die Bewahrung eines kulturellen
Vermächtnisses.
Unser historisches Erbe zu erhalten ist also eine Frage der Kultur, keine Frage des Geldes,
des Zeitgeschmacks, der Vorliebe einzelner Personen oder des Für und Wider von Hubpodien.
Wir hoffen weiterhin, dass Heidelberg eine Stadt der Kultur bleibt und den Großen Saal der
Stadthalle ohne Zerstörung des Raumgefüges sensibel saniert. Der von den „Konzertfreunden
der Stadthalle“ vorgeschlagene „Optimierte IST-Zustand“ erfordert keine Eingriffe in die Bau-
struktur oder dauerhafte bauliche Veränderungen. Die akustischen Verbesserungen sind die
gleichen und ersparen uns den geplanten massiven Eingriff.
Das uns anvertraute historische Erbe zu bewahren ist eine Kulturfrage ersten Ranges. Wir, die
„Konzertfreunde der Stadthalle“, diskutieren die Sanierungsfrage auf einer anderen Ebene als
die Hubpodien-Fans. Wir wollen einen Ort Heidelberger Tradition und Identifikation erhalten –
auch für die Liebhaber klassischer Musik – das ist unser Antrieb.
„Konzertfreunde der Stadthalle“ 17. Jan. 2020
Vortrag und Diskussion
in der Mitgliederversammlung der SPD Heidelberg-Südwest
Rekordteilnehmerzahl im Literaturcafé
Sensibel sanieren. Wie ertüchtigen wir unsere Stadthalle bestmöglich?
Veröffentlicht in Ortsverein SPD Heidelberg Südwest am 15.01.2020
Am 25. September 2019 hat der Haupt- und Finanzausschuss (HAFA) des Gemeinderats mit großer Mehrheit die Sanierung der Stadthalle beschlossen. Doch wird das Ambiente durch die Umbauten erhalten bleiben? Wird die Akustik nach der Sanierung gleichwertig sein? Wie werden sich die Baukosten entwickeln? Und wie lässt sich ein bürgerschaftlicher Konsens für eine optimal nutzbare Stadthalle herstellen? Diese Fragen diskutierten wir am 14. Januar 2020 in einer Mitgliederversammlung. 49 Zuhörer*innen folgten dabei dem hervorragenden Vortrag von Alt-Stadtrat Albertus Bujard, Mitglied in unserem Ortsverein und Impulsgeber der Initiative „Konzertfreunde der Stadthalle“.
Die Initiative „Konzertfreunde der Stadthalle“ befürwortet zwar grundsätzlich, dass das denkmalgeschützte „Wohnzimmer der Stadt Heidelberg“ ertüchtigt wird. Sie wehrt sich aber gegen die unsensible Art, wie das Großprojekt von der Stadt Heidelberg und vom Architekturbüro „Waechter und Waechter“ ohne öffentliche Diskussion als alternativlos durchgesetzt werden soll. Klares Votum der Gäste an diesem Abend: Die Heidelberger Stadthalle muss behutsam saniert werden, mit Blick auf Kosten, Klima und Konzertgenuss!
Brief an das Regierungspräsidium Karlsruhe
Interessengemeinschaft Kultur- u. Konzerthaus Stadthalle Heidelberg (IG Ku&Ko)
vertreten durch
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans H. Gutbrod
Rummerweg 23, 69121 Heidelberg
[email protected]
Prof. Dr. Dr. h.c. Gutbrod, Rummerweg 23, 69121 Heidelberg
An die Regierungspräsidentin
des Regierungsbezirks Karlsruhe
Frau Sylvia Felder
Regierungspräsidium Karlsruhe
Betreff: Umbau der Stadthalle in Heidelberg
Heidelberg, den 22.10.2019
Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Felder,
der Beschlussvorlage Nr. 0077/2018/BV vom 13.3.2018 für den Gemeinderat der Stadt Heidelberg
entnehmen wir, dass das Regierungspräsidium in das Verfahren zum Umbau der Stadthalle einge-
schaltet werden soll. Dies gilt zumindest für die Genehmigung der zu gründenden Theater- und
Orchesterstiftung. Diese Beschlussvorlage finden Sie als Anlage 1 dieses Schreibens.
Ausgehend von der Annahme, dass Ihnen das angesprochene Projekt bekannt ist, möchten wir
Ihnen zwei Fragen zur Entwicklung der Planung für die Sanierung der Stadthalle stellen:
1. Fragen zum Wettbewerbsrecht
In der oben erwähnten Beschlussvorlage steht auf Seite 3.2 unter Punkt 3. Maßnahmengeneh-
migung Folgendes: „... Auf einen Architektenwettbewerb wurde verzichtet, da wesentliche ar-
chitektonische Veränderungen an der Bausubstanz nicht vorgesehen sind. Die Architektenleis-
tung ist Bestandteil der Großspende....“.
Nach 1,5 Jahren Planung liegt nun ein Vorentwurf vor (Anlage 2), der – wie sich erst jetzt her-
ausstellt –doch massive Eingriffe in die Substanz und die Innenform des Gebäudes vorsieht und
Investitionen von 32,9 Mio. € erfordert. Weitere Kostensteigerungen von bis zu 30% wurden
nicht ausgeschlossen. Darf ein so umfangreiches Bauprojekt ohne öffentliche Ausschreibung
durchgeführt werden? Liegt hier eine Umgehung deutschen oder europäischen Wettbewerbs-
rechts vor?
Ist unser Eindruck falsch, dass die Verpflichtung der Öffentlichen Hand zu Transparenz,
Gleichbehandlung und fairem Wettbewerb bei der Vergabe kommunaler Aufträge dieser Grö-
ßenordnung durch große Privatspenden und eine Stiftungskonstruktion umgangen werden
kann? Eine aktuelle Fassung der Stiftungssatzung ist öffentlich nicht verfügbar.
2. Fragen zum Denkmalschutz
Kann es sein, dass ein so bedeutendes Kulturdenkmal wie die Stadthalle mit der ehemaligen
Festhalle der Universität so massiv umgestaltet werden darf ohne eine ausführliche baurechtli-
che Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege Karlsruhe?
Welche Institution ist für die denkmalschützerischen Belange der Stadthalle derzeit und künftig
zuständig und wann kann mit dem Fachgutachten zum Denkmalschutz gerechnet werden, wel-
ches der Gemeinderat explizit beschlossen hat (Drucksache 0077/2018/BV, Seite 3.2,
Absatz 2). Ist es denkbar, dass die Stiftungskonstruktion eine unabhängige, dem Denkmal-
schutz verpflichtete Bewertung von Baumaßnahmen behindern könnte, weil das Heidelberger
Amt für Baurecht und Denkmalschutz weisungsgebunden ist?
In diesem Zusammenhang bitten wir Sie zu prüfen, ob die Verfahrensweisen in der oben beschrie-
benen Form rechtens sind und Bestand haben oder ob die Gefahr besteht, dass durch etwaige Ver-
fahrensfehler die großzügige Spende von Herrn Wolfgang Marguerre in ein falsches Licht geraten
könnte?
Abschließend möchten wir noch darauf hinweisen, dass drei der Unterzeichner dieses Schreibens
Mitglieder des die Planung begleitenden Experten- und Nutzerkreises sind, der vom Gemeinderat
berufen wurde (Drucksache 0019/2018/IV vom 22.01.2018).
Wir wenden uns an Sie, weil sich in Heidelberg die kritischen Stimmen mehren, die mehr Transpa-
renz beim Verfahren, aber auch mehr Ehrfurcht vor unserem kulturellen Erbe und damit eine behut-
same, denkmalschutzgerechte Ertüchtigung der Stadthalle einfordern (Anlagen 3 und 4).
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns möglichst bald Ihre grundsätzliche Einschätzung der
unseres Erachtens problematischen Vorgehensweisen geben könnten.
Mit Dank im Voraus verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
gez. Günter Braus, IG-Ku&Ko; Albertus Bujard, Altstadtrat, IG-Ku&Ko, Mitglied im Experten- und Nutzerkreis;
Jürgen Edler; IG-Ku&Ko, Prof. Hans Gutbrod, IG-Ku&Ko, Mitglied im Experten- und Nutzerkreis; Dr. Martin Kölle, LindA, IG-Ku&Ko; Dr. Karin Werner-Jensen, Vorsitzende Stadtteilverein Altstadt, IG-Ku&Ko, Mitglied im Experten- und Nutzerkreis
Antwort des Regierungspräsidiums
Brief an das Landesdenkmalamt Karlsruhe
Antwort des Landesdenkmalamts Karlsruhe
Anzeige
Folgende Anzeige in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 16./17.10.2019, die von über 400 Unterstützern unterschrieben worden ist, enthält einen Appell an den Oberbürgermeister und die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses:
„Musik und Denkmale bewahren Erinnerungen und Gefühle. ...“
Anne-Sophie Mutter, Star-Geigerin, bei der Aktion „KLANGRAUM - So klingt Denkmalschutz“
der DEUTSCHEN STIFTUNG DENKMALSCHUTZ
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner,
sehr geehrte Mitglieder des Haupt- und Finanzausschuss,
als Freunde der einzigartigen und denkmalgeschützten Heidelberger Stadthalle appellieren wir an alle Entscheider und Entscheidungsgremien, das Thema „Sanierung Stadthalle“ und hier vor allem die Ertüchtigung des Großen Saales sowie die Beseitigung des Rondells an der Ostseite der Stadthalle nochmals auf die Tagesordnung des Haupt- und Finanz-ausschusses zu setzen und neu zu beraten.
Da die Vorentwurfsplanung dem HAFA erstmals in seiner Sitzung vom 25.09.2019 als Tischvorlage vorgelegt wurde, war es unmöglich, die eklatanten Eingriffe in die Bausubstanz und deren Konsequenzen für die Kostenentwicklung und für die Erhaltung des historischen Erbes zu erkennen, geschweige denn, eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.
Ihrer Aussage, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, im HAFA am 25.09.2019, das Konzept sei bereits vor einem Jahr beschlossen worden, steht Ihr Auftrag entgegen, einen OPTIMIERTEN IST-ZUSTAND zu definieren, akustisch zu simulieren und anschließend beide Konzepte gegeneinander abzuwägen. Dies ist bis heute nicht geschehen.
Am 10.07.2019 haben Sie im Beisein von Herrn Bürgermeister Heiss und Herrn Schiemer mündlich zugesichert, dass die vom Gemeinderat in den Experten- und Nutzerkreis berufenen Mitglieder der „Interessengemeinschaft Kultur- und Konzerthaus“ gemeinsam mit Architekt und Akustiker einen OPTIMIERTEN IST-ZUSTAND definieren und das Resultat einschließlich einer Akustik-Simulation im HAFA vorstellen sollen.
Als engagierte und kulturinteressierte Bürger unserer Stadt und Region erwarten wir, dass nicht nur die Vorentwurfs-pläne, sondern auch die vom Gemeinderat angeforderten Fachgutachten zu den Bereichen Akustik, Statik und Denkmalschutz veröffentlicht werden. Eine Veröffentlichung macht allerdings nur dann Sinn, wenn sich die daraus entwickelnde Diskussion auf das bisher unter Verschluss gehaltene Planungsergebnis auswirken kann.
Wir sind davon überzeugt, dass durch den Verzicht auf Hubböden im Zuschauerbereich die damit verbundenen finanziellen und statischen Risiken vermieden und die geplanten Kosten im Rahmen der großzügigen Spende von Herrn Marguerre weit-gehend eingehalten werden können. Wie das ergänzende Akustikgutachten nachweist, kann eine schonende Ertüchtigung des Großen Saals dieselbe verbesserte Akustik erzielen wie der Umbau mit den geplanten massiven Eingriffen in die Bausubstanz, die mit unseren Vorstellungen von Denkmalschutz unvereinbar sind. Durch intelligentere Lösungen lassen sich unnötige Investitionen vermeiden und das historische Erbe erhalten.
Siegfried Angermüller· Dorothea Anselm · Bärbel Arnold · Dr. Bernd Arnold Gerti Aupor-Schoener· Peter Bachmayer Michael Bacht · Gerda Baierle · Reinhard Baierle · Dr. Werner Balzer · Martin Bartels · Dr. Xenia Baumeister · Barbara Bechtel · Robert Bechtel · Elsa Becke, Bezirksbeirätin · Karla Beinke · Anneliese Berend · Beate Berger · Dr. Maren Beth-Hübner · Kirsten Bews · Peter Bews · Dr. Eva Bischoff · Dr. Reinhard Bodemeyer · Dr. Emanuela Bonaldi-Kähler · Andreas Brauneisen · Michael Braunwarth · Günter Braus · Doris Braus-van Essen · Bodo Bremer · Elmar Bringezu · Monika Broska · Heinz Brucker · Ursula Brucker · Peter Buchner · Albertus Bujard, Alt-Stadtrat · Silke Burgy · Ralf Busch · Waseem Butt, Stadtrat · Fritz Butzke · Dr. Regine Buyer, Bezirksbeirätin · Roswitha Claus · Colette Dahlem · Werner Dahlem · Ulrich Dannenbaum · Elke Datow · Gisela Datow · Wulf Datow · Abraham de Wolf · Heinz Delvos · Hans-Joachim Denhard · Gisela Döbbeling · Daniel Dragmanli · Ulrike Duchrow, Alt-Stadträtin · Gertraud Dücker · Johanna Eberhard · Eva-Maria Eberle · Prof. Dr. Kurt Eberle · Ulrich Eckert · Martina Edler · Jürgen Edler · Felix Edler · Christoph Egerding-Krüger · Ingo Enderlein · Barbara Englert · Regina Erbel-Zappe · Ute Esser · Petra Fath · Gabi Faust-Exarchos, Alt-Stadträtin · Nadja Fetzer · Traudel Feuerborn · Jochen Flamme · Dr. Brigitte Flickinger · Birgit Frank · Claudia Franz · Ingeborg Fresquet Serret · Sigrid Fried · Prof. Dr. Johanes Fried · Maria Fried · Eckhart Fritzemeyer · Fides Frühwirth · Sieglinde Fuchs · Uschi Füller · Dr. Alex Füller · Monika Funke · Wolfgang Gallfuß · Gertrud Gassert-Molling · Ulrich Gebhard · Gilberte Gebhard-Peffen · Hans Gehrig · Marjette Gehrig · Marliese Genthner · Prof. Hans Gercke · Rosi Gercke · Dr. Katharina Glassen · Samir Glassen · Vera Glitscher-Bailey · Gisela Glück · Dr. Jochen Goetze · Heidi Goetze · Andreas Gottschalk · Dr. Harro Grabolle · Gerd Guntermann, Bezirksbeirat · Ursula Gutbrod · Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Gutbrod · Christa Haars Dr. Hans Hachmann · Gisela Hachmann-Ruch · Peter Hacker · Karin Hall · Christel Hammerstein · Dr. Heiner Hampsch · Margit Harbich · Oskar Harbich · Stephanie Harkom · Matthias Hartmann · Heike Hauck · Frank Heide · Heike Heinstein · Dieter Heinstein · Gabriele Heinstein · Brigitte Heinzerling · Barbara Heller · Marianne Heller · Dr. Volker Helmstädter · Doris Hemler · Brigitte Henkel · Karla Herion · Peter Herion · Rolf Herrmann · Christa Herrmann · Dr. Paul Herrmann · Heidi Herrmann · Dr. Rainer Herrmann · Eva Herzhauser · Sokratis Herzhauser · Susanne Hesse · Arwed Hesse · Dr. Fritz Heuer · Karla Heuer · Klaus Heuser · Cornelia Heuser · Dr. Susanne Himmelheber · Elisa Hipperte, Bezirksbeirätin · Eva Hoffmeister · Barbara Hohenadl · Prof. Dr. Tonio Hölscher · Ulrike Holzwarth-Raether · Wolf Hoppe · Anna-Regine Hoppe · Michael Hornberger · Dr. Christian Hörner · Prof. Dr. Axel Horsch · Dr. Slobdanka Horsch · Jürgen Hotz · Sibylle Hubach · Wenzel Hübner · Dr. Werner Jahn · Dr. Antje Jantz · Regula Jensen · Peter Jost · Dr. Markus Käfer · Gerlinde Karcher · Robert Kari · Ute Kari · Verena Keck · Bettina Keene-Rauterberg · Charles Keene-Rauterberg · Ursula Kern · Heile Kessler · Luitwin Kiefer · Georg Klein · Françoise Kloepfer-Chomard Claudia Köber · Dr.-Ing. Peter Koepff, Ehrensenator der Uni HD · Dr. Karin Koepff · Helga Köhler · Fritz Köhler · Dr. Martin Kölle · Christoph Kölmel-Sracke · Dr. Horst Köppel · Erna Köppel · Gernot Kral · Prof. Dr. Peter Krammer · Dr. Christine Kratzert · Hans Kratzert · Gabriele Kraus · Kora Krimphove · Prof. Dr. Lenelis Kruse-Graumann · Christopher Kuck · Christiane Kuck · Harald Kuck Susanne Kuckuck · Hildegard Kuentzel Dr. Heinrich Kuentzel · Dr. Bernhard Kuhn · Heidemarie Kunz · Horst Karl Kunz · Dr. Sigrid · Kupsch-Losereit · Wolfgang Lachenauer, Stadtrat · Jutta Lachenauer· Hildegard Lacroix· Anne Lambert· Marliese Lambert · Dr. Annette Lamprecht Dr. Anna Lauer · Joachim Legler · Marie-Louise Legler · Edith Lehmann · Dietlind Lehmann · Cornelia Leinberger · Peter Leinberger · Prof. Dr. Sabine Leipolz-Angermüller · Anne Leitz · Michael Leitz · Antje Lerche · Udo Leuschner· Hans-Werner Lindgens · Nicola Lindgens · Ingrid Lohrmann · Hans-Henning Lotze · Wolfgang Luckenbach Dr. Helmut Lüdeke · Edeltraud Lüdeke · Burkhard Lutzmann · Ursula Lutzmann · Julius Lutzmann · Ingeborg Maerzke · Helmut Maerzke · Stefanie Maerzke · Dr. Friedrich Maier-Metz · Dr. Monika Mainzer · Ulrike Marcks · Gisela Märtens · Dieter Mathes · Ute Mattern · Philine Maurus · Gudrun S. Meissner · Dr. Gudrun Meybier · Wilfried Meyer · Eva-Maria Meyer-Dammann · Ellen Möller · Ruth Moser · Karlheinz Mott · Klaus Muelder · Nane Muelder-Bruns · Claudia Mühleisen · Ingeborg Müller · Alfred Müller · Dorothea Müller-Frauenfeld · Birgit Müller-Reiss · Charlotte Müller-Strommenger · Prof. Dr. Christoph Mundt · Dr. Dörthe Mundt · Dr. Wilhelm Nebe · Reiner Nimis, Alt-Stadtrat · Dr. Dietmar Nissen · Edit Nissen· Margrit Nissen,Alt-Stadträtin· Jürgen Nödel· Petra Nödel· Ivana Nolli-Meyer· Michael Odenwald· Dr. Gerd Olbrich · Dr. Thomas Paeffgen · Bernd Panizz i · Franziska Panizzi · Marlen Pankonin · Lore Pape · Dorothea Paschen, Alt-Stadträtin · Peter Pausch · Christa Pfaff · Dr. Peter Pfaff · Susanne Pfisterer Monika Planz-Jost · Dr Thomas Plieninger · Ekkehard Popp · Ulrike Pyrkosch · Gabriele Radecke · Michael Radecke · Paul Reich · Wilhelm Reichart · Eva Reinhardt · Dr. Frank Reuter · Diethild Rey · Friederike Riedesel · Gabriele Riedke-Dschangaei · Lisa Rohrwasser · Dr. Andrea Roland · Marion Romer · Michael Rosler · Prof. Dr. Arnold Rothe · Sibylle Rothe · Fred Ruppert · Angela Ruppert · Isabel Ryder-Grabolle · Uschi Salmony · Dr. Michael Salmony · Jürgen Sauer · Dr. Volker Schaffhauser · Heinke Schaffhauser · Isolde Scheuermann-Kirschbaum · Dr. Eberhard Schick · Erika Schillings · Franz Schillings · Monika Schlär-Karcher Hilde Schlautmann-Dobler · Franz Schlechter · Dr. Maria Schmidbauer · Dr. Hildgund Schmidt · Brigitta Schmidt · Christiane Schmidt-Sielaff, Alt-Stadträtin· Harald Schmidt-Sielaff · Susanne Schnaidt · Manuel Schnee · Wolfgang Schneider · Dr. Manfred Schneider · Elke Schneider · Martin Schoener · Dr. Hartmut Schoenmakers · Renate M. Scholz · Peter Schramm · Edith Schramm · Klaus Schrötel · Lydia Schrötel · Marlies Schuchardt · Astrid Schuhmacher · Helga Schuler · Dr. Wolgang Schuler · Hartmut F. Schwarze · Dr. Walter Schweizer · Dr. Margarethe Schweizer · Uta Schwertner · Irene Seifert-Ipsen · Sigrun Seiler · Elke Sessar · Luise Siebke · Peter Sigmann · Lauri Sikiö · Günther Sippl · Gabriela Skolaut · Dr. Werner Skolaut · Pjotr Skroban · Ursula Soell · Prof. Dr. Hartmut Soell · Dr. med. Gabriele Soyka · Dr. Edgar Stahl · Friedhelm Stähle · Melanie Steiert · Hilde Stolz, Stadträtin · Dieter Strommenger · Margott Stürzbecher-Schultke · Annegret SwingStep Team · Dr. Edgar Szahl · Edda Tews · Gerti Textor-Schneider · Dr. Annette Trabold, Alt-Stadträtin· Sigrun Uhrig · Prof. Dr. Rolf Verres · Christoph Vey · Birgit Vey-Hegemann · Ludger Vlatten · Lore Vogel · Günter Vogt · Dorothea von Albrecht · Oliver von Düsterloh · Regina von Einsiedel · Prof. Dr. Thomas von Holst · Sigrid von Holst · Olegard von Seyfried · Michael von Seyfried · Nera Vukovic-Bringezu · Gerd Wagner · Prof. Dr. Jürg Wassmann · Prof. Dr. Klaus Wayß · Karin Weber · Wolfgang Weber · Dr. Claudia Weber-Berger · Dr. Arnulf Weiler-Lorentz, Stadtrat · Dr. Regine Weinkauff · Prof. Dr. Arnold Werner-Jensen · Dr. Karin Werner-Jensen, Alt-Stadträtin· Larissa Winter-Horn, Stadträtin · Elke Wistaedt · Dr. Carolin Wittmann · Uta Wolf · Thomas Wolf · Gesche Wolf-Zimper · Dr.-Ing. Erich Zahn · Dr. Helmut Zappe · Hiltraud Zell · Dr. Klaus Zimmermann · Gundula Zitzlaff · Dr. Frank Zitzlaff · Andreas Zoeltner V.i.S.d.P. Günter Braus
Die Initiatoren des Offenen Briefes beabsichtigen eine Diskussion und ein Überdenken der geplanten Umbauten im Großen Saal der Stadthalle zu erreichen, um bewusst zu machen, wie gravierend die Eingriffe besonders durch Hubböden sein werden. Wir befürworten eine sensible Sanierung des Großen Saales und die Bewahrung des historischen Erbes.
Mit einer Spende auf unser Spendenkonto bei Bürger für Heidelberg unterstützen Sie die Kosten dieser Aktion (Spendenquittungen werden ausgestellt): IBAN: DE 11 6725 0020 0009 3049 24. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition: www.openpetition.de/petition/online/stadthalle-sensibel-sanieren
Online-Petition
Am 14.11.2019 starteten wir folgende Online-Petition:
Begründung
Der Gemeinderat hat am 12.04.2018 auch die Anlage 09 beschlossen:
„Basierend auf der durchzuführenden Analyse des IST-Zustands und dessen Optimierung können verschiedene Konzepte einander gegenübergestellt werden.“
Diese Forderung des gesamten vom Gemeinderat berufenen Experten- und Nutzerkreises wurde zwar umgesetzt – aber ohne Beteiligung unserer Mitglieder in diesem Gremium. Nicht umgesetzt wurde jedoch die Zusage des Oberbürgermeisters, einen gemeinsam entwickelten Optimierten IST-Zustand von Vertretern unserer Initiative im Haupt- und Finanzausschuss erläutern zu lassen.
Wesentliche Merkmale des zu entwickelnden Optimierten IST-Zustands im Großen Saal:
· Annähernde Gleichwertigkeit der Akustik im bisher unvollständig entwickelten Optimierten IST-Zustandes mit
den Akustik- Werten des Waechter-Konzeptes (z. B. Nachhallzeiten identisch). Weitere Verbesserungen möglich
· Beseitigung aller die Akustik verschlechternden Materialien (Vorhänge, Teppichböden etc.)
· Neue akustik-optimierte Bestuhlung, evtl. in neuer Anordnung
· Schallreflektoren und akustik-verbessernde Wandmaterialien – wo immer sinnvoll
· Vergrößerung des Saalvolumens durch Öffnung der Decken über den Seitenbalkonen, die Zustimmung der
Denkmalbehörden vorausgesetzt
· Maßvolle Erhöhung der hinteren Parkettreihen unter dem Mittelbalkon durch geeignete Maßnahmen
· Bühne bleibt im Wesentlichen an gewohnter Stelle, erhält aber flexibel einsetzbare Hubböden
· „Ungünstige Klangverhältnisse“ neben und hinter dem Orchester werden vermieden (s. Bild oben)
· Maximale Barrierefreiheit auf ebenem Saalboden
· Kürzere Bauzeit, da z. B. der Saalboden nicht wie beim Waechter-Konzept abgerissen werden muss
· Raumgewinn im Kellergeschoss, weil der Saalboden nicht wie im Waechter-Konzept abgesenkt werden muss
· Keine Beschädigung der denkmalgeschützten, historischen Bausubstanz
· Erhalt der von Besuchern, vielen Orchestern und Interpreten geschätzten festlichen Atmosphäre und des
traditionellen Ambientes
„Musik und Denkmale bewahren Erinnerungen und Gefühle“
Anne-Sophie Mutter, Star-Geigerin
Unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift unsere Forderung nach einer sensiblen Sanierung und erneuten Beratung darüber in den zuständigen gemeinderätlichen Gremien – auch wenn Sie zu den bisher über 400 Unterstützern gehören, die dem Offenen Brief an den Oberbürgermeister und die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschuss bereits zugestimmt haben:
www.openpetition.de/petition/online/stadthalle-sensibel-sanieren
Interessengemeinschaft Kultur- & Konzerthaus Stadthalle (IG-Ku&Ko)
Kommentierung und Bewertung des am 7. Jan. 2019 übermittelten Berichts Nr. M124289/02
der Müller-BBM GmbH
Heidelberg, den 21. Jan 2019
Inhalt
A. Analyse des Müller-BBM-Gutachtens vom 18. Dez. 2018
B. Optimierter IST-Zustand
C. Risikoanalyse
D. Machbarkeit / Kosten- Nutzen-Analyse
E. Projektentwicklung und Verfahrenstransparenz
F. Fazit
A. Analyse des Müller-BBM-Gutachtens vom 18. Dez. 2018
zu 1 Vorbemerkungen und 2 Grundlagen:
Bevor wir in die detaillierte Analyse des Akustik-Gutachtens der Firma Müller-BBM eingehen, müssen
wir leider feststellen, dass die von Müller – BBM durchgeführte Machbarkeitsstudie gezielt als Grund-
lage für die Planung der Umbaumaßnahmen des Großen Saales nach der Konzeption von Waechter und
Waechter erfolgte, nicht jedoch für einen zu optimierenden IST-Zustand, wie er in der Stellungnahme
des Experten- und Nutzerkreises an den Gemeinderat gefordert wurde (Anlage 09 zur Drucksache
0077/2018/BV). Diese Stellungnahme beinhaltete, eine Analyse des IST-Zustands und dessen Optimie-
rung zu erstellen und diese den verschiedenen Waechter-Konzepten gegenüberzustellen.
Wir stellen fest, dass Müller-BBM die „Stellungnahme des Experten- und Nutzerkreises zum Stadthal-
lenkonzept vom 21. März 2018 (Anlage 09 zur Drucksache 0077/2018/BV)“ nicht erhalten hat, denn sie
ist in seinem Punkt 2 „Grundlagen“ nicht erwähnt. Sollte ihm diese Unterlage doch übergeben worden
sein, wurde sie anscheinend nicht als gleichberechtigte Grundlage der Aufgabenstellung betrachtet. Die
Stellungnahme des Experten und Nutzerkreises legen wir diesem Dokument nochmals bei.
Wir wiederholen daher unsere Forderung, dass das detaillierte Akustikgutachten die Schwachstellen und
deren stufenweise Beseitigung aufzeigen muss, damit die optimale Akustik eines korrigierten IST-
Zustandes in der Stadthalle aufgezeigt wird.
zu 3 Beschreibung des Saals im Bestand
Für ein Akustikgutachten von Qualität fehlt hier die Analyse der Wand-Materialien (Reflexions- und
Absorptionsflächen). Eine Beschreibung gerade dieser Flächen wäre in einem Abwägungsprozess sehr
wichtig, da sich Wandflächen am leichtesten in Material und Oberflächenstruktur umgestalten lassen,
um sie anschließend mit der historischen Farbe zu überziehen und somit den Dekor des festlichen Rau-
mes zu erhalten.
Es wird lediglich erwähnt, dass die Materialeigenschaften der einzelnen Oberflächen später noch „ge-
nauer zu betrachten sind“.
Machbarkeitsstudien und Vorkonzepte im Kontext mit einer Untersuchung der Raumakustik bedeuten
normalerweise auch die Betrachtung von Abwägungsprozessen zwischen technischer Machbarkeit und
Rahmenbedingungen, die aus der Beachtung des Denkmalschutzes und spezieller Nutzungen resultie-
ren. Das vorgelegte Gutachten beschränkt sich auf die Nutzung als Konzertsaal unter rein technokrati-
scher Betrachtung von Umbaumaßnahmen. Nicht betrachtet und auch nicht in einem Abwägungsprozess
mit einbezogen sind:
− der hohe Denkmalschutzwert des historischen Großen Saals aufgrund besonderer Gestaltungsele-
mente wie Stuckaturen, Beleuchtung etc.
− die Nutzung als Heidelbergs größte und schönste Halle für festliche Bälle, besondere Kongresse
oder Empfänge von großer Bedeutung
− auch andere Veranstaltungen wie Schauspiel, Tanz, Ballett oder Konzerte auf der für das Welterbe
der UNESCO bedeutsamen Orgel
In keinem der vorgebrachten Punkte (Abschnitte 3-10) werden denkmalschutzrechtliche Anforderungen
angesprochen oder gar ein Abwägungsprozess mit unterschiedlichen Varianten dargelegt. Wir halten
dies für einen grundsätzlichen Fehler eines Gutachtens, welches als Machbarkeitsstudie und Vorkonzept
betrachtet wird.
Das eigentliche Gutachten beginnt auf S. 6 mit Pkt. 3 als Beschreibung des Saales im Bestand. Hierbei
geht es um eine rein technische Beschreibung, wie z.B. um das Volumen oder die Raumgeometrie. Mit
keinem Wort erwähnt sind die wichtigen historischen und unter Denkmalschutz stehenden Details ein-
schließlich der Orgel.
Kurz erwähnt werden natürlich auch die verkaufbaren Plätze, die später im Gutachten um ca. 24% redu-
ziert werden, was zu einer Verteuerung der verkaufbaren Plätze führen muss oder zu einem höheren
städtischen Zuschuss.
zu 4 Saal in der Konzeptplanung
Wir als Mitglieder des Experten- und Nutzekreises kennen dieses Konzept nur in Form von Skizzen. Es
stellt für uns kein Konsenskonzept dar. Wir lasten das nicht der Firma Müller-BBM an. Deshalb üben
wir hier nur grundsätzlich Kritik an diesem Konzept.
zu 5 Geplante Nutzung des Großen Saals
Auf S. 9 wird noch einmal die geplante Nutzung des großen Saals erläutert:
− Kammermusik
− Lied-Rezitale
− spätromanische Orchesterwerke mit großen symphonischen Besetzungen
In diesem Nutzungskonzept von Waechter und Waechter scheint die Nutzung für festliche Bälle, besondere Kongresse oder Empfänge von großer Bedeutung – jeweils mit unterschiedlicher Bühnengeometrie
(siehe Pkt. 8.3 Geometrie Podium) nicht berücksichtigt zu sein. Dasselbe gilt für andere Veranstaltungen wie Schauspiel oder Tanzaufführungen
Diese Nutzungseinschränkung ist unseres Erachtens nicht im Sinne des Gemeindesrates (siehe
0077/2018/BV vom 13.03.2018).
zu 6 Akustische Anforderungen
Die Akustik von Konzertsälen ist keine genaue Wissenschaft, sondern erfordert große Erfahrung. Das Gutachten enthält deshalb auch an vielen Stellen nur Abschätzungen und Vermutungen. Phänomenologisch wurde gefunden – mit Ausnahme einiger historischer Säle (-so Müller BBM Seite 10) – dass es eine Relation zwischen Raumvolumen und Zahl der Zuhörer im Raum gibt.
Der Ist-Zustand der Stadthalle hat demnach eine Volumenkennzahl von 7.1 m3/Person, das Konzept von Waechter und Waechter kommt auf 8,0 m3/Person. Diese Kennzahl wird nur erreicht, indem das verkleinerte Konzeptvolumen von 8600 m3 durch eine stark verminderte Zahl von 980 Sitzplätzen und 90 Musikern geteilt wird. Der Ist-Zustand bietet in 8.900 m3 Sitzplätze für 1.172 und 90 Musiker. Wenn man diese Kennzahl blind nimmt und die Anzahl der Personen auf 980 + 90 reduziert, dann kommt die heutige Stadthalle auf eine Volumenkennzahl von 8.3, besser als das neue Konzept. Gewünscht sind aber Werte von 10-12 m3/Person. Die reduzierte Zuhörerzahl aber führt zu einer Erhöhung der Ticket-preise um 20%. Eine mögliche Polarisierung innerhalb der Nutzergesellschaft für den Konzertbesuch sollte u. E. vermieden werden.
Ab Pkt. 6.1 werden Fragen des Raumvolumens besprochen. Dargestellt wird zunächst die Verkleinerung des Volumens vor allem durch den geplanten Durchgang an der Nordseite des Saales. Demgegenüber wird als Volumengewinn die Absenkung der Parkettebene dargestellt, obwohl sie im Konzertfall mit absorbierenden Zuhörern aufgefüllt wird. Diese Darstellung als relevanten Volumengewinn – ohne ihn zu quantifizieren – ist nicht akzeptabel.
Des Weiteren wird die Qualität der Sichtverhältnisse als Parameter angeführt, um eine gute Direktschallversorgung für das Publikum zu bekommen. Auch diese Darstellung ist fragwürdig, denn viel wichtiger als die „Direktschall-versorgung“ ist der Klang, der aus dem Volumen und den Reflexionsflächen an den Wänden hervorgebracht wird (vergl. historische Konzertsäle in Europa).
Müller-BBM betont im Punkt 6.2, dass eine zu starke Sitzreihenüberhöhung im vorderen und mittleren
Parkettbereich zu vermeiden sei, damit die Klangausbreitung vom Podium in den Saal nicht behindert
wird.
Ein Vergleich mit einer Vielzahl anderer Konzertsäle wäre hier sehr vorteilhaft. Wohl 98% aller deutschen und internationalen Konzertsäle haben ein ebenes Parkett und glänzen trotzdem mit einer hervorragenden Raumakustik (Wien, Berlin, München, Wuppertal etc. etc.). „Weinbergähnliche“ Absenkungen des Parketts werden selbst in ganz modernen Sälen kaum ausgeführt, da die Nutzungsbeschränkungen im Alltag zu groß sind. Wir schlagen hier vor, dass das Gutachten ergänzt wird um eine Auflistung historischer Säle, darunter auch die in 6.1 angeführten, aber nicht konkret benannten historischen Säle „mit sehr guten raumakustischen Verhältnissen“.
In diesem Zusammenhang wird als positiv erwähnt, dass die guten Sichtlinien durch Überhöhung der
Sitzreihen an den Seiten und dem Rang zur Qualität beitragen. Wir stellen dies ausdrücklich in Frage, da
die extreme, nicht historische Überhöhung der Sitzreihen im Rang die dahinter liegenden Putzflächen
und großen Spiegeltüren als Reflexionsflächen beeinträchtigen. Ist hier die Denkmalpflege konsultiert
worden?
Weiterhin betont Müller-BBM im Punkt 6.2, dass eine zu starke Sitzreihenüberhöhung im vorderen und
mittleren Parkettbereich zu vermeiden sei, damit die Klangausbreitung vom Podium in den Saal nicht
behindert wird.
Ein Vergleich zu einer Vielzahl anderer Konzertsäle wäre hier sehr vorteilhaft. Wohl 98% aller deutschen und internationalen Konzertsäle haben ein ebenes Parkett und glänzen trotzdem mit einer hervorragenden Raumakustik (Wien, Berlin, München, Wuppertal etc. etc.). „Weinbergähnliche“ Absenkungen des Parketts werden selbst in ganz modernen Sälen kaum ausgeführt, da die Nutzungsbeschränkungen im Alltag zu groß sind. Wir schlagen hier vor, dass das Gutachten ergänzt wird um eine Aufzählung mit kurzer Bewertung der berühmtesten Säle Europas.
zu 7 Akustische Situation im bestehenden Großen Saal
Die durchgeführten Messungen in der Stadthalle mit 4 Sendern ergaben eine ziemlich günstige Verteilung der Messgrößen. Der Bericht zeigt auf: ‚Bei der Sanierung und Optimierung des Großen Saals sollten daher Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung mit frühen Reflexionen für die Plätze auf und unterhalb des Rangs vorgesehen werden’.
In diesem Kapitel wird die Nachhallzeit beurteilt. Hier wird zunächst die Technik der Messung beschrieben – und dass diese z.B. bei zugezogenen Vorhängen geschah. Warum die von Vorhängen befreite Lösung nicht untersucht wurde, ist nicht erläutert. Erstaunlich ist jedenfalls, dass auf S. 16 die gemessenen Werte des Bestandes als gut beschrieben werden. Feststellung auf Seiter 14: „Ein wesentliches akustisches Verbesserungspotential besteht daher in einer Reduzierung der Sitzplatzkapazität……“ Wie weiter oben gezeigt, führt das im IST-Zustand durch eine Reduzierung der Sitzplätze zu einem dem Waechter und Waechter-Konzept überlegenen Ergebnis von 8,3 m/Person
Als Sonderproblem wird auf den Geräuschpegel durch die vorhandene Lüftung eingegangen. Selbstverständlich muss die Lüftung im Bestand verbessert werden. Dies funktioniert am einfachsten durch Vergrößerung der Auslassquerschnitte. Für die historische Gestaltung des Saales bieten sich Auslassöffnungen in den Randbereichen des Bodens oder der Wände und das Verziehen der Lüftungsrohre im Untergeschoss an. Bei Lösungen mit Podien erscheint dies eher unmöglich, sodass hier andere Lösungen vom Gutachter zu präsentieren wären.
zu 8 Geometrische Analyse – Bestand und Konzeptplanung
In Kap. 8 wird die schon erwähnte geometrische Analyse noch einmal verdeutlicht. Hier wird das akustisch wirksame Raumvolumen beleuchtet, welches nach der Planung von Büro Waechter + Waechter um ca. 300 m3 nachteilig verändert würde. In diesem Zusammenhang ist übrigens die angeführte Volumenvergrößerung durch Hinzunahme des Raumanteiles unter der Orgel bis zur südlichen Außenwand der Stadthalle als angekoppeltes Volumen fragwürdig. Einer kritischen Betrachtung wert ist auch die Darstellung der Volumenvergrößerung im Grundriss, wo die Fläche unter der Orgel voll positiv dargestellt wird im Gegensatz zu früheren Äußerungen.
Genauso kritisch sehen wir die erwähnte Darstellung der Sichtlinien und der Direktschallverteilung auf S. 20 in Abb.8. Dies ist u. E. eine Irreführung, denn die in erster Reihe Sitzenden (grün gefärbt) sehen vor allem die Beine der Musiker. Diese Interpretation der Qualität ist u.E. tendenziös. Die Farbverteilung der Abb. 8 decken sich nicht mit dem konkreten Erleben der Konzertbesucher (IG-Ku&Ko ).
Im neuen Konzept ist auf jeden Fall die extreme Überhöhung der Sitzreihen auf dem Rang (Abb. 9) mit den negativen Auswirkungen für die Reflexion der dahinter liegenden Flächen und die optische Verdeckung der denkmal-geschützten Wände, Spiegeltüren und anderer architektonischer Details zu erkennen. Dem Schlusssatz „Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Konzeptplanung im Hinblick auf die Sichtlinien und die Direktschallversorgung eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem Bestand darstellt.“ können wir allenfalls in Bezug auf die Sichtlinien zustimmen, da sich der Direktschall auf eine große Zahl von Sitzplätzen negativ auswirkt..
Unter Pkt. 8.3 wird noch einmal die Geometrie der Podien beschrieben – mit Skizze, die deutlich zeigt, wie proble-matisch sich die Architektur auf die festliche Stimmung des Saales auswirken wird. Wenn man Fotografien der heutigen Situation daneben hält, so erkennt man deutlich die von uns oben beschriebene Problematik – einschließ-lich der verlängerten Säulen und der Zuhörer unter der Orgel.
Die in höhenverstellbare Kreissegmente aufgeteilte Podiumstopographie kann wohl für die klassischen Orchester dienlich sein, erfüllt aber nicht den Bedarf anderer Stadthallennutzer, wenn sie von variablen Bühnenböden sprachen. Sie sieht keine Variante vor, die eine Bühnensituation wie bisher zulässt (rechteckige Form). Diese ist aber für Theateraufführungen und Bälle mit Darbietungen oder Orchester unerlässlich.
zu 9 Konzeptplanung – Raumakustische Simulationen
Die Computer-Simulationen erfolgte für zwei auf dem Podium verteilte Sendepunkte. In den Bildern 13, 14, 15 gerechneten Werte kommen aus einer einzigen Zentralquelle vom Stand des Konzertmeisters. Dies halten wir für eine Einschränkung der Analyse. Zwei Fragen stellen sich deshalb zu dem Verfahren der Akustikanalyse:
a) Wie gut bestätigen die gemessenen Daten des IST-Zustands die Aussagen des für das neue Konzept
angewendeten Simulations-Modells?
b) Warum wurden die Simulationen nur mit einer Zentralquelle vom Platz des Konzertmeisters gemacht, wo doch
ein Orchester – ein ausgedehnter Klangkörper – die Höhen mehr links und die Tiefen mehr rechts erzeugt. Ein
gutes Simulationsmodell kann das sicher darstellen.
Wir beobachten eine inhomogene Verteilung der Simulationswerte und denken, dass diese durch die Simulation mit einer Punktquelle verursacht ist.
zu 10 Fazit - Chancen und Optimierungsmöglichkeiten der Konzeptplanung
Ab Pkt. 10 wird resümiert, dies aber wiederum ohne die geringste Erwähnung von denkmalschutzrelevanten Anforderungen, welche ja die Grundlage des Gutachtens sein soll, die aber das präsentierte Gestaltungskonzept nicht erfüllt.
An erster Stelle werden hier das ansteigende Parkett und die deutlich steilere Anordnung der Zuhörerplätze auf dem Rang genannt.
Ferner ist als Gestaltungsvorschlag gegenüber dem Bestand die Reduzierung der Zuhörerplätze als optimales Instrument zur Steigerung der Volumenkennzahl beschrieben. Dieses Verbesserungspotential ist gleichermaßen in einem optimierten IST-Zustand nutzbar.
Die Feinstruktur des Nachhalls soll dem Bericht nach noch in einer Reflexionsflächenoptimierung untersucht werden – bei gleichzeitiger Einplanung von geeigneten akustischen Deckenreflektoren. Waechter + Waechter schlagen vor, die trompen- oder tonnenförmig gewölbten Architekturteile zu verändern, um „negative Fokussierungseffekte“ zu vermeiden. Dies halten wir für gefährlich, da diese historischen Architekturteile aus guten Gründen so eingebaut wurden – wie auch in vielen anderen Konzertsälen und Theatern – gerade um als effektive Schalltrichter zu fungieren.
zu 11 Erweiterte Untersuchung zu einer Volumenvergrößerung
Ab S. 33 wird eine erweiterte Untersuchung zur Volumenvergrößerung beschrieben. Hier wird in Erwägung gezogen, über dem oberen Rang die Stuckaturen der historischen Deckenfelder sowie die historischen Lampen zu entfernen zugunsten einer Verbindung zum Dachraum und bei gleichzeitiger Entfernung der Begrenzungswand des Dachraumes zum oberen Raum des großen Saales. Dieser Umbauvorschlag bedeutet einen enormen Eingriff in die denkmalgeschützte historische Substanz und in die festliche Anmutung des Saales. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Denkmalpflege dieser Lösung zustimmen würde. Hinzu kommt die kritische Auseinandersetzung des Gutachters mit der Frage, ob eine Ankopplung dieses Zusatzvolumens an das Hauptvolumen überhaupt wirkungsvoll gelingen kann. Unseres Erachtens sollte dieser Umbauvorschlag als Alternative in eine Konsensplanung einbezogen werden. Auch eine Abwägung zwischen entstehenden Kosten und erreichbarer Vergrößerung des wirksamen Volumens wäre vorzunehmen.
Auf S. 36 wird noch einmal auf die Frage von Schallreflexion und Absorption eingegangen. Genannt werden hier als architektonische Lösung: glatte Betonwände, Mauerwerkswände oder Gipskartonvekleidungen. Auch diese Gestaltungsvorschläge sollten unbedingt mit den von uns vorgeschlagenen Analysen des Bestands und seiner Oberflächenqualitäten verglichen werden, bevor denkmalrelevante Details zerstört werden. Erwähnt sind hier nochmals die Koppelflächen über dem Rang. Die historischen Stuckaturen und abgehängten Lüster sollen durch offene „Gitterstrukturen“ ersetzt werden, was mit Denkmalschutz kaum vereinbar ist.
Abschließend müssen wir feststellen, dass dem Gutachten nur ein Planungskonzept ohne Varianten und ohne Abwägungsprozesse zu Denkmalqualitäten zugrunde liegt. Das Gutachten zeigt auch deutlich, dass trotz immensen Aufwandes die Akustik nur geringfügig verbessert wird im Vergleich zum Bestand, da das Saalvolumen zu klein ist, um ohne Reduzierung der Zuhörerplätze eine deutliche Verbesserung der Volumenkennzahl zu erreichen.
B. Optimierter IST-Zustand
In der Stellungnahme des Experten und Nutzerkreises für den Gemeinderat (Anlage 09 zur Drucksache 077/2018/BV) wurde eine Analyse des IST-Zustands und dessen Optimierung gefordert, um ihn den verschiedenen Waechter-Konzepten gegenüberzustellen. Dieser Forderung des Experten- und Nutzerkreises wurde nicht entsprochen. Dennoch lässt sich aus den von Müller-BBM beschriebenen Verbesserungsmaßnahmen eine schrittweise Optimierung des Ist-Zustandes ablesen. Wir (IG- Ku&Ko) befürworten Maßnahmen dieser Art bzw. haben einige davon bereits 2017 vorgeschlagen, da sie nicht in die historische Substanz eingreifen.
B1 Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik im Bestand (Großen Saal)
1. Schallabsorption durch Personen: „Reduzierung der Zuhörerkapazität,“ z.B. durch Reduzierung von ohnehin
schlechten Plätzen oder von Stehplätzen und Vermehrung der guten Plätze durch Wegfall des Mittelgangs (IG
Ku&Ko)
2. Schallabsorption durch das Absorptionsvermögen der bestehenden Bestuhlung, Verbesserung der Nachhallzeit
zu den tieferen Frequenzen: „vollständige Erneuerung der Bestuhlung bei Verwendung einer raumakustisch
optimalen Konzertsaalbestuhlung
3. Schallabsorption, Verbesserung der Nachhallzeit zu den höheren Frequenzen Entfernung der im Rang verlegten
Teppiche, der vorhandenen Vorhänge (soweit möglich (IG Ku&Ko) und „der zum Teil absorbierend wirksamen
Verkleidungen in Teilbereichen der Wände“
4. frühe Reflexion des Schalls insgesamt und insbesondere für die Plätze auf und unterhalb des Ranges:
Maßnahmen zur Reflexion von der Decke und von den Seitenflächen und Maßnahmen für frühe Schallrückwürfe
auf das Podium
5. Senkung des Störungsgeräuschpegels: verbesserter baulicher Schallschutz nach innen gegen Geräusche von
außerhalb des Saales (von der Straße, von angrenzenden Raumbereichen etc.) – innen durch Vermeidung von
Betriebsgeräuschen technischer Einrichtungen , z.B. durch die Erneuerung bzw. „Anpassung der Lüftungsanlage“
und die „separate Belüftung der Orgel“
6. Volumenvergrößerung des Saales bzw. Vermeidung von Volumenreduzierung:
− Vermeidung eines extrem überhöhten Anstiegs auf dem Rang (IG Ku&Ko)
− Vermeidung einer „fest installierten Regiekabine auf Mitte des Ranges“
− „Ankoppelung der seitlichen Dachraumbereiche“ – falls erforderlich (IGKu&Ko)
− Entwicklung von Alternativen zur Vermeidung der Reduzierung des Saal- Volumens durch einen abgetrennten
Durchgang auf der Nordseite, notfalls durch Baumaßnahmen außerhalb (IG Ku&Ko)
7. Gegenseitiges Hören der Orchester- und Chormitglieder: „durch in Höhe und Neigung justierbarer Schallreflekt-
oren“, die mit dem Denkmalschutz vereinbar sein müssen
8. Verbesserung der Orchestertopographie: durch „Höhenstaffelung des Podiums“ in variabler Form, aber nicht mit
starren, kreisförmigen Elementen und nicht unter Saalniveau abgesenkt
9. Verbesserung der Akustik und des Schallschutzes: durch ein „optimales Materialkonzept”
B2 Maßnahmen zur besseren Raumnutzung
Zuletzt wäre noch ein Vorschlag zum Gesamtkonzept zu überdenken: Das Volumen des großen Saales so zu belassen, wie es heute und im Gutachten als günstig beschrieben ist und stattdessen einen äußeren Anbau parallel zur Südfassade zu untersuchen –denkmalgerecht. Eine Verbreiterung parallel zur Südfassade könnte sowohl den Durchgang zwischen dem östlichen und westlichen Teil der Stadthalle herstellen und die beiden Treppenhäuser verbinden. Voraussetzung hierfür wäre eine Verlegung der Garagenzufahrt nach Osten und eine Diskussion mit der Denkmalpflege – auch zur Gestaltungsfrage, ob dieser schmale Anbau ein- oder zweigeschossig ausgeführt werden kann. Auch andere Alternativen sind denkbar, die nützlich und ästhetisch ansprechend wären.
C. Risikoanalyse
Hinsichtlich des absenkbaren Parketts und der Flächen unter dem Rang fehlt ein Nachweis über die Machbarkeit dieser Maßnahme. Die Zerstörung der bestehenden Bodenplatte birgt große Risiken, da der Kräftefluss in der Gebäudestruktur gebrochen wird. Das vorgeschlagene Bodensystem mit Hubpodien und umklappbaren Sitzen müsste den statischen und dynamischen Anforderungen gerecht werden, wie sie z.B. bei Rockkonzerten mit vielen hundert Fans, tanzend zu verschiedenen Rhythmen, auftreten können.
Die vorgeschlagenen versenkbaren Sitze sind mechanische Systeme mit erhöhtem Wartungsbedarf. Störungen im Betrieb sind aber unter allen Umständen zu vermeiden (Ausfallrisiken im Veranstaltungsrhythmus). Die zu erwartenden erhöhten Betriebskosten sind abzuschätzen und den Kosten bei Beibehaltung der vorhandenen Bodenplatte gegenüberzustellen.
Besonders problematisch ist die Tatsache, dass die Stützen unter der Empore durch neue, längere Stützen ersetzt werden müssen. Abgesehen von Problemen mit dem Denkmalschutz sehen wir hier auch statische Probleme durch Vergrößerung der sog. Knicklänge. Wir gehen auch hier davon aus, dass kein Konsens mit der Denkmalpflege hergestellt wurde.
Nicht hinreichend erläutert ist u. E. das schräge Podium unter der Orgel für Zuhörer (Anlage 04 der Beschlussvorlage 0077/2018/BV „Aspekte zur Raumakustik vom Juni 2017“). Dieses besagt, dass seitlich und hinter der Orchesterbühne angeordnete Sitzreihen akustische Nachteile aufweisen.“ Daher ist diese Lösung zu hinterfragen. Das gilt auch für die mit großem Aufwand erzielte Verbreiterung des Podiums um nur 40 cm gegenüber der Breite des Bestandes (S. 23).
Auch die Risiken für ein historisches Gebäude in der Abbruchphase erachten wir als sehr hoch.
D. Machbarkeits- / Kosten- Nutzen-Analyse
Bisher liegt keine Machbarkeitsstudie vor. Es gibt allenfalls Teilbetrachtungen, die substantiell ergänzt und mit einer noch ausstehenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu einer Machbarkeitsstudie entwickelt werden müssen. Von einer Machbarkeitsstudie erwarten wir Ergebnisse, die eine fundierte Entscheidung des zuständigen HAFA ermöglichen. Dabei sind alle relevanten Daten des “Optimierten IST-Zustands” und des “Waechter-Konzepts” einander gegenüber zu stellen
a. Zwecke der Machbarkeitsstudie:
− Chancen und Risiken zu identifizieren
− optimale Lösungen zu charakterisieren
− Fehlinvestitionen zu verhindern
b. Ergebnisse der Machbarkeitsstudie:
− Lösungen analysieren und sie anhand ihrer akustischen und denkmalgerechten Merkmale charakterisieren
− Die wichtigsten qualitativen und quantitativen Merkmale gegenüberstellen
− Bau- und betriebstechnische Risiken benennen
− Gesamtwirtschaftlichkeit (Investitions- und Betriebskosten, Bauzeiten etc.) der unterschiedlichen Konzepte
einander gegenüberstellen
E. Projektentwicklung und Verfahrenstransparenz
Der im Dezember 2017 abgegebene Anforderungskatalog es zur Ertüchtigung der Stadthalle und die dabei geführte Diskussion mündete in der Forderung nach einem Akustikgutachten. Dieses sollte den Ist-Zustand der Stadthalle vermessen und durch Modell-Simulationen auch die Akustik des IST-Zustands schrittweise optimieren.
Fast ein Jahr verging ohne neue Informationen bis zum 26.11.2018, als Herr Schiemer den Stand des Akustik-Gutachtens von Müller-BBM vortrug. Erst am 7. Januar 2019 erhielten wir den Bericht Nr. M124289/02 von Müller-BBM GmbH, auf den wir hier im Detail eingegangen sind.
Aus diesem Bericht geht hervor,
1. dass die Stellungnahme des Experten- und Nutzerkreises vom Dez 2017 (Anlage 09 zur Drucksache 0077/2018/BV)
keine Rolle spielte: Es wurde KEINE stufenweise Optimierung des IST-Zustand untersucht. Er wurde nur
vermessen, um dann ausschließlich den Waechter und Waechter-Vorschlag zu evaluieren. Die zentrale
Ausarbeitung des Experten- und Nutzerkreises fehlt in der Aufzählung der Grundlagen im Akustikgutachten.
2. dass am 19.11.2018 wesentliche Ergebnisse der raumakustischen Machbarkeitsstudie Vertretern des Bauherrn und
der Nutzer vorgestellt wurden. Diese Untersuchungen basierten auf einem weiterentwickelten Waechter und
Waechter-Konzept vom 29.08.2018.
3. dass am 14.12.2018 mit den Vertretern des Bauherrn und der Nutzer erneut weitere Ergebnisse der Machbarkeits-
studie diskutiert wurden,
4. dass der vom Gemeinderat eingesetzte „Experten- und Nutzerkreis“ weder zu den Vorstellungs- und Diskussions-
terminen eingeladen war, noch über die erwähnten neueren Konzepte geschweige denn über die Diskussions-
ergebnisse der Gesprächsrunden informiert wurde. Seit der Sitzung am 02. Mai 2018 hat also kein Gedanken-
austausch stattgefunden. Bleibt also die Frage, welche „Nutzer“ das Privileg hatten, an diesen Sitzungen
teilzunehmen?
Diese oben geschilderte stillschweigende Ausschaltung des Experten- und Nutzerkreises irritiert und bedarf einer Erklärung. Leider wurde die Chance, das Projekt Stadthallenertüchtigung im Konsens voran zu bringen, nicht
ergriffen.
F. Fazit
Schlussfolgerungen aus dem oben Gesagten:
1. Aus dem Müller-BBM Gutachten lässt sich schließen, dass die Akustik eines optimierten IST-Zustands gleichwertig,
wenn nicht gar besser sein kann als die im Waechter und Waechter-Konzept.
2. Die vorhersehbaren Konflikte mit dem Denkmalschutz sind im optimierten IST-Zustand deutlich geringer und
leichter lösbar.
3. Als wesentliche Entscheidungskriterien für den Gemeinderat stehen noch aus:
a. die Entwicklung und Begutachtung eines optimierten IST-Zustands
b. eine Risikoanalyse
c. die Machbarkeits-/Kosten- Nutzen-Analyse
4. Das Projektmanagement muss den Experten - und Nutzerkreis künftig wieder als gleichberechtigten Partner im
Projekt „Ertüchtigung der Stadthalle“ an allen relevanten Diskussionen beteiligen.