Inhalt:

Zeitungsartikel und Leserbriefe, vornehmlich aus der Rhein-Neckar-Zeitung, in absteigender chronologischer Reihenfolge

 

Zu den Kostensteigerungen und der Informationsvorlage für den Haupt- und Finanzausschuss (HAFA):
Brief von Dieter Strommenger (03. 04. 2022) an den Oberbürgermeister und den HAFA 

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Würzner, 

 

in der Hintergrundinformation (s.Drucksache0011/2022/IV) stellen Sie die zeitliche Verzögerung des Bauvorhabens Stadthalle als Folge der Einsprüche von Nachbarn aus der Unteren Neckarstrasse dar. 

Dies entspricht nicht den Tatsachen. 

 

Für das Bauen im hochwassergefährdeten Bereich ist eine bestimmte Vorgehensweise verpflichtend. Dazu gehöhrt auch die Befragung der Nachbarn. 

Nachdem die Baupläne zugänglich waren, wurden bereits im August 2020 die Bedenken und Einsprüche der Anwohner an die Stadt übermittelt und in einem persönlichen Gespräch bei Herrn Bürgermeister Odszuck am 31.8.2020 ausführlich erläutert. 

Schon im Vorfeld, beim RNZ Forum im Februar 2020 wurde Herr Wächter auf die Problematik des Bauens im hochwassergefährdeten Bereiche angeprochen. Damals hat er diese Frage selber als relevant eingeschätzt. 

Am 19.12.2021  wurden die Einsprüche gegen die wasserrechtliche Erlaubnis nach Fristsetzung(warum nicht schon 2020?), im Stadtblatt veröffentlicht, an die Untere Wasserbehörde gesendet. Daraufhin wurde ein 2. Gutachten in Auftrag gegeben, das den Anwohnern am 10.3.2022 in der Stadthalle erläutert wurde. 

Die Bedenken wurden nicht zufriedenstellend entkräftet, sie wurden in der Simulation nicht untersucht oder als marginal abgetan. 

Nicht die Einsprüche der Nachbarn, sondern die gesamte Herangehensweise seitens der Verantwortlichen (Stadt, Architekt, Bauträger) ist unseriös und hat zu der Verzögerung geführt. 

Unerfreuliche Entwicklungen und Verzögerungen einzelnen Bürgern anzulasten, hilft nur den Verantwortlichen von Planungsmängeln abzulenken. 

 

Mit der Bitte um Richtigstellung und freundlichen Grüßen 

 

Dieter Strommenger 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 5. April 2022, Seite 3 

 Stadthalle: Spenden reichen nicht mehr aus 

Sanierung des Konzerthauses wird nach aktuellen Schätzungen ein Drittel teurer – Deckungslücke von 10,9 Millionen Euro 

 

 

So sah es im großen Saal der Stadthalle im November 2021 aus. Die vorbereitenden Arbeiten waren zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten. Unter anderem waren der alte Parkettboden und die Vorbühne bereits rausgerissen. Foto: Rothe 

 

Von Holger Buchwald 

Die Sanierung der Stadthalle wird – Stand heute – ein Drittel teurer als ursprünglich geplant. Die bisher eingeworbenen Spenden in Höhe von 32,9 Millionen Euro, die hauptsächlich von Wolfgang Marguerre und seinem Unternehmen Octapharma stammen, werden demnach nicht ausreichen, um das Konzerthaus am Neckar vollständig zu modernisieren. Es fehlen 10,9 Millionen Euro. Fördermittel bis zu maximal 1,8 Millionen Euro sind bereits beantragt, um wenigstens einen Teil der Mehrkosten abzufedern. 

Der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates wird in seiner Sitzung am Mittwoch über diesen aktuellen Stand informiert. Die ursprüngliche Kostenkalkulation stammt aus dem Jahr 2019, doch der Genehmigungsprozess bis zur Baufreigabe durch das Regierungspräsidium Karlsruhe im Dezember letzten Jahres dauerte laut Stadt ein Jahr länger als geplant. „Aufgrund von Nachbareinwendungen ging die Zuständigkeit für das Verfahren an das Regierungspräsidium über, was zu einem Neustart des Verfahrens führte“, heißt es dazu in der Informationsvorlage. In der Zwischenzeit seien die Baupreise in die Höhe geschnellt. Auch die Verträge mit den beteiligten Firmen mussten angepasst werden. Die Umplanungen der Technikzentrale zum Erhalt eines Baumes auf dem Montpellierplatz hätten ebenfalls zu Mehrkosten geführt. Weiter heißt es dazu: „Die Kostensteigerung war so bisher nicht absehbar.“ 

 

Bei den 10,9 Millionen Euro handelt es sich bisher nur um eine Kostenschätzung. „Die schon aufgrund der Corona-Pandemie angespannte Weltmarktlage ist aktuell durch den Krieg in der Ukraine unkalkulierbar“, heißt es in der Informationsvorlage. Daher gehe es nun darum, die bevorstehenden Arbeiten möglichst schnell an Firmen zu vergeben. Bereits im nächsten Haupt- und Finanzausschuss sollen die Stadträte dann eine genaue Kostenkalkulation vorgelegt bekommen, auf deren Grundlage sie über einen Nachtragshaushalt die erforderlichen Gelder freigeben können. Die Stadt müsste entweder das Kapital der Theater- und Orchesterstiftung als Eigentümerin der Stadthalle erhöhen, oder diese müsste mit Genehmigung des Regierungspräsidiums einen Kredit aufnehmen. 

Aus Sorge um ihre Häuser hatten Anwohner Einwendungen gegen den Bau der unterirdischen Technikzentrale erhoben. Doch sie wehren sich nun, dass sie in der Ausschuss-Vorlage für die Mehrkosten verantwortlich gemacht werden. In einem Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner schreibt einer von ihnen, dass die Anwohner bereits im Februar 2020 ihre Bedenken geäußert hätten, die Stadtverwaltung habe das Genehmigungsverfahren selbst in die Länge gezogen. 

In der Stadthalle werden nicht nur die komplette Technik erneuert und der Künstlerbereich modernisiert, im großen Saal werden unter anderem auch Hubpodien eingebaut, die bei Konzerten ein aufsteigendes Gestühl ermöglichen. Der Portikus zum Neckar wird verglast, das Veranstaltungshaus barrierefrei ausgebaut. Der Neubau der Technikzentrale sei alternativlos, heißt es von der Stadt: „Auch die Hubpodien als zentrales Element der Sanierung bieten kein echtes Einsparpotenzial, da die Planung hier bereits weit fortgeschritten ist.“ Die erforderlichen Umplanungen bei einem Verzicht würden die Einsparungen wieder auffressen. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 16. März 2022, Seite 3

Stadthalle: Jetzt geht’s in die Tiefe

Wasserrechtliche Erlaubnis erteilt

hob. Es geht in die Tiefe: Mehr als drei Monate, nachdem das Regierungspräsidium Karlsruhe die Baufreigabe für die Sanierung der Heidelberger Stadthalle erteilt hat, liegt nun auch die sogenannte wasserrechtliche Erlaubnis des Umweltamts vor. Damit sind bereits an diesem Dienstag die Rohbauarbeiten für die neue Technikzentrale unter dem Montpellierplatz offiziell gestartet. Anwohner hatten gegen dieses Vorhaben Einwände erhoben, weil sie befürchteten, dass das unterirdische Hangwasser von der „weißen Wanne“ im Untergrund der Stadthalle gestaut werden und ihre Keller noch häufiger volllaufen könnten.

Zwei hydrogeologische Gutachten mit unterschiedlicher Methodik kamen nun laut einer Pressemitteilung der Stadt aber unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass durch das Vorhaben keine Aufstaueffekte des Grundwassers zu erwarten seien, die sich negativ auf Nachbargebäude auswirkten. Die Projektleitung der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz und das Umweltamt als Untere Wasserbehörde haben die Nachbarn, die während der durchgeführten Online-Konsultation nochmals Einwände geäußert hatten, in der vergangenen Woche bei einem Info-Termin die Ergebnisse und die jetzt anstehende Bauphase vorgestellt.

Ein Schwerpunkt in der nächsten Phase der Bauarbeiten ist der Neubau der Technikzentrale unter dem Montpellierplatz: Zunächst werden in den kommenden Wochen mit einem speziellen Bohrgerät sogenannte Bohrpfähle in die Erde eingebracht, um anschließend die Baugrube ausheben und den Rohbau der Technikzentrale erstellen zu können.

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 20. Januar 2022, Seite 6 

Rondell der Stadthalle wird abgerissen 

„Denkmalschutz“ 

Schaut man sich die traurigen Überreste des Stadthallen-Rondells an, so kann einen schon das Grausen packen. Wie oft genoss man in den Pausen eines schönen Konzerts auf dem Rondell die Abendstimmung! Auch wenn die Terrasse einen späteren Zusatz darstellt, so gehörte sie im Empfinden der Heidelberger doch zum Gesamtbild unserer Stadthalle. Das Argument, sie könne wegen des fehlenden Denkmalschutzes abgerissen werden, erscheint an den Haaren herbeigezogen, bedenkt man, dass wesentliche Elemente der Stadthalle, die unter Denkmalschutz stehen, zerstört werden: Da ist vor allem der große Saal, der in der Konzertfiguration sein historisches Gesamtbild und seine Atmosphäre verliert, die Empore, die gewaltsam viel zu steile Sitzreihen erhält, um nur an einige der gravierenden Eingriffe in die „denkmalgeschützten“ Substanz zu erinnern. „Denkmalschutz“ darf man in Heidelberg offenbar künftig nur noch in Anführungszeichen schreiben, das Wort ist angesichts der Vorhaben in der Stadthalle gleichbedeutend mit Denkmalzerstörung. Bei so vielen unschönen Neuerungen hätte man ruhig auch das schöne neue Rondell beibehalten können. 

 

Michael Hornberger, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 17. Januar 2022, Seite 6 

Das Stadthallen-Rondell ist bald Geschichte 

Sinnlose Zerstörung 

Das in der RNZ veröffentlichte Foto des Rondells auf dem Montpellierplatz macht das Ausmaß der Zerstörung eines lieb gewonnenen Platzes deutlich. Dieser Ort, bei der letzten Sanierung der Stadthalle hinzugefügt, hat den Montpellierplatz aufgewertet und fand Zuspruch bei den Heidelbergern und Besucherinnen. Geschmackvoll erweiterte er die Wahrnehmung dieses kleinen Platzes. Das soll nun für die nächsten Jahre dem gezeigten Trümmerfeld weichen, das die Respektlosigkeit des Architekten gegenüber seinem Vorgänger zum Ausdruck bringt. 

Die sinnlose Zerstörung von Steinmetzarbeiten in einer Stadt, die jedem privaten Bauvorhaben enge Grenzen setzt, ist unvertretbar. Ein Luftbild der Stadthalle mit den beiden Plätzen offenbart die gelungene Gestaltung als schützenswertes Ensemble. Das Vorhaben, die Stadthalle mit Hubpodien und Technikkellern zu „ertüchtigen“, würde in anderen Städten blankes Entsetzen auslösen. Das Neujahrskonzert im Teatro La Fenice nach der Sanierung 2005 führt das vor Augen. Ebenerdig! Ein Sanierungskonzept, das nur die Funktionalität und technische Machbarkeit bedient, übersieht das Wesentliche. 

 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 14. Januar 2022, Seite 7 

 

Das Stadthallen-Rondell ist bald Geschichte 

Vorbereitende Arbeiten für den Abriss der kleinen Terrasse haben begonnen – Erste Arbeiten nach Erteilung der Baugenehmigung 

 Blick vom Montpellierplatz auf die Stadthalle: Im Vordergrund sind die Überreste des Rondells zu sehen, dessen Betonfundament in den nächsten Tagen weichen wird. Es sind die ersten von außen sichtbaren Arbeiten nach Erteilung der Baugenehmigung. Foto: Rothe 

 

Von Holger Buchwald 

Kaum hat das neue Jahr begonnen, tut sich etwas auf dem Montpellierplatz östlich der Stadthalle. Wie bereits von der Stadt und der bauausführenden Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) angekündigt, wird mit dem Abriss des Rondells begonnen. An diesem Donnerstag wurden schon das Geländer und die Sandsteinverzierungen des Betonbaus aus den Jahren 1979 und 1980 größtenteils entfernt. Die kleine Terrasse steht nicht unter Denkmalschutz und soll – anders als in einem frühen Stadium der Planung vorgeschlagen – auch nicht mehr aufgebaut werden. Stattdessen wird die Grünfläche erweitert. Dadurch ist die Sicht auf das Veranstaltungshaus wieder frei – wie 1903, direkt nach dem Bau. 

Der Abbruch des Rondells ist die erste sichtbare Maßnahme, nachdem das Regierungspräsidium Karlsruhe am 8. Dezember die Baugenehmigung für die Sanierung des Konzerthauses erteilt hatte (wir berichteten). Prinzipiell hat die Genehmigungsbehörde damit den Umbau des großen Saals mit Hubpodien im Zuschauerbereich, den Bau neuer Künstlergarderoben, einer neuen Lüftungsanlage und unterirdischen Technikzentrale unter dem Montpellierplatz genehmigt. Arbeiten im Grundwasserbereich müssen aber noch zurückgestellt werden, denn das Umweltamt ist derzeit noch mit der wasserrechtlichen Prüfung des Tiefbaus beschäftigt. Konkret geht es unter anderem darum, ob die Belange des Hochwasserschutzes ausreichend berücksichtigt wurden. 

„Die wasserrechtliche Prüfung durch das Umweltamt als untere Wasserbehörde erfolgt bis Ende Januar“, teilte ein Stadtsprecher auf RNZ-Anfrage mit: „Hierbei werden auch Einwendungen berücksichtigt, die im Rahmen der Online-Konsultation eingegangen sind.“ 17 Nachbarn der Stadthalle zweifeln das hydrogeologische Gutachten an, wonach die geplante „weiße Wanne“ unter der Stadthalle und die Bohrwand für die Technikzentrale keine negativen Auswirkungen auf die unterirdischen Grundwasserströme haben sollen. Die Hausbesitzer sorgen sich, dass ihre Keller noch viel häufiger mit Wasser volllaufen könnten. Der Stadtsprecher rechnet aber damit, dass diese Einwendungen bald abgearbeitet sind und das Regierungspräsidium bis Ende Februar entscheiden kann. 

Bis das Betonfundament des Rondells gänzlich verschwunden ist, wird es noch einige Tage dauern. „Das waren bislang nur vorbereitende Arbeiten für den Abbruch“, sagte Stadthallenleiter Oliver Wolf. Bis das Konzert- und Veranstaltungshaus fertig saniert ist, werden indessen noch Jahre ins Land gehen. Immer wieder wurde der Wiedereröffnungstermin nach hinten geschoben. Zuletzt betonte Oberbürgermeister Eckart Würzner, dass er es nicht hundertprozentig versprechen könne, dass die Stadthalle schon Ende 2024 wieder bespielt werden kann. Dies könnte nur gelingen, wenn nun alle anstehenden Arbeiten reibungslos vonstatten gehen. Würzner: „2025 können wir aber auf jeden Fall halten.“ 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 28. Dezember 2021, Seite 5 

 

Umbau der Stadthalle 

Unzulässig 

Auch wenn OB Würzner mantramäßig die Baugenehmigung herbeiredet, ist die momentane Lage eine andere. Eine Baufreigabe wurde nicht erteilt. 17 Nachbarn haben gegen die wasserrechtliche Erlaubnis Einwände und Bedenken geäußert, die Einspruchsfrist endete am 22. Dezember. Soll hier im Vorfeld Einfluss auf die entscheidenden Behörden genommen werden? Das Bauen im hochwassergefährdeten Bereich, das betrifft den Technikkeller und die Unterkellerung des großen Saals, stellt nach Ansicht der Nachbarn einen unzulässigen Eingriff in den Untergrund dar. Das sollte Berücksichtigung finden und muss unter Umständen vor Gericht geklärt werden. 

 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 28. Dezember 2021, Seite 5 

 

Umbau der Stadthalle 

Eben kein Weinberg 

In der jüngsten Berichterstattung über die Sanierung der Heidelberger Stadthalle (RNZ 21.12.) hat sich erneut ein leider tradierter Fehler eingeschlichen, da behauptet wird, es werde bei der Bestuhlung ein „Weinberg“ gebaut. Die geplanten leicht ansteigenden Reihen im Parkett haben mit einem „Weinberg“ nun gar nichts zu tun, sondern folgen der bei Um- und Neubauten bewährten Praxis, dem Publikum einen freien Blick auf die Bühne zu gewähren – eine Selbstverständlichkeit. Was hingegen ein „Weinberg“-Prinzip ausmacht, lässt sich leicht bei einem Blick etwa in die Berliner Philharmonie oder die neue Hamburger Elbphilharmonie erkennen: Dort scharen sich die Zuschauer rund um das Orchester, das quasi in der Mitte des Saales sitzt. Von dieser ursprünglich angedachten Idee ist man in Heidelberg schon vor Jahren abgekommen. Ich wage übrigens ohne jeden Zweifel die Prognose, dass die Besucher in Zukunft für die so sehr gescholtenen und nun endlich genehmigten Hubpodien dankbar sein werden. 

 

Bruno Dumbeck, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 10. Dezember 2021, Seite 6 

 

Stadthallen-Sanierung: Die Ängste bleiben 

Nicht verstanden 

Wenn der Stadtsprecher mit Bezug auf das neue hydrologische Gutachten, das die Eingriffe in den Grundwasserbereich bewertet, äußert, dass die Situation im Ahrtal aus fachlicher Sicht nicht vergleichbar sei, dann löst das bei mir Erstaunen aus. Sicher gibt es da keine hundertprozentige Vergleichbarkeit. Doch wer die Geschehnisse in 2002 in Dresden kennt, wo auch der Hauptbahnhof – weitab der Elbe – überflutet wurde, muss echte Zweifel haben an den Aussagen der Stadt und eventuell auch an dem Gutachten selbst. Unseren Verwandten in Euskirchen ist jüngst durch die Starkregenereignisse schwerer Schaden am Haus entstanden, obwohl das kleine Flüsschen Erft circa 600 Meter davon entfernt ist. Haben wir es hier in Heidelberg mit Leugnern des Klimawandels zu tun? Wer behauptet, dass bei diesem Projekt keine Gefahr droht, der hat den Ernst der Lage nicht verstanden und sollte mit seinem Privatvermögen haften. 

 

Wolfgang Weber, Heidelberg 

 


 © Rhein-Neckar Zeitung , Donnerstag, 9. Dezember 2021, Seite 3

Die Stadthalle darf umgebaut werden

Regierungspräsidium erteilt Baugenehmigung – „Eine tolle Nachricht für alle Nutzer“

Die Stadthalle am Neckarstaden ist seit August 2019 geschlossen. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald 

Es ist ein wichtiges Etappenziel für den Architekten Felix Waechter und die Befürworter eines Stadthallenumbaus samt Hubpodien im großen Saal und neuer Technikzentrale unter dem Montpellierplatz: Das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) hat zwei Jahre und vier Monate nach der Schließung des Konzerthauses die Baugenehmigung erteilt. Kurz vor 16 Uhr verschickte die Behörde am Mittwoch ihre Pressemitteilung, wonach die Bedenken hinsichtlich des Denkmal-, des Hochwasser- und Lärmschutzes ausgeräumt seien. Damit seien die „baurechtlichen Weichen für das kulturelle Großprojekt gestellt“, so eine RP-Sprecherin. 

Der Ball liegt nun wieder bei der Stadt, die über die Baufreigabe entscheidet. Sobald diese vorliegt, könnten die Sanierungsarbeiten beginnen. Nur die Eingriffe in den Grundwasserbereich müssen noch zurückgestellt werden, denn die wasserrechtliche Genehmigung für den Bau der unterirdischen Technikzentrale und der „weißen Wanne“ unter dem Konzerthaus steht noch aus. Hierzu läuft seit diesem Donnerstag und noch bis 22. Dezember eine Online-Anhörung. 17 Hausbesitzer der Unteren Neckarstraße, der Bienenstraße und Bauamtsgasse hatten nämlich Einwendungen erhoben, weil sie fürchten, dass ihre Keller durch den Bau einer unterirdischen Barriere und die Beeinflussung der Grundwasserströme volllaufen könnten (wir berichteten). 

Es sei ein umfangreiches und komplexes Verfahren gewesen, betont Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder: „Bei der Prüfung der rechtlichen Voraussetzungen haben sich alle Beteiligten in einem konstruktiven Miteinander große Mühe gegeben, den Sorgen und Bedenken der Kritiker gerecht zu werden und bei alledem auch zu einem fachlich gut abgesicherten und ausgewogenen Ergebnis zu kommen.“ 

Die Stadthalle sei ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, so das RP, daher knüpfte das Landesdenkmalamt seine Zustimmung zur Baugenehmigung an zahlreiche Auflagen und Hinweise, die allein zehn Seiten füllen. Details dazu wurden aber am Mittwoch noch nicht bekannt. Etwas mehr kann die Behörde aber zum Hochwasserschutz sagen: „Das hydrogeologische Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass durch das Vorhaben keine Aufstaueffekte des Grundwassers zu erwarten sind, die sich auf Nachbargebäude auswirken.“ 

Nach monatelangem Warten freuen sich die Verantwortlichen bei der Stadt und ihren Tochtergesellschaften über das vorgezogene Weihnachtsgeschenk. „Es ist gelungen, für alle Anforderungen eine gute Lösung zu finden. Auch Bedenken von Kritikern sind in den Prozess eingeflossen, wurden mit großer Sorgfalt geprüft und wurden auch mit verschiedenen Lösungsansätzen aufgegriffen“, sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner. „Das ist eine schöne Meldung, eine tolle Nachricht vor allem für die Nutzer, die sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung der Stadthalle warten“, betonte „Heidelberg Marketing“-Chef Mathias Schiemer. 

Die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) als Projektträger rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Man wolle versuchen, sie durch Optimierungen noch etwas zu verkürzen. Sobald die Baufreigabe erteilt ist, kann es losgehen. „Die nächsten Schritte sind bereits vorbereitet“, sagte ein Stadtsprecher. Als Nächstes sei der Abbau des nicht-historischen Rondells am Montpellierplatz vorgesehen. Danach werden der Bau der Technikzentrale und weitere Rohbauarbeiten im Inneren der Stadthalle vorbereitet. Der Umbau soll komplett über Spenden finanziert werden, zum allergrößten Teil von Octapharma-Chef Wolfgang Marguerre. Er gibt bis zu 33 Millionen Euro für die Sanierung des Konzerthauses, 29 Millionen Euro sind bereits überwiesen. 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 7. Dezember 2021, Seite 3 

Stadthallen-Sanierung: Die Ängste bleiben 

Anwohner haben Bedenken gegen Eingriffe in den Untergrund – Hangwasser könnte gestaut werden und Keller volllaufen 

Das alte Parkett ist bereits herausgerissen, Architekt Felix Waechter möchte hier im großen Saal der Stadthalle Hubböden einbauen lassen. Anwohner fürchten aber durch die Arbeiten im Untergrund Auswirkungen auf ihre Häuser. Foto: Rothe 


Von Holger Buchwald 

Die Sorgen und Bedenken der Anwohner sind noch immer nicht ausgeräumt. 17 Hausbesitzer in der Unteren Neckarstraße, der Bauamtsgasse und Bienenstraße haben Einwände gegen die aktuellen Pläne zur Sanierung der Stadthalle und den Bau einer Technikzentrale unter dem Montpellierplatz erhoben. Mit einer behutsamen Ertüchtigung des Konzerthauses wären sie einverstanden. Ihnen geht es aber um die Eingriffe in den Untergrund und den Bau sogenannter „weißer Wannen“, um die Technik für die geplanten Hubböden zu schützen. Durch diese 130 Meter lange unterirdische Barriere könnten die Grundwasserströme gestaut werden und die Keller in der Nachbarschaft des Konzerthauses häufiger volllaufen, so die Befürchtung. Dadurch könnten die denkmalgeschützten Gebäude Schaden nehmen. 

Mehrere Briefe an das Umweltamt haben die Anwohner im Februar und im April dieses Jahres geschrieben – es sind Einwendungen gegen die Erteilung der wasserrechtlichen Erlaubnisse, die sowohl für die Stadthallensanierung als auch für die neue Technikzentrale erforderlich sind. Am 21. Juni antwortete Umweltamtsleiterin Sabine Lachenicht mit einer Zwischennachricht: „Da die Recherche zu den hydrogeologischen Verhältnissen mehr Zeit in Anspruch nimmt, als wir angenommen haben und kurzfristig weitere Erkundungsmaßnahmen erforderlich sind, müssen wir Sie noch um etwas Geduld bitten.“ Sobald die Ergebnisse dem Umweltamt vorliegen, werde eine Online-Konsultation anberaumt. 

Mehr als fünf Monate warteten die Anwohner auf diesen Termin, jetzt endlich können sie sich informieren, ob ihre Bedenken berücksichtigt wurden. Mehrere Wochen sind die entsprechenden Internetseiten für die Einwender freigeschaltet. Unterdessen wundern sie sich, dass die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz als Projektträger, „Heidelberg Marketing“als Stadthallenbetreiber und die Stadt als Auftraggeber schon vorab in einem RNZ-Artikel Mitte November damit rechneten, dass das Regierungspräsidium bald eine Baugenehmigung erteilen werde. Und sie wundern sich auch über die Aussage, dass das hydrogeologische Gutachten alle Bedenken wegen des Hochwasserschutzes ausräumen könne. 

In einem Brief an das Umweltamt der Stadt Heidelberg vom 14. Februar schreibt Erika Albert zusammen mit anderen Hausbesitzern von „massiven Eingriffen in das Erdreich unterhalb des Grundwasserspiegels“. 200 Bohrpfähle mit Durchmessern zwischen 70 und 120 Zentimetern und Längen von sieben bis zehn Metern müssten allein für den Bau der Technikzentrale in den unteren Buntsandstein getrieben werden. Um sie im Hochwasserfall gegen den Auftrieb zu sichern seien weitere 47 Mikropfähle nötig. Zusammen mit der „weißen Wanne“ unter der Stadthalle entstehe so eine Barriere. Besonders nach Starkregenereignissen könne das unterirdische Hangwasser nicht schnell genug abfließen und werde gestaut. Und das gefährde die Nachbargebäude. 

Die Hochwassergefahrenkarte ist in den Augen der Anwohner im Bereich der Stadthalle zudem fehlerhaft. Ausgerechnet der Montpellierplatz und die Stadthalle ragen laut dieser Karte wie eine Insel aus dem Bereich des hundertjährlichen Hochwassers (HQ100) heraus. Anwohner Dieter Strommenger hat aber ein Archivfoto aus dem Jahr 1947 aufgetan, das belegt, dass das Areal damals sehr wohl überflutet war. Daher, so die Schlussfolgerung der Anwohnergemeinschaft, dürfte dort nach der aktuellen Gesetzeslage ohne die Ausweisung von Überflutungsflächen nicht gebaut werden. 

Unterstützung bekommen die Anwohner von dem Physiker Prof. Hans Gutbrod. Das hydrogeologische Gutachten der Firma Töniges aus dem Jahr 2020, das die unterirdischen Bauten am Neckar als unbedenklich einstufte, ist in seinen Augen fehlerhaft. Der Gutachter habe einfach die zehn Jahre ältere Untersuchung aus den Plänen für den Neckarufertunnel übernommen und sei gar nicht darauf eingegangen, welches technische Risiko die „weiße Wanne“ für die Statik der Stadthalle berge. „Ich frage mich, warum macht man nicht eine Simulation der Dynamik der Wasserflüsse“, sagt Gutbrod. Und was die Gefahr für die Nachbargebäude und die Stadthalle selbst angehe, befürchtet er, Wetterereignisse wie im Ahrtal seien auch in Heidelberg durch Hangwasser vom Königsstuhl möglich. 

„Unsere Sorgen werden durch die mangelnde Kommunikation verstärkt“, betont Erika Albert. Offene Fragen würden nicht beantwortet, stattdessen würden die Verantwortlichen stets betonen, dass alle Zweifel ausgeräumt werden und bald mit den Bauarbeiten begonnen werden könne. Gutbrod: „Dann frage ich mich, warum legt man uns nicht die immer noch fehlenden Gutachten auf den Tisch, besonders das des Prüfstatikers, das letztendlich über die Baufreigabe entscheidet?“ Für Dieter Strommenger und seine Mitstreiter ist klar: Werden ihre Bedenken nicht ausgeräumt, werden sie gegen die Baugenehmigung klagen. „Ersatzweise verlangen wir, dass uns alle Schäden, die an unseren Häusern entstehen, ersetzt werden.“ 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 6. Dezember 2021, Seite 6 

 

Umbau der Stadthalle 

Endlich seriös werden 

Herr Karreh unterliegt leider einem großen Irrtum. Nicht das Handeln von Herrn Strommenger und weiterer Betroffener, die ihre berechtigten Nachbarrechte wahrnehmen, führte bisher zu Verzögerungen, sondern die gesamte Herangehensweise an Sanierung und Umbau der Stadthalle seitens der Verantwortlichen der Stadt ist unseriös und verantwortlich für den insgesamt zähen Prozess. So gibt es keinen soliden Zeitplan. Eine Bewertung aller mit dem Umbau verbundenen Risiken hinsichtlich der Machbarkeit, des zeitlichen Ablaufes und zur Entwicklung der Kosten liegt nicht vor, wie eine umfassende Akteneinsicht zeigte. 

Unerfreuliche Entwicklungen und scheinbare Verzögerungen einzelnen Bürgern anzulasten, hilft nur den Verantwortlichen, von den Planungsmängeln abzulenken. Stattdessen wäre es jetzt dringend notwendig, endlich einen seriösen Zeit- und Kostenplan mit Benennung aller Risiken vorzulegen. 

 

Karin Weber, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten, Donnerstag, 18. November 2021, Seite 8 

Antwort auf Leserbrief „Unseriös“ (16.11.) 

Gründlich misslungen 

Herr Karreh, für Sie doch bitte „Herr“ Strommenger. Falls das witzig sein sollte, ist Ihnen das gründlich misslungen, und seriös ist Ihr Brief schon gar nicht. Auch für Sie habe ich noch einmal die Entwicklung des Bauantrags mit seinen unbeantworteten Fragen zusammengefasst: Bereits im Februar 2020 habe ich Herrn Prof. Waechter beim RNZ-Forum im alten Theatersaal die Frage nach Problemen mit dem Grundwasser, Hochwasser und Starkregen gestellt. Er fand die Frage berechtigt. Am 31. August 2020 habe ich in einer Gesprächsrunde bei Baubürgermeister Jürgen Odszuck unter Teilnahme von Herrn Waechter, Herrn Streckel, dem Gutachter der Firma Tönniges und Vertretern des Bauamts die Besorgnis der Anwohner vorgetragen und zur Diskussion gestellt. Im März/Mai 2021 bekamen die Anwohner die Aufforderung vom Umweltamt via Stadtblatt, Bedenken und Einsprüche zu den geplanten Baumaßnahmen zu äußern. Das haben 14 Anwohner getan. Bis heute steht die Antwort aus. Warum im Jahr 2020 die gestellten Fragen nicht geklärt werden konnten, ist fraglich. Der Rand des Montpellierplatzes liegt im HQ100 Bereich, das heißt, er ist vom 100-jährigen Hochwasser betroffen. Die Rasenfläche erhob sich etwa zehn Zentimeter über die Wasserfläche. Die gestellte Frage, ob bei der Situation zehn Meter in die Tiefe gebaut werden darf, ist, vielleicht nach den zerstörerischen Starkregenereignissen im Ahrtal, noch schwieriger seriös zu beantworten. Wegen der Hochwasservorsorge wurde jedenfalls das Haus Untere Neckarstraße 13-15 in direkter Nachbarschaft zum Montpellierplatz ohne Keller gebaut. Letztlich werden wohl die Gerichte entscheiden müssen, ob ein Tiefbau dieser Dimensionen an der Stelle zulässig sind. 

 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten, Dienstag, 16. November 2021, Seite 6 

 

Umbau der Stadthalle 

Unseriös!  

Strommenger funkt wieder. Wir hatten uns schon Sorgen um ihn gemacht. Hätte er es lieber gelassen. Zu beklagen, dass die Sanierung der Stadthalle sich verzögert und die brachliegenden Umbauarbeiten auf dem Montpellierplatz ihn stören, dabei gleichzeitig aber zu verschweigen, dass er zusammen mit anderen durch seine Einsprüche gegen einzelne Teile des Sanierungsvorhabens den Umbau massiv selbst zeitlich verzögert hat, ist ein starker Tobak und grenzt schon an Volksverdummung. Unseriös und peinlich! 

 

Uwe Karreh, Heidelberg 

 © Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten, Dienstag, 16. November 2021, Seite 6 

 

Umbau der Stadthalle 

Wir sind unschuldig 

Immer wieder verwundert die Aussage, dass die Anwohnenden Schuld an der Verzögerung der Bauzeit der Stadthalle hätten und deshalb die Baugenehmigung noch nicht erteilt ist. Die Anwohnenden hatten erst im Frühjahr 2021 bis Mai die Möglichkeit, Einwendungen vorzubringen. Es wundert nicht, besonders vor dem Hintergrund der großen Überschwemmungskatastrophen diesen Sommer in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, dass die Möglichkeit der Einwendungen von Anwohnenden genutzt wurde, um darauf hinzuweisen, dass rechtliche Vorschriften, die Baumaßnahmen im Hochwasserbereich einschränken oder verbieten, geprüft und wasserrechtliche Belange berücksichtigt werden müssen. Die Frage ist: Wie kann sich der Projektleiter sicher sein, dass das hydrogeologische Gutachten die Bedenken der Anwohnenden nach dieser Überschwemmungskatastrophe entkräftet? Eine Antwort auf ihre Einwendungen haben die Anwohnenden bis heute nicht erhalten. Außerdem: Wenn der Bauantrag erst im Juli 2020 gestellt wurde, warum wurden die wichtigen Prüfungen für die Erteilung der Baugenehmigung nicht im Vorfeld vorgenommenen und die Stadthalle bereits im August 2019 geschlossen? 

 

Erika Albert, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten, Donnerstag, 11. November 2021, Seite 3

Stadthalle: Hinter der Fassade tut sich was

Baugenehmigung für den Umbau des Konzerthauses noch nicht erteilt – Abbruch im Inneren schreitet voran – Eröffnung erst 2024?


 Ohne Parkett, ohne Orgel und ohne Vorbühne: So sieht derzeit der große Saal der Stadthalle aus. Die Fenster hinter der Bühne sind erstmals seit Jahrzehnten wieder freigelegt. Fotos: Philipp Rothe

 

Von Holger Buchwald 

Die Stadthalle ist seit August 2019 geschlossen. Und noch immer hat das Regierungspräsidium Karlsruhe keine endgültige Baugenehmigung für die umfassende Sanierung mit neuer Technikzentrale unter dem Montpellierplatz und Hubböden im großen Saal erteilt. Auf einem Rundgang an diesem Mittwoch äußerte sich nun Mathias Schiemer, Geschäftsführer von „Heidelberg Marketing“, vorsichtig optimistisch zum Zeitplan: Er hofft, dass die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), die für die Arbeiten verantwortlich ist, noch in diesem Jahr endgültig grünes Licht bekommt. 

„Die beauftragten Firmen stehen in den Startlöchern“, sagt Projektleiter Sebastian Streckel von der GGH. Sobald die Baugenehmigung vorliege, wolle man mit dem Bau der unterirdischen Technikzentrale beginnen. Dann soll im nächsten Schritt zunächst das Rondell auf dem Montpellierplatz abgetragen werden, danach werde dort die Baugrube ausgehoben. „Wir haben die Arbeiten in unterschiedliche Phasen unterteilt“, sagt Streckel. Die reine Bauzeit mit Probebetrieb betrage zwei bis zweieinhalb Jahre, man versuche aber noch, die Abläufe zu optimieren. Zu der Frage, ob die Wiedereröffnung noch im Jahr 2023 gefeiert werden könne, gibt es von den Verantwortlichen ausweichende Antworten. Momentan sehe man noch keine Veranlassung, daran zu zweifeln. Doch es gebe auch viele unbekannte Variablen, die man nicht selbst beeinflussen könne. Eine davon seien die Lieferengpässe bei Baustoffen. 

Die wichtigsten Streitthemen wie die mögliche Lärmbelästigung von Anwohnern und Fragen des Denkmalschutzes seien geklärt. Das Landesdenkmalamt habe sogar zugestimmt, die Decken über den Emporen zu öffnen, um so das Raumvolumen und den für die Akustik wichtigen Nachhall zu verbessern. Und auch bei der Frage des Hochwasserschutzes ist man in Streckels Augen auf der Zielgeraden. Die wasserrechtliche Anhörung sei zwar noch nicht ganz abgeschlossen. Der Projektleiter ist sich aber sicher, dass das hydrogeologische Gutachten die Bedenken der Anwohner entkräftet. Die bau- und die wasserrechtliche Genehmigung seien im Übrigen zwei unabhängige Verfahren. Nur bei Arbeiten im Grundwasserbereich müsse beides vorliegen. 

„Wir waren in der Zwischenzeit nicht untätig“, betont Schiemer. Und das wird auf diesem kleinen Rundgang durch das Veranstaltungshaus auch deutlich. Im großen Saal sind Parkett und Estrich herausgerissen. „Der Boden war verklebt und konnte daher leider nicht wieder verwendet werden“, berichtet Stadthallenleiter Oliver Wolf. Die Vorbühne samt Hubpodium ist ebenso verschwunden, die Orgel längst ausgebaut, die Fenster zur Unteren Neckarstraße wieder sichtbar. Auch im Meriansaal wird gerade ein Teil des Bodens zum Untergeschoss entfernt – denn die Leitungen sollen dort später verschwinden. Die Wände und Decken sind hingegen denkmalgeschützt. 

„Wir haben Genehmigungen für den Abriss nichttragender Zwischenwände, können Böden und Leitungen herausreißen“, erklärt Streckel. Vieles davon geschieht im Untergeschoss. Zwei große, gut gefüllte Schuttcontainer auf dem Montpellierplatz zeugen davon, dass bei diesem „Rückbau“ einiges zusammenkommt. Auch die Aufzüge sind alle bereits herausgerissen. 

„Wir haben die Zeit nicht vergeudet“, betont Schiemer. Man tue alles, damit man – sobald die Genehmigung vorliegt – mit dem richtigen Umbau loslegen könne. Der „Heidelberg Marketing“-Chef verteidigt, dass die Stadthalle bereits seit August 2019 geschlossen ist. Anders wäre die Bauvoruntersuchung nicht möglich gewesen. Schiemer: „Den Zeitrahmen des anschließenden Genehmigungsverfahrens konnten wir nur bedingt beeinflussen.“ 

 Ein Teil des Bodens im Meriansaal muss komplett weichen. Hier wird künftig die Technik versteckt. 

 Auf der Empore sind die nackten Treppen freigelegt. Auch hier schreitet der Rückbau voran. 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Heidelberger Nachrichten, Mittwoch, 10. November 2021, Seite 6 

 

Umbau der Stadthalle 

Unseriös! 

Nach nun mehr als zwei Jahren sieht der Montpellierplatz verwüstet aus, ein Fortschritt ist nicht zu erkennen. Derweil verbreitet Herr Schiemer von Heidelberg Marketing, dass die Baugenehmigung unmittelbar bevorstehe. „Alles ist in trockenen Tüchern.“ Das erweist sich jedoch als blanker Euphemismus, wie die Nachfrage beim Umweltamt ergibt. Eine seriöse Information der Bürgerschaft tut not. 

 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 23. April 2021, Seite 6

Umbau der Stadthalle 

Charakter beschädigt 

In verschiedenen Artikeln und Leserbriefen der letzten Zeit war in der RNZ bei der Stadthallensanierung vom „Weinberg-Prinzip“ zu lesen. Von einer typischen „Weinberg-Konstruktion“ spricht man, wenn ein Konzertsaal terrassenförmig mit der Bühne (etwa) in der Mitte angeordnet ist, bekannte Beispiele sind die Berliner Philharmonie, die Elbphilharmonie oder das Leipziger Gewandhaus. Auch bei der Stadthallensanierung war ursprünglich eine solche Anordnung geplant; dies wurde jedoch wegen des Einspruchs des Landesdenkmalamtes und der Ablehnung in der Öffentlichkeit fallengelassen. 

Andererseits spricht das Landesamt für Denkmalpflege in seiner Stellungnahme zu den jetzigen Umbauplänen weiterhin durchgängig von „Weinberg-Architektur“. Damit ist wohl die ansteigende Anordnung der Sitzreihen vor, hinter und seitlich der Bühne gemeint. Hier stellt sich die Frage, ob eine solche an das „Weinberg-Prinzip“ angelehnte Planung nicht den Charakter des rechteckig konzipierten Saales beschädigt und zudem, wie das Akustikgutachten feststellt, allzu viele Plätze mit „sehr ungünstigen Klangverhältnissen“ produziert. Ist es erstrebenswert, etwa auf den Plätzen hinter der Bühne mit der besseren Sicht auf den Dirigenten sich gleichzeitig die dominante Beschallung durch Pauken und Trompeten einzuhandeln? 

Christa Haars, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 23. April 2021, Seite 6

Umbau der Stadthalle 

Bitte genau prüfen 

Die Bereitschaft von Herrn Marguerre zur Unterstützung der Renovierungspläne der Stadthalle erkenne ich dankbar an. Es gefällt mir jedoch nicht, wie Stadtverwaltung und Gemeinderat mit dieser Angelegenheit umgehen. Die sachgerechten Einwände der Konzertfreunde werden nicht ernstgenommen und weiterhin wird das Vorhaben des Weinbergmodells als großer Entwurf gepriesen. Es entsteht der Eindruck, dass der Gemeinderat die vielen sachlichen Argumente gegen den Architektenentwurf nicht überblicken kann in ihrer Bedeutung. Ich erinnere mich an die letzte Stadthallenrenovierung im vorigen Jahrhundert, wo es um die wertvolle Orgel der Stadthalle ging, die fast dem Untergang geweiht war. Sie konnte dann erst etwa zehn Jahre später restauriert werden nach vielen Bemühungen von Sachkennern. So etwas darf nicht noch einmal passieren. 

Nach der Gemeindeordnung kann ein bereits gefasster Beschluss wieder rückgängig gemacht werden, wenn bessere Sachargumente sich ergeben. Ich möchte Stadtverwaltung, Gemeinderat und alle Entscheidungsgremien bitten, den Architektenvorschlag genau zu überprüfen und notfalls den gefassten Entschluss zu revidieren, wenn gute Sachargumente für eine Änderung sprechen. 

Peter Sigmann, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 23. April 2021, Seite 6 

Umbau der Stadthalle 

Von wegen optimiert 

Dr. Martin Sander wies in dem Interview zum Umbau der Stadthalle mit Recht darauf hin, welche Möglichkeiten für die Nutzung von Philipp Wolfrum bereits beim Bau vorgeschlagen und umgesetzt wurden und sich jahrzehntelang bewährt haben. Man fragt sich, warum nicht die neue Kongresshalle allen kulturellen und gesellschaftlichen Ansprüchen Genüge leisten kann. Was von einer „Optimierung“ zu halten ist, lässt sich jeden Sonntag in der Handschuhsheimer Friedenskirche feststellen. Bei Umbau und Renovierung vor zehn Jahren wurden Holzbänke und die darunterliegenden Holzböden entfernt. Der dadurch entstandenen Über-Akustik versuchte man durch zwei Lautsprechersäulen im Altarraum zu begegnen. Nicht zu verhindern ist aber immer noch der Nachhall, der das Verständnis des von Altar und Predigtpult gesprochenen Worts unmöglich und bestenfalls schwer verständlich macht. Leider sieht sich die Gemeindeleitung außerstande, nachträglich eine für alle Gottesdienstbesucher befriedigende Situation herzustellen. 

Fritz Köhler, Schriesheim 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 20. April 2021, Seite 6

 

Sanierung der Stadthalle 

Historisch wertvoll 

Großer Dank gebührt der Rhein-Neckar-Zeitung für die Veröffentlichung des Interviews mit dem ehemaligen Kustos der Stadthallenorgel Prof. Martin Sander. Dadurch erscheinen die Argumente der Befürworter und Gegner, insbesondere der „Konzertfreunde der Stadthalle“, in einem neuen Licht: Der momentan immer noch geplanten „Weinberg-Lösung“ wird der Boden entzogen und Schritt für Schritt klargemacht, wie man eine sogar weitergehende Verbesserung der Akustik auch mit geringerem Aufwand und Kosten erreichen kann. Existierende Nachteile der jetzigen Akustik ließen sich durch einfache Maßnahmen (andere Stühle, Entfernen des Vorhangs) relativ leicht und kostengünstig beheben. Beispiele für die zu erwartenden Nachteile werden gegeben (St. Petri in Freiberg), und auch Alternativen einer besseren, schonenden Sanierung erwähnt (Stadtcasino Basel). 

Man fragt sich, warum Prof. Sander nicht früher als Berater hinzugezogen wurde. Oder wurde er befragt und seine Ratschläge ignoriert? Wurden die oben genannten Beispiele besichtigt, und kann man das nicht jetzt noch tun? Es wäre mehr als unverständlich, wenn diese überzeugenden Kommentare übergangen würden und Heidelberg ein Wahrzeichen von solcher Schönheit und wertvoller historischer Substanz verlieren würde. Die Verantwortlichen müssen sich dessen bewusst sein, was sie damit anrichten würden! 

Erna und Dr. Horst Köppel 

 

Für die Zukunft 

Es ist mir völlig schleierhaft, wie man beim Thema Stadthalle auch in so manchem RNZ-Leserbrief immer noch gegen sogenannte „Weinberg-Terrassen“ polemisieren kann und gegen Hubpodien obendrein. Denn die vor mittlerweile Jahren angedachten Terrassen-Reihen sind doch längst vom Tisch, weil sie in der Stadthallen-Struktur gar nicht zu realisieren wären. Und die Hubpodien für sanft (!) ansteigende Zuschauer-Reihen braucht die Stadthalle für ihre Zukunft auf jeden Fall. Zumal diese Podien ja auch ein flaches Parkett nach traditioneller Art etwa für Tanzabende ermöglichen. 

Wie nur kann man gegen solch vernünftige Neuerungen wettern? Es müsste doch leicht nachvollziehbar sein, dass eine sanierte Stadthalle auch optisch (eben durch eine verbesserte Sitzplatz-Positionierung) und akustisch (durch ein kluges Vergrößern des Raumvolumens) verbessert wird. Das schreibe ich ausdrücklich als ältere, aber gut informierte Mitbürgerin. Im Übrigen freue ich mich schon heute darauf, künftig bei Konzerten auch hinter dem Orchester sitzen zu können, um die Musik aus neuer Perspektive verfolgen zu können. Und das bei einem klareren Klangbild und überraschend neuen Einblicken. 

Rita Hofmann, Heidelberg 

 

Noch nicht zu spät 

Noch ist es nicht zu spät für die Überarbeitung der Planungen für die „alte“ Stadthalle, aber auch für das „neue“ Kongresszentrum. Warum nicht die Gelegenheit nutzen, den großen Saal des neuen Kongresszentrums so zu gestalten und auszustatten, dass er sich für die Konzerte großer Orchester, aber auch für Großveranstaltungen anderer Nutzer des Kulturlebens eignet? Damit wäre Heidelberger Bürgern und auswärtigen Besuchern gedient. Besonders hilfreich wäre es, wenn ein Teil der zugesagten Sponsoren-Gelder auch in die „akustische Optimierung“ des großen Saals des neuen Kongresszentrums fließen könnte. 

Sinnvoll und finanziell attraktiv wäre das für viele Nutzer schon deshalb, weil dort bis zu 1800 Besucher Platz finden. Zudem liegt das Kongresszentrum verkehrsgünstig am Hauptbahnhof. Die „alte“ Stadthalle und das „neue“ Kongresszentrum wären dann tatsächlich ein Projekt für die künftigen Generationen. 

Ulrich Gebhard, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 19. April 2021, Seite 6

Umbau der Stadthalle 

Destruktive Wirkung 

Herr Prof. Sander führt überdeutlich vor Augen, wie destruktiv sich der geplante Umbau auf die historische Substanz, auf die Ästhetik und auf das für die Akustik relevante Raumvolumen des Jugendstil-Saals auswirken würde. Die großzügige Spende eines Mäzens für die zweifellos notwendige Sanierung mag die Verantwortlichen zu der utopischen Vorstellung vom „Weinberg“ ermutigt haben, die die Architekten nach ihren Möglichkeiten zu realisieren versuchen. Gute Absichten und Machbarkeit rechtfertigen jedoch nicht eine irreversible Verunstaltung ohne Garantie für das Erreichen der angestrebten Ziele. „Niemals macht man so vollständig und so unbeschwert das Falsche, als wenn man es mit gutem Gewissen tut“ (Blaise Pascal). Beredte Zeugnisse in Heidelberg sind das alte Hallenbad und der alte Theatersaal. Das neue Kongresszentrum bietet sich als Spielwiese für solche Höhenflüge an, nicht die über hundertjährige Stadthalle. Prof. Sander sollte kein Rufer in der Wüste bleiben! 

Ilse Schirmer, Heidelberg 


Zu viele Fehler 

Allmählich erfasst einen die Resignation angesichts der verhärteten Fronten und vor allem wegen der Uneinsichtigkeit der für die Sanierung der Stadthalle Verantwortlichen. Es sind zu viele Fehler bei der langfristigen Planung gemacht worden: 

1. Statt einer öffentlichen Ausschreibung des Umbaus wurde ein Architekt beauftragt, der sich schon bei Sanierung und Neubau des Stadttheaters nicht gerade ausgezeichnet hat – zu enge Sitzreihen, zu steile Zugangstreppen, nachhaltig beschädigte Atmosphäre im alten Saal. 

2. Die Pläne zerstören den harmonischen Raumeindruck des überregional bewunderten historischen Konzertsaals unwiederbringlich – durch unsensibel eingefügte Trennwände, Hineinzwängen ansteigender Reihen und viel zu steile Emporenreihen. 

3. Wieso die ansteigenden Parkettreihen die Akustik verbessern sollen, ist völlig schleierhaft. Gerade die nach dem „Schuhkarton“-Prinzip gebauten alten Konzertsäle in Wien, Zürich, Amsterdam sind akustisch hervorragend. Der Preis weniger nicht so guter Sichtplätze unter den Emporen wird dafür jedenfalls überall in Kauf genommen. 

4. Warum ertüchtigt man das Kongresszentrum nicht für große Symphonieorchester, statt – im wahrsten Sinn des Wortes – an den Fundamenten der Stadthalle zu rütteln? Darauf hat bislang noch keiner der Verantwortlichen geantwortet. 

5. Es ist unverständlich, wenn der Denkmalschutz bei privaten Bauherren selbst kleinste Abweichungen verhindert, bei der Stadthalle aber lediglich „Bedenken“ gegen sehr massive Eingriffe in die historische Substanz äußert, sie aber doch durchwinkt. 

6. Ungeklärt ist auch die Frage, welche Folgen die unterirdische Betonwanne unter der Hebe- und Absenkmechanik – auch auf die umliegenden Häuser – haben wird. 

Dr. Karin und Prof. Dr. Arnold Werner-Jensen 

Verunstaltet 

Seit 1955 war ich jedes Jahr mindestens einmal im Großen Saal der Stadthalle. Ob Feiern, Konzerte, Theateraufführungen oder Auftritte im Chor, ich konnte mich immer über den gepflegten Klang freuen. Jetzt soll der Saal für die Konzerte in eine Weinberg-Landschaft verunstaltet werden. Viele Gemälde werden humoristisch oder ernst verändert. Am bekanntesten ist sicherlich in der Sixtinischen Kapelle Gottvater mit dem Handy. Aber wer käme auf die Idee, ein Original so zu verschandeln, um es zeitgemäßer zu gestalten? Nur der Heidelberger Gemeinderat und die Stadtverwaltung in der Stadthalle. Es ist eben sehr gefährlich, wenn man zu viel Geld aus fremder Hand zum Ausgeben hat. 

Erich Zahn, Eppelheim 

 

Ausgegrenzt 

Welch eigenartiges Verständnis des Begriffs „Nutzer der Stadthalle“ (RNZ vom 16. April)! Die Ausschließlichkeit, mit der die genannten Veranstalter dort als Nutzer auftreten, befremdet. Auch ich als begeisterter Konzertgänger, gerade auch des „Heidelberger Frühlings“, sehe mich als Nutzer der Stadthalle. Wenn ich dann von einigen der Veranstalter als älterer Mitbürger, der sich gegen die Zukunft sperrt, abgetan werde, fühle ich mich ungehörig ausgegrenzt. Ich sehe die Gefahr, dass durch solche Diskriminierungen die gerade auch vom Großspender Marguerre gewünschte Einigkeit verhindert wird. Die sehr kompetenten Äußerungen von Prof. Sander sind hingegen im Ton angenehm moderat. Er beschwört den Geist der Bewahrung und des Respekts vor dem Flair des Jugendstil-Saals. Prof. Sander zu unterstellen (Thorsten Schmidt), er habe das Akustikgutachten nicht gelesen, ist schon dreist. Dieses zeigt etwa, dass die für die Akustik entscheidende Nachhallzeit beim Waechter-Plan und beim „optimierten Ist-Zustand“ identisch sind. 

Warum nicht den Vorschlag aufgreifen: das Notwendige im Großen Saal mit Fingerspitzengefühl für dessen Atmosphäre durchführen und den Saal im neuen Kongresshaus so ertüchtigen, dass dort alle Anforderungen für verschiedene Angebote, auch große Konzerte, möglich werden. Das wäre ein guter Kompromiss. Und nicht zuletzt könnte ich sicher auch schneller wieder Konzerte des „Frühlings“ hören. 

Michael Hornberger, Heidelberg 

 

Irreversibler Verlust 

Holger Buchwald kann gar nicht genug gelobt werden für sein Interview mit dem Organisten Prof. Martin Sander. Dort wird von einem Experten – zum wievielten Mal eigentlich? – ganz klar gezeigt, welch irreversiblen Verlust der geplante Umbau des historischen Saals der Stadthalle bedeuten wird. In keiner anderen Stadt mit einem solchen „Kulturgut“ käme man auf die Idee, einen Konzertsaal auf die geplante Weise zu entstellen. Nur in Heidelberg meinen die Stadtoberen, obwohl sie schon bei anderen Projekten aus der Bürgerschaft kräftigen Gegenwind erhielten, sie könnten Meinungen anerkannter Experten ignorieren und nach Belieben schalten und walten, nur weil ein großherziger Spender Geld bereitstellt. Dass wir in Heidelberg solche Mäzene haben, ist ja äußerst dankenswert. Nur: Wir alle, auch unsere Stadtregierung, sind verpflichtet, solche großherzigen Zuwendungen so einzusetzen, dass unser kulturelles Erbe dabei nicht Schaden leidet. 

Das vorgelegte Architektenkonzept zur völligen Verwandlung des Konzertsaals kommt einer Zerstörung der Stadthalle gleich, die wir als Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt nicht hinnehmen sollten. Im neuen Kongresszentrum wäre es meines Erachtens noch immer möglich, einen Raum zu schaffen, der anderen Bedürfnissen, auch noch größeren Konzerten als in der Stadthalle möglich, genügen kann. Warum nicht doppelgleisig fahren? Umdenken ist kein Gesichtsverlust! 

Hans Kratzert, Heidelberg 

Wunschdenken 

Oberbürgermeister Würzner und Bürgermeister Odszuck kündigen eine kurz bevorstehende Baugenehmigung an. Das ist insofern Wunschdenken, weil gegen die wasserrechtliche Genehmigung 14 Einsprüche vorliegen, die noch nicht beantwortet sind und weiter Einsprüche gegen den Kellerbau unter dem großen Saal bis zum 3. Mai eingelegt werden können. Auch eine Klage steht möglicherweise ins Haus. 

Am 20. April findet eine Informationsveranstaltung für die Mitglieder des Gemeinderats in der Stadthalle statt. Sollen da die Gemeinderäte zum Durchhalten eingeschworen werden? Die Stimmen gegen die geplante Sanierung mehren sich. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

 

Warum? 

Warum treiben die Veranstalter der Stadthalle einen Keil in die große Gruppe der anderen Nutzer: uns Bürger? Warum konstruieren sie einen Gegensatz von älteren und jüngeren, von rückwärtsgewandten und zukunftsoffenen Menschen? Warum wird den „Konzertfreunden“ ein „eigenartiges Demokratieverständnis“ unterstellt? Meines Wissens haben sie nie die Legitimität des Sanierungsbeschlusses bezweifelt, sondern stellen berechtigte Fragen, deren Beantwortung auch mich als Bürgerin interessieren: Hat der Ausschuss die dem Bauantrag zugrunde liegende aktuelle Kostenberechnung – sowohl für die Investitions- als auch die Folgekosten – eingesehen und diskutiert? Das betrifft ja auch die von uns Bürgern geleisteten Steuerzahlungen – oder fällt eine solche Nachfrage auch unter „eigenartiges Demokratieverständnis“? 

Warum wird die Argumentation von Prof. Sander von den Nutzern Schmidt und Grandy verzerrt wiedergegeben und als inkompetent abgetan? Wenn Schmidt und Grandy den Klangmagier Philipp Wolfrum als Kronzeugen für sich vereinnahmen, führt dies in die Irre. Um nur ein Beispiel zu nennen: Zuschauerreihen im Rücken des Orchesters wären Wolfrum ein Gräuel gewesen. Und übrigens: Warum ist das Akustikgutachten auf der Homepage der Stadt nicht mehr einsehbar? Transparenz für die Öffentlichkeit gehört auch zur Demokratie. 

Christel Hammerstein, Heidelberg 

Rhein-Neckar-Zeitung, 16.04.2021, Seite 5

29 Millionen Euro überwiesen

Stadthalle: Marguerre spendete

Heidelberg. (ani) Die erste Überweisung ist angekommen. Das berichtete Oberbürgermeister Eckart Würzner am Mittwochabend im Haupt- und Finanzausschuss. Demnach hat Mäzen Wolfgang Marguerre für die Sanierung der Stadthalle kürzlich einen Betrag in Höhe von 29 Millionen Euro auf das Konto der Stadt überwiesen.

Marguerre, der auch schon die Theatersanierung ermöglicht hat, hatte zugesagt, aus seinem privaten Vermögen bis zu 33 Millionen Euro für die Sanierung der "guten Stube" zu geben. Würzner betonte im Ausschuss abermals, dass ohne die Großspende Marguerres das gesamte Projekt überhaupt nicht möglich wäre und betonte auch, dass viele sich die Sanierung gewünscht hatten und diese auch für dringend notwendig erachteten. In Richtung Marguerre sagte Würzner: "Das ist eine großartige Unterstützung." Das Stadtoberhaupt versprach auch, dass der Gemeinderat umgehend informiert werde, sollten sich die Kosten für die Sanierung massiv erhöhen.

Darum bat unter anderem Bunte-Linke-Stadträtin Hilde Stolz, die an die 100-Millionen-Euro-Überraschung im Jahr 2019 erinnerte: Damals erfuhr die RNZ, dass das neue Kongresszentrum in der Bahnstadt anstatt der avisierten 65 Millionen Euro 100 Millionen Euro kosten wird.

Baubürgermeister Jürgen Odszuck klärte unterdessen über den Stand der Baugenehmigung auf. Das Verfahren liegt derzeit beim Regierungspräsidium und sei laut Odszuck "sehr weit vorangeschritten". Er gehe deshalb davon aus, dass "demnächst" grünes Licht aus Karlsruhe kommt.

Rhein-Neckar-Zeitung, 16.04.2021, Seite 5

"Ein Projekt für die künftigen Generationen"

Nutzer stehen voll hinter den Sanierungsplänen für die Stadthalle – Sie fordern: „Hört auf zu reden und fangt endlich an“

Einmal im Jahr lässt der Jugendtanztag die Bühne der Stadthalle beben, wie hier 2018. Organisatorin Uschy Szott ist wie der Karlstorbahnhof, der „Frühling“ oder die Fastnachter für die Umbaupläne mit Hubböden im Zuschauerraum. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Die Nutzer der Stadthalle, vom Karlstorbahnhof bis zum Philharmonischen Orchester und von der Perkeo-Gesellschaft bis zum Jugendtanztag, stehen voll hinter den aktuellen Sanierungsplänen für den großen Saal des Veranstaltungshauses. Sie alle waren in die Planungen mit einbezogen und halten das Waechter-Konzept mit den Hubpodien im Zuschauerraum für einen guten, zeitgerechten Kompromiss. Damit reagieren sie auf den Widerstand der "Konzertfreunde der Stadthalle" und die Kritik des Organisten und Hochschulprofessors Prof. Martin Sander.

"Hört auf zu reden und fangt endlich mit der Sanierung an", bringt es "Perkeo" Thomas Barth auf den Punkt. Als der erste Beschluss für den Umbau der Stadthalle vor drei Jahren gefallen sei, sei er noch im Gemeinderat gesessen. Und noch immer kritisierten die "Konzertfreunde" die Pläne und sei die Baufreigabe nicht erteilt. Dabei werde die Stadthalle dringend gebraucht. "Wir haben nicht so viele Ausweichmöglichkeiten", betont er. Der zentrale Vorteil der beweglichen Hubböden ist für ihn, dass die Stadthalle auch künftig ebenerdig für Fastnachtsveranstaltungen genutzt werden könnte.

Kritik an dem Waechter-Konzept äußerten vor allem ältere Mitbürger, ärgert sich auch Uschy Szott vom Jugendtanztag. Dabei müsse man doch beim Umbau der Stadthalle ebenso auf die Jugendlichen und ihre Bedürfnisse hören. "Wir müssen für die Zukunft bauen", so Szott: "Und ich sehe sehr viel Potenzial für ein neues Haus mit guten Möglichkeiten." Sie selbst würde sich für ihre Veranstaltung sehr über ein aufsteigendes Gestühl in den Zuschauerrängen freuen: "Wir hatten immer viele Rückmeldungen von enttäuschten Eltern, die ihr Kind auf der Bühne gar nicht richtig sehen konnten."

Alle Nutzer betonen, wie wichtig für sie die größtmögliche Flexibilität mit den Hubpodien und der variablen Bühne wäre. "Ich sehe sehr viel Potenzial für ein neues Haus mit guten Möglichkeiten", sagt Cora Malik vom Karlstorbahnhof. Und auch sie fordert, dass die Interessen der jungen Menschen mehr berücksichtigt werden müssen: "Das ist ein Projekt für die künftigen Generationen." Auch sie wäre für einen schnellen Umbau: Gerade jetzt in der Corona-Pandemie wäre die Stadthalle sehr wichtig. Zum einen gehe es um die Sicherheit von Veranstaltungsplanungen, aber auch um mögliche Öffnungsschritte. Denn mit Abstand kämen im Saal des Karlstorbahnhofs vielleicht 50 Menschen unter, in der Stadthalle aber 200 bis 300.

"Das ist für mich ein eigenartiges Demokratieverständnis", sagt Thorsten Schmidt, Intendant des "Heidelberger Frühling" in Richtung der "Konzertfreunde". Der Gemeinderat habe entschieden, man könne nicht so lange diskutieren, bis es allen passt. Das RNZ-Interview mit Martin Sander fand er aber "ganz interessant". Besonders, da sich Sander auf den früheren Generalmusikdirektor Philipp Wolfrum bezog, eine der entscheidenden Figuren für die Konzeption des großen Saals im Jahr 1903. "Seine Forderungen werden doch alle erfüllt", verteidigt Schmidt die aktuellen Sanierungspläne: "Die Konzertnische wird wieder nutzbar gemacht." Selbst flexible Podien im Bühnenbereich, mit denen Wolfrum einst so gerne experimentierte, seien gerade im Planungsprozess. "Wolfrum würde sich vermutlich sehr freuen über das, was im Haus passiert", vermutet Schmidt.

Ähnlich sieht dies der heutige Generalmusikdirektor Elias Grandy: "Philipp Wolfrum war ein unglaublich experimentierfreudiger Mensch." Die Zuhörer damals konnten bei Konzerten schon mal nur den Dirigenten und die ersten Geigen sehen, während der Rest des Orchesters dahinter im absenkbaren Bühnenbereich verschwand. Grandy würde es gefallen, wenn die Blechbläser mit dem Rücken zum Publikum sitzen und wie bei Wolfrum gegen die Wand spielen. "Wolfrum hatte diesen Mut", so Grandy. Und den würde er sich auch gerne von den "Konzertfreunden" und der Heidelberger Stadtgesellschaft wünschen. 

Stadthallenleiter Oliver Wolf sieht die Umbaupläne aus Sicht des Veranstalters, der täglich vor Ort ist. "Die jetzigen Umbaupläne sind ein ganz klarer Kompromiss für alle Kunden, die regelmäßig in der Stadthalle sind." Es sei doch gerade der Charme, dass das Haus dadurch sehr wandlungsfähig wird. Denn: "Jeder Heidelberger soll ein bis drei Mal im Jahr ein Interesse daran haben, die Stadthalle zu besuchen." Heute Dalai Lama, morgen Dieter Thomas Kuhn, das mache den Reiz dieses Veranstaltungshauses aus. 

Anders als von Martin Sander im RNZ-Interview behauptet, verschlechtere sich die Akustik im großen Saal nicht, wenn die Umbaupläne umgesetzt würden, betonen Schmidt und Grandy. "So etwas kann man doch nicht behaupten, wenn man das Akustikgutachten gar nicht gelesen hat", so Schmidt. Die ganze Sanierung richte sich an dem Gutachten von Müller-BBM aus – einem der renommiertesten Akustik-Büros weltweit. "Man muss unterscheiden zwischen relevantem und weniger relevantem Raumvolumen", sagt auch Grandy. Und wenn Sander praktisch fordere, das Stadtcasino Basel als Vorbild für die Sanierung zu nehmen, gebe das der Grundriss der Heidelberger Stadthalle eben einfach nicht her. "Das ganze Konzept orientiert sich an der Verbesserung der Akustik."

"Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer verweist zudem auf weitere Verbesserungen durch den Umbau: für Rollstuhlfahrer, für Festivalbesucher, die über einen Bypass vom Foyer trockenen Fußes in den Meriansaal gelangen können. Die GGH, die für die Sanierung verantwortlich sei, mache einen guten Job. Und um ständig wiederholten Gerüchten entgegenzutreten, sagt Schiemer auch: "Wir sind voll im Finanzrahmen."

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 15. April 2021, Seite 6

Prof. Sander zum Stadthallen-Umbau 

Nur in Heidelberg 

Tanzsaal, Kinosaal, oder doch zurück zum „Flair des Jugendstils“? Es gibt in der Welt einige Konzerthäuser aus der Jugendstilzeit: Boston – London – Paris – Wien! Prof. Sander verweist auf das Konzert-Casino in Basel, ich hatte vor einiger Zeit auf die Stadthalle Wuppertal hingewiesen. Käme man an diesen Orten auf die Idee, diese Häuser mit moderner Inventarisierung (Weinberg-Arena!) aufzufrischen? In Boston oder Wien wäre ein solches Projekt schlicht undenkbar – in Heidelberg aber hält man sich offenbar für wegweisend und baut dieses Jugendstil-Juwel um – und zerstört seinen kunstvollen Charakter. Einige kunst- und musikhistorisch belesene Bürger haben das wiederholt angemahnt – die Hoffnung auf eine Heimkehr der Planungen für die Stadthalle zurück zum „Flair des Jugendstils“ aber schmilzt dahin. Welch bitterer Beigeschmack aus Goethes Worten: „Alles, was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht“ bleibt dann zurück? 

Prof. Eckehard Häberle, Heidelberg 


 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 14. April 2021, Seite 5 

 

Gemeinderat und Bürgerentscheide 

Mündige Bürger 

Die Frage ist nicht, wie Stadträtin Frau Winter-Horn befürchtet, „dass demnächst alle großen Entscheidungen durch Bürgerentscheide gekippt werden“. Sollte dem so sein, dann ist es für die Räte angebracht zu überlegen, ob ihre großen Entscheidungen richtig sind. Die Frage ist, für wen die von den Bürgern gewählten Räte*innen da sind? Haben sie über die mehrheitliche Meinung der Bürger hinaus ein Recht, ihre innerparteilichen Beschlüsse als besser zu betrachten? Warum wird jetzt der Umbau der Stadthalle mit den Hubböden weiter betrieben und nicht die Bevölkerung um ihre Meinung befragt? Hier kann echte Bürgerbeteiligung bewiesen werden. 

Sehr geehrte Frau Winter-Horn, bitte begehen Sie nicht den Fehler, zu meinen, nur Sie würden sich informieren, nur Sie hätten damit die besseren Argumente. Die Bürger sind auch mündig und oft sehr gut informiert. Bescheidenheit der Entscheider ist ein hohes demokratisches Gut. Das könnte der Gemeinderat beweisen, wenn er die gesamte Bürgerschaft etwa über die Art der Gestaltung des großen Saales entscheiden ließe. Hier, so vermute ich, scheut die Stadtspitze die Demokratie. Diese wichtige Änderung eines sehr seltenen und vollständig erhaltenen Raumes darf nicht hinter verschlossenen Türen beschlossen und durchgeführt werden. Auch hier muss die Bevölkerung beteiligt werden. 

Ulrich Eckert, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 13. April 2021, Seite 5 

 

„Ich fürchte, die Stadthalle könnte die Atmosphäre eines Kinosaales bekommen“ 

 

Prof. Martin Sander kritisiert die Sanierungspläne für den großen Saal – Plädoyer für eine Rückbesinnung auf Philipp Wolfrum 

 

Martin Sander Foto: Schlosser

Von Holger Buchwald 

 

Eine „Weinberg-Konstruktion“ mit aufsteigenden Rängen im Parkett und der Einbau von Hubpodien im Zuschauerbereich seien für die Stadthalle ungeeignet, findet Martin Sander. Der 58-jährige preisgekrönte Organist ist in Heidelberg kein Unbekannter: Von 1999 bis 2012 war er Professor an der Hochschule für Kirchenmusik und hat die Stadthallenorgel als Kustos betreut. In dieser Zeit hat er sich intensiv mit dem Werk von Philipp Wolfrum befasst, der 1903, als die Stadthalle eröffnet wurde, Generalmusikdirektor in Heidelberg war. Derzeit lehrt Sander in Detmold und Basel. 

 

Prof. Sander, wie gut sind Sie über die Umbaupläne für die Heidelberger Stadthalle informiert? 

 

Da kann ich mir selbst keine Schulnote geben. Aber ich habe verstanden, um was es geht: um eine Weinberg-Konstruktion für den Zuschauerraum, die über Hubpodien im Parkett reversibel ist, aber auf den Emporen mit irreversibel steilen Rängen arbeitet. Durch beides wird das für den Klang relevante Raumvolumen im großen Saal sehr viel kleiner. 

 

Welche Punkte kritisieren Sie? 

 

Die Attraktivität der Stadthalle liegt in meinen Augen in der Schönheit ihrer historischen Substanz als einem der Wahrzeichen Heidelbergs. Sie zu erhalten und zugleich ein modernes Kongresszentrum in der Bahnstadt zu bauen, wäre etwas ganz Besonderes. Die Stadthalle war doch niemals ein „Weinberg“, die Akustik wurde von dem damaligen Generalmusikdirektor Philipp Wolfrum ausgeklügelt. Eine seiner genialen Ideen war, den Bühnenbereich als speziell geformte „Musiknische“ zu planen und dort auf von ihm erfundene bewegliche Podien zu setzen, die per Handkurbel bewegt werden konnten. In meinen Augen war es ein Fehler, diese später durch feste Podien zu ersetzen. 

 

Was war so genial an dieser Idee? 

 

Wolfrum beschreibt das selbst sehr gut in seinem Büchlein „Die Heidelberger Konzertreform“. Es ging ihm darum, die Orchesterensembles und Solisten je nach aufgeführtem Werk unterschiedlich zueinander zu positionieren. So konnte man durch die Podien einige oder auch alle Musiker wie in einen Orchestergraben versenken. Auch ließ Wolfrum gerne einmal die abgesenkten Bläser gegen die Rückwand der Musiknische spielen, zugunsten einer noch indirekteren, dadurch runderen Klangwirkung. Solche Ideen ließen sich auch heute noch für sehr schöne Effekte nutzen. Die Möglichkeit dazu wäre mit den geplanten Zuschauerreihen hinter dem Orchester verschenkt. 

 

Die Akustik in der Stadthalle war zuletzt aber laut Gutachten nicht gerade optimal. 

 

Ich denke, das lag vor allem an dem Vorhang, der in den 60er Jahren hinzukam, und an der plüschigen Bestuhlung. Beides hat sehr viel Schall absorbiert. Der Vorhang kann weg – und für die Stühle könnte man heute Material verwenden, das es in den 60ern so noch nicht gab. 

 

Durch den Weinberg kämen die Zuhörer aber in den Genuss des direkten Schalls. 

 

Der Direktschall darf nicht zu klein sein, das stimmt. Das ästhetisch Schöne ist aber der Raumklang – und der nimmt ab, wenn das Raumvolumen durch den Weinberg geringer wird. Die vorgeschlagene Deckenöffnung über den Emporen, die das Landesdenkmalamt übrigens als problematisch einstuft, wäre in meinen Augen nur der verzweifelte Versuch, etwas von dem Raumvolumen zurückzugewinnen, das durch den Weinberg verloren ginge, also einen Fehler durch einen weiteren zu kompensieren. 

 

An der Neckarseite will Architekt Felix Waechter einen Bypass vom großen Saal abzwacken, durch den die Besucher vom Foyer in den Meriansaal gelangen können. Was halten Sie davon? 

 

Ich fürchte, der Saal ist nicht groß genug, dass man von ihm noch etwas abtrennen sollte. Man kann in solchen Räumen nicht straflos Wände einziehen, ohne dass die Akustik leidet. Das hat man schon in manchen Kirchen gesehen, so zum Beispiel in St. Petri in Freiberg. Die Silbermann-Orgel dort hat nicht mehr den Klang wie früher. Es gibt positive Beispiele, wo Modernisierungen besser gelöst wurden. 

 

Was meinen Sie damit? 

 

Ich denke vor allem an das Stadtcasino Basel. Es wurde von den Architekten Herzog und de Meuron saniert, die auch für die Elbphilharmonie verantwortlich waren. Diese Architekten, die in Hamburg einen perfekten Weinberg geschaffen haben, wären nie auf die Idee gekommen, in dem historischen Konzertsaal in der Schweiz dasselbe zu probieren. Das Stadtcasino ist ein bisschen größer als die Heidelberger Stadthalle, hat nach dem Umbau noch 1397 Plätze. Bei solch einem geringen Raumvolumen kommt eine Weinberg-Konstruktion gar nicht richtig zum Tragen. Ich bin zwar kein ausgebildeter Akustiker, aber ich fürchte, die Stadthalle könnte als Weinberg die Atmosphäre eines Kinosaales bekommen. 

 

Kennen Sie die Stadthalle auch ohne Vorhang oder wie kommen Sie auf die Idee, dass vor allem er für die schlechte Akustik verantwortlich war? 

 

Als man ihn noch hoch und runterfahren konnte, habe ich in der Stadthalle eine CD mit Wolfrums Orgelsonaten aufgenommen. Als der Vorhang größtenteils nicht mehr hing, sondern auf dem Boden der Bühne lag, hatte der Saal eine schöne Akustik. Und der Klang der Orgel hat den Raum gut gefüllt. 

 

Was ist eigentlich das Besondere an der Stadthallen-Orgel? 

 

Dieses Instrument des badischen Orgelbauers Voit ist die älteste Konzerthallenorgel Deutschlands und hat als eine von wenigen romantischen Orgeln all die Jahre weitestgehend im Originalzustand überlebt, auch dank einer sehr behutsamen Restaurierung durch die Firma Vleugels 1993. Sie war Vorbild für eine ganze Reihe anderer Orgelbauten. Die Baden-Badener wollten so eine für ihr Kurhaus, die Prager für ihren Smetana-Saal. Und Pfiffikus Wolfrum war damals auf die Idee eines fahrbaren Spieltisches gekommen – seitdem wurden Saal-Orgeln nie mehr anders gebaut. 

 

Die „Konzertfreunde der Stadthalle“ setzen sich bei der Sanierung für einen optimierten Ist-Zustand ein. Wie könnte der in Ihren Augen aussehen? 

 

Ein Vorbild könnte das sensible denkmalgerechte Vorgehen im schon erwähnten Stadtcasino Basel sein. Hier in Heidelberg würde das eine gewisse Rückbesinnung auf 1903 bedeuten – mit Beseitigung der Schallschlucker, Wiederherstellung flexibler Podien im Bühnenbereich, akustisch optimierter Bestuhlung und gerne auch Rückkehr zu fünf Sitzreihen auf der Empore, aber keinesfalls so steil ansteigend wie im Rahmen der Weinberg-Planung gedacht. So könnte optisch der Flair dieses schönen Jugendstil-Saals bewahrt werden und akustisch der Geist wieder zurückkehren, der in diesem Konzerthaus Jahrzehnte lang geherrscht hatte, bis daraus der Tanzsaal der Amis und eine Kongresshalle wurde.

 

Martin Sander an der historischen Orgel der Heidelberger Stadthalle. Hier nahm er 2005 eine CD mit den Orgelsonaten von Philipp Wolfrum auf. Foto: privat

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 7. April 2021, Seite 6 

Umbau der Stadthalle 

Was ist zu erwarten? 

Frau Paschen hat ja so Recht in ihrem Leserbrief vom 1. April. Sie beschreibt richtig die zerstörte historische Theaterstimmung. Der neue Saal hat den Charme eines mittleren Kinos mit Sitzreihen, deren Abstand geringer ist als in Fachbüchern empfohlen. Zu diesem führen Treppen, die so steil wohl nur mit einer Ausnahmegenehmigung gebaut wurden, und die hölzernen „Kartoffelkistenbrüstungen“ hätte man sich schon gerne als gläserne Konstruktion gewünscht. Was haben wir also von diesem ohne Wettbewerb ausgesuchten Architekten zu erwarten? Frau Paschen spricht auch die geplante Akustik in der Stadthalle an. Laut dem erstellten Gutachten wird die Nachhallzeit nach der Sanierung circa 1,5 Prozent besser sein als die des Bestandes. Es ist jedoch zu vermuten, dass die Akustik eher schlechter sein wird als heute. Der Architekt plant wesentlich steilere Sitzreihen an den Emporen, die die Glasflächen verdecken für den Schall, der vom Orchester kommt. Er beachtet nicht, dass die harten Materialien der Rückwände zur Reflexion des Schalls geplant wurden, aber in Zukunft werden Menschen davor sitzen … Was bleibt noch? Höhere Wartungs- und Betriebskosten bei 280 verkaufbaren Sitzplätzen weniger. 

Hans Kinz, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 6. April 2021, Seite 6 

Leserbrief v. Dorothea Paschen zur Stadthalle 

Grandiose Idee 

Vielen Dank, Frau Paschen, für ihre Ansätze! Wir haben uns schon oft gefragt, wieso die Entscheider das Kongresszentrum nicht auch als moderne Konzerthalle ausrüsten, um ihm so einen wertvollen Zusatznutzen zu geben. Dabei der Stadthalle eine fragwürdige Veränderung zu ersparen, ist doch grandios. Wir wären sehr glücklich, wenn Ihre Idee aufgegriffen wird, und wir werden die Entscheider darauf ansprechen. 

Georg Seyfarth, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 6. April 2021, Seite 6 

 

Leserbrief v. Dorothea Paschen zur Stadthalle 

Noch nicht zu spät 

In seltener und sehr überzeugender Klarheit hat Frau Paschen alle wesentlichen Argumente gegen die aktuelle Planung der Stadthallensanierung zusammengefasst und auf den Punkt gebracht – herzlichen Dank! Insbesondere die Überlegungen zur Einbeziehung des neuen Kongresshauses in die Planungen sind nachdrücklich zu unterstützen. Hier liegt die Lösung der festgefahrenen Diskussion. Es gibt in Europa zahlreiche Beispiele neuer Mehrzwecksäle, die hervorragend für große Symphoniekonzerte geeignet sind, die gut klingen und auch atmosphärisch überzeugen (etwa in Freiburg; auch in Innsbruck gibt es einen derartigen Saal). 

Noch ist es nicht zu spät, die Pläne vernünftig und auch kostengünstig und ohne Gesichtsverlust für alle Beteiligten zu revidieren. Die Bezeichnung „Weinberg“ für das umgebaute Parkett in der Stadthalle trifft allerdings nicht zu. Geplant sind stufenweise ansteigende Stuhlreihen hintereinander. Die Kritik an diesem Umbaukonzept ist trotzdem berechtigt. 

Dr. Karin Werner-Jensen (Alt-Stadträtin), Prof. Dr. Arnold Werner-Jensen, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 1. April 2021, Seite 6 

„Unnötige Weinberg-Konstruktion“ 

Leserinnen-Beitrag zu den Sanierungsplänen für die Heidelberger Stadthalle 

 
Paschen kritisiert auch die blau markierten Absturzsicherungen auf der Empore. 

 

Das verödete alte Theater ist ein trauriges Beispiel, wie man historische Stätten verunstalten kann. Bei Spielbetrieb sitzen die Zuschauerinnen und Zuschauer auf lieblosen schwarzen Stühlen, eingerahmt von hölzernen Stützwänden, die die Sichtbeziehung auf die alten Eingangstüren unmöglich machen. Sonst dient der historische Saal vor allem für Premierenfeiern, die mit verkleideten Biertischen und Bänken den Saal entwürdigen. 

Die „Weinberg-Konstruktion“ (runde, terrassenförmige Sitzanordnung) für die Konzertnutzung wird den Charakter des historischen Saals der Stadthalle grundlegend verändern, weil die 2,4 Meter hohen Absturzsicherungswände die Sicht auf Säulen und die historischen Spiegeltüren versperren. Deshalb müssen auch die Reihen der Empore (siehe Grafik) besonders steil angeordnet werden, um eine teilweise Sicht hinunter auf das tiefer gelegte Orchesterpodium zu ermöglichen. Dazu müssen zur Sicherung der Sitzreihen übermannshohe Wände und in jeder Reihe Absturzsicherungen angebracht werden. 

Was das Versprechen der Architekten „Waechter und Waechter“ betrifft, die Akustik zu verbessern, so sollte man darauf nicht vertrauen. Ein trauriges Beispiel erleidet man beim Sitzen in den drangvoll engen Reihen des neuen Theatersaals. Im ebenfalls von Waechter gebauten Marguerre-Saal war nach der Fertigstellung die Akustik so schlecht, dass die Rücklehnen der Bestuhlung geschlossen werden mussten, um eine Verbesserung zu erreichen. 

Heidelberg baut derzeit eine Kongresshalle mit 1800 Plätzen. Warum stattet man sie nicht als große moderne Konzerthalle aus? Jetzt wäre es noch Zeit, vorausschauend für zukünftige Nutzungen des Hauses zu planen. Wir hätten dann die schonend renovierte Stadthalle und könnten auch den Wunsch des Leiters des Heidelberger Frühlings nach einem mit allen Erkenntnissen der neuen Technik ausgestatteten Konzertsaal für große Orchester erfüllen. 

Warum müssen über sechs Millionen Euro in eine unnötige, versenkbare „Weinberg-Konstruktion“ investiert werden, die einen riesigen Technikraum unter dem Montpellierplatz mitverursacht, ihn großteils versiegelt und ökologisch verändert? Drei Meter hohe Zuluftröhren würden den Platz „zieren“. Von den enormen Folgekosten, die jährlich von der Kommune zu tragen sind, soll hier gar nicht gesprochen werden. Zu allem Übel gibt es durch die „Weinberg-Konstruktion“ dann in der Stadthalle 280 Plätze weniger als zuvor. 

Meine herzlichste Bitte an Herrn Marguerre, Herrn Oberbürgermeister Würzner und alle Stadträtinnen und -räte lautet, die „Weinberg-Konstruktion“ nicht einzubauen und mit dem dadurch gesparten Geld die neue Kongresshalle zu einem modernen Konzertsaal aufzurüsten. Das wäre eine Win-Win-Situation für Heidelberg. 

Dorothea Paschen, Alt-Stadträtin 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 16. März 2021, Seite 6 

Sanierung Stadthalle 

Innovationsfeinde 

Es wird aber auch mal Zeit, dass sich jemand gegen die ach so „tapfere“ Gruppe der „Konzertfreunde“ stellt. Ist es nicht faktisch so, dass die wahren Freunde von Konzerten auf eine herausragend sanierte Stadthalle warten und Institutionen wie Flamme Events oder der Frühling diese Sanierung begrüßen? So schleicht sich einem hier der Verdacht ein, dass es die so genannten Konzertfreunde eigentlich nicht verdient haben, diesen Namen zu tragen. Man sollte sie eher in Innovationsfeinde umbenennen. Wäre ich Herr Marguerre, so würde ich nun endgültig, nachdem die Konzertfreunde auf ganzer Breite verloren haben und dennoch Stimmung machen, mein Geld nehmen und sagen: Lieber Herr Strommenger, lieber Herr Bujard, dann sorgen Sie beiden Spezialisten nun für die Finanzierung. 

Nicolas Bernhard Marchiaval, Heidelberg 

 

© Rhein-Neckar Zeitung,Dienstag, 16. März 2021, Seite 6 

Sanierung Stadthalle 

Alle Sinne ansprechen 

Seit Wochen – gefühlt täglich – finde ich Leserbriefe der „Konzertfreunde“ in der RNZ. Inzwischen erhärtet sich bei mir der Verdacht, dass die „Konzertfreunde“ keine „Ins-Konzert-Geher“ sind. Für mich muss ein Konzert alle Sinne ansprechen. Ich möchte in einem schönen Ambiente das Konzert mit Augen und Ohren genießen. Für die Stadthalle halte ich es seit Studentenzeiten so: Ich besorge mir einen Sitzplatz auf der Empore (warum wohl?). Sollten die ausverkauft sein (warum wohl?), dann kaufe ich mir eine Karte vom äußeren Parterre (da sind immer welche übrig, warum wohl?). Die Karte verschafft mir den Einlass in die Stadthalle. Mit ihr steuere ich einen Stehplatz auf der Empore (!) an und genieße – mit allen Sinnen – das Konzert. Inzwischen ist es bei Neubauten Standard, genau dieses Bedürfnis zu befriedigen. 

Marika Osterholt-Jung, Heidelberg 

  

DIE STADREDAKTION, am 4. März 2021 


Erklärung der „Konzertfreunde der Stadthalle“ 

 Beitragsbild: Stadt Heidelberg / Konzertfreunde der Stadthalle 

 

Zur Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege vom 23.11.2020 

/ via „Konzertfreunde der Stadthalle“ / 

Einleitung 

Ein denkmalfachliches Gutachten liegt noch nicht vor, aber eine „Denkmalfachliche Stellungnahme des  Landesamtes für Denkmalpflege.“ (LAD) 

Darin heißt es: 

Bei der Beurteilung des vorliegenden Bauantrags prüft das Landesamt für Denkmalpflege, ob die vom Bauherrn beantragten Maßnahmen mit erheblichen Eingriffen in die Denkmalsubstanz verbunden sind oder/und eine erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes (innen wie außen) damit einhergeht. 

… Grundlage für die Stellungnahme sind die mit dem Bauantrag eingereichten Unterlagen, insbesondere die  Baubeschreibung sowie die Beschreibung der baulichen Veränderungen vom 31.03.2020. 

Die Stellungnahme des LAD macht deutlich, dass das Büro W&W (Waechter + Waechter Architekten BDA) bis heute – also nach Einreichung des Bauantrags – noch immer zu wesentlichen Fragen des Denkmalschutzes keine genehmigungsfähigen Pläne vorgelegt hat. Folgerichtig kritisiert das  LAD eine Reihe von geplanten Maßnahmen, die es prinzipiell in Frage stellt. Im Folgenden nehmen die „Konzertfreunde“ zu den Aussagen des LAD Stellung. 

 

Der Große Saal: 

Der Umbau des Großen Saals mit einem Zuschauerraum, der sich zu einer Weinberg-Architektur umgestalten lässt, ist der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn. Als Begründung wird eine Verbesserung von Akustik  und Blickbeziehungen angeführt. Aus denkmalfachlicher Sicht bedeutet der Umbau Eingriffe in die Substanz  (Boden) sowie eine Veränderung des Erscheinungsbildes. Aus diesen Gründen bestehen aus denkmalfachlicher Sicht Bedenken dagegen. 

Diese Aussage des LAD ist eigentlich das Ende der Weinberg-Konstruktion, ist es aber offenbar nicht: Parterre und Seitenbalkone werden getrennt  betrachtet,  so  als ob die scheinbar reversible Weinberg Konstruktion nichts mit  den irreversiblen massiven Veränderungen auf  den  Seitenemporen zu tun hätte.  Die Aussage des LAD Die Beeinträchtigung des Erscheinungsbilds im Großen Saal ist also nur vorübergehen den Charakters ist falsch. Parkett und Emporen sind der Große Saal. Sie bilden eine Einheit.  

Kann es sein, dass sich das LAD bei seinen Entscheidungen auf den ausdrücklichen Wunsch des Bauherrn bezieht? Damit erhebt sich die Frage, ob der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn Denkmalschutz aushebeln  kann? Gilt dies nur für Bauherren der Öffentlichen Hand, aber nicht für private Bauherren? 

Die von den „Konzertfreunden“ geäußerten Bedenken werden vom LAD  geteilt.  Es ist völlig unhistorisch und zerstörerisch, in einen vergleichsweise kleinen, denkmalgeschützten Jugendstil-Konzert- und Festsaal  eine Weinberg-Konstruktion zwängen zu wollen. Die Folge davon ist, dass nur noch 968 (statt früher 1.170)  Konzertbesucher möglich sind. Seitlich und hinter der Bühne entstehen 130 Plätze, für die das Akustikgutachten  feststellt, es  seien  dort insgesamt  nur  sehr  ungünstige  Klangverhältnisse  zu erwarten. Hinzu kommen auf den Rängen weitere 88 Plätze mit – laut Akustiker – schlechter Direktschallversorgung und Sichtbarkeit, so dass künftig von den Plätzen in der Stadthalle 22% keine gute Akustik aufweisen. 

Es ist allgemein bekannt, dass zur Erreichung einer guten Akustik  in einer Weinberg-Architektur besonders große Bauvolumina und speziell gestaltete Wand- und Balkonkonstruktionen sowie -materialien erforderlich  sind.  Das  ist  grundsätzlich  nur  mit  Neubauten  zu  erreichen.  Die  Berliner  Philharmonie  und  die  Elb Philharmonie beweisen das. In seinem Vorschlag  für den Großen Saal lassen der Architekt, aber auch alle  seine Unterstützer dieser unpassenden Idee, Augenmaß und Hochachtung für das historische Erbe vermissen. Die „Konzertfreunde“ haben nachgewiesen, dass die angestrebte Verbesserung der Akustik ohne Verletzungen des Denkmalschutzes möglich ist. Dies bestätigt auch das Akustikgutachten von Müller-BBM. 

Die  Stadt  sagt: Durch die Sanierung wird sich die Stadthalle wieder  stärker an den Originalzustand  annähern. Für den Großen Saal in der Konzert-Konfiguration ist das falsch – auch nach Auffassung des LAD. 

Die Bilder 1 und 2 machen den gravierenden Eingriff in die denkmalgeschützte Substanz deutlich. 

 Bild 1- Aktuelles Werbebild der Stadt Heidelberg   Blaue Eintragungen „Konzertfreunde der Stadthalle“ 

 Bild 2 – Ausschnitt aus W&W Genehmigungsplanung, Schnitt C-C, Plan-Nr. T0001-A1-SC-XX-XXC, 31.03.2020 – Blaue Eintragungen „Konzertfreunde der Stadthalle“ 

 

Die Empore: 

Das LAD schreibt: 

Gegen die Ergänzung von zusätzlichen Stuhlreihen auf der Empore bestehen aus denkmalfachlicher Sicht keine Bedenken,  da dies dem historischen  Zustand  entspricht.  …Trotzdem wirkt sie sich nachteilig auf das Erscheinungsbild des Raums aus und wirft noch zu klärende Fragen wie die Absturzsicherung an der bestehenden Empore auf. Gestaltung der neuen Anlage sowie die Absturzsicherung sind noch vorab mit den Denkmalbehörden einvernehmlich zu klären. 

 Bild 3 

 

Unbestritten ist, dass die Emporen ursprünglich mit fünf Sitzreihen bestuhlt waren.  Die neue  Anlage ist aber extrem steil, unhistorisch und vor allem irreversibel. Die hierdurch notwendige Absturzsicherung besteht aus Treppengeländern, einer Reling auf der Balkonbrüstung und übermannshohen Wandelementen. Ließen die historischen 5 Stuhlreihen  noch die Weite des Raumes erfahren, wobei etwa 2/3 der historischen Spiegeltüren sichtbar blieben, so verstellt die durch die Weinberg-Konstruktion erzwungene Steilheit der Stuhlreihen den Blick in den Saal und auf die Spiegeltüren, die zur festlichen Stimmung im Saal wesentlich beitragen. 

Die  Aussage  des  LAD „Gegen  die  Ergänzung  von  zusätzlichen  Stuhlreihen  auf  der  Empore  bestehen  aus  denkmalfachlicher  Sicht  keine  Bedenken,  da  dies  dem  historischen  Zustand  entspricht“ ist falsch,  denn  sie  bezieht sich ausschließlich auf die Anzahl von 5 Stuhlreihen, ist also  kein Freibrief für die Gestaltung der neuen Anlage, die sich nachteilig auf das Erscheinungsbild des Raums auswirkt. Die Gegenüberstellung der  Situation von 1903 und der Neuplanung macht dies augenfällig (Bild 3). 

Die massiven Störungen des Erscheinungsbildes im Einzelnen: 

1. Betritt man die Empore vom Foyer des Obergeschosses, blickt man als Erstes auf übermannshohe Absturz sicherungswände der klotzigen neuen Anlage, die die Weite des Raumes nicht mehr erfahrbar macht. 

2. Die Absturzsicherungen an den Enden der Sitzreihen in Form von Treppen und Treppengeländern sind  unhistorisch, nicht denkmalgerecht und tragen (wie spätere Einbauten) als Phantasiekonstruktionen nichts zum Denkmalwert bei. 

3. Die erhöhten Sitzpositionen machen eine Erhöhung der Brüstung notwendig, die nicht nur ästhetisch  unbefriedigend, sondern auch nicht denkmalgerecht ist.  

4. Die steil aufragenden Sitzreihen verdecken die Wandfelder mit ihren historischen Spiegeltüren zu etwa 2/3. 

Es  ist  offensichtlich,  dass  die Weinberg-Konstruktion im  Parkett die Gestaltung  der  neuen Anlage auf  der  Empore erzwingt,  obwohl sie sich  offensichtlich  nachteilig  auf  das  Erscheinungsbild  des  Raums  auswirkt. Von einer Rückkehr zum historischen Zustand kann nicht die Rede sein, da dieser nicht erreicht wird; daher  spricht das LAD von der Gestaltung einer neuen Anlage.  

Warum fordert der Denkmalschutz auf der Empore keinen Rückbau in den historischen Zustand, wie er es  bei der Treppenanlage im östlichen Außenbereich durchgesetzt hat? 

Unverständlich, weil nicht konsistent, ist auch, warum das LAD bei der Weinberg-Konstruktion im Parkett  zwar auf Reversibilität des Erscheinungsbildes besteht, jedoch bei der Empore seine Bedenken zurückstellt,  obwohl  gerade  hier  die  starke  Veränderung  nicht vorübergehenden  Charakters  ist:  „Die  Weinberg Konstruktion sollte,  sofern  sie  nicht  benötigt  wird,  zugunsten  des  historisch-überlieferten  ebenen  Bodens  versenkt werden.“ Mit  dieser Aussage gibt  das  LAD einerseits eine  unmissverständliche Wertung ab,  ohne  andererseits dieselben Konsequenzen für die Empore zu ziehen. 

Deckenöffnungen über der Empore: 

Schon am 13.03.2019 formulierte das Landesamt zum Thema Deckenöffnungen über der  Empore: 

Die Öffnung der Deckenfelder über der Empore wird aus denkmalfachlicher  Sicht weiterhin sehr kritisch gesehen und eine befriedigende Lösung ist kaum vorstellbar. Eine Bemusterung von Materialien und  Detaillösungen kann aber natürlich trotzdem erfolgen. – Bisher wurde hier jedoch nichts vorgelegt. Die Eingriffe in Substanz und Erscheinungsbild sind aus denkmalfachlicher  Sicht  nicht genehmigungsfähig.  Dem vom Antragsteller formulierten Ziel, für den Großen Saal die bestmögliche Raumakustik herzustellen, dürfen  aus Sicht des Landesamts nicht Denkmalsubstanz oder Erscheinungsbild geopfert werden. Hier sind Alternativen zu finden oder auch Einschränkungen zu akzeptieren. 

Dass das LAD die geplante Maßnahme als nicht genehmigungsfähig ablehnt und hier Denkmalsubstanz oder Erscheinungsbild den Vorrang vor der Architekten-Planung gibt, ist anerkennenswert, aber eigentlich selbstverständlich. Wieso wird dieser Maßstab nicht auch bei den anderen Verstößen angelegt? 

Schallreflektoren: 

Zu den beantragten Vorhängen und Schallreflektoren liegen noch zu wenig Informationen vor, um die Maß nahme denkmalfachlich abschließend prüfen zu können. Bis zur Klärung der Details bestehen denkmalfachli che Bedenken gegen die Anbringung, da sie sowohl mit Substanzeingriffen (Befestigung) als auch mit einer  Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes verbunden sein dürfte. 

Die ablehnende Haltung des LAD zu Deckenöffnungen und Schallreflektoren ist gravierend, stellt sie doch entscheidende Voraussetzungen für die Weinberg-Architektur infrage.  

Sollte das LAD Deckenöffnungen, die Installation von Vorhängen und mobilen Schallreflektoren schließlich doch zulassen, so gelten deren akustischen Verbesserungen auch für eine bodenebene Variante wie aber auch für einen Optimierten IST-Zustand, wie ihn die „Konzertfreunde“ bevorzugen. 

 

Akustik: 

Die Akustikgutachten von Müller BBM vom Januar 2019 sowie der Vortrag vor dem HAFA (Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates) im September 2019 bestätigen, dass für die Verbesserung der Akustik im Großen Saal keine aufwändigen und risikoreichen Maßnahmen notwendig sind. Einziger Vorteil einer aufwändigen Weinberg-Konstruktion sei die Lateralbeschallung der Parkettbesucher durch die bis zu 2,4 m hohen Absturzsicherungswände. Im Parkett werden die Absturzsicherungswände als Voraussetzung für eine gute Klangumhüllung gepriesen. Die Lateralbeschallung erreicht aber weder die Sitzplätze im Seitenparkett noch die Plätze auf den Seitenemporen. Hier  verschlechtern sich die Verhältnisse noch, da durch die Steilheit der neuen Anlagen die Absorptionsflächen deutlich erhöht statt reduziert werden. 

Das Akustikgutachten sagt hierzu: 

Weitere wichtige Aufgaben für die Sanierung und akustische Optimierung  des Großen Saals bestehen daher darin, sämtliche unerwünschte Absorption im Saal zu entfernen bzw. zu  minimieren. An anderer Stelle heißt es, dass die … Reduzierung der Absorptionsflächen … bei einem Optimierten-Ist-Zustand genauso zu einem Runderen Klang und besserer Klangmischung führt. 

Auch die gemessenen Akustikwerte wie Nachhallzeit und Volumenkennzahl (= das Volumen in m3, das der Saal pro Konzertbesucher bietet) sind bei einem Optimierten IST-Zustand also genauso gut wie bei der wesentlich teureren und denkmalschützerisch fragwürdigen W&W-Planung.  

Zwar hat das Parkettpublikum durch die Bodenabsenkung einen besseren Blick auf das Orchesterpodium,  aber  die  Plätze  im  Seitenparkett und  auf  den Seitenemporen können nur durch ihre notwendigerweise steile Anordnung überhaupt erst einen Sichtkontakt bzw. einen teilweisen Sichtkontakt (laut Akustikgutachten nur 40%) erhalten. 

Denkmalgeschützt ist ja nicht nur das Erscheinungsbild des Großen Saals, sondern auch der spezielle Klangcharakter dieses historischen Saals, den  Prof. Philipp Wolfrum1 durch  seine damaligen Überlegungen geprägt hat: Jeder Konzertsaal hat seinen eigenen Klangcharakter – auch der Große Saal der Stadthalle. Auch dieser Klangcharakter steht unter Denkmalschutz,  denn er ist typisch für einen Konzertsaal der Jahrhundertwende und ist somit ein musikhistorisch außergewöhnliches Monument. Deshalb weist das LAD auch im Zusammenhang mit der historischen Orgel, die Teil des Weltkulturerbes „Orgelbau und Orgelmusik“ ist,  darauf  hin: 

Das Akustik-Gutachten  zu  den  Auswirkungen der  Umbauten  auf  den  Klang  der  Orgel  im  Saal  steht immer noch aus. Es ist den Denkmalbehörden noch zur Prüfung vorzulegen. Unter Umständen können  sich  daraus  noch  Änderungen  für  die  Umbauplanung  ergeben. 

In Heidelberg bietet sich mit dem großen Saal im neuen Kongresszentrum (1.800  Plätze) die ideale Möglichkeit, insbesondere für große Orchester,  moderne Klangräume anzubieten, ohne dafür die Zuhörerzahl reduzieren zu müssen.  

Wirtschaftlichkeit: 

Jeder Bürgerin und jedem Bürger ist klar, dass ein Kultur- und Konzerthaus niemals profitabel aber dennoch nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten  betrieben werden kann.  Bei der Stadthallensanierung muss man  allerdings den Eindruck gewinnen, dass Investitionen keine Rolle zu spielen scheinen, nach dem Motto „Der größte Teil wird ja sowieso gespendet“.  Noch viel weniger scheinen die Betriebskosten zu interessieren,  obwohl gerade diese den städtischen Haushalt langfristig belasten werden. 

Der Große Saal bot mit seiner bisherigen Bestuhlung Platz für 1.170 Besucher. Für mittlere und kleine Orchester bietet die Weinberg-Konstruktion nur noch 968 Plätze  =  202  Sitzplätze weniger.  Bei großen und logischerweise teureren Orchestern verbleiben nur noch 890 Sitzplatze =  280  Sitzplätze  weniger (Bild  1).  Das heißt, je größer das Orchester, desto weniger Zuhörer. Daraus folgt: Entweder müssen die Ticketpreise oder die städtischen Zuschüsse erhöht werden. Gleichzeitig entstehen bei mittleren und kleinen Orchestern  216 Plätze  (= 22%), die  – laut Akustikgutachten – keine gute Akustik aufweisen. Zur Unterbringung eines  großen Orchesters entfallen 86 Sitzplätze hinter dem Orchester, die im Akustikgutachten als sehr ungünstig bewertet sind, und trotzdem verbleiben bei großen Konzerten immer noch 130 Plätze, bei denen nur sehr  ungünstige Klangverhältnisse zu erwarten sind. 

Um das zu erreichen, werden für die Weinberg-Konstruktion mehr als 6 Mio. € investiert, zuzüglich der Kosten für den Abriss der Bodenplatte im Großen Saal, zuzüglich der erforderlichen Ertüchtigungsmaßnahmen  für das statische System für den Einbau der Hubpodien. Auch nicht enthalten sind hierin die Kosten für die sog. neuen Anlagen mit fünf Sitzreihen auf den Seitenemporen.  

Die oben genannte Investition für die Weinberg-Konstruktion stammt aus einer Kostenrechnung des Architekten aus dem Jahre 2019. Aktuelle Zahlen stehen der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Nach allen Erfahrungen ist es unwahrscheinlich, dass die Kosten bei fortschreitender Planungsgenauigkeit sinken. Bei Investitionen für technische Systeme rechnet man in der Betriebswirtschaft mit min. 2,5% p. a. an Betriebs-, Wartungs und Instandhaltungskosten. Das sind bei 6 Mio. € allein für die Weinberg-Konstruktion 150.000 € p. a. 

Bedenkt man, dass die Verbesserung der Akustik zum größten Teil auf die Reduzierung der Anzahl Konzertbesucher (s. Volumenkennzahl im Abschnitt Akustik) zurückzuführen ist, so könnte dieser Effekt im original  erhaltenen Großen Saal ohne Investitionen und ohne erhöhte Betriebskosten erreicht werden, indem man dort eben auch nur z.B.  890  Stühle aufstellt. Der vorgeschlagene Optimierte IST-Zustand kann natürlich  mehr. Auf jeden Fall „dürfen aus Sicht des Landesamts nicht Denkmalsubstanz oder Erscheinungsbild geopfert  werden.  Hier  sind  Alternativen  zu  finden  oder  auch  Einschränkungen  zu  akzeptieren.“ Noch  ein  wirtschaftlicher Aspekt: Wie die Schwetzinger Festspiele mit einem original erhaltenen Zuschauerraum aus dem 18. Jahrhundert werben,  so  könnte der „Heidelberger Frühling“  mit dem authentischen Ambiente  eines Jugendstil-Konzertsaals aus dem frühen 20. Jahrhundert werben. 

Natürlich unterstützen die „Konzertfreunde“ die Wiederherstellung eines höhenverstellbaren Orchesterpodiums, wie es Prof. Wolfrum bereits 1903 realisiert hatte. Setzt man hierfür eine Investition von ca. 1 Mio. €  an reduzieren sich die Hubpodienbedingten Betriebskosten von 150.000 auf 25.000 €. 

Schlussbemerkung: 

Ein Mäzen beauftragt seinen bevorzugten Architekten, eine Idee für den Konzertsaal der Stadthalle zu entwickeln. Die Idee wird der Stadt übergeben, verknüpft mit einer millionenschweren Spende. Ein Architektenwettbewerb findet nicht statt, weil in die Beschlussvorlage 0077/2018 fälschlicherweise hineingeschrieben wurde: 

Auf einen Architektenwettbewerb wurde verzichtet, da wesentliche architektonische Veränderungen an der Bausubstanz nicht vorgesehen sind. Die Architektenleistung ist Bestandteil der Großspende. 

Sowohl die Aussage,  es seien keine wesentlichen architektonischen Veränderungen an der Bausubstanz vorgesehen als auch die Aussage, die Architektenleistung sei Teil der Großspende sind unrichtig. Trotzdem  stimmt der Gemeinderat allem zu. Der „Experten- und Nutzerkreis“, in dem drei Vertreter der „Interessengemeinschaft  Kultur- und  Konzerthaus Stadthalle“ – heute „Konzertfreunde der Stadthalle“ – aktiv  und konstruktiv mitarbeiten, wird sang- und klanglos in einen „Kleinen Nutzerkreis“ umgewandelt, der vor allem mit Vertretern städtischer Betriebe besetzt ist. Es ist aufschlussreich, dass vonseiten der Stadtverwaltung  immer wieder, auch öffentlich, die Warnung ausgesprochen wird, die Sponsoren könnten ihre Spendenzusage  zurückziehen,  wenn Alternativen ernsthaft  diskutiert  würden.  Zusagen  des OB,  den Vorschlag der „Konzertfreunde“, einen Optimierten  IST-Zustand zusammen mit dem Architekten und dem Akustiker zu entwickeln und diese Alternative von den „Konzertfreunden“ im Haupt- und Finanzausschuss erläutern zu lassen, wurden nicht eingehalten. In einer Stadt, die sich einer bundesweiten Anerkennung ihrer „Mitgestaltenden  Bürgerbeteiligung“ rühmt,  ist es nicht akzeptabel,  wie hier mit engagierten und ehrenamtlich arbeitenden Bürgern, die konstruktive Vorschläge machen, umgegangen wird. 

Aus denkmalfachlicher, akustischer und wirtschaftlicher Sicht gibt es keine begründbare Rechtfertigung für die Zerstörung des historischen Ambientes bei der Konzertnutzung. Auch wenn der Denkmalschutz in Baden-Württemberg dem Wirtschaftsministerium untersteht, das auch andere  Interessen als die Denkmalpflege verfolgt, sollte alles getan werden, um den Verdacht zu vermeiden, dass Kapital den Denkmalschutz schlägt. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 12. März 2021, Seite 6

Stadthallensanierung 

Fangt an! 

Die etlichen Leserbriefe der Bedenkenträger und Zögerer, der Neinsager und Polemiker zur Stadthallensanierung habe ich längst satt! Niemand konnte mir bisher plausible Gründe für die Ablehnung der Hubpodien im großen Saal nachvollziehbar erklären. Mit ihnen kann man ja, wenn gewünscht, die bisherige ebene Saal-Situation realisieren. Und, wenn gewünscht, ein sanftes Ansteigen von Zuschauerreihen und Orchesterpodium ebenso. Was also soll dieser törichte Ruf nach „Zerstörung der bisherigen Atmosphäre“? Sanierung heißt immer auch Erneuerung, und das nicht bloß der Elektrik oder der Wandfarben, der Energieversorgung und der Bestuhlung. Sanierung heißt auch, endlich die Stadthalle zukunftstauglich zu machen. Deshalb muss das Raumvolumen zur Verbesserung der Akustik und der Sicht auf die Bühne realisiert werden. Also: Liebe Bauleute und Planer, sehnsüchtige und einsichtige Musikfreunde und Entscheider: Fangt endlich an, die Stadthalle auf den Stand eines aktuellen Konzertsaals zu bringen. Die städtischen Sinfonie-Konzerte, der „Heidelberger Frühling“ und andere Klassik-Veranstalter brauchen diesen flexiblen Saal ebenso dringend wie Tänzer und Narren! 

Bruno Dumbeck, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 11. März 2021, Seite 6

Zum Umbau der Stadthalle 

Unwiederbringlich 

Die Ziele der tapferen Gruppe „Konzertfreunde” verfolge ich seit einiger Zeit mit großer Sympathie. Der Leserbrief vom Freitag in der RNZ stimmt melancholisch-nachdenklich. Mit der Stadthalle besitzt Heidelberg einen wunderschönen, akustisch weithin überzeugenden, hochkarätigen Konzertsaal. Ich verstehe die Gründe für die Radikalität der geplanten Renovierung nicht. So ein Saal ist ein hochempfindlicher Organismus, vergleichbar einem alten Musikinstrument, mit dem man besonders behutsam umgehen sollte. Es geht um nichts mehr und nichts weniger als um die Erhaltung eines wertvollen, unwiederbringlichen Kulturguts. 

Ulf Hoelscher, Nußloch .

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 11. März 2021, Seite 6

Zum Verhalten der Bürgermeister 

In Fürstenmanier 

In meiner Zeit als Lehrer habe ich meine Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern aufgefordert, mich als ihren Dienstleister anzusehen und auch zu beanspruchen. Schließlich bezahlten sie auch mein Gehalt. Auch der Oberbürgermeister und die Bürgermeister sind nicht mehr als die auf Zeit gewählten Dienstleister der Bürgerschaft und insofern der Bürgerschaft, dem Souverän, gegenüber verantwortlich. Um so erstaunter war ich, als ich las, dass die Entscheidungen des Amtes für Baurecht und Denkmalschutz vom Regierungspräsidium Karlsruhe getroffen werden, weil die Baugenehmigung zum Königstuhlhotel rechtswidrig erteilt wurde, das Baurechtsamt also unter Dienstaufsicht steht. Deswegen und nicht wie vom Baubürgermeister behauptet, weil ein nicht genannter Bürger gegen den Umbau der Stadthalle Einspruch eingelegt hat, wird der Bauantrag von Karlsruhe geprüft. Die Nonchalance des Bürgermeisters ist hier nicht angebracht. Auch Bürgermeister Erichson hat mit seiner Einschätzung, alles sei rechtens, nicht Recht. Nun verweigert der Oberbürgermeister eine Abstimmung über schmutzige Geldanlagen. Auch das ist nicht hinnehmbar, das sind Steuermittel, also unser Geld. Sollte die Zeit der Fürsten doch noch nicht vorbei sein? 


Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 9. März 2021, Seite 5

Die Archäologen fanden vor allem Bauschutt 

Sondierungsgrabungen an der Stadthalle abgeschlossen – Die Fläche war früher Arbeitsplatz von Zimmerern und städtischer Bauhof 


Blick in die Vergangenheit: Bei den Sondierungsgrabungen an der Stadthalle fanden die Archäologen Bauschutt aus drei Jahrhunderten. Die ockerfarbene Schicht links ist aber der viel jüngere Untergrund eines Weges. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald 

Dem Bau der unterirdischen Technikzentrale für die Stadthalle steht aus archäologischer Sicht nichts entgegen. Das Kurpfälzische Museum war in der vergangenen Woche mit Sondierungsgrabungen beschäftigt. Schicht für Schicht hat der Baggerführer unter Aufsicht des Archäologen Tobias Schöneweis die Erde des Montpellierplatzes abgetragen – bis auf eine Tiefe von vier Metern. Inzwischen ist das Loch wieder aufgefüllt. „Wir haben die Baustelle freigegeben“, berichtet Renate Ludwig, Leiterin Archäologie und Denkmalschutz beim Kurpfälzischen Museum. 

Spektakuläre Funde hat Schöneweis nicht zutage gebracht, aber das war auch nicht zu erwarten. „Für die Altstadt haben wir das Glück, dass wir den Merian-Stich haben“, so Ludwig. Grundstücksgenau hat Matthaeus Merian vor 400 Jahren vom Heiligenberg aus das Geschehen im Tal für die Nachwelt festgehalten. Auf der bekannten Heidelberg-Ansicht ist zu sehen, dass an der Stelle, wo heute die Stadthalle und der Montpellierplatz sind, damals eine Freifläche war, die für den städtischen Bauhof genutzt wurde. 

„Zimmerplatz hieß dieser Platz früher“, klärt Schöneweis auf. Er war vor allem dazu da, das Bauholz zu lagern und zu verarbeiten, das von den Flößern gebracht wurde. Kleine Boote wurden hier zusammengezimmert, aber auch Buden von Krämern. „Deshalb haben wir damit gerechnet, dass wir im Untergrund mächtige Planierschichten finden werden“, berichtet der Archäologe. Der handwerklich genutzte Platz war nach seiner Untersuchung nie gepflastert. Da er immer wieder überflutet und aufgeweicht wurde, musste man ihn oft verdichten. „Dafür hat man ganz häufig Bauschutt benutzt“, so Schöneweis. Dementsprechend fanden sich im Untergrund jede Menge zerschlagene Ziegel und Haushaltsabfälle. Fragmente von Töpfen, Krügen, Ofenkacheln. All das wurde gerne genutzt, um den unebenen Boden aufzufüllen. Die Schichten, die Schöneweis freilegte, stammen von etwa 1600 bis ins 19. Jahrhundert. 

Es gebe verschiedene Arten von archäologischen Sondierungsgrabungen. In diesem Fall habe man sich gegen Bohrkerne und für Grabungsschnitte entschieden, berichtet Schöneweis: „Da wir schon im Vorfeld geahnt haben, dass wir sehr in die Tiefe müssen.“ Und so konnte man auch die gesamte Breite der künftigen Technikzentrale ausnutzen. 

Ältere Funde – zum Beispiel aus der Keltenzeit – waren nicht auszuschließen, so der Archäologe. Die Wahrscheinlichkeit dafür wäre jedoch auf der Neuenheimer Seite des Neckars immer größer. Ludwig fügt hinzu: „In den 20 Jahren, in denen ich in Heidelberg bin, hat es noch nie eine Grabung gegeben, die einen Bau verhindert hätte.“ Dabei wird das Kurpfälzische Museum, das zugleich untere Denkmalschutzbehörde ist, bei Tiefbauarbeiten immer hinzugezogen, um eine Stellungnahme abzugeben. „Wenn wir auf einen wichtigen archäologischen Fundplatz stoßen, kann dies eine mehrmonatige Ausgrabung nach sich ziehen“, so Ludwig. Der jeweilige Bauherr müsse diese dann auch bezahlen. 

In den meisten Fällen, wie am Montpellierplatz, reicht es aber aus, die Grabungen zu dokumentieren. Hätte Schöneweis Gegenstände von historischem Wert gefunden, hätte er diese ins Museum gebracht. „Papa, was ist das Tollste, was Du je gefunden hast?“, wurde Schöneweis neulich von seinem Sohn gefragt. Für ihn war das ein kleines Steinbeil aus der Jungsteinzeit. Für das Museum eher unbedeutend, doch er hat es auf dem riesigen Areal der Campbell Barracks in der Südstadt gefunden. Es schien fast unmöglich, dort etwas zu entdecken. Schöneweis: „Das war die berühmte Nadel im Heuhaufen.“ 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 9. März 2021, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Keine Hubböden unten! 

Freunde von mir wohnten in der Marstallstraße. Im Winter, lange bevor der Neckar über die Ufer ging, kam er bei denen die Kellertreppe hoch. Das heißt, die Unterkellerung der Stadthalle zum Versenken der Hubböden läuft entweder voll oder das (Grund)Wasser drängt woanders hin und gefährdet unter Umständen die Statik der Anrainer-Häuser oder die Stadthalle selbst! Besser, was die Konzertfreunde planten: keine Hubböden unten! 

Birgit Frank, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 5. März 2021, Seite 6

Umbau der Stadthalle 

Blick aus der Zukunft 

Wir schreiben das Jahr 2071: Wie vor 50 Jahren hat die RNZ wieder eine Artikelserie aufgelegt namens „Verlorene Kulturdenkmale“ (oder: „Einst und jetzt“). Heute: die Stadthalle. Unverständlich – auch für die RNZ, die damals nicht heftiger einschritt – die Verunstaltung des einmaligen Jugendstilhauses durch die Nachäffung von „Weinbergkonzertsälen“ mit Terrassenbestuhlung. Unverständlich auch, weil der Hubboden bei Weitem nicht den erwarteten Hör- und Sehgenuss erbrachte und bald wieder stillgelegt wurde wegen zu hoher Betriebskosten. Unverständlich auch, dass für Musiktechnokraten und geltungsbedürftige Veranstalter Mäzene bereit waren, zig Millionen Euro zu verschleudern, und die Hirne der politischen Entscheider vernebeln konnten. 

Der Artikel schließt mit dem Wunsch nach einer Zeitmaschine, die 50 Jahre zurückdrehen kann, um die Einsicht in die Köpfe zu bringen, dass Hören und Sehen in dem einmaligen Saal der Stadthalle hätte auch mit behutsamen Mitteln verbessert werden können, ohne ein Kulturdenkmal zu zerstören: So wie es damals eine tapfere Gruppe, die sich „Konzertfreunde“ nannte, vorgeschlagen hatte. 


Robert Bechtel, Heidelberg 


© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 5. März 2021, Seite 6

Königstuhl: Rechtswidrige Baugenehmigung 

Schändlicher Umgang 

Mit Erstaunen liest man über das Zustandekommen der Baugenehmigung des Hotels auf dem Königstuhl. Rechtswidrig, aber leider nicht mehr zu ändern! Die Vorgehensweise scheint sich zu wiederholen, bei der Genehmigung des Stadthallenumbaus. Das vom Petitionsausschuss gelobte, bürgernahe Verfahren entpuppt sich als Tricksen und Täuschungsmanöver. So hat der Architekt trotz mehrfacher Aufforderung weder die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses noch die Bürgerschaft über die Umbaupläne auf dem Montpellierplatz informiert, noch wurden die Pläne zur Unterkellerung des Großen Saals einem Stresstest unterzogen. Die Stadthalle könnte sich durch die monströsen Eingriffe in die historische Bausubstanz in eine Bauruine verwandeln. 

Und der verantwortliche Baubürgermeister scheint kein Unrechtsbewusstsein zu entwickeln, geschweige denn Bereitschaft für notwendige Korrekturen zu signalisieren. Eine Stadt wie Heidelberg, die jeden privaten Bauantrag auf jede Fenstersprosse prüft, geht hier schändlich mit ihrem Natur- und Kulturerbe um. 


Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 2. März 2021, Seite 3

Petitionsausschuss: Stadt hat bei der Stadthallen-Sanierung alles richtig gemacht 

Landtag weist Petition zurück – Konzertfreunde enttäuscht: „Nur Meinung der Stadt gehört“ .

Die Vorkehrungen für die Sanierungsarbeiten sind getroffen: Seit Anfang Februar ist die Stadthalle umzäunt. Foto: Rothe 

Von Holger Buchwald und Anica Edinger 

Der baden-württembergische Landtag hat die Petition der „Konzertfreunde“ zur Sanierung der Stadthalle zurückgewiesen. Das teilten Oberbürgermeister Eckart Würzner und Heidelberg-Marketing-Chef Mathias Schiemer am Montag bei einer Pressekonferenz mit. Die Bürgerinitiative, die sich für eine behutsame Sanierung der Stadthalle im optimierten Ist-Zustand einsetzt und die geplanten Hubpodien ablehnt, hatte mit der Petition verlangt, dass alle Pläne und Gutachten zur Sanierung offengelegt und mit der Bürgerschaft diskutiert werden. Zudem sollte ein Denkmalamt eines anderen Bundeslandes als zweite Instanz in die denkmalrechtliche Bewertung des Projekts einbezogen werden. 

Der Petitionsausschuss erteilte diesem Ansinnen jedoch eine klare Abfuhr. Sowohl was die Transparenz als auch die Bürgerfreundlichkeit angehe, hätten die Stadt und die Heidelberg Marketing GmbH als Betreiber der Stadthalle mehr getan als gesetzlich vorgeschrieben. So seien die Gremien des Gemeinderates in vier öffentlichen Sitzungen mit dem Thema betraut worden. Die Stadt habe sogar einen Experten- und Nutzerkreis mit 30 Vertretern ins Leben gerufen, um über die anstehende Sanierung zu debattieren. Auf einer eigens eingerichteten Homepage der Stadt fänden sich zahlreiche Pläne und Informationsunterlagen. Zudem seien die Vorschläge des Architekten Felix Waechter im RNZ-Forum im Februar letzten Jahres öffentlich diskutiert worden. „Die inzwischen vorliegende Stellungnahme des Landesdenkmalamtes lässt keine Mängel erkennen, die im Rahmen dieser Petition beanstandet werden könnten“, so der Landtagsausschuss weiter: „Es ist daher nicht zu beanstanden, wenn im laufenden Verfahren weder die Deutsche Stiftung Denkmalschutz noch eine Denkmalschutzbehörde eines anderen Landes einbezogen werden.“ 

„Das ist eine schöne Botschaft“, kommentierte Schiemer die Entscheidung des Petitionsausschusses. Er hoffe nun, dass die Baugenehmigung diesen Monat noch eingehen werde und man mit der Sanierung richtig loslegen könne. Nachdem Anwohner Einwendungen aufgrund des Hochwasserschutzes erhoben hatten, ist nun das Regierungspräsidium Karlsruhe für das Genehmigungsverfahren zuständig. Es dürfe keine Zeit mehr verloren werden, so Schiemer. Das sei man auch den Kulturschaffenden Heidelbergs schuldig, die die Stadthalle zügig nach Pandemie und Umbau wieder nutzen wollten. Auch Obergermeister Eckart Würzner sah sich am Montag durch die Zurückweisung der Petition im Vorgehen zur Sanierung der Stadthalle bestätigt. Bei den Petenten handle es sich schlichtweg um eine „kleine Gruppe, die seit Jahren ihre eigenen Vorstellungen vom Umbau hat“. 

Die „Konzertfreunde“ hingegen sind nach Aussagen ihres Sprechers Albertus Bujard „wütend“. „Die Entscheidung ist enttäuschend, weil ausschließlich Aussagen der Stadt herangezogen wurden. Die Heidelberger Bürgerschaft hat aber andere Maßstäbe für eine offene Meinungsbildung“, schreiben die „Konzertfreunde“ an die Vorsitzende des Petitionsausschusses Petra Krebs. Dass der große Experten- und Nutzerkreis nur vier mal tagte und diejenigen, die eine Sanierung im optimierten Ist-Zustand befürworteten, überhaupt nicht mehr gehört wurden, werde nicht berücksichtigt. Knapp 400 Menschen unterstützten die „Konzertfreunde“. „Wir wurden aber nicht ernst genommen“, sagt Bujard: „Das sind wir hier als praktizierende Bürgergesellschaft nicht gewohnt.“ 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 24. Februar 2021, Seite 6

Heidelberg „Einst und jetzt“ 

Welch Bausünde 

Dank sei der RNZ für den Artikel über die „Alte Post“ und deren Abriss und Neubau vor 50 Jahren. Er zeigt, wie schwach und einflusslos die Denkmalbehörden in Heidelberg und Baden-Württemberg sind und welch schwere Bausünden sie zuließen. Es war und blieb leider nicht die einzige und mit der Sanierung der Stadthalle steht die nächste vor der Tür. 

Günter Braus, Heidelberg 


© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 24. Februar 2021 

Sanierung der Stadthalle 

Ohne massive Eingriffe 

Die RNZ vom 18. Februar beschreibt eindrücklich und zu Recht den Modernisierungswahn der 70er Jahre in Heidelberg. Als ein gutes Beispiel dafür wird der Ersatz der „Alten Post“ durch ein nichtssagendes, neues Gebäude herangezogen und mit Bildern veranschaulicht. 

In einigen Jahren – so fürchte ich – wird man dasselbe über den derzeit geplanten Umbau der Stadthalle sagen müssen, wenn denn nicht diese Pläne noch gestoppt werden. Die technische Modernisierung der Stadthalle ist möglich ohne die vorgesehenen massiven Eingriffe (u.a. Hubböden mit Sicherungswänden). 

Peter Bachmayer, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 22. Februar 2021, Seite 6

Zum Umbau der Stadthalle 

Unkalkulierbar 

Die Forderung der „Konzertfreunde“, auf die „Weinberg-Konstruktion“ (Hubböden) und andere große Eingriffe zu verzichten, ist mehr als gerechtfertigt. Wer die Stellungnahme des Landesdenkmalamtes kennt, kann verstehen, dass die vielen geäußerten Forderungen und Einschränkungen schwerwiegend sind und man vernünftigerweise bei einem „optimierten Ist-Zustand“ bleiben sollte. Wichtig zu wissen, dass der Denkmalschutz auch den Montpellierplatz einbezieht und somit wesentliche opulente Veränderungen ablehnt, die mit den geplanten technischen Zusatzbauwerken für die Be- und Entlüftung einhergehen. Zudem würden diese nicht nur eine optische Beeinträchtigung darstellen, sondern zusätzlichen Lärm erzeugen, der die Aufenthaltsqualität gegenüber heute deutlich vermindert. 

Die bisherigen Planungen führen erkennbar in ein generelles – insbesondere terminliches und finanzielles – Debakel. Sanierung mit Augenmaß ja, aber bitte keine teure und unkalkulierbare „Verschlimmbesserung“. 

Karin und Wolfgang Weber, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 22. Februar 2021, Seite 6

Zum Umbau der Stadthalle 

Intransparent! 

Die offiziellen Ausführungen der Stadtspitze zur Stadthallensanierung sind intransparent und in großen Teilen fehlerhaft. Die Lektüre des Originaltextes des Landesdenkmalschutzamtes offenbart vieles. Und eben auch die – anders als es uns suggeriert wurde – nicht erfolgte initiale Einbindung des Landesdenkmalschutzes. Die Tatsache, dass ein Architektenwettbewerb verhindert wurde, ließ viele Heidelberger schon früh aufhorchen. Herr Waechter, der eingesetzte Architekt, hat bereits die Veränderungen im einstmals so stimmungsvollen alten Theatersaal zu verantworten. 

Während der Bürger-Diskussionsrunde vermissten wir Skizzen, Modelle, Animationen… wohl aus gutem Grund. Im Bauwagen vor dem Haupteingang der Stadthalle konnte man Fotos der zweifelsohne sanierungsbedürftigen Elektroanlagen et cetera sehen; ein Architektenmodell – Fehlanzeige. Die zu erwartenden (Folge-)Kosten dieser Planung dürften riesig – in Nach-Corona-Zeiten nicht zu stemmen sein, da hilft auch kein Mäzen. Zweifellos schwerer wiegen der zu erwartende Verlust der historischen Ausstrahlung dieses in der Stadtkultur so präsenten Gebäudes, die Zerstörung historischer Stuckdecken und mehr. 

Dr. Ute Schmitt, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 16. Februar 2021, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Transparenz fehlt 

In der RNZ stellt Bürgermeister Odszuck die momentanen Fortschritte in Sachen Baugenehmigung zur Stadthalle nicht richtig dar. Die Visualisierung des Architekten geht bestenfalls als Schönfärbung durch, die tatsächlichen Veränderungen des großen Saals werden so nicht sichtbar. 

Fakt ist: Beim Umweltamt haben mehrere Anwohner der Unteren Neckarstraße Bedenken und Einsprüche gegen das unterirdische Bauen auf dem Montpellierplatz eingelegt, die noch nicht beantwortet wurden. Das Landesdenkmalamt hegt erhebliche Bedenken gegen den Umbau des großen Saals. Der Nabu hat Einspruch gegen das Bauen auf dem Montpellierplatz geäußert. Der Architekt Wächter hat bisher eine Visualisierung des Montpellierplatzes verweigert, er wird wissen, warum. Die Zulufttürme und Fortluftgitter sind keine Zierde. Die Finanzierung des noch nicht genehmigten Bauwerks und auch die Folgekosten werden nicht transparent gemacht. Warum redet die Stadtspitze den Stand der Genehmigung schön? Es tut Not, die Diskussion weiterzuführen und mit den Mäzenen zu reden, ob ein schonender Umbau nicht die bessere Alternative ist. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 10. Februar 2021, Seite 5

Sanierungskritiker fühlen sich bestätigt 

„Konzertfreunde der Stadthalle“ legen Stellungnahme des Landesdenkmalamts vor – Sie fordern eine Abkehr vom „Weinberg-Prinzip“ 


So stellt sich Architekt Waechter die Zukunft des großen Saals vor: Wie auf einem ansteigenden Weinberg haben alle Zuschauer gute Sicht auf die Bühne. Dank Hubpodien ist auch eine ebenerdige Nutzung möglich. Repro: Waechter 


Von Holger Buchwald 

Die „Konzertfreunde der Stadthalle“ fühlen sich durch das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) in ihrer Kritik an den aktuellen Sanierungsplänen für das Veranstaltungshaus am Neckar bestätigt. Die Bürgerinitiative um Albertus Bujard, Hans Gutbrod, Jürgen Edler und Martin Kölle beruft sich in einer Pressemitteilung auf eine Stellungnahme der Stuttgarter Denkmalschützer vom 23. November 2020. In diesem Schreiben, das der RNZ vorliegt, werden einige Punkte des Konzepts von Architekt Felix Waechter sehr kritisch gesehen. Ein Überblick: 

> Unter Weinberg-Konstruktion versteht man ein aufsteigendes Gestühl im Zuschauerraum, das dem Publikum von allen Plätzen einen guten Blick auf die Bühne gewährleisten soll. Waechter möchte dies mit Hubpodien möglich machen, das heißt der Boden des großen Saals soll künftig per Knopfdruck stufenweise abgesenkt und angehoben werden können. Während Baubürgermeister Jürgen Odszuck in einem Artikel vom 27. Januar behauptet hatte, dass das Landesdenkmalamt „keine grundsätzlichen Bedenken“ gegen die Sanierung der Stadthalle habe, sehen das die „Konzertfreunde“ ganz anders. Sie beziehen sich dabei auf eine Äußerung des LAD: „Der Umbau des großen Saals mit einem Zuschauerraum, der sich zu einer ,Weinberg-Architektur’ umgestalten lässt, ist der ausdrückliche Wunsch des Bauherrn. Als Begründung wird eine Verbesserung von Akustik und Blickbeziehungen angeführt. Aus denkmalfachlicher Sicht bedeutet der Umbau Eingriffe in die Substanz (Boden) sowie eine Veränderung des Erscheinungsbildes. Aus diesen Gründen bestehen aus denkmalfachlicher Sicht Bedenken dagegen“, heißt es in der Stellungnahme. Bauherr ist die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), beauftragt durch die Theater- und Orchesterstiftung. Die „Konzertfreunde“ fragen sich: „Seit wann kann der ausdrückliche Wunsch des Bauherren den Denkmalschutz aushebeln?“ Eine weitere Passage aus dem Gutachten des LAD zitiert die Bürgerinitiative aber nicht: So wird darauf hingewiesen, dass der Boden im großen Saal bereits bei früheren Umbauten mehrmals verändert worden sei. „Im ursprünglichen Zustand hatte die Stadthalle vier verschiedene, veränderbare Niveaus einer Hebebühne im vorderen Bereich des Saals, die heute nicht vorhanden sind“, so das Landesdenkmalamt. Auch der Einbau eines Aufzugs in den Jahren 1979 und 1980 für den Transport der Stühle habe den ursprünglichen Zustand stark verändert, ihm sei der Parkettboden zum Opfer gefallen und die bis dahin bestehende Bühnenanlage. Aufgrund der gewählten Technik der Hubpodien habe der Eingriff in den großen Saal nur „vorübergehenden Charakter“. Die Denkmalschützer erlauben daher Eingriffe in den Boden, alles andere – wie die Säulen – müsse aber erhalten werden. Sie fordern: „Die ,Weinberg-Konstruktion’ sollte, sofern sie nicht benötigt wird, zugunsten des historisch-überlieferten ebenen Bodens versenkt werden.“ 

> Die Neugestaltung der Seitenemporen, auf denen es künftig fünf statt zwei Sitzreihen geben soll, nannte Odszuck eine Rückkehr zum „historischen Ursprungszustand“. „Richtig ist, dass es ursprünglich fünf Sitzreihen auf den Emporen gab“, geben auch die „Konzertfreunde“ zu. Die geplante Neuanlage sei aber extrem steil und unhistorisch. Auch das LAD bemängelt, dass sich die starke Erhöhung nachteilig auf das Erscheinungsbild des Raumes auswirke und dazu Fragen zur Gestaltung der Absturzsicherung aufwerfe. 

> Die Stuckdecken über der Empore sollen nach dem bisherigen Sanierungskonzept geöffnet werden, um das Raumvolumen zu vergrößern und so eine bessere Akustik zu erreichen. „Die Öffnung wird aus denkmalfachlicher Sicht weiterhin sehr kritisch gesehen und eine befriedigende Lösung ist kaum vorstellbar“, schreibt das LAD. Und weiter: „Dem vom Antragsteller formulierten Ziel, für den Großen Saal die bestmögliche Raumakustik herzustellen, dürfen aus Sicht des Landesamts nicht Denkmalsubstanz oder Erscheinungsbild geopfert werden. Hier sind Alternativen zu finden oder auch Einschränkungen zu akzeptieren.“ Auch Baubürgermeister Odszuck hatte gegenüber der RNZ betont, dass – sollte die Deckenöffnung nicht möglich sein – man wohl diese „Kröte“ schlucken müsse. Die „Konzertfreunde“ fragen deshalb: „Wieso akzeptiert der Bauherr nicht auch die ,erheblichen Bedenken’ des LAD gegen die ,Weinberg-Konstruktion’?“ 

> Weitere Bedenken äußern die „Konzertfreunde“ gegen den geplanten Verbindungsgang zwischen Foyer und Meriansaal, der mit einer Glaswand vom großen Saal abgetrennt werden soll. Auch hier gibt das LAD dem Architekten Felix Waechter Hausaufgaben mit. So müsse sichergestellt werden, dass keine historischen Details wie Stuckprofile diesem neuen Gang zum Opfer fallen. Und was die Neugestaltung des Montpellierplatzes und den Abriss des 1979/80 gebauten Rondells angeht, fordert das LAD: „Die durch den Abbruch frei werdende Fläche ist in Abstimmung mit den Denkmalbehörden als Grünanlage zu gestalten. Es ist zu vermeiden, dass hier störende Zusatzbauwerke (wie Entlüftungen) entstehen.“ Die „Konzertfreunde“ kritisieren, dass genau solche drei Meter hohen Entlüftungsanlagen für die neue unterirdische Technikzentrale geplant seien. 

> Als Fazit fordern die „Konzertfreunde“, auf die Weinberg-Konstruktion und andere große Eingriffe zu verzichten. „Werden die Bedenken des Denkmalamtes ernst genommen, dann ist das Ergebnis ein ,optimierter Ist-Zustand’.“ 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 9. Februar 2021, Seite 6

Zum Umbau der Stadthalle 

Respekt vor Tradition 

Für die „Sanierung der Stadthalle“ ist es zwar spät – aber nicht zu spät! Zwei Ideen sollten zu einem Konzept zusammengeführt werden: 1) Die notwendigen Sanierungsarbeiten in der Stadthalle sollten mit möglichst geringfügigen Eingriffen in das bedeutsame und ehrwürdige Gebäude erfolgen, wobei alle technischen Verbesserungen (z.B. Brandschutz) völlig unstrittig und willkommen sind. Bei Veränderungen im Großen Saal ist allerdings mit großem Respekt vor dem (musik-)historischen Denkmal vorzugehen und der Bestand beispielgebend zu erhalten. 2) Im Neuen Kongress-Zentrum in der Bahnstadt sollte der große Saal zum exzellenten Aufführungsort für große Orchester-Konzerte und andere Veranstaltungen (bis 1800 Personen) ertüchtigt werden. Eine Nutzung für Konzerte war ja als „Nischennutzung“ angedacht. Beispielhaft für Großveranstaltungen in neueren Gebäuden ist das Konzerthaus Freiburg. Warum baut man das Festspielhaus in Bayreuth oder auch die Opernhäuser in Mailand oder Lissabon oder aber „unser“ Rokoko-Theater nicht für „moderne“ Augen und Ohren um? Weil man dort Respekt vor der Tradition der alten Häuser hat. 


Anna Lauer, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 6. Februar 2021, Seite 4

Naturschützer gegen unterirdische Bebauung 

Nabu kritisiert Pläne für Technikzentrale an der Stadthalle – Zustand der Grünfläche erhalten 

Unter dem Montpellierplatz soll nach den bisherigen Plänen die Technikzentrale der Stadthalle gebaut werden. Foto: Rothe

hob. Im Streit um die Sanierung der Stadthalle und den Bau einer unterirdischen Technikzentrale meldet sich nun auch der Naturschutzbund (Nabu) zu Wort. „Wir wenden uns entschieden gegen die geplante, etwa 700 Quadratmeter große Teilversiegelung des Montpellierplatzes“, schreibt die Organisation in einer Stellungnahme: „Dieses städtische Ökosystem mit sehr hoher bioklimatischer Bedeutung würde – trotz der angestrebten Erhaltung der Bäume – zu einem großen Teil zerstört und in seiner Qualität beeinträchtigt werden.“ Die wenigen öffentlichen innerstädtischen Grünflächen müssten unbedingt erhalten werden. Zumal sich auch beim Bürgerentscheid gegen die Erweiterung der Stadthalle im Jahr 2010 26 000 Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt ausgesprochen hätten. Die Grünfläche am Montpellierplatz habe eine wichtige Kühlungsfunktion und binde CO2. Die „Dachbegrünung“ auf der Technikzentrale könne den gewachsenen Boden nicht ersetzen und gehe im Sommer mit einem hohen Bewässerungsaufwand einher, so der Nabu weiter: „Die Reduzierung der Wasserspeicherfähigkeit ist riskant und wäre – ebenso wie der die Rückstau des Hangwassers vom Königsstuhl – ein Fehler.“ 

„Hitzeschutz ist Bevölkerungsschutz“, so der Nabu: „Wir regen an, das Gebäude generell durch Wärmetauscher aus dem Neckarwasser zu versorgen.“ Die Technikzentrale sollte im benachbarten Parkhaus oder im Keller der Stadthalle untergebracht werden. 

„Die vom Nabu geäußerten Bedenken sind uns bekannt“, sagte Heidelberg-Marketing Chef Mathias Schiemer auf RNZ-Anfrage: „Sie wurden und werden im Rahmen mehrerer Verfahren von den zuständigen Fachämtern überprüft.“ Mehrere Auflagen für den Naturschutz, Lärmschutz, Klimaschutz und zum Thema Grundwasser seien bereits formuliert worden, zum Beispiel zu notwendigen Ersatzpflanzungen. Die Planung für den Montpellierplatz erfolge in enger Abstimmung mit den Ämtern, auch mit dem Landschafts- und dem Umweltamt. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 3. Februar 2021, Seite 3

Stadthallensanierung: Anwohner wollen keine nassen Füße bekommen 

Stadt sieht keine Beeinträchtigung des Hochwasserschutzes – Doch mehrere Nachbarn haben Einwendungen erhoben – Archäologen starten mit Sondierungsgrabungen 


Ein Foto aus dem Spätsommer: Unter diesem Platz soll die Technikzentrale für die Stadthalle gebaut werden. Foto: Hentschel 

Von Holger Buchwald 

Noch liegt die endgültige Baugenehmigung des Regierungspräsidiums nicht vor, doch bereits in den kommenden Wochen tut sich was an der Heidelberger Stadthalle. „Im Bereich des Montpellierplatzes finden demnächst routinemäßige Sondierungsgrabungen durch das Kurpfälzische Museum statt, um die Erde auf archäologische Funde zu untersuchen“, teilte die Stadt in einer Pressemitteilung mit. Zudem werde rund um die Stadthalle ein Bauzaun aufgestellt. 

Unterdessen sorgt der RNZ-Artikel „In kleinen Schritten zur großen Sanierung“ vom vergangenen Mittwoch bei Anwohner Dieter Strommenger für Irritationen. Dabei geht es jedoch nicht um die Aussage, dass das Landesdenkmalamt mit dem Konzept von Architekt Felix Waechter grundsätzlich keine Probleme habe, sondern um die Fragen des Hochwasserschutzes. Strommenger hatte bereits im Spätsommer Bedenken geäußert, dass der Neubau der Technikzentrale unter dem Montpellierplatz dafür sorgen könnte, dass die historischen Keller in der Unteren Neckarstraße noch häufiger als bisher volllaufen und auch die Bausubstanz der Gebäude Schaden nehmen könnte. Ein geologisches Gutachten der Firma Töniges zieht Strommenger in Zweifel. Sollte es zu einer Genehmigung kommen, droht er mit einer Klage. 

Bevor mit den Tiefbauarbeiten begonnen werden kann, benötigt die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH), die für das Projekt verantwortlich ist, eine wasserrechtliche Genehmigung. Der entsprechende Antrag mit der Töniges-Stellungnahme ist derzeit auf der Internetseite der Stadt Heidelberg einsehbar. Gutachter Norbert Wenger kommt zu dem Schluss, dass die notwendige Betonpfahlwand und die Mikropfähle, die für die Verankerung der Technikzentrale notwendig sind, nur „punktuelle Eingriffe“ seien. „Unabhängig vom Neubau der Technikzentrale sind Hochwasserereignisse in den Kellern möglich.“ Aufstaueffekte seien nicht zu erwarten, daher gebe es durch den Neubau „keine negativen Auswirkungen“ auf die Nachbarschaft. Einwendungen gegen den Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung können noch bis zum 18. Februar erhoben werden. 

Strommenger und sechs weitere Anwohner haben davon schon Gebrauch gemacht. Eine Stadtsprecherin bestätigte, dass „Einwendungen im einstelligen Bereich“ beim Amt für Umweltschutz eingegangen seien. Die Behörde werde diese in einem Erörterungstermin mit den Anwohnern besprechen. Aufgrund der Corona-Pandemie könnte der Vorort-Termin auch durch eine Videokonferenz ersetzt werden. 

Hat das Gutachten der Firma Töniges so lange gedauert? Oder hat Architekt Waechter die Pläne zu spät eingereicht? Auf die Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass der Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung erst im Dezember gestellt wurde, antwortet die Stadt nicht. Es handele sich dabei aber nicht um den eigentlichen Bauantrag. „Die dafür notwendigen Stellungnahmen liegen aus unserer Sicht jetzt vor“, so eine Stadtsprecherin. Baurechtsamtsleiter Jörg Hornung rechnet mit einer Entscheidung des Regierungspräsidiums frühestens in zwei Monaten. 

Hornung und Baubürgermeister Jürgen Odszuck hatten auch gesagt, dass ein Nachbar Einwendungen gegen den eigentlichen Bauantrag gestellt habe und daher nun das Regierungspräsidium für das Genehmigungsverfahren zuständig sei. Strommenger bezog diese Aussage auf sich und stellt klar, dass er nur mit einer Klage gedroht habe, sollten seine Bedenken bezüglich des Hochwasserschutzes nicht ausgeräumt werden. Auf die Frage, ob ein anderer Nachbar Einwendungen gegen den Bauantrag erhoben habe, antwortet die Stadt ausweichend: „Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfen wir leider den Namen nicht nennen.“ 

Info: Der Antrag für die wasserrechtliche Genehmigung ist online einsehbar: https://lmy.de/986Hy 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 2. Februar 2021, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Ein Vorschlag 

Beim Betrachten des Bildes der voll besetzten Stadthalle in der RNZ kam Wehmut auf. Ich besuchte dort unzählige Konzerte und freute mich dabei nicht nur an der Musik, sondern auch an der festlich stimmenden denkmalgeschützten Innenarchitektur. Als normale Konzertbesucherin konnte ich keine besonderen Akustikmängel feststellen, hatte auch keine Kritik an der Sichtbeziehung zum Orchester, da dieses ja auf einer erhöhten Bühne spielte. Ob die Akustik wirklich nach dem Umbau besser ist, wird sich erst am Ende erweisen. Zudem wurde der Saal erst in den 80er-Jahren denkmalgerecht gut renoviert. Der Bürgerentscheid 2010 zeigte auch, wie viele Heidelberger an ihrer historischen Stadthalle hängen. Selbst im Orchester gibt es kritische Stimmen. Jetzt macht leider die großherzige Spende von etwa 30 Millionen Euro von Herrn Marguerre den aufwendigen Umbau mit Hubböden und Tieferlegung möglich, der ohne diese Spende sicher nicht so vom Stadtrat beschlossen worden wäre. Die private Großspende hatte auch zur Folge, dass die Stadt auf eine öffentliche Ausschreibung verzichten konnte, was vom Spender nicht beabsichtigt und auch nicht gut war. Leider verschandeln die bei Hubböden notwendigen Trennwände und andere überzogene bauliche Veränderungen den großen Saal. Und der Denkmalschutz ist in Baden-Württemberg bekanntermaßen besonders zahnlos. 

Ein Vorschlag, der vielleicht noch helfen könnte: Herr Marguerre versichert dem Stadtrat, dass er auf den Bau von Hubböden verzichtet oder einer weniger aufwendigen Kompromisslösung zustimmt, seine Spende aber ungeschmälert einer wirklich notwendigen Sanierung zur Verfügung stellt. Das könnte auch den Gemeinderat zum Umdenken veranlassen, gleichzeitig würden die Folgekosten für die Stadt entscheidend verringert. Dann könnten auch die vielen Kritiker des zu zerstörerischen Umbaus Herrn Marguerre ungebrochen dankbar sein. Planungen, die einfach unnötig werden und entfallen, können ein Bauprojekt doch nicht ernsthaft für einen längeren Zeitraum verzögern. 

Christiane Schmidt-Sielaff, Altstadträtin Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 27. Januar 2021, Seite 6

 

Konferenzzentrum und Stadthalle 

Umbau verzichtbar 

Können oder sollen wir uns das leisten? Für das neue Konferenzzentrum werden 100 Millionen Euro veranschlagt. Als Mitglied des Koordinierungsbeirats ist mir die Aussage eines Fachgutachters bekannt, der die Auslastung bei zehn großen Kongressen im Jahr sah, ohne Corona. Das operative Ergebnis bezeichnete er als schwarze Null, auf Nachfrage erklärte er, dass kein Geld zu verdienen sei und die Investitionskosten die Stadt, also wir alle, zu tragen hätte. Zehn Kongresse bedeuten, circa 50 Tage im Jahr ist das Konferenzzentrum belegt, es bleiben mehr als 300 Tage für große Konzerte. Der Umbau der Stadthalle in der geplanten Form, mit all den Risiken, die bestehen, ist verzichtbar. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 27. Januar 2021, TITELSEITE

Keine Probleme mit dem Denkmalschutz 

 Heidelberg. (hob) Das Landesdenkmalamt hat nach den Aussagen von Baubürgermeister Jürgen Odszuck keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Sanierungspläne für die Heidelberger Stadthalle. In einigen Details wie dem von Architekt Felix Waechter vorgeschlagenen Abbruch von Stuckdecken auf der Empore gebe es aber durchaus noch offene Fragen. Derzeit liegt die Entscheidung über den Bauantrag beim Regierungspräsidium Karlsruhe (RP). Ein Nachbar der Stadthalle hatte wegen Bedenken bezüglich des Hochwasserschutzes Einwände gegen das Bauvorhaben erhoben. Eine Bürgerinitiative hatte zudem den Petitionsausschuss des Landtages angerufen. Die Stadt rechnet damit, dass das RP frühestens in zwei Monaten entscheiden wird. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 27. Januar 2021, Seite 3

In „kleinen Schritten“ zur großen Sanierung 

Stadthalle: Landesdenkmalamt hat keine grundsätzlichen Bedenken gegen Waechter-Konzept – Jedoch kleinere Umplanungen nötig 

Ausverkaufte Stadthalle im Jahr 2018. Die Stuckdecke oberhalb der Empore soll nach den aktuellen Sanierungsplänen entfernt werden. Ein weiterer Knackpunkt ist, wie rechts unter der Empore ein Durchgang von Westen nach Osten abgetrennt werden kann. Foto: studio visuell 

Von Holger Buchwald 

Das Landesdenkmalamt hat laut Baubürgermeister Jürgen Odszuck keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Sanierungspläne für die Stadthalle. Und auch das Wirtschaftsministerium stehe dem Projekt positiv gegenüber und werde dem Petitionsausschuss des Landtags empfehlen, dem Konzept des Architekten Felix Waechter zuzustimmen. „Es geht in kleinen Schritten voran. Sie könnten aber so langsam auch ein klein wenig größer werden“, gab Odszuck am Dienstag im Rahmen einer Skype-Konferenz zu. Der Bauantrag wurde bereits im Juni eingereicht, da ein Nachbar aber Einwendungen gegen das Projekt gemacht hat, liegt die endgültige Entscheidung über die Baugenehmigung nun beim Regierungspräsidium Karlsruhe. „Das wird voraussichtlich noch mindestens zwei Monate dauern“, wagt Baurechtsamtsleiter Jörg Hornung eine vorsichtige Prognose. Die RNZ hat die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand des Verfahrens zusammengestellt. 

Wie stehen die Denkmalschützer zu dem Gesamtprojekt? Die Einbindung der Denkmalpflege sei ein fortschreitender Prozess, klärt Odszuck auf. Bei allen Planungsschritten sei das Landesdenkmalamt einbezogen worden. Die aus seiner Sicht gute Nachricht sei, dass die Denkmalschützer die Grundprinzipien für die Sanierung abgesegnet hätten. Das heißt, im großen Saal dürfen Hubpodien eingebaut werden – eine Nutzung sei also künftig sowohl in der ebenerdigen Bankett-Variante als auch mit aufsteigendem Gestühl als Konzertsaal möglich. Zum Neckar hin darf vom großen Saal ein Gang als „Bypass“ abgetrennt werden, wodurch die Besucher der Stadthalle – ohne den Konzertbetrieb zu stören – vom Foyer im Westen in den Meriansaal im Osten gelangen können. Noch ungeklärt ist die Frage, ob die Trennwand komplett aus Glas sein darf und wie sie an die historische Decke mit ihren Ornamenten anschließen soll. In diesem Punkt muss Architekt Felix Waechter noch nacharbeiten. Ein weiterer Pluspunkt für Odszuck: Der Portikus hin zum Neckar darf verglast werden. Und Hornung betont: „Die Denkmalschutzbehörde ist froh, dass die Stadthalle saniert wird.“ Denn man dürfe ja auch nicht vergessen, dass es einige Brandschutzmängel gegeben habe. „Wenn ein Feuer ausbrechen würde, würde dies das Denkmal erst recht zerstören.“ 

Welche Bedenken gibt es? „Es gibt eine ganze Reihe von Planänderungen“, berichtet Odszuck. So seien zu Beginn im Foyerbereich einige Mauerdurchbrüche vorgesehen gewesen, die man für Durchgänge nutzen wollte. Doch das Landesdenkmalamt pochte darauf, dass hier die historische Bausubstanz erhalten werden muss. Skeptisch äußern sich die Denkmalschützer bisher auch zu einer Veränderung, die die Akustik im Konzertsaal verbessern soll. So würde Architekt Waechter gerne die Stuckdecken über der Empore entfernen und durch eine Textilbespannung ersetzen, um so ein größeres Raumvolumen zu erhalten. Dafür müssen aber erst noch die Muster vom Landesdenkmalamt begutachtet werden, ob sie dann tatsächlich wie die historischen Stuckdecken aussehen. Dies soll laut Odszuck im Februar geschehen. „Falls die Decken doch nicht geöffnet werden, müssen wir diese Kröte schlucken“, sagt der Baubürgermeister. Natürlich wolle man bei der Umsetzung eines optimalen Konzeptes möglichst keine Kompromisse eingehen, aber auch die Stadt wolle dem Denkmal Stadthalle gerecht werden. 

Wieso erlaubt das Landesdenkmalamt mehr Stuhlreihen auf der Empore? Zuletzt konnten die Zuschauer dort oben in drei Reihen Platz nehmen, künftig sollen es fünf sein. Damit kehre man wieder zum historischen Ursprungszustand nach der Eröffnung im Jahr 1903 zurück, betonen Hornung und Odszuck. Wie die notwendigen Absturzsicherungswände gestaltet werden sollen, sei noch im Detail zu klären. Ein ganz anderer Punkt ist hingegen schon entschieden: Das Rondell auf dem Montpellierplatz, das in den Jahren 1979 und 1980 in Buntsandstein errichtet worden war, darf abgerissen werden. Dies werde sogar vom Landesdenkmalamt begrüßt, so Odszuck. 

Wie geht es mit der Petition zum Landtag weiter? Die „Konzertfreunde der Stadthalle“ hatten im vergangenen Sommer den Petitionsausschuss des Landtages angerufen, weil sie die Hubpodien unbedingt verhindern und die Stadthalle lieber in einem optimierten Ist-Zustand sanieren wollen. „Wann der Landtag entscheiden wird, wissen wir nicht“, sagt Hornung. Doch da das zuständige Ministerium sich nach dem eigenen Bekunden positiv zu den Sanierungsplänen äußern werde, habe die eingereichte Petition keine aufschiebende Wirkung für das Bauvorhaben mehr. „Die vorbereitenden Arbeiten sind fertig“, so Odszuck. Die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) stehe als Projektträger in den Startlöchern. 

Gibt es noch offene Fragen? Viele Detailfragen wie zur Farbgestaltung müssen noch abgeklärt werden. Die wichtigsten Gutachten wie das zur Verbesserung der Akustik für die historische Voit-Orgel liegen aber schon vor. 

Und wann ist Wiedereröffnung? Zuletzt war stets von November 2022 die Rede. „Ich habe keinen aktuelleren Zeitplan“, so Odzsuck. Wenn die Baugenehmigung in zwei Monaten erteilt werden sollte, gebe es keine größeren Verzögerungen. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 4. Januar 2021, Seite 6

 Zur Stadthallensanierung 

Intransparent! 

 In der OB-Sprechstunde im Herbst haben wir Herrn Oberbürgermeister Würzner auf die Problematik des Stadthallenumbaus aufmerksam gemacht, sowohl was das kulturelle Erbe betrifft, vertreten durch die Konzertfreunde Heidelberg, als auch die Grund- und Hochwassersituation an der Stadthalle, die für die Anwohner in der Nähe der Stadthalle zum Problem werden kann. 
Diese Überlegungen wurden genauso vom Tisch gewischt, wie auch die Bedenken von Bürgermeister Odszuck, dem Architekten Wächter und dem Gutachter der Firma Töniges als nicht relevant eingeschätzt wurden. Das wird, falls die Einwendungen keine Berücksichtigung finden, zur Klage gegen die Baugenehmigung führen. Seit dem Bürgerentscheid von 2010 hätte der Stadtspitze klar sein müssen, dass die Stadthalle der Heidelberger Bürgerschaft nicht gleichgültig ist. Ohne Not wurden die Argumente der Bürgerschaft trotz vorheriger Zusage auf Anhörung abgewiesen und ein nicht-transparentes Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt. 
Geradezu populistisch ist der Vergleich von Herrn von Salmuth mit dem Verhalten des Demokratieverächters Donald Trump. Es ist meiner Meinung nach unzulässig, seit Jahrzehnten für das Wohl von Heidelberg engagierte Bürgerinnen und Bürger mit diesem Herren in einen Topf zu werfen. 
Angesichts der Corona-Krise, der noch nicht absehbaren Nutzung und den noch ungeklärten Fragen der Berechtigung des Tiefbaus an der Stadthalle ist es geradezu fahrlässig, so weiterzumachen, als gäbe es kein Heute und kein Morgen. 
Eine Befragung der Bürgerschaft, Offenlegung aller Pläne zum Bauvorhaben samt visueller Darstellungen und eine Offenlegung der tatsächlich zu erwartenden finanziellen Belastung des Stadtsäckels ist jetzt angebracht. Noch ist es nicht zu spät. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 10. Dezember 2020, Seite 6

Streit um Stadthallen-Sanierungspläne 

Mogelpackung 

Dem Artikel ist zu entnehmen, dass es im großen Saal der Stadthalle künftig bei großen Orchesterkonzerten 890 Plätze geben wird. Das sind 250-300 weniger, als es bisher in der Stadthalle gab. Sollen die sich daraus ergebenden Mindereinnahmen durch höhere Eintrittspreise wieder ausgeglichen werden? Für die Akustik ist ein wichtiger Faktor das Raumvolumen – könnte man dann nicht einfach in die bisherige Stadthalle weniger Stühle stellen, um die gleiche Volumenkennzahl für eine gute Akustik zu erzielen? Mit Null zusätzlicher Investition und Null zusätzlichen Betriebskosten! 

Wenn laut Akustikgutachten im sanierten großen Saal circa 20 Prozent der Plätze eine minder gute Akustik haben, warum muss man dann sechs Millionen Euro für Hubpodien ausgeben, wodurch an den Seiten des Mittelparketts störende Wände entstehen? Das Argument, sie seien ja versenkbar, ist eine Mogelpackung: Ich bin Konzertbesucher und da werde ich die hochgefahrenen Wände immer sehen müssen – und auf der Empore sind sie sogar fest verbaut. Wie können das die Denkmalschutzbehörden verantworten? 

Zusätzlich zu den Investitionskosten für die Hubeinrichtung ist pro Jahr mit circa 150 000 Euro an Wartungs- und Instandhaltungskosten zu rechnen. Dafür erhalten wir 250-300 weniger Sitzplätze. Haben das die Haushälter im Haupt- und Finanzausschuss zur Kenntnis genommen. Können sie das angesichts angespannter Haushaltslage verantworten? 

Christa Haars, Heidelberg 

Unmöglich zulassen 

Ihr ausführlicher Artikel über die Stadthalle macht noch einmal deutlich, dass die Diskussion über die geplante Sanierung der Stadthalle noch längst nicht zu Ende ist. Um auch einmal etwas Positives zu sagen (zumindest zur Innenraumgestaltung, über den Montpellierplatz möchte ich mich hier nicht äußern): Meines Erachtens sind die meisten der geplanten Vorhaben zu begrüßen. Was aber ganz und gar nicht geht, sind die Bretterwände, die sich vermutlich nicht vermeiden lassen, wenn man unbedingt die Hubpodien will. Aber, wie auch immer: Nicht nur meines Erachtens wären diese Wände eine Verschandelung des Raumes, den die Denkmalpflege unmöglich zulassen kann und vermutlich auch nicht zulassen wird. Täte sie es trotzdem, wäre zumindest mein Vertrauen in diese Institution elementar beschädigt. 

Hans Gercke, Heidelberg 

Ewige Verzögerungen 

Heidelberger sind im Dagegensein geübt und leider gewöhnt. Trotz gewähltem Gemeinderat und städtischen Gremien werden Entscheidungen blockiert und ad absurdum geführt. Das Bürgerbegehren Betriebshofverlagerung erreicht das Quorum nicht, der neue Gemeinderat entscheidet anders – akzeptiert. Beim Bürgerbegehren Wolfsgärten noch kurioser: 10 000 gar nicht Betroffene möchten künftige Bewohner in ein Leuchtturmprojekt der Integration zwingen. Den vorläufigen Gipfel an Unverfrorenheit erklimmen nun die „Konzertfreunde“ um Herrn Bujard. Gegen Entscheidungen der in Heidelberg zuständigen Gremien wird der Petitionsausschuss angerufen, zuständig für von Behörden ungerecht behandelte Bürger, und, jetzt kommt’s: Obere Behörden anderer Bundesländer sollen nun entscheiden, wie Heidelberger ihre Stadthalle gestalten. Die sind blöderweise rechtlich nicht zuständig und werden den Heidelbergern ihre Leistungen nicht schenken wollen. Ergebnis sind ewige Verzögerungen und beachtliche Mehrkosten. 

Werner Bornemann-von Loeben, Heidelberg 

Undemokratisch 

Es ist schon erstaunlich: Da weigert sich eine kleine Gruppe engagierter Bürger nicht nur, demokratische Prozesse zu akzeptieren, sondern bringt immer wieder Argumente vor, die längst widerlegt sind. Tatsache ist, dass von den sogenannten „Konzertfreunden der Stadthalle“ erst moniert wird, dass der Denkmalschutz in die Planung des Umbaus der Stadthalle nicht einbezogen worden sei, dann aber, als man feststellt, dass er doch einbezogen wurde, eine weitere Denkmalschutzbehörde aus einem anderen Bundesland hinzuziehen möchten. Obwohl ein Vorschlag dieser Gruppe durch die von allen Heidelberger Bürgern gewählten politischen Vertreter abgewiesen wurde, beharren die „Konzertfreunde“ aber dennoch auf ihrem Vorschlag. Nun möchte sich die Gruppe auch noch an den Petitionsausschuss wenden. Das ist selbstverständlich ihr gutes Recht, erinnert aber doch frappierend an Bemühungen des demokratisch in die Schranken gewiesenen Präsidenten in den USA, der ebenfalls einen demokratischen Akt durch den Missbrauch der Justiz umzukehren versucht. 

Die „Konzertfreunde“ ignorieren offensichtlich den Wunsch einer Mehrheit der Heidelberger Bürger, endlich wieder in der Stadthalle Veranstaltungen genießen zu können. Die dauerhaften Querschüsse führen nicht nur zu gravierenden Verzögerungen, insgesamt ist das fatal für die Stadt. Also, liebe Rhein-Neckar-Zeitung: Bitte prüfen sie künftig vielleicht etwas genauer, ob Sie solchen Einzelmeinungen ohne eine Gegendarstellung oder Faktencheck im Artikel unkommentiert so viel Platz einräumen müssen. So sollten Sie bei der Kritik an der Erweiterung auf fünf Emporenreihen darauf hinweisen, dass es bis zur letzten Sanierung 1979 seit Eröffnung des Hauses immer nur fünf Reihen waren. 

Gebhard von Salmuth, Heidelberg 


© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 3. Dezember 2020, Seite 3

Ein Fünftel der Plätze mit schlechter Akustik 

hob. In unserem Artikel vom Mittwoch zur Stadthalle hatten wir ein Zitat von „Konzertfreund“ Martin Kölle in der Videokonferenz falsch verstanden. Er behauptete nicht, dass 40 Prozent der Plätze im großen Saal nach einem Umbau durch Architekt Felix Waechter eingeschränkte Sicht oder Akustik aufweisen würden. Stattdessen sagte er, dass auf der Empore zwei Reihen mit nur 40 Prozent Direktschallversorgung entstünden, also akustisch schlechte Plätze. Mit dem Waechter-Konzept gebe es laut Akustikgutachten bei kleinem Orchester insgesamt etwa 20 Prozent akustisch schlechte Plätze. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 2. Dezember 2020, Seite 3

Ist das mit dem Denkmalschutz vereinbar? 

Streit um Stadthallen-Sanierungspläne: „Konzertfreunde“ schalten Petitionsausschuss des Landtags ein und fordern mehr Transparenz 

Seit August 2019 ist die Stadthalle geschlossen –und noch länger gibt es Streit um 
die Sanierungspläne. Hier informieren sich Mitglieder des Bezirksbeirates Altstadt im November letzten Jahres. Die Orgel im Hintergrund ist inzwischen ausgebaut und eingelagert. Foto: Rothe 


Von Holger Buchwald 

Es ist still geworden um die „Konzertfreunde der Stadthalle“. Monatelang hat die Bürgerinitiative, die sich für eine behutsame Sanierung des Veranstaltungshauses am Neckar und vor allem gegen den Entwurf des Architekten Felix Waechter einsetzt, in der Öffentlichkeit geschwiegen. Im Hintergrund setzten sie sich aber weiter für ihr Anliegen ein. Bereits Ende Juni haben sie sich an den Petitionsausschuss des Landtags gewandt. Vier der „Konzertfreunde“, Albertus Bujard, Hans Gutbrod, Martin Kölle und Jürgen Edler, erklärten nun in einer Videokonferenz die Hintergründe und was sie sich von der Petition versprechen. 

Warum wenden sich die Konzertfreunde erst jetzt an die Öffentlichkeit? „Weder Architekt Felix Waechter noch die Geldgeber um Wolfgang Marguerre oder die Kommunalpolitik haben auf unser Anliegen reagiert“, sagt Albertus Bujard. Er selbst war Mitglied im Experten- und Nutzerkreis, der im Vorfeld der anstehenden Stadthallensanierung ins Leben gerufen worden war. Und er hätte gerne den Gegenvorschlag zum Waechter-Entwurf, den die „Konzertfreunde“ als „optimierten Ist-Zustand“ beschreiben, im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt – und zwar bevor sich die Stadträte im September 2019 für ein Sanierungskonzept entschieden hatten. So habe man es ihm auch zugesagt. „Der Geburtsfehler war, dass es keinen Architektenwettbewerb gab“, sagt Bujard, sondern von vornherein Waechter beauftragt worden sei. Und dieses Manko hätten die „Konzertfreunde“ versucht, mit dem Entwurf vom „optimierten Ist-Zustand“ auszugleichen. Noch sei unklar, wann sich der Petitionsausschuss des Landtages mit dem Anliegen befasse, daher gehe man nun an die Öffentlichkeit. Zudem habe man erst vor einigen Wochen Akteneinsicht in die Unterlagen des Bauantrages erhalten. 

Was stört die „Konzertfreunde“ am Waechter-Entwurf? In ihren Augen zerstört er die Atmosphäre des großen Saals. Sie verstehen nicht, wie die Pläne mit dem Denkmalschutz vereinbar sein sollen. Nicht nur, dass die Bodendecke herausgerissen werden soll, um die Hubpodien einbauen zu können und den Saal künftig wechselweise mit aufsteigendem Gestühl für Konzerte oder als ebenerdige Variante für Bankettveranstaltungen nutzen zu können. Der historische Saal werde zudem laut Bauantrag für die Konzertnutzung durch etwa 13 Meter lange „Absturzsicherungswände“, die bis zu 2,40 Meter hoch seien, segmentiert. „Sie verdecken die Säulen teilweise und nehmen dem Saal seine Großzügigkeit, seine Weite und seine besondere Atmosphäre“, schreiben die „Konzertfreunde“ in einer Pressemitteilung. Auf den Rängen seien mittlerweile fünf statt bisher drei Sitzreihen angeordnet – und zwar so steil, dass auch dort die eintretenden Besucher vor mannshohen Absturzsicherungswänden stünden. Selbst die Balkonbrüstung müsse erhöht werden. „Wir bestreiten nicht, dass das Landesdenkmalamt involviert war, wie von der Stadt behauptet, aber beim Bauantrag lag noch kein abschließendes Gutachten vor“, ärgert sich Kölle. Dass der Saal mit den Hubpodien auch ebenerdig bespielt werden kann, ist für Bujard kein Trost: „Muss ich als Konzertbesucher in eine Perkeo-Veranstaltung gehen, damit ich den Saal in seinem historischen Zustand sehe?“, fragt er sich: „Das kann doch nicht sein.“ Max Reger, Richard Strauss, Camille Saint-Saëns, Herbert von Karajan und viele andere seien sich nicht zu schade gewesen, im historischen Saal zu musizieren. Wieso solle dies für das Philharmonische Orchester der Stadt und den „Heidelberger Frühling“ nun auf einmal anders sein. 

Was ist das Minimalziel der „Konzertfreunde“? Sie wollen, dass mit den Fragen des Denkmalschutzes transparent umgegangen wird und schlagen vor, in Sachen Stadthalle eine zweite Meinung einzuholen – entweder durch die oberste Landesdenkmalbehörde eines anderen Bundeslandes oder durch die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“. Die Bürgerschaft solle beteiligt und zu Fragen der Hochwasser-Gutachten, des Denkmalschutzes und des Umweltschutzes gehört werden. Die Sanierung des Theaters und vor allem die Umgestaltung des Alten Saals, den damals auch Felix Waechter zu verantworten hatte, aber auch der Umbau des Alten Hallenbades und noch unter Reinhold Zundel der Abriss des Capitols sind für Bujard abschreckende Beispiele, wie die Stadt in der Vergangenheit mit ihren Denkmälern umgegangen sei: „Wir sind zwischen Karlsruhe und Frankfurt die einzige Stadt, die im Zweiten Weltkrieg nicht bombardiert wurde. Schwetzingen macht Reklame, dass es ein Theater aus dem 17. Jahrhundert bietet, doch wir machen aus unseren Kleinoden nichts und wollen lieber alles über den Modernismus verändern.“ 

Rechtfertigen die Verbesserungen im alten Saal durch das Waechter-Konzept nicht die Eingriffe? Obwohl die „Konzertfreunde“ die Verbesserung der Garderobensituation für die Musiker, die Instandsetzung der Technik, die Freilegung der Orgel und vieles andere begrüßen, meinen sie, dass diese Vorteile auch im „optimierten Ist-Zustand“ erreicht werden könnten. Vorteile der Hubpodien und der steilen Ränge sehen sie nicht. Martin Kölle liest aus dem Akustikgutachten heraus, dass es auch nach dem Umbau noch 40 Prozent Plätze mit eingeschränkter Sicht oder Akustik gebe. Hinzu komme: Laut Bauantrag passen künftig etwa 50 Besucher weniger in die Stadthalle als in der Vorentwurfsplanung angegeben – insgesamt 890 ohne Bestuhlung der Hinterbühne hinter dem Orchester. Die Hubpodien kosteten schätzungsweise sechs Millionen Euro, so Bujard: „Wir würden gerne ins Gespräch kommen, wie man preiswerter die Sichtbeziehungen und die Akustik verbessern kann.“ Auch wenn die Theater- und Orchesterstiftung zuständig ist, sollten dem Haupt- und Finanzausschuss aktuelle Berechnungen zur Kostenschätzung und zum Unterhalt der Technik vorgelegt werden. 

 | Der Ball liegt nun in Karlsruhe Regierungspräsidium wird über Stadthalle entscheiden hob. Die Stadt Heidelberg rechnet damit, dass bis Ende kommender Wochen alle Unterlagen und Stellungnahmen zur Erteilung einer Baugenehmigung vorliegen. Da ein Nachbar eine Einwendung eingelegt hat, fällt das Genehmigungsverfahren in die Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Karlsruhe. Auch der Petitionsausschuss des Landtages könnte – zumindest theoretisch – das Projekt stoppen. Doch es dauert häufig länger als ein Jahr, bis der Ausschuss die Eingaben abschließend bearbeitet hat und dem Landtag eine Empfehlung gibt, wie weiter zu verfahren ist. In ihrer Stellungnahme zur Petition hat die Stadt die Vorwürfe zurückgewiesen. In vielen Punkten werde die Stadthalle wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt. Zugleich erfülle sie künftig die Anforderungen an ein modernes Veranstaltungshaus. Nutzer und Vertreter der Bürgerschaft seien mehrmals eingebunden worden. 

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 23. November 2020, Seite 5

 

Sanierung der Stadthalle

Weiter nachdenken!

Oberbürgermeister Würzner lehnt es ab, über einen Kompromissvorschlag nachzudenken, was sich angesichts der Corona-Pandemie als Fehler erweisen könnte. Die geplanten Umbaumaßnahmen in der Stadthalle werden mit Sicherheit den Kostenrahmen sprengen, von der Grund- und Hochwasserproblematik ganz zu schweigen. Finanzbürgermeister Heiß rechnet schon mit zehn Millionen zusätzlich. Da ist es angebracht, den gesamten Umbau nochmal auf den Prüfstand zu stellen. Den Vorschlag einer kritischen Bürgerin möchte ich hier zur Diskussion stellen: Die unter dem Montpellierplatz geplanten Technikräume, die neben dem nicht hinnehmbaren Eingriff in die Grund- und Hochwassersituation den Platz zu einem begrünten Flachdach degradieren, ließen sich mit weniger Aufwand in die Engelblocktiefgarage integrieren, ein bestehender Abluftkamin könnte genutzt werden. Der Montpellierplatz bliebe erhalten.

Da die Kommunen in den nächsten Jahren über die Grenzen unter den finanziellen Folgen der Pandemie zu leiden haben, könnten die großzügigen Spenden nach Rücksprache mit den Mäzenen, die dafür mit Sicherheit Verständnis zeigen, besser verwendet werden, nämlich zur Unterstützung der Künstler, die gerade in schwierigen Verhältnissen leben oder zur Sanierung von Schultoiletten und Waschbecken in den Klassenzimmern.

Dieter Strommenger, Heidelberg

© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 14. November 2020, S. 4 

  

Würzner lehnt „Kompromissvorschlag“ ab


Offener Brief zur Stadthallensanierung – Autor nannte Unterzeichner, die nie unterschrieben hatten – Vorbild Rosengarten

Wie auf dieser Visualisierung soll die Stadthalle nach dem Umbau aussehen. Durch viele Hubpodien – statt nur durch vier, wie jetzt vorgeschlagen wurde – hätten alle Zuschauer nicht nur gute Sicht, sondern auch eine gute Akustik. Gleichzeitig bleibt genug Platz für das Orchester. Repro: Bloomiages

Von Holger Buchwald

Lange war es still im Streit um die Hubpodien und die Sanierung der Stadthalle. Doch nun meldete sich der Maler und Objektkünstler Siegfried Angermüller mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner und die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses zu Wort. Sein Vorschlag: Bei der Neugestaltung des großen Saals solle man sich am Mozartsaal des Mannheimer Rosengartens orientieren. Angermüller sieht dies als möglichen Kompromiss: Denn dann müsste man nicht grundsätzlich auf Hubpodien und ein aufsteigendes Gestühl verzichten, käme aber ohne die in seinen Augen unästhetischen Seitenwände aus.

Von dem Brief existieren zwei Versionen. In der ersten ist das Schreiben an den OB und die Stadträte von einer ganzen Reihe namhafter Heidelbergerinnen und Heidelberger unterzeichnet. Der Haken: Laut RNZ-Informationen wussten die aufgeführten Personen gar nichts davon. Erst als sie von städtischen Vertretern darauf angesprochen worden waren und sie sich bei Angermüller beschwert hatten, schickte dieser eine neue Version des offenen Briefes. Dieses Mal war er nur von ihm selbst unterzeichnet.

„Das war ein Schnellschuss von mir“, entschuldigt sich Angermüller auf Anfrage der RNZ. Er habe für den ersten Brief dasselbe „Briefpapier“ benutzt wie bei einem Schreiben an das Landesdenkmalamt vom Mai. Der Inhalt der beiden Texte sei nahezu identisch, daher sei er davon ausgegangen, dass die damaligen Unterzeichner noch immer hinter der Idee stünden. Ein Stadtsprecher kommentiert den Fehler anders: „Damit handelt es sich für uns nicht um einen offenen Brief einer größeren Gruppe, sondern um den einer Einzelperson.“

Inhaltlich schlägt Angermüller vor, nur vier statt der geplanten 16 Hubpodien im großen Saal einzubauen. „Der Saal wird dadurch nicht durch Seitenwände separiert und optisch eingeengt, sondern behält im Wesentlichen seine historische, charakterliche, atmosphärische und seelische Anmutung, auch im Hinblick auf den Vier-Säulen-Rhythmus“, so Angermüller. Mit dieser Konzeption seien 23 Sitzreihen möglich – bei verkleinerter Fläche für das Orchester.

„Ihr Vorschlag ist nicht neu“, antwortete Würzner auf den offenen Brief: „Diese Variante wurde bereits vor mehreren Monaten im Kreis der Nutzer und Experten diskutiert und wieder verworfen.“ Würde das Vier-Stufen-Prinzip bei 23 Zuschauerreihen umgesetzt, hieße dies, dass insgesamt vier Reihen freie Sicht auf die Bühne böten, so der OB: „19 dagegen bieten weiterhin den Blick auf den Hinterkopf des Vordermannes oder der Vorderfrau. Damit wäre trotz Einsatz von Hubpodien die Sicht für die allermeisten Besucherinnen und Besucher weiterhin eingeschränkt. Der große Vorteil der Hubpodien wäre für die meisten schlicht verschenkt.“ Hinzu komme, dass der Akustikgutachter in öffentlicher Ausschusssitzung sehr anschaulich erläutert habe, wie gute Sicht und gute Akustik zusammenhingen.

Würzner ärgert sich besonders darüber, dass Angermüller die Orchesterfläche reduzieren würde. „Um es klar zu sagen: Für mich ist das keine Randbemerkung. Sie sprechen sich dafür aus, den mehr als achtzig Musikerinnen und Musikern unseres Philharmonischen Orchesters ihre Heimspielstätte zu nehmen“, betont der OB: „Das ist eine Geringschätzung unseres städtischen Orchesters, die ich nicht akzeptieren kann.“

Die beschlossenen Pläne von Architekt Felix Waechter hingegen bieten laut Würzner Lösungen für die bisherigen Probleme im großen Saal: „Jede Zuschauerin und jeder Zuschauer erhält bei den ansteigenden Sitzreihen freien Blick auf die Bühne. Gleichzeitig ermöglichen die Hubpodien, das bisherige ebene Parkett wieder herzustellen. Die heutige Raum-Konstellation bleibt also vollständig erhalten.“ Die Planungen seien zudem mit den Nutzern der Stadthalle abgestimmt – vom Jugendtanztag über die Brauchtumsvereine bis zum Orchester und Heidelberger Frühling. Und man habe das große Glück, mit Wolfgang Marguerre, seiner Familie und seinem Unternehmen Octapharma äußerst großzügige Unterstützer zu haben. Ohne sie wäre die Stadthalle seit diesem Jahr wegen baulicher Mängel auf unabsehbare Zeit geschlossen.

Angermüller begründet seinen offenen Brief unter anderem mit den finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise. „Für mich wäre das eine gute Zeit, um darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll wäre, die Sanierungspläne zu reduzieren. Auch mit Blick auf den künftigen Unterhalt der Stadthalle.“ Dass sein Vorschlag nun so abgebügelt wurde, ist für ihn enttäuschend: „Man wollte sich damit nicht ernsthaft auseinandersetzen.“

Der Autor des offenen Briefes hätte es gut gefunden, wenn man auch das geplante neue Kongresszentrum in der Bahnstadt so geplant hätte, dass es für große Konzerte genutzt werden kann. „Die Meinung ist aber verhärtet“, so Angermüller. Mit Würzners Antwort ist das Thema für ihn erledigt.

Unterdessen ist die endgültige Baugenehmigung für die Stadthallensanierung noch immer nicht erteilt. Es wird gerade entrümpelt. Die nicht denkmalgeschützten Vorhänge wurden jüngst an das städtische Theater übergeben.

Rhein-Neckar-Zeitung, 15. 11. 2020

Stadthalle Heidelberg

Anwohner will wegen des Hochwasserschutzes klagen

Dieter Strommenger kritisiert unterirdische Technikzentrale - Bauverantwortliche sehen keine Gefahr

Unter dem Montpellierplatz wird die neue Technikzentrale gebaut. Da der Baum rechts gerettet werden sollte, kostet das Projekt nun 358 000 Euro mehr. Fotos: Hentschel

Von Holger Buchwald

Heidelberg Bürgermeister Jürgen Odszuck rechnet noch mit einer Baufreigabe in diesem Jahr. Doch die Sanierung der Stadthalle, die bereits seit August letzten Jahres geschlossen ist, sorgt schon wieder für Kritik. Anwohner Dieter Strommenger droht mit einer Klage. Grund dafür sind aber nicht die umstrittenen Hubpodien im Großen Saal, sondern Fragen des Hochwasserschutzes.

Konkret geht es um den Neubau einer 42 Meter langen Technikzentrale unter dem Montpellierplatz, der im Osten an die Stadthalle angrenzt. In dem rund sieben Meter tiefen Bau soll neben den Elektrozuleitungen vor allem die neue Lüftungsanlage untergebracht werden. Um sie vor einem möglichen Hochwasser zu schützen, ist sie von Architekt Felix Waechter als wasserdichte Wanne konzipiert, die mit Bohrpfählen im tiefer liegenden Buntsandstein verankert ist. Da über der Zentrale noch 80 Zentimeter Erde aufgeschüttet werden soll, ist laut Strommenger eine neun Meter tiefe Ausgrabung notwendig.

Schon jetzt habe Strommenger alle zehn Jahre Wasser in seinem Keller, wie der Anwohner bei einem Vorort-Termin erklärt. Nun fürchtet er, dass sich der Neubau unter dem Platz wie eine Barriere auf das "Hangwasser" vom Königstuhl und Gaisberg auswirke. Dies könne im Falle eines Hochwassers nicht mehr in den Neckar abfließen. Und deshalb könne die historische Bausubstanz der Gebäude in der Unteren Neckarstraße, also auch sein Haus, ernsthaften Schaden nehmen.

"Unsere Keller dienen dann als Ausgleichsfläche und könnten häufiger geflutet werden", so Strommenger. Zudem sei bei der Planung für die Sanierung der Stadthalle nicht berücksichtigt worden, dass es 1947 ein noch viel schlimmeres Hochwasser als 1993 gegeben habe. Trotzdem behaupte die Stadt, die Stadthalle liege nicht im Bereich des "Hundertjährigen Hochwassers", wofür noch einmal schärfere Schutzvorkehrungen gelten würden.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Dieter Strommenger erwägt eine Klage gegen die Sanierung der Stadthalle.


Die Situation sei brisant, meint Strommenger. Dies zeige sich auch daran, dass an der Stirnseite des Montpellierplatzes ein Haus aus Sorge vor Hochwasser ganz ohne Keller gebaut worden sei. Sollte die Baufreigabe erteilt werden, wolle er mit anderen Anwohnern klagen. Vor allem müssten Architekt Waechter und der Gutachter, der die Hochwasserproblematik untersucht habe, im Schadensfall haftbar gemacht werden, fordert der Anwohner.

Die Stadt nahm die Sorgen von Strommenger offenbar ernst und gewährte ihm ein Treffen mit Bürgermeister Odszuck, Architekt Waechter, Sanierungsprojektleiter Sebastian Streckel von der GGH und dem Gutachter der Firma Töniges. Im Gespräch mit der RNZ bekundeten sie, dass die Ängste des Anwohners unbegründet seien.

In einer Kurzfassung des hydrogeologischen Gutachtens steht, dass der Untergrund der Stadthalle durch Porenaquifer und Neckarkiese gebildet sei. "Das ist ein Untergrund wie ein poröser Schwamm, das Wasser kann sich gleichmäßig verteilen", so Streckel. Da der Grundwasserstrom laut Odszuck aber sehr langsam und dauerhaft fließe, habe der Bau der Technikzentrale überhaupt keine Auswirkungen auf diesen. Dies gehe aus den Untersuchungen der Firma Töniges hervor, die den Bereich bereits 2009 für den möglichen Bau eines Neckarufertunnels untersucht habe. Die Berechnungen damals ergaben Schwankungen des Grundwasserpegels im Dezimeterbereich. Aufgrund der Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes wirke sich der Neubau auch nicht negativ auf das Hangwasser nach Starkregenereignissen aus.

Um die Stadthalle selbst müsse man sich nicht sorgen, so Streckel. Im Hochwasserfall werde sie gezielt geflutet. Die sensiblen Bereiche könnten dann wasserdicht abgeschlossen werden. Bei der Sanierung der Stadthalle gehe man sehr sorgfältig vor, betont Odszuck weiter. Die Pläne würden "Hand in Hand" mit dem Brandschutz, den Denkmalbehörden und den Gutachtern entwickelt. "Und so hatten wir auch gehofft, dass nach unserem Gespräch mit Herrn Strommenger diese Zweifel ausgeräumt werden könnten." Dass man die Anliegen der Bürgerschaft sehr ernst nehme, zeige sich noch an einem anderen Detail. Um den großen Jubiläumsbaum auf dem Montpellierplatz zu retten, wurde die Technikzentrale noch einmal als L-förmiger Bau umgeplant. Odszuck: "Das kostet jetzt 358.000 Euro mehr."

Rhein-Neckar-Zeitung, 22. Juli 2020, S. 6

Streichkonzert beim Haushalt

Überdenken!

Bürgermeister Heiß hat mit seiner Steuerschätzung einen Einnahmeverlust von 109 Millionen Euro für die Kommune prognostiziert. Es wurde eine Haushaltsstrukturkommission gebildet, die Sparpotenziale eruieren und dem Gemeinderat vorschlagen soll. Als Bürger dieser Stadt erschrecken mich die Vorschläge, es sollen im Sozialbereich, bei Schulen, Kindergärten, der Kultur und anderen wichtigen Ausgaben Kürzungen vorgenommen werden. Gleichzeitig werden Projekte wie zum Beispiel der umstrittene Umbau des großen Saals der Stadthalle, der nur einer verhältnismäßig kleinen Gruppe der Stadtbevölkerung zugute kommt, nicht in Frage gestellt. Die genannten Kosten werden nach bisherigen Erfahrungen den Rahmen sprengen und damit die öffentlichen Kassen plündern. Auch die späteren Betriebskosten werden die Kommune dauerhaft belasten.

Angesichts dieses Streichkonzerts bei wichtigen öffentlichen Aufgaben fordere ich den Oberbürgermeister und den Gemeinderat auf, die Umbaumaßnahmen zu überdenken und die Bürger an der Entscheidung zu beteiligen. Schließlich ist auch das Römische Reich an seiner spätrömischen Dekadenz, die nur den Luxus von wenigen zum Ziel hatte, zugrunde gegangen. Und was bringt ein Konzertsaal, wenn die Künstlerinnen und Künstler inzwischen Taxi fahren und Aushilfsjobs annehmen um über die Runden zu kommen?

Dieter Strommenger, Heidelberg

Die Stadthallenorgel wird eingemottet

Armes Heidelberg

Man weiß nicht, ob man sich wundern oder ärgern soll über die offenkundige Kulturvergessenheit in Heidelberg. Da berichtet die RNZ, dass bislang für die Sanierung der Stadthalle noch keine Finanzierung für den Erhalt der historischen Orgel beschlossen wurde. Zwar wird von einem „ganz besonderen Instrument“ gesprochen. Aber mit keiner Silbe wird erwähnt, dass es sich um ein „nationales Denkmal“ handelt, die letzte in Deutschland erhaltene Konzertsaalorgel der Durlacher Orgelbauer Heinrich Voit & Söhne. Sie war weltweit die erste Orgel mit einem fahrbaren Spieltisch. Dank der Forschung des früh verstorbenen Professors Gerhard Wagner von der Heidelberger Hochschule für Kirchenmusik wurde das Instrument 1993 grundlegend restauriert. Immer wieder konnte man sie in Konzerten hören. Allerdings war der große Vorhang links und rechts der Orgel ihrem Klang nicht förderlich.

Das Instrument wurde einst vom damaligen Universitätsmusikdirektor Philipp Wolfrum gemeinsam mit seinem Freund, dem Komponisten und Organisten Max Reger konzipiert, und Reger konzertierte häufig auf der Orgel. Wenn es um die Sanierung der Stadthalle geht, gehört m.E. auch die Frage der Orgel zu einem Architektenauftrag – zumal der Denkmal-Charakter dieses Instruments dem der Stadthalle mindestens ebenbürtig ist. Vielleicht hat aber der Bauherr – letztlich die Stadt – dies gar nicht „auf dem Schirm“ gehabt. Wie wenig viele Heidelberger über „ihre“ Stadthalle wissen, zeigt auch, dass kaum davon die Rede ist, dass es zur Erbauungszeit durchaus ein Hubpodium gab, aber nicht für den Zuschauerraum, sondern für das Orchester. Man konnte die Musiker gestuft aufstellen oder so absenken, dass ihr Klang nur aus dem Orchestergraben kam.

Jetzt werden Millionen Euro zur Sanierung der Stadthalle ausgegeben. Doch das Trauerspiel um die Orgel zeigt mehr als deutlich: Kultur in Heidelberg hat wenig mit Tradition und historischer Information zu tun, mehr mit Marketing und zufälligem Zeitgeist. Armes reiches Heidelberg…

Hans Kratzert, Heidelberg

Rhein-Neckar-Zeitung, 14. Juli 2020

Stadthalle Heidelberg

Jetzt wird die Stadthallen-Orgel eingemottet

Das "ganz besondere Instrument" soll der Nachwelt erhalten bleiben. Die Finanzierung der Restaurierung ist noch ungeklärt.

Einige „stumme Pfeifen“ liegen gestern Nachmittag bereits auf der Stadthallenbühne bereit für den Abtransport. Zwei Wochen wird der Orgelausbau dauern. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Wenn Karl Göckel über die Stadthallen-Orgel spricht, bekommt er leuchtende Augen: "Sie hat einen so wunderbaren romantischen Klang." 2013 hat er diesen Klang zum ersten Mal live gehört, auf einem gefeierten Konzert des jungen Organisten Cameron Carpenter im Rahmen des Klassikfestivals "Heidelberger Frühling". Die Voit-Orgel sei wie geschaffen, um darauf Werke von Max Reger oder der französischen Symphonik zu spielen, so Göckel. 

Mehr als sieben Jahre später hilft der Orgelbaumeister mit seinen acht Mitarbeitern nach Kräften mit, dass dieses in seinen Augen ganz besondere Instrument der Nachwelt erhalten bleibt. Seit gestern wird die Orgel, die wie die Stadthalle selbst 117 Jahre alt ist, Pfeife für Pfeife und Teil für Teil abgebaut. Die bevorstehende Sanierung des Konzerthauses macht das notwendig.

Über zwei Stockwerke erstreckt sich die elf Meter breite und fünf Meter tiefe Orgel. Über ein Gerüst lassen Göckels Mitarbeiter am Montagnachmittag die 61 großen "stummen Pfeifen" auf die Bühne hinab. Es sind die einzigen, die das Publikum normalerweise sieht und die das eigentliche Instrument dahinter verdecken. Jede einzelne der insgesamt 3766 Pfeifen wird sorgfältig eingepackt und dann später in Epfenbach und Ziegelhausen eingelagert, wo Göckel seine Werkstatt hat. "Die großen Pfeifen müssen wir stellen, wenn wir sie hinlegen, könnte es sein, dass sie sich mit der Zeit verformen", klärt der Orgelbaumeister auf. 

Die größten Pfeifen sind sechs Meter lang, die kleinste ist zehn Millimeter kurz. Sie sind aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt: Holz, Zinn-Blei-Legierungen, Zink. Auch Filz und Leder sind in der Orgel verbaut. Bei der Einlagerung muss Göckel daher darauf achten, dass die Luftfeuchtigkeit sich immer zwischen 40 und 60 Prozent bewegt und die Temperatur nicht unter null Grad sinkt. Doch das ist für Göckel das geringste Problem. Er betreibt seine Firma seit 1983, hat schon viele Voit-Orgeln restauriert und selbst 80 eigene Orgeln gebaut, die größte in der Kirche St. Peter in Düsseldorf hat mehr als 60 Register.

Die Heidelberger Stadthallen-Orgel ist mit 56 Registern ebenfalls recht groß. Ob Göckel das Instrument aber auch selbst restaurieren darf, ist noch offen. Die Fragen der Auftragsvergabe und der Finanzierung sind nämlich noch ungeklärt. Nach den bisherigen Berechnungen wird die Sanierung des Konzerthauses 32 Millionen Euro kosten. Sie wird über Spenden finanziert, die Orgelrestaurierung ist darin aber noch nicht enthalten. "Heidelberg Marketing"-Chef Mathias Schiemer versichert, dass das Instrument auf jeden Fall wieder eingebaut wird. Derzeit schaue man, ob man auch Zuschüsse des Bundes aus einem Fördertopf von Orgeln mit besonderer Bedeutung bekommen könne.

Bis sie den warmen Klang ihrer Voit-Orgel wieder hören können, müssen sich unterdessen die Heidelberger auf jeden Fall noch gedulden. Nach kleineren Umplanungen – zum Beispiel wegen einer fehlenden eigenen Wasserleitung für die Anlegestelle der Weißen Flotte – rechnet Schiemer jetzt erst mit einem Wiedereinbau der Orgel im dritten oder vierten Quartal 2022. Von der Vorstellung, dass zuvor der "Heidelberger Frühling" in jenem Jahr wieder die Stadthalle nutzen könne, habe man sich verabschiedet.

Rhein-Neckar-Zeitung, 24. Juni 2020, S. 5

Sanierung der Stadthalle 

Intransparent 

Seit Wochen versuche ich, als berechtigter Anwohner, Einsicht in den Bauantrag zum Umbau der Stadthalle zu bekommen. Seitens des Amts für Baurecht und Denkmalschutz werde ich mit dem Hinweis vertröstet, der Bauantrag sei noch nicht vollständig eingereicht. Umso mehr verwundert es mich, dass so getan wird, als sei alles bereits geklärt, schon der Dank an die großzügigen Sponsoren wird großflächig an der Nordseite der Stadthalle plakatiert. Wird die Bürgerschaft hier verschaukelt? Gibt es geheime Absprachen, die öffentlich nicht bekannt gegeben werden? Wie das ganze bisherige Verfahren verläuft der Prozess höchst intransparent, von Bürgerbeteiligung (dem Markenzeichen Heidelbergs) kann hier keine Rede sein. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

Nicht bürgernah 

Seit Längerem wird die Umgestaltung des Großen Saals der Stadthalle kritisch diskutiert. Am 17. Februar fand dazu ein RNZ-Forum im Alten Saal des Stadttheaters statt. Wochenlang drang nichts über die weitere Entwicklung an die Öffentlichkeit, bis vor Kurzem davon zu lesen war, dass die Stadt Heidelberg einen Bauantrag bei den zuständigen Stellen eingereicht hat. Wir fragen uns: Warum wurde die Öffentlichkeit nicht zwischenzeitlich über den Fortgang der Planungen unterrichtet? Die Stadt Heidelberg nimmt für sich in Anspruch, bürgernah und transparent zu agieren. Ein solches Verhalten stellen wir uns anders vor! 

In der Sache liegen viele Kritiker des Bauvorhabens und die Stadt oft nicht so weit auseinander. Ein entscheidender Punkt sind die geplanten Hubböden, die den Gesamteindruck des großen Saals massiv stören und dem Raum seine Großzügigkeit und Festlichkeit nehmen würden. Daher bieten etwa die Konzertfreunde der Stadthalle an, mit der Stadt über einen sogenannten optimierten Ist-Zustand ins Gespräch zu kommen und eine allseits befriedigende, vor allem auch billigere Lösung zu finden. Offenbar ging die Stadt nicht auf dieses Angebot ein. Auch hier fragen wir uns, wie man so ein Verhalten als transparent und bürgernah bezeichnen kann. 

Zur Sache sei angemerkt, dass durch die neuen Planungen zwar der prozentuale Anteil der Plätze mit guter Akustik erhöht wird, die Anzahl selbst aber nicht nennenswert zunimmt. Lohnt dafür die millionenschwere Investition? Die finanzielle Situation der Stadt wird durch die Coronakrise dramatisch verschärft und man täte gut daran, sich finanzielle Spielräume zu erhalten, um damit etwa die prekäre Lage vieler Kulturschaffender zu lindern. Wir glauben, die Mäzene würden ein solches Vorgehen im Grundsatz verstehen. 

Ulrike Fabricius, Isobel und Harro Grabolle, Erna und Horst Köppel, Heidelberg

Zum Träumen 

Das Plakat vor der Stadthalle – großflächiger Dank an die Familie Marguerre für 33 Millionen? – hat mich zum Träumen gebracht. Ich träumte von digitalem Equipment für Schulen und Schüler, von Hilfe in Corona-Zeiten für Not leidende Künstler, Beistand für ums Überleben kämpfende Kultureinrichtungen, Clubs. Blitzblanke, moderne und saubere Schultoiletten tauchten vor meinem geistigen Auge auf ... sichere Fahrradwege, mehr Elektrobusse ... Wach geworden sah ich, wie, in nicht allzu ferner Zeit, festlich gekleidete Menschen durchs Octapharma-Foyer zum „aufsteigenden Gestühl“ schreiten. Ja, Heidelberg braucht das wirklich! Es ist ein Beitrag zum friedlichen und ausgewogenen sozialen Miteinander in dieser Stadt ... 

Marlies Ida Klamp, Heidelberg 

Traurig 

Nach dem neuesten Bericht der RNZ über die Stadthallensanierung werden wir die Spundwände, mit denen unser altes Theater verschandelt wurde, auch in der umgebauten Stadthalle wieder sehen. Traurig!! 

Marika Osterholt-Jung, Heidelberg 

Rhein-Neckar-Zeitung, 5. Juni, S. 3

Der Bauantrag ist eingereicht 

Stadthallensanierung: Arbeiten sollen im Herbst beginnen 

hob. Jetzt ist es offiziell. Die GGH als Projektträger hat Ende Mai den Antrag auf die Baugenehmigung für die Sanierung der Stadthalle eingereicht. Das gab die Stadt gestern mit einer Pressemitteilung bekannt. Der Antrag enthalte unter anderem detaillierte Baubeschreibungen und Pläne, Stellungnahmen und Gutachten von Fachexperten, zum Beispiel zur Statik, zum Denkmalschutz und zum Bodengrund. Wie die RNZ bereits berichtete, hatten Umplanungen zu kleinen Verzögerungen geführt. Unter anderem musste zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine Lösung für die künftige Frischluftzufuhr in den großen Saal gefunden werden. Die Luft wird nun über die Empore und den Keller eingeleitet, sodass schützenswerte Bausubstanz erhalten wird. Auch die Planungen für den Technikbau unter dem Montpellierplatz wurden konkretisiert, sodass alle Bäume erhalten werden können. 

Derzeit werden die restlichen Möbel eingelagert. Sie sollen für einen guten Zweck versteigert werden. Außerdem wird jetzt schon mit nicht genehmigungspflichtigen Abbrucharbeiten im Inneren des Gebäudes begonnen. So werden zum Beispiel Deckenverkleidungen entfernt. An den ursprünglichen Plänen mit Hubböden im großen Saal hat sich nichts verändert. Ziel ist es, im Herbst mit den Neubauarbeiten zu beginnen. Projektleiter Sebastian Streckel und „Heidelberg Marketing“-Chef Mathias Schiemer rechnen mit einer Wiedereröffnung im Spätsommer 2022. 

Information der Stadt Heidelberg auf www.heidelberg.de am 04.06.2020

Bauantrag zur Sanierung der Stadthalle eingereicht

Arbeiten im Inneren gehen weiter voran / Neubauarbeiten ab Herbst geplant

Die Heidelberger Stadthalle wird im Inneren umfassend saniert: Nun ist der nächste große Schritt erfolgt: Der Antrag auf die Baugenehmigung ist Ende Mai eingereicht worden. Dieser enthält unter anderem detaillierte Baubeschreibungen und Pläne zu den Sanierungsmaßnahmen. Stellungnahmen und Gutachten von Fachunternehmen und -experten, zum Beispiel zur Statik, zum Denkmalschutz und zum Bodengrund, sind Bestandteil des Bauantrags. Die Planungen wurden zuletzt weiter konkretisiert und abgeschlossen: Unter anderem wurde in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine Lösung für die künftige Frischluftzufuhr in den Großen Saal gefunden. Die Einleitung wird über die Empore und den Keller erfolgen. Die schützenswerte Bausubstanz bleibt dabei vollständig erhalten. Auch die Planung für den Technikbau an der Ostseite der Stadthalle unter dem Montpellierplatz wurde fertiggestellt. Dort können alle Bäume erhalten bleiben.

Zugleich gehen die Arbeiten im Gebäude weiter voran: Derzeit werden die restlichen Möbel aus der Stadthalle gebracht und eingelagert. Die alten Stühle aus dem Großen Saal sollen in den kommenden Monaten für einen guten Zweck versteigert werden. Nähere Informationen dazu werden noch bekanntgegeben. Im Keller laufen die Vorbereitungen zu den Rückbauarbeiten. Bis zur Erteilung der Baugenehmigung werden unter anderem auch nicht genehmigungspflichtige Abbrucharbeiten wie der Ausbau von Deckenverkleidungen sowie die Sicherung der Baustelle erfolgen. Ziel ist, im Herbst 2020 mit den Neubauarbeiten zu beginnen. Die Wiedereröffnung der sanierten Stadthalle ist 2022 geplant.

„Wir bringen unser Schmuckstück Stadthalle wieder zum Glänzen“

Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner betont: „Trotz Corona-Pandemie gehen die Arbeiten in der Stadthalle weiter voran. Wir bringen mit der Sanierung unser Schmuckstück Stadthalle wieder zum Glänzen. Wir werden den historischen Zustand mehr denn je wiederherstellen, insbesondere durch den Ausbau von nachträglichen Einbauten und die Öffnung zum Neckar über den verglasten Säulengang. Die Besucherinnen und Besucher werden auch weiterhin den Charme ihrer guten Stube genießen und sich in der Stadthalle zuhause fühlen. Danke auch nochmal für die großzügige finanzielle Unterstützung insbesondere der Familie Marguerre. Die Heidelberger können sich auf ihre sanierte Stadthalle freuen.“ Prof. Würzner ergänzt: „Wir nehmen Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern sehr ernst. Deswegen haben Gutachter und Fachplaner unter anderem auch genau untersucht, wie Gefahren durch Hochwasser für die neue Technik in der Stadthalle vermieden werden können und es durch die Bauarbeiten zu keinen Auswirkungen auf Nachbargebäude kommen wird.“

Architekt Prof. Felix Waechter von Waechter + Waechter Architekten: „Wir werden die Stadthalle mit viel Fingerspitzengefühl sanieren. Der Große Saal kann in Zukunft genauso mit einem ebenen Parkett genutzt werden wie heute und gewinnt zugleich mit den ansteigenden Sitzreihen eine neue Option hinzu. Der Saal bleibt damit als Ganzes in seiner Festlichkeit erlebbar. Wir haben zuletzt unter anderem die Planungen zu den seitlichen Wandflächen im Parkett bei der Variante mit ansteigenden Sitzreihen weiter vertieft. Hier werden Material und Farbgestaltung so gewählt, dass sie sich harmonisch in den Raum einfügen werden. Wir stimmen uns dazu eng mit dem Denkmalschutz ab. Das gilt natürlich auch für alle anderen Aspekte der Sanierung – von den historischen Fenstern über die Hubböden und den Säulengang bis hin zu den Stühlen. Auch den Sitzkomfort für die künftigen Besucherinnen und Besucher werden wir berücksichtigen.“

Das ist geplant

Durch die Sanierung wird sich die Stadthalle wieder stärker an den Originalzustand annähern. Es entsteht eine erheblich verbesserte Konzertsituation für Publikum und Künstler. Die unterschiedliche Nutzung wird unter anderem durch den Einbau von Hubböden gewährleistet. Damit sind sowohl ansteigende Sitzreihen möglich als auch eine durchgehende Ebene. Die Besucherinnen und Besucher erhalten bei Veranstaltungen mit ansteigenden Sitzreihen eine bessere Sicht auf die Bühne und profitieren von einer deutlich verbesserten Akustik. Das hat das Akustikgutachten des Büros Müller-BBM betont.

Der Säulengang (Portikus) zur B37 hin wird künftig wieder als Teil der Stadthalle genutzt: Die historischen Öffnungen innerhalb der Fassade werden freigelegt – sie wurden 1979 geschlossen. Der Säulengang wird zum Neckar hin verglast und bietet zugleich einen attraktiven Aufenthaltsbereich sowie dient als Durchgang vom Foyer zum Meriansaal. Die Stadthalle wird durch die Sanierung behindertengerecht umgebaut: Zwei neue Aufzüge schaffen einen barrierefreien Zugang zu den Garderoben und zu den Sälen. Auch zwei behindertengerechte Toilettenanlagen sind vorgesehen. Zudem muss die Infrastruktur wie Stromleitungen, Beleuchtung, Technik, Brandschutz und Lüftungsanlage grundsätzlich erneuert werden, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen.

Der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats hat im September 2019 das Sanierungskonzept des renommierten Architektenbüros Waechter + Waechter mit großer Mehrheit bestätigt. Die Projektleitung hat die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH (GGH) inne. Die umfassende Sanierung ist nur dank des großzügigen Engagements von Spendern möglich. Herausragend ist die Zusage von Wolfgang Marguerre mit seiner Familie und seinem Unternehmen Octapharma. Darüber hinaus gibt es zugesagte Großspenden von Dr. Manfred Lautenschläger, Günter Reimann-Dubbers, Prof. Dr. Dietrich Götze, Dr. Renate Keysser-Götze, Dr. Jobst Wellensiek und Achim Wessendorf.

www.heidelberg.de/1477657.html

DIE STADTREDAKTION, 19. Mai 2020 / via Die Heidelberger /

"Verzögerung"

Eine einfache Sanierung tuts doch auch!

„Verzögerung bei der Fertigstellung der Stadthalle“ – diese Nachricht werden wir künftig genauso häufig lesen wie „Erhöhung des Sanierungsaufwands nötig“.
Dies beweisen die Erfahrungen der Vergangenheit, siehe Theater. Die Spender können wir sicher nicht dazu „nötigen“, auch diese Kostensteigerungen zu übernehmen.

Ist es nicht an der Zeit, vor dem Hintergrund der massiven Einbrüche bei den Einnahmen und der Erhöhung der unausweichlichen Ausgaben der Stadt darüber nachzudenken, ob wir uns diese Luxus-Sanierung und damit einhergehende Folgekosten überhaupt noch leisten können.
 Eine einfache Sanierung tuts doch auch!


Rhein-Neckar-Zeitung, 18. Mai 2020, S. 6

 
Umbau der Stadthalle 

Auf den Prüfstand 

Heidelberg erwartet angesichts der Coronakrise einen massiven Einbruch bei den Steuereinnahmen. Dass für nicht unvermeidbare Maßnahmen eine Ausgabensperre erfolgen soll, wie es Äußerungen von Stadträten und Stadtverwaltung nahelegen, ist notwendig und zu begrüßen. In diesem Zusammenhang müssten dringend auch die Kosten der Stadthallensanierung in den Blick genommen werden. Einerseits ist eine Steigerung der Investitionskosten durch die bereits jetzt durch Umplanungen eintretenden Verzögerungen zu erwarten, ebenso durch nicht absehbare künftige Umstände wie bei jedem Bauvorhaben – man denke nur an die Kostenverdoppelung beim Theaterneubau. Ob dies alles auch in Zukunft vom Sponsor und nicht letztlich von der Stadt getragen wird, ist offen. Auf der anderen Seite ist schon jetzt die Stadt – Gemeinderat und Verwaltung – in Verantwortung vor den Bürgern gerade in Corona-Zeiten aufgefordert, dringend die bei einer aufwendigen technischen Umrüstung entsprechend hohen Betriebskosten seriös abzuschätzen, auf den Prüfstand zu stellen und dem Steuerzahler gegenüber transparent zu machen. 

Michael Hornberger, Heidelberg 

 Finanzielle Hasardeure 

Laut RNZ-Bericht vom 13. Mai wird unbeirrt (unüberlegt) am Umbau der Stadthalle festgehalten. Nur finanzielle Hasardeure verfolgen angesichts der Coronakrise ein Bauvorhaben, das trotz der angekündigten Spenden beträchtliche finanzielle Risiken mit sich bringt. Das Steueraufkommen der Stadt Heidelberg wird unter erheblichen Einbußen zu leiden haben. In einer solchen Situation sollte die Bürgerschaft als Souverän befragt werden, ob sie diese finanziellen Risiken zu tragen bereit ist. Spenden lassen sich in dieser Lage sinnvoller einsetzen als für marginale Verbesserungen der Akustik in der Stadthalle und die Zerstörung des historischen großen Saals. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

Rhein-Neckar-Zeitung, 13. Mai 2020, Seite 3

Eröffnungskonzert erst im Spätsommer 2022

Sanierung der Stadthalle verzögert sich – Kleinere Umplanungen nötig – Baubeginn wohl im Herbst

 Blick vom Montpellierplatz auf die Stadthalle. 
Weil hier alle Bäume erhalten werden sollen, musste noch einmal umgeplant werden. Foto: Rothe 

Von Holger Buchwald

Die Sanierung und der Umbau der Stadthalle haben sich bedingt durch die Corona-Krise und kleinere Umplanungen um einige Wochen verzögert. „Ursprünglich wollten wir Ende März den Bauantrag einreichen“, sagte Projektleiter Sebastian Streckel von der städtischen Gesellschaft für Grund und Hausbesitz (GGH). Das soll nun innerhalb der nächsten beiden Wochen geschehen. Aller Voraussicht nach lässt sich der anvisierte Wiedereröffnungstermin im Frühling 2022 jetzt nicht mehr halten. „Es wird wohl Sommer 2022 werden“, so Mathias Schiemer: Geschäftsführer von „Heidelberg Marketing“ – und zwar nach den Sommerferien. Der aktuelle Sachstand im Überblick:


Was wird derzeit in der Stadthalle gemacht? „Wir sind noch bei den bauvorbereitenden Maßnahmen“, erklärt Streckel. So laufen Untersuchungen für ein Schadstoffgutachten, die Bauleitung überprüft, wo schon während des Baugenehmigungsverfahrens mit dem Rückbau begonnen werden kann. Auch offene Fragen zur Baustelleneinrichtung werden geklärt, die restlichen Möbel ausgelagert. „Ebenso gibt es für die Bauzeit noch Abstimmungsbedarf“, so Streckel. Als Beispiel nennt er Gespräche mit der Feuerwehr zum Brandschutz oder mit dem Landschaftsamt, über welche Wege die Baustelle angefahren wird. „All das spart uns später Zeit und Kosten“, sagt der Projektleiter. Aktuell seien nur wenige Arbeiter vor Ort. Die Restauratoren hätten ihre Untersuchungen längst beendet.

Warum kam es zu Verzögerungen? Bei der Voruntersuchung traten laut Schiemer zwei Probleme zutage, die kleinere Umplanungen notwendig machten. Und zwar bezieht die Weiße Flotte an ihrem Anlegeplatz am Neckarlauer Wasser aus der Leitung der Stadthalle. Da wegen des Hochwasserschutzes unter dem Bauwerk eine Wanne eingezogen werden muss, wird die Leitung langfristig verlegt und so muss für die Dauer der Arbeiten eine Behelfslösung her. „Wenn alles renoviert ist, bekommt die Weiße Flotte ihren eigenen Anschluss“, verspricht Schiemer. Das zweite Problem sind die Bäume auf dem Montpellierplatz, deren Wurzeln näher an die Stadthalle heran ragen als ursprünglich gedacht. „Daher mussten die Pläne für den Technikbau unter dem Platz noch einmal angepasst werden. Schließlich wollen wir alle Bäume retten“, so Schiemer. Geringfügige Verzögerungen gab es auch wegen der Corona-Krise. So mussten neue Arbeitsweisen einstudiert werden: mit Video- und Telefonkonferenzen statt Begehungen vor Ort. „Wir haben auch bewusst Geschwindigkeit rausgenommen“, sagt Streckel: „Um sicherzugehen, dass der Bauantrag, wenn wir ihn einreichen, voll und ganz abgestimmt ist.“


Gab es Vorgaben des Landesdenkmalamtes, die zu Umplanungen geführt haben? Dies war laut Streckel vor allem für die Planungen im Merian-Saal der Fall. Statt der alten Lüftungskanäle, die dort verbaut sind, werden in Zukunft viel größere notwendig. „Wir wollten behutsam in die Decke eingreifen“, erklärt Streckel, doch der oberen Denkmalbehörde sei es wichtig gewesen, darauf zu verzichten. Zusammen habe man nun einen guten Kompromiss gefunden: Über die Aufbauten auf der Empore und über den Keller soll künftig die frische Luft in den großen Saal geleitet werden. „Wir hatten regelmäßige Termine mit dem Denkmalschutz“, betont Streckel. Jedes Mal sei es um bestimmte Themen gegangen: die historischen Fenster, die Lüftung, den Aufzug. „Die Abstimmung wird auch während der Arbeiten fortgesetzt.“ So müsse etwa noch das Farbkonzept abgestimmt werden. Streckel: „Die großen Punkte haben wir aber gelöst.“ Was den Einbau der umstrittenen Hubböden im großen Saal angehe, hätten die Denkmalschützer keine Bedenken geäußert.


Wie geht es nun weiter? Über die Dauer des Genehmigungsverfahrens entscheide die Baurechtsbehörde. Streckel betont aber, dass vielleicht schon über eine Teilbaugenehmigung einige Arbeiten erledigt werden können, besonders wenn sie nicht den Denkmalschutz berühren. Der Projektleiter denkt hier zum Beispiel an den Bau der Technikzentrale. Mit dem eigentlichen Baubeginn sei erst im Herbst zu rechnen. 

Rhein-Neckar-Zeitung, 7. Mai 2020, S. 4

Kostspielige Sanierung noch tragbar?

„Konzertfreunde“ gegen teuren Umbau der Stadthalle – Stadtspitze will an Hubböden festhalten

hob. Kurz bevor die Stadträte heute wieder zu einer Gemeinderatssitzung zusammenkommen, wenden sich die „Konzertfreunde der Stadthalle“ mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner und die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses. „Angesichts der Coronakrise fragen sich viele Menschen: Wie werden meine Finanzen, die meiner Firma, meiner Stadt und unseres Staates in einem Jahr aussehen und wie können wir, auch finanziell, mit Rezession und Verzicht umgehen?“, schreibt die Bürgerinitiative, die sich für eine behutsame Sanierung der Stadthalle und gegen die von Architekt Felix Waechter geplanten Hubböden einsetzt. Die „Konzertfreunde“ bitten die Entscheidungsträger, „das Herausreißen der Bodenplatte und den Einbau der Podien noch einmal zu überdenken“ und auf die „Luxus-Sanierung“ nach dem Waechter-Konzept zu verzichten. 

Die Bürgerinitiative fürchtet, dass die veranschlagten 32,9 Millionen Euro plus einer möglichen Kostensteigerung um weitere 30 Prozent „unrealistisch“ seien. „Wir plädieren dafür, mit den Spenden der Sponsoren sparsamer umzugehen“, heißt es in dem offenen Brief. Angesichts der „riesigen Belastungen, die auf die Nach-Corona-Haushalte der Stadt zukommen“, sei dies ein Gebot der Stunde, zumal die Steuereinnahmen der Stadt drastisch zurückgingen. 

Auch für die Sanierung des Theaters seien ursprünglich nur 36 Millionen Euro kalkuliert worden, letztendlich habe sie aber 75 Millionen Euro gekostet. Eine moderate Sanierung des Großen Saals und eine Optimierung des Ist-Zustands verkürze die Bauzeit und erlaube eine frühere Wiedereröffnung, so die Konzertfreunde. Auch potenzielle Konflikte mit dem Denkmalschutz könnten so vermieden werden. Die Bürgerinitiative nennt als weiteren Grund, warum die aktuellen Pläne noch einmal überdacht werden sollten, dass ein Umbau des Saals nach Waechter nur noch 950 Zuhörern Platz biete und daher künftig zu geringe Einnahmen generiere. Große Orchester sollten besser in einem akustisch optimierten Saal des neuen Kongresszentrums in der Bahnstadt mit rund 1800 Zuhörern spielen. 

Die Bürgerinitiative bittet die Mitglieder des Hauptausschusses, sich Akteneinsicht in den Bauantrag zu verschaffen und zu prüfen, ob dieser mit dem baden-württembergischen Denkmalschutz-Gesetz vereinbar sei. Auch die Investitionskostenschätzung solle kritisch geprüft werden. Dies gelte auch für die Betriebskostenschätzung. 

Dagegen kündigt Stadtsprecher Achim Fischer an, dass man an den Waechter-Plänen festhalten wolle: „Die Stadt bereitet sich in der Tat auf sinkende Steuereinnahmen vor.“ Bereits begonnene Projekte wie die Sanierung der Stadthalle würden aber fortgesetzt. Angesichts der Haushaltslage müsse man den Spendern noch dankbarer als bisher sein, dass sie die Kosten übernähmen. „Das spart den Steuerzahlern Millionen für Notreparaturen“, so Fischer: „Und es sorgt dafür, dass es in der Stadthalle bald wieder ein breites Spektrum an Veranstaltungen geben kann. Das ist das beste Konzept für Zuschauer, Künstler und Beschäftigte, das es gegen die Auswirkungen der Corona-Krise gibt.“ Dank der Hubpodien könnten sowohl Veranstaltungen mit ansteigendem Gestühl als auch mit ebenem Parkett angeboten werden.


Hinweis: Den vollständigen Text des Offenen Briefes finden Sie unter Aktivitäten

© Rhein-Neckar Zeitung, 2. April 2020, Seite 4

Bürgerbeteiligung für Konferenzzentrum

Könnte Vorbild sein

Ich habe mich über den Spatenstich für das neue Konferenzzentrum gefreut. Umso mehr, weil ich im Jahr 2010 mit der Bürgerinitiative „Biest“ den Bürgerentscheid gegen den Standort an der Stadthalle mit initiiert habe. Interessant ist dabei die nachfolgende Entwicklung: „Biest“ beteiligte sich über Jahre an 44 Sitzungen des Koordinationsbeirats, der die Bürgerbeteiligung zur Standortsuche organisierte. Die Bürgerschaft beteiligte sich überraschend aktiv an diesem Prozess, schlug 90 Standorte vor, von denen 60 weiter untersucht wurden. Diese Bürgerbeteiligung kann man als gelungen bezeichnen, befriedete sie schließlich die Spaltung in der Bürgerschaft. Sie erfuhr weit über die Grenzen Heidelbergs hinaus Respekt und Anerkennung.Eine Frage schließt sich für mich an: Warum wird dieses erfolgreiche Bürgerbeteiligungsverfahren nicht beim Umbau der Stadthalle zum Konzerthaus angewandt? Eine erneute Spaltung der Bürgerschaft ist jetzt schon wieder sichtbar.
Dieter Strommenger, Heidelberg


Rhein-Neckar-Zeitung, 4. März 2020

Sanierung der Stadthalle – RNZ-Forum 

Zwei-Klassen-Hörrecht 

Das RNZ-Forum zur Stadthalle war ein durchaus gutes Unterfangen in einem aufgeregten Debattenmilieu. Auf dem Podium saßen neben dem Planer ein Nutzer und der OB als Ausdruck des Mehrheitswillens des Gemeinderats. Irritierend war, dass aus der Zivilgesellschaft mit Herrn Bujard nur eine kritische Stimme auf dem Podium saß. Zivilgesellschaftliche Befürworter waren nicht vertreten. Ist das repräsentativ? Es wird vielfach übersehen, dass der Saal der Stadthalle ein unerreichtes Ausmaß eines Zwei-Klassen-Hör-und-Sichtrechts aufweist vom ersten Tag seines Bestehens an. Diesem Tatbestand abzuhelfen, bemühen sich seit etlichen Jahren die Leute vom Heidelberger Frühling. Der vom Gemeinderat beschlossene, vorliegende Entwurf wird diesem Bemühen tendenziell gerecht. Nicht erst die Baumeister des Barock wussten, dass in „Hörräumen“ eine sanft geschwungene Muschel der Akustik förderlich ist. Äußerungen von Herrn Bujard zur Akustik ließen Expertise in diesem Bereich vermissen. Dem gegenüber ist bei dem vielfach erwähnten Konzept des „optimierten Istzustandes“ nicht zu erkennen, wie die Akustik bei den zahlreichen kritischen Plätzen verbessert werden soll. Es bleibt ein Widerspruch in sich. Der vorliegende Plan sieht einen Einsatz einer bewährten Technik, der Hubböden, vor. Diese erlaubt in kurzer Zeit einen Übergang vom Ballsaal- in den Konzertmodus. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass in einer Wissenschaftsstadt mit solcher Vehemenz gegen die geplante Technik zu Felde gezogen wird. Und dass der Gemeinderat sich trotz Kostenübernahme durch einen Sponsor gegen festmontierte Sitze ausgesprochen hat, kann nur als Schildbürgerstreich bezeichnet werden. 

Bernhard Meuth, Heidelberg 

Ich freue mich darauf 

Ich bin für eine Renovierung der Stadthalle, und zwar inklusive Hubböden. Junges Publikum legt viel Wert darauf, gute Sichtverhältnisse zu haben, was die Stadthalle in ihrem jetzigen Zustand auf vielen Plätzen nicht leisten kann. Daher sollte man weniger Fokus auf das alte Aussehen legen, wenn es möglich ist, sinnvolle zukunftsträchtige Verbesserungen zu machen. Zum Thema Bestuhlung hieß es von den Kritikern, es würden 200 Stühle durch die Hubböden wegfallen. Dies stimmt zwar, ist aber meiner Meinung nach durch den neuen Durchgang zum Meriansaal begründbar und somit in Ordnung. Die Angst mancher Bürger über die strukturelle Veränderung ist zwar verständlich, aber, wie ich finde, unbegründet. Man darf die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter und Sachkundigen der Stadt nicht durchweg anzweifeln, wie auch Eckart Würzner im Forum kurz angesprochen hat. Auch ich möchte natürlich nicht das Flair der Stadthalle verlieren, aber ich denke, die teilnehmenden Denkmalschützer werden auf dessen Erhaltung achten. Zudem gilt zu bedenken, dass die Zusage zur Finanzierung nach Abgabe des Entwurfs kam. Auch aus eigener Erfahrung, ich tanze jetzt seit 14 Jahren einmal jährlich in der Stadthalle, immer beim Jugendtanztag, kann ich den Hubböden nur zustimmen. So würde jedem Zuschauer die Möglichkeit gegeben, alles zu sehen. Es ist erfreulich, dass es auch Menschen hohen Alters wie Herrn Lautenschläger gibt, die die Erneuerungen positiv finden. 

Leider waren beim RNZ-Forum viele verstaubte Meinungen zu hören. Ich jedenfalls freue mich auf die renovierte Stadthalle. 

Elina Flock, Heidelberg 

Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Februar 2020

Interview mit Manfred Lautenschläger 

Alles Dummköpfe? 

Der von Herrn Lautenschläger so hoch gepriesene Intendant Thorsten Schmidt beklagt immer wieder, dass durch die Diskussionen um die Stadthallensanierung Gräben in der Kulturgesellschaft Heidelbergs aufgebrochen seien. Nun erklärt Herr Lautenschläger, die Gegner der „Waechter + Waechter“-Pläne zu „sehr alten Dummköpfen“, wahrscheinlich meint er senile. Solche Äußerungen werden die Gräben nicht schließen, im Gegenteil. Vielleicht unterzieht sich Mäzen Lautenschläger der Mühe, zu registrieren, wer alles die 400 Unterzeichner eines Offenen Briefes an den OB zum Thema Sanierung sind, alles Dummköpfe? 

Günter Braus, Heidelberg 

Schnellstens beginnen 

Vielen Dank, Herr Lautenschläger, für das fachlich fantastische Interview in der RNZ-Samstagausgabe. Sie sprechen sehr, sehr vielen Heidelberger Bürgern aus dem Herzen, danke! Bitte schnellstens mit dem Bauen beginnen. Eventuelle Verzögerungsmehrkosten sollten von den Dumm-Experten übernommen werden! 

Gerd Ortlieb, Rektor i.R., Heidelberg 

Was er übersieht 

Man hat es geahnt, dass dieses Argument kommen könnte: Nur Grauköpfe üben Kritik am Umbau der Stadthalle. Aber wer hat gedacht, dass es von Herrn Lautenschläger kommt? Ist doch er selbst ein Graukopf. Aber er hat selbstverständlich, im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, den richtigen Weitblick in die Zukunft. Die anderen Grauköpfe dagegen denken nur so weit, wie ihre kurze Zukunft dauern wird, und in der sollte am besten alles so bleiben, wie es ist. Denkt Herr Lautenschläger. 

Er übersieht dabei, dass die Erfahrung diese Grauköpfe klug gemacht haben könnte. Sie haben zum Beispiel noch die ersten radikalen Pläne zur Sanierung der Altstadt im Kopf, den Kampf um den Prinz Carl, die misslungene Sanierung des Alten Hallenbades, die Austreibung der festlichen Atmosphäre aus dem alten Theatersaal, den Plan zur Wiederherstellung des Hortus Palatinus gegen Eintrittsgeld, um nur einiges zu nennen. Da ist ein gewisses Misstrauen doch nicht abwegig, dass der schöne Saal der Stadthalle vielleicht ganz und gar nicht „der schönste und beste der kleinen und mittleren Konzertsäle in Deutschland“ werden wird, wie Herr Lautenschläger weitblickend prophezeit, sondern dass auch diesem Saal die festliche Atmosphäre ausgetrieben werden könnte, dass er zu einem dieser misslungenen Zwitter zwischen alter Bausubstanz und unsensiblen Modernisierungsversuchen wird. Von Spenderseite wird es zwar für gut befunden, dass die Bürger sich „interessieren“, aber ansonsten sollen sie den Mund halten. Die Spender und der Architekt werden es schon richten. 

Margrit Nissen, Altstadträtin, Heidelberg 

Unmoralisch 

„Unsere Idee war, aus der Stadthalle ein Festspielhaus zu machen, aber sie auch anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen“ (Zitat Lautenschläger). Welch eine Wortwahl des Sprechers der Heidelberger „Stadthallenspender“! Welch eine Anmaßung, ein öffentliches, ein kommunales, ein denkmalgeschütztes Kleinod der Stadt Heidelberg irgendjemandem nach eigenem Gusto zur Verfügung stellen zu wollen! Herr Lautenschläger darf sich nicht wundern, wenn nach solch einem Sponsorensprech Menschen auf die Idee kommen zu glauben, dass es tatsächlich Leute gäbe, die sich die Stadt kaufen wollen, um ihre eigenen Ideen durchzusetzen. Diese dann aber öffentlich als „Dummköpfe“ zu beschimpfen, ist ziemlich dreist. Hut ab vor reichen Leuten, die das gemeine Volk an ihrem Reichtum partizipieren lassen. Aber bitte mit einem Rest von Anstand und Respekt den Bedachten gegenüber. Der Hinweis aufs hohe Alter der Sanierungskritiker, die den Stadthallenumbau sowieso nur eine überschaubare Zeit überleben würden, ist überdies nicht nur unmoralisch, sondern geradezu asozial. 

Dr. Horst Eichler, Heidelberg 

Stadtklima vergiftet 

Mit Befremden habe ich das Interview mit Manfred Lautenschläger, dem Sprecher der Stadthallen-Spender, gelesen. Zunächst werden Dinge wie die Notwendigkeit der Sanierung hervorgehoben, die von niemandem, auch nicht den Kritikern der vorliegenden Pläne, bestritten werden. Dann werden die berechtigten Fragen und Besorgnisse, insbesondere was das ästhetische Erscheinungsbild des großen Saales betrifft, mit dem abwertenden Begriff „reinreden“ vom Tisch gewischt. Heidelberg hat gute Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung – siehe neues Kongresszentrum – gemacht, die zu einer Konsenslösung aller Beteiligten geführt hat. Auch bei der Stadthallensanierung sollte es darum gehen, die unterschiedlichen Positionen in der Stadtgesellschaft, die sich etwa beim RNZ-Forum gezeigt haben, zusammenzuführen und nicht noch weiter zu spalten. Dieser genuinen Aufgabe eines Bürgermeisters wurde OB Würzner beim Forum nicht gerecht, und der Spendersprecher, der auch zu einer Befriedung beitragen könnte, bezeichnet nicht nur einen Teil der Kritiker als „Dummköpfe“, sondern grenzt eine ganze Gruppe, die Alten, mit der Bemerkung aus, sie könnten die Stadthalle nach ihrer Fertigstellung „nur noch eine überschaubare Zeit genießen“. Offenbar sind die Einwände einer Gruppe, die ohnehin in absehbarer Zeit wegstirbt, irrelevant. Solche bedenklichen Aussagen, das ist meine große Sorge, vergiften das Stadtklima. 

Michael Hornberger, Heidelberg 

Fünf Ergänzungen 

Einer der großzügigen Spender für die Sanierung der Stadthalle hat sich zu Wort gemeldet – gut so. Wichtig war etwa sein Bedauern, dass es für die Idee der inneren Umgestaltung keine Ausschreibung gab. Ein Vergleich von Lösungen war also nicht möglich. Das heißt, man muss nun den Worten des beauftragten Architekten glauben. Hier nun einige Ergänzungen: 

1. Denkmalschutz: Da immer noch kein Baugesuch vorliegt, existiert auch noch keine Zustimmung zur Planung, und die kann dauern. 

2. Hubböden: Ja, es gibt Beispiele, aber die fahren runter in eine stabile Lage zum Tanzen oder zum Bankett. Die obere Lage dient zum Beispiel einer Bestuhlung, bei der geringe Differenzen in der Hydraulik keine Rolle spielen, als Tanzfläche wohl schon! In der vorliegenden Planung wurde das System umgedreht. Auf die Frage, welcher Hersteller ein Tanzen in der oberen garantiert, hat der Architekt keine Antwort geben können. 

3. Der Akustiker von Müller-BBM hat in seinem Gutachten im Sommer 2019 dem Bestand erstaunlich gute Noten gegeben. 

4. Die Kosten werden sich, wie beim Theater, wohl verdoppeln auf an die 80 Millionen. Ursachen sind unter anderem in den Umbauten für die Hubböden zu suchen. 

5. Der Termin für die Wiedereröffnung ist wohl frühestens im Herbst 2023 zu sehen – es sei denn, der vorgeschlagene „optimierte Ist-Zustand“ käme zum Tragen. 

Bert Burger, Heidelberg 

Viele Fragen ungeklärt 

Sehr geehrter Herr Lautenschläger, auch ich bin ein von Ihnen als Dummkopf bezeichneter Bürger, auch das Alter stimmt in etwa. Trotzdem wage ich es, Ihnen zu widersprechen. Im Jahr 2010 war ich mitverantwortlich für den Bürgerentscheid, der den Anbau eines Kongresszentrums an die Stadthalle verhinderte. Mehr als 25 000 Heidelbergerinnen und Heidelberger teilten diese Meinung. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war offensichtlich, dass die Bürgerschaft ihre Stadthalle als besonderes Kulturdenkmal erhalten will. Ein wie auch immer geplanter Umbau sollte deswegen in einem offenen Verfahren mit der Bürgerschaft diskutiert und entschieden werden. Das ist bisher nicht geschehen, obwohl viele Fragen nicht geklärt sind. 

Ein Architekt, der in einem Kulturdenkmal von besonderer Wichtigkeit solche Umbauten plant, muss sich der Diskussion stellen. Diese Diskussion um die beste Lösung hätte von Anfang an geführt werden müssen, das hätten die Kommunalpolitiker so planen sollen. Das hat nichts mit der „Demokratisierbarkeit“ von Architektur zu tun. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 

www.stadtpolitik-heidelberg.de, 23.02.2020

Sanierung der Stadthalle – RNZ-Forum am 17. Februar bleibt wesentliche Informationen zum Denkmalschutz schuldig! 

23.2.2020   kw   Mit der Entscheidung über die künftige Bestuhlung wird bei der Bürgerschaft der Eindruck erweckt, dass die Planungen zur Sanierung schon sehr weit vorangeschritten sind und alle Fragen zur Bodengestaltung im Konzertsaal mit dem Einbau von Hubböden längst geklärt. 

Die regelmäßigen Hinweise darauf, die zuständige Denkmalschutzbehörde sei schon frühzeitig in die Planungen zur Sanierung einbezogen worden, verstärken diesen Eindruck. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, können  derzeit keine detaillierten  Auskünfte erteilt werden, nur die folgende allgemein gehaltene Information: Es liegen noch keine Planungen vor, die die bauliche Umsetzung der geplanten Sanierung schlüssig darlegen! Ein  Bauantrag wurde  noch nicht gestellt. Somit konnte bisher weder eine Prüfung durch die Denkmalschutzbehörde erfolgen noch eine denkmalrechtliche  Zustimmung zur geplanten Sanierung mit dem Einbau von Hubböden im Konzertsaal  verbindlich erteilt werden.  Damit fehlt  noch eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Erteilung der Baugenehmigung.

Ist es angesichts dieser Faktenlage nicht etwas verfrüht, schon die Art der Bestuhlung verbindlich  festlegen zu wollen ohne zu wissen, ob die Hubböden überhaupt genehmigt werden?

Aber: Viele der Wortmeldungen im Rahmen des RNZ-Forums zur Stadthallensanierungen zeigten, diese in Heidelberg bekannte Methode, mit Halbwahrheiten und dem Weglassen von nicht ins  Konzept passenden Fakten zum Ziel zu kommen, scheint wieder einmal zu funktionieren!  

Welche Rolle spielt der Denkmalschutz?

 Die Stadthalle Heidelberg gehört zu den Kulturdenkmalen mit besonderer Bedeutung. Durch die Eintragung in das Denkmalbuch des Landes BW gem. §12 DSchG  (Denkmalschutzgesetz) genießt  die Stadthalle mit ihren westlichen und östlichen Vorplätzen und der Balustrade an der Anlegestelle am Neckar als architektonisches Gesamtensemble einen besonderen Schutz, den  §15 DSchG *) regelt.

Damit ist ein sehr enger Rahmen  für Veränderungen im Rahmen einer Sanierung vorgegeben. Es soll  eben nicht der jeweils zum Zeitpunkt einer Sanierung herrschende Zeitgeist hemmungslos wirken können, sondern das Bauwerk möglichst in seiner Ursprünglichkeit erhalten bleibt als Zeugnis für die Architektur und den Städtebau seiner Entstehungszeit.  

In enger Auslegung dieser Vorgaben dürfen alle Teile des Gebäudes innen und außen sowie die östlich und westlich angrenzenden Vorplätze mit den Grünanlagen, die das Erscheinungsbild der Stadthalle wesentlich prägen,  nur mit der Zustimmung der oberen Denkmalbehörde verändert werden. Der mögliche Ermessensspielraum ist jedoch gering. Ausnahmen sind in der Regel nur zulässig, wenn z.B. eine weitere  sinnvolle Nutzung eines Bauwerkes ohne die vorgesehene  bauliche Änderung nicht mehr möglich wäre oder gesetzliche Auflagen, wie z.B. zum Brandschutz oder zur Herstellung der Barrierefreiheit, anders nicht realisierbar sind.

Wie ist der Einbau von Hubböden im großen Saal der Stadthalle unter Berücksichtigung dieser sehr engen Vorgaben für Kulturdenkmale mit besonderer Bedeutung zu bewerten?

Die Substanz des Gebäudes würde dadurch im Kernbereich deutlich verändert und zudem das Erscheinungsbild innen wie außen. An der dem Neckar zugewandten Nordseite  soll es durch den „so genannten Bypass“ zum Konzertsaal umfangreichere  bauliche Veränderungen geben wie auch auf der  Ostseite mit dem angrenzenden Montpellierplatz.    

Das entscheidende Kriterium ist aber, dass die künftige Nutzung des großen Saales für Konzerte  nicht zwingend den Einbau von Hubböden erfordert! Das vorliegende Akustikgutachten bestätigt, dass die geplanten Hubböden zwar für wenige Plätze in der Mitte des Parketts das Klangerlebnis verbessern könnten, aber für die künftig seitlich und hinter dem Orchester  angeordneten Plätze wird es keine befriedigende Akustik geben! Somit  kann im Vergleich zu einem Konzertsaal ohne Hubböden kein nennenswerter Unterschied nachgewiesen werden, der diesen massiven Eingriff in das Bauwerk rechtfertigen würde.  Zudem werden durch die Hubböden bis zu 200 Sitzplätze wegfallen, ein weiterer erheblicher Nachteil, der sich vor allem auf die Eintrittpreise  entsprechend auswirken wird!

Der Nachweis, dass Hubböden für eine künftige Nutzung der denkmalgeschützten Stadthalle nicht zwingend gebraucht werden, sollte hinreichend belegt sein.   

Denn es ist doch unstrittig, dass der „Heidelberger Frühling“ in der Stadthalle  ohne Hubböden herausragende Konzerte zu Gehör brachte und mit dem bisherigen Konzertsaal erfolgreich wurde. Wenn die Akustik so schlecht wäre, wie die Befürworter es jetzt versuchen zu suggerieren, wären gerade die Konzerte mit großem Orchester nicht Wochen vorher bis auf den letzten Platz schon ausverkauft gewesen, wie ich es in den letzten Jahren immer wieder „leidvoll“  erfahren musste.

Oder ist die Entscheidung auf dem politischen  Weg durch die Mäzene schon soweit vorbereitet worden, dass es am Ende gar keine andere Entscheidung mehr geben kann?     

*) Diesen regelt §15 DSchG wie folgt: 

„(1) Ein eingetragenes Kulturdenkmal darf nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde 

1.    wiederhergestellt oder instand gesetzt werden

2.    in seinem Erscheinungsbild oder seiner Substanz verändert werden,[…]

(3) Bauliche Anlagen in der Umgebung eines eingetragenen Kulturdenkmals, soweit sie für dessen Erscheinungsbild von erheblicher Bedeutung ist, dürfen nur mit Genehmigung der Denkmalschutzbehörde errichtet, verändert oder beseitigt werden. Andere Vorhaben bedürfen dieser Genehmigung, wenn sich die bisherige Grundstücksnutzung ändern würde. […]“

 © Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 22./23. Februar 2020, Seite 3 

„Ich würde mir nie anmaßen, dem Architekten reinzureden“

Manfred Lautenschläger ist Sprecher der Stadthallenspender – Er vertraut auf die aktuellen Sanierungspläne – und kritisiert die Kritiker


Manfred Lautenschläger. Foto: Schmidtkord 


Von Holger Buchwald
Wenn er die Diskussion um die Sanierung der Stadthalle verfolgt, fühlt sich MLP-Gründer Manfred Lautenschläger an die Zeit erinnert, als er auf dem Emmertsgrund die neue Firmenzentrale, den „Langen Manfred“, baute. Bei einer emotionalen Bürgerversammlung mit 150 Menschen sagte sein Architekt Peter Burock damals: „Architektur ist nicht demokratisierbar.“ Und dieser Satz gilt für Lautenschläger nach wie vor. Heute ist Lautenschläger der gewählte Sprecher der Stadthallen-Spender: Zusammen mit Jobst Wellensiek, Dietrich Götze, Günter Reimann-Dubbers, und Achim Wessendorf gibt er 3,7 Millionen Euro für die „gute Stube“ – zusätzlich zu den 33 Millionen Euro von Octapharma-Chef Wolfgang Marguerre. Im RNZ-Interview erklärt der 81-Jährige, was er von dem Streit um die Stadthalle hält.
Warum engagieren Sie sich für die Stadthalle?
Wir unterstützen die Sanierung der Stadthalle aus voller Überzeugung. Es ist eine Hommage an Thorsten Schmidt, der aus dem Stand den „Heidelberger Frühling“ zu einem der größten und bedeutendsten Klassik-Festivals in Deutschland gemacht hat. Unsere Idee war, aus der Stadthalle ein Festspielhaus zu machen, sie aber auch anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Zudem ist die Sanierung auch aus einem anderen Grund sehr wichtig: Das Haus wäre wahrscheinlich in den nächsten drei Jahren ohnehin aus Brandschutzgründen geschlossen worden.
Wie nehmen Sie den Streit um die Sanierungspläne wahr?
Ich finde es gut, wenn sich die Bürger für eine Sache interessieren. Sie sollten sich aber nicht an die Stelle der Fachleute setzen. Ich würde mir niemals anmaßen, dem Architekten reinzureden, und ich gebe für die Sanierung immerhin eine Million. Wir haben sehr gute Fachleute – unter anderem eines der renommiertesten Akustik-Büros weltweit. Auch der Denkmalschutz ist involviert. Die angeblichen Probleme, die von den Kritikern angeführt werden –statische Probleme oder Hochwasser – sind kein Thema oder wurden bereits ausgeräumt. Und wir haben für dieses Projekt einen angesehenen Architekten gewinnen können, auch wenn ich solch ein großes Vorhaben lieber international ausgeschrieben hätte.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihre Spende zurückziehen?
Nein, überhaupt nicht. Das Projekt ist bei der Theater- und Orchesterstiftung der Stadt gut aufgehoben. Die sanierte Stadthalle wird unter den kleinen und mittleren Konzertsälen mit der schönste und beste sein, den es in Deutschland gibt.
Sie haben es schon angedeutet: Sie vertrauen dem Architekten Felix Waechter und der Idee mit den Hubböden?
Ja, ich vertraue ihm. Es gibt in ganz Deutschland etliche Säle mit Hubböden. Übrigens, und das wird oft gar nicht betont: Sie werden nicht für die Konzerte, sondern für die Tanzveranstaltungen gebraucht. Nur so kann die Stadthalle auch mit ebenem Boden genutzt werden. Wir hatten ursprünglich den Plan, fest installierte ansteigende Sitzreihen einzubauen – wegen der besseren Akustik und Optik. Doch dann wäre die Stadthalle ein reines Festspielhaus.
Trifft es Sie, wenn mache sagen: Da gibt es Leute, die kaufen sich die Stadt, um ihre eigenen Ideen durchzusetzen?
Das sagt nicht ganz Heidelberg. Das sagen nur ein paar Dummköpfe. Die schärfsten Kritiker der Pläne sind übrigens sehr alt. Das hat man an Ihrer Umfrage nach dem RNZ-Forum gesehen. Das Durchschnittsalter liegt bei 70 Jahren. Einige von ihnen können, wenn die Stadthalle fertig ist, diese nur noch eine überschaubare Zeit genießen. Wir sollten weiter denken und für die Zukunft bauen. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 21. Februar 2020, Seite 8

RNZ-Forum zur Stadthallensanierung

Schutz statt Wettbewerb

„Dass wir uns überhaupt hier getroffen haben, ist schon ein Erfolg.“ Diese Feststellung von Klaus Welzel deutet offensichtlich das Dialogdefizit im Vorfeld an. Entsprechend war auch die Zusammensetzung des Podiums: Albertus Bujard war allein als Kritiker gegenüber vier Befürwortern. Dass kein Wettbewerb im Vorfeld stattfand, ist grundsätzlich ein Skandal, besonders bei dem Umfang des Bauvorhabens! Außerdem machte Bujard sehr deutlich, dass er die Sanierung der Technik, Barrierefreiheit, Ausbau der Künstlerräume für selbstverständlich notwendig findet. Niemand steht dem entgegen! Der OB möchte die Sponsorengelder dankbar voll nutzen, bescheidenere Entwürfe kämen nicht infrage. Der erfolgreiche und geschätzte Intendant des „Heidelberger Frühling“ spricht von nationaler und internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Der Architekt spricht erwartungsgemäß und berufsbedingt von seinem Entwurf, der die Akustik angeblich dringend notwendig erst akzeptabel mache. Wenig überzeugend! Denkmalschutz in Heidelberg steht seit Langem in der Tradition, wirtschaftliche Erwägungen vor den notwendigen Schutz zu stellen. Wir brauchen mehr Persönlichkeiten wie Bujard, die Ästhetik und Denkmalschutz vor ökonomischen Wettbewerb und scheinbarer Fortschrittlichkeit stellen.
Hans Becker und Peta Becker-von Rose

Stochern im Nebel

Es ist begrüßenswert, dass die RNZ zu relevanten Themen in der Stadt Foren abhält, so auch zum Thema Stadthallenumbau. Nur war diesmal die Vorbereitung mangelhaft. Der Umbau der Künstlergarderoben, die verbesserten Zugänge für Behinderte: Alles völlig unstrittig. Aber es war bekannt, dass die Hubböden und der Technikbau unter dem Montpellierplatz die Hauptkritikpunkte sein würden. Da wäre es doch sinnvoll gewesen, die Pläne für den Technikbau zu zeigen und für den umgebauten Saal eine realistische Computeranimation zu erstellen. Die hätte zeigen können, wie der Saal mit hochgefahrenen Hubböden und Seitenwänden, mit losem oder festem Gestühl, den veränderten Balkonen und der gläsernen Saalrückwand nach den Plänen des Architekten aussehen wird. Nur auf solcher Grundlage hätte das Publikum am Ende die erbetene Antwort auf die Frage geben können, ob es durch die Diskussion seine Einstellung zu den strittigen Punkten verändert habe oder nicht. Vielleicht wollte man ja auch nur der Kritik den Wind aus den Segeln nehmen, indem man die Auswirkungen dieses Umbaus auf den Saal lieber im Dunkeln ließ, nach dem Motto: Aber gut, dass wir mal darüber gesprochen haben.

Altstadträtin Margrit Nissen, HD

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 20. Februar 2020, Seite 7

RNZ-Forum zur Stadthallensanierung

Es fehlt der Mut

Vielen Dank für den Abend im Theater. Mir hat es wieder einmal gezeigt, wie viel Angst vor Veränderung in Heidelberg besteht und wie groß der Wunsch ist, die Puppenstube zu erhalten. Es fehlt an Mut und Vertrauen zur positiven Veränderung. Danke an alle Beteiligten und schön, dass das Thema so viele Heidelberger bewegt!
Georg Seyfarth, Heidelberg


Bürgerbeteiligung fehlt

Die Veranstaltung war ein Erfolg, auch weil dadurch vieles auf den Tisch kam. Trotzdem fehlt bisher eine echte Bürgerbeteiligung seitens der Stadt, und die geforderte Variante einer „sensiblen Sanierung“ ist nicht beachtet worden. Das sind erhebliche Mängel. Eine Wiedereröffnung unserer Stadthalle im Frühjahr 2022 halte ich in Anbetracht des enormen Umfanges der Maßnahmen für völlig unrealistisch. Und wer glaubt, dass alles mit 33 Millionen zu machen ist, der träumt einen schönen Traum. Die Endabrechnung dürfte bei mindestens 70 Millionen liegen und die späteren laufenden Kosten werden den Haushalt der Stadt schwer belasten. Die „Sanierung“ des Theaters lässt grüßen. Eine vernünftige Relation von Kosten und Nutzen kann ich derzeit nicht erkennen.

Wolfgang Weber, Heidelberg

Stühle oder Sessel?

Wieder einmal ist es schier unfassbar, wie der Gemeinderat entschieden hat. Da bieten großzügige Sponsoren sehr viel Geld an, um aus der dringend renovierungsbedürftigen Stadthalle endlich ein modernes Konzerthaus zu machen. Da lässt man Bürger probesitzen und ihre Stimme über Stühle oder Sessel abgeben und doch wird der geäußerte Wille von Konzertbesuchern, Sponsoren und einem künftigen Hauptbetreiber (HD-Frühling) von einer Mehrheit des Stadtrates kaltschnäuzig ignoriert. Dabei wurde die Entscheidung wohl mehrheitlich von Personen gefällt, die weder zu den häufigen Konzertbesuchern dieses Hauses gehören noch über ausreichendes Fachwissen und Geschmack in der Ausgestaltung von Konzertsälen verfügen. Für den nun verständnislosen Bürger kommt das ungute Gefühl hinzu, dass die Entscheidung über Stühle oder festinstallierte Sessel mehr von zänkischen Machtkämpfen innerhalb des Stadtrates geprägt war, als von einer Politik bestimmt wurde, die sich am Willen der an der Sache hauptsächlich Beteiligten orientiert hat. 

Gebhard von Salmuth, Heidelberg

© Rhein-Neckar Zeitung,  Mittwoch, 19. Februar 2020, Seite 3 

Den richtigen Ton getroffen 

Beim RNZ-Forum über die Zukunft der Stadthalle prallten Welten aufeinander – Am Ende waren sich alle einig: Gut, dass wir geredet haben 

Lebhafte Diskussion im alten Theatersaal über die Zukunft der Stadthalle. Der Mediziner Prof. Rolf Verres 
(stehend ganz rechts) schlug die Bildung eines Arbeitskreises vor. Foto: Philipp Rothe 

Von Holger Buchwald 

Es war eine emotionale, aber fair geführte Debatte im mit 250 Besuchern ausgebuchten Alten Saal des Theaters. Erstmals trafen beim RNZ-Forum am Montagabend die Befürworter und Kritiker der aktuellen Sanierungspläne für die Stadthalle aufeinander. Chefredakteur Klaus Welzel hatte die Kontrahenten an einen Tisch geholt und lenkte die Diskussion immer wieder in sachliche Bahnen. Mit ihm auf dem Podium saßen Oberbürgermeister Eckart Würzner als Hausherr, „Heidelberger Frühling“-Intendant Thorsten Schmidt als einer der wichtigsten Nutzer der „guten Stube“, Architekt Felix Waechter und Albertus Bujard von der Bürgerinitiative „Konzertfreunde der Stadthalle“. Letztere setzt sich für eine behutsame Sanierung der Stadthalle ein und kritisiert vor allem die von Waechter vorgeschlagenen automatischen Hubböden, mit denen sowohl ein aufsteigendes Gestühl als auch ein ebener Saal in der sanierten Stadthalle möglich wäre. Wie schon beim Eingangsapplaus deutlich wurde, hatte Bujard besonders viele Unterstützer im Publikum sitzen. 

Wie ist der Stand der Dinge? Das wollte Welzel gleich zu Beginn des zweistündigen und dennoch sehr kurzweiligen RNZ-Forums von Architekt Waechter wissen. Seine Antwort: Seit August seien zwei Restauratoren am Werk, die in der Stadthalle Schicht für Schicht freilegen. Die Pläne würden derzeit so weit fertiggestellt, dass Ende März der Bauantrag gestellt werden könnte. Im Groben sei man noch im Zeitplan, sodass zum Eröffnungskonzert des „Heidelberger Frühling“ im Frühjahr 2022 die Stadthalle, die seit August 2019 geschlossen ist, wieder öffnen könnte. Die reine Sanierung mit Verbesserung des Künstlerbereichs und der Technik würde 28 bis 29 Millionen Euro kosten. Dank der Riesenspende von Octapharma-Gründer Wolfgang Marguerre können aber die Gesamtkosten für die aktuellen Sanierungspläne in Höhe von 33 Millionen Euro gedeckt werden. 

Was ist der kleinste gemeinsame Nenner? Dass die Stadthalle saniert werden muss, darin sind sich sowohl die „Konzertfreunde“ als auch alle Nutzer und die Stadt einig. Eckart Würzner fühlt sich an die Sanierung des städtischen Theaters erinnert: „Als ich Oberbürgermeister wurde, war das geschlossen.“ Und auch in den Augen von Architekt Felix Waechter war die Stadthalle von der Schließung bedroht. Das Veranstaltungshaus sei „technisch abgängig“. Die Leitungen seien völlig veraltet, der Brandschutz und die Barrierefreiheit nicht gewährleistet. Gegen Vieles, was Waechter verbessern möchte, haben auch die „Konzertfreunde“ nichts. So soll es nach der Sanierung einen „Bypass“ vom Eingangsfoyer zum Meriansaal geben. Dafür muss ein Teil des großen Saals mit Glas abgetrennt werden. Auch der Portikus zur Neckarseite hin soll verglast und für Veranstaltungen genutzt werden. Weitere Verbesserungen sind neue Garderoben für das Orchester, eine neue Lüftungsanlage und eine bessere Strukturierung der Kellerräume. 

Wo liegt dann der Streitpunkt? Sowohl die „Konzertfreunde“ als auch Waechter möchten das Hörerlebnis für Konzertbesucher in der Stadthalle verbessern. Doch sie wollen dabei ganz unterschiedliche Wege gehen. „Der Raum ist fast quadratisch“, so Waechter. Daher könne die Akustik vor allem durch ein aufsteigendes Gestühl erreicht werden. Damit aber auch Veranstaltungen mit ebenem Boden stattfinden können, seien automatisch ausfahrbare Hubpodeste nötig. 

„Wir würden den Saal aber gerne so erhalten, wie er ist“, sagt dagegen Albertus Bujard. Die Pläne von Waechter würden auf die Sinneswahrnehmungen der Zuhörer keine Rücksicht nehmen. Ein aufsteigendes Gestühl zerstöre die „Festlichkeit und Harmonie“ des Saals. Bujard sprach in diesem Zusammenhang sogar von einer „Zerstückelung“. Wegen der ausfahrbaren Seitenwände, die nicht nur als Sicherung, sondern auch als Schallreflektoren dienen sollen, würden die Besucher der Stadthalle dann wie in einer Wanne sitzen. Bujard vermisst vor allem die Bürgerbeteiligung. Die Waechter-Pläne seien alternativlos übernommen worden. „Wir stellen infrage, dass der Aufwand der Sanierung das Ergebnis lohnt.“ Wichtige Fragen zur Statik und zum Denkmalschutz seien noch offen. Und trotzdem habe der Haupt- und Finanzausschuss grünes Licht gegeben. 

Waechter wies die Kritik weit von sich. „Ich kann den Saal auch in Zukunft so nutzen, wie er heute ist. Der Saal wird als Ganzes erlebbar bleiben.“ In dieser Variante sei der Saal aber für große Orchester nicht optimal geeignet. „Diejenigen, die jetzt behaupten, in der Stadthalle gebe es eine tolle Akustik, haben meist Plätze auf der Empore oder in der Saalmitte“, so der Intendant des Heidelberger Frühlings, Thorsten Schmidt: „Auf den schlechten Plätzen unter den Balkonen höre ich aber schlecht und sehe nichts.“ Langfristig wünscht sich Schmidt daher die Hubpodien und Bedingungen, die national und international wettbewerbsfähig sind. 

Für welche Fragen interessierte sich das Publikum? Dieter Strommenger sorgte sich um die Grundwasserproblematik, wenn das Fundament wegen der Hubpodien abgesenkt werden muss. Karin Weber fürchtet, dass es noch Probleme mit dem Denkmalschutz geben könnte. Anwohner und Bezirksbeirat Gerd Guntermann forderte, dass es bei der Anlieferung vor Veranstaltungen weniger Lärm geben sollte. Wieder andere fragten sich, welche Ausmaße ein unterirdischer Technikraum unter dem Montpellierplatz annehmen muss. Einige dieser Fragen konnten nur angerissen werden. Und trotzdem blieb für Chefredakteur Welzel ein Ergebnis des Abends, dem viele mit Beifall zustimmten: „Das wir uns überhaupt hier getroffen haben, ist schon ein Erfolg.“ 

Info: Auf einer neuen Internetseite der Stadt gibt es viele Infos zur Sanierung: www.stadthalle.heidelberg.de

Kontrovers diskutierten Architekt Waechter, Intendant Schmidt, RNZ-Chefredakteur Welzel, 
Oberbürgermeister Würzner und „Konzertfreund“ Bujard (v.l.) im Theater miteinander. Foto: Rothe


„Eine sensible Sanierung wäre ein Gewinn für die Stadt“ 

Nach dem RNZ-Forum haben sich Florian Richter (Text) und Philipp Rothe (Fotos) unter den Gästen umgehört – Geteilte Meinungen zum Sanierungsentwurf 

 

 > Lothar Kaufmann (69), Rechtsanwalt, Heidelberg: „Ich bin davon überzeugt, dass diese Sanierungsmaßnahmen richtig sind, zumal sie die Stadt nichts kosten werden. Man muss ja auch bedenken, dass sich bisher jeder zweite Künstler über die klanglichen Verhältnisse in der Stadthalle irritiert zeigt.“  

 

 > Irmgard Minassian (77), Rentnerin, Heidelberg: „Ich finde das Waechter-Konzept zum Teil gut, außer die Spundwände, da sollte es eine andere Lösung geben. Es wurde aber nie die Frage gestellt, was mit den Stühlen auf dem Rang passiert, das wäre mir wichtig gewesen. Ich vertraue hierbei aber auch Herrn Schmidt.“  

 

 > Margit Nissen (72), ehemalige Stadträtin, Heidelberg: „Für diejenigen, die keine Experten sind, war es in meinen Augen zeitweise schwer, der Diskussion heute zu folgen. So sagen die einen dies, die anderen jenes. Da ist es sehr schwierig, sich über die Stadthallensanierung eine eigene Meinung zu bilden.“   

 

 > Doris Hemler (69), Pensionärin und Bezirksbeirätin, Heidelberg: „Ich bin weder für noch gegen das Waechter-Konzept. Wenn der Architekt die Sanierung sensibel handhabt, würde das einen Gewinn für die Stadt bedeuten. Grundsätzlich hätte man die Öffentlichkeit viel früher ins Boot nehmen sollen.“   

> Uschy Szott (62), Tanzpädagogin, Heidelberg: „Ich spreche hier für diejenigen, die auf der Bühne zu sehen sind. Gerade bei der Organisation von Tanztagen ist es wichtig, dass jeder Zuschauer so viel wie möglich sehen kann. Daher wäre ich sehr zufrieden mit dem Einsatz von Hubböden.“  

 

 > Jasmin Runge (25), Physiotherapeutin, Heidelberg: „Ich finde das Waechter-Konzept sehr gut, weil dann jeder Zuschauer einen viel besseren Blick auf die Bühne hätte. Das war bislang leider nicht der Fall. Außerdem würden in 50 Jahren sowieso Hubböden eingebaut werden – warum dann nicht jetzt?“   

 

 > Bärbel Zwissler (75), Rentnerin, Heidelberg: „Ich halte Herrn Waechter für ungeeignet, um die Stadthalle zu sanieren. Das hat er in meinen Augen schon beim Theater unter Beweis gestellt. Ich bin daher skeptisch. Auch möchte ich sagen, dass ich es sehr bedenklich finde, dass es keine Ausschreibung gab.“  

 

 > Irene Seifert-Ipsen (70), Management-Trainerin, Heidelberg: „Wenn man das Theater als Referenzprojekt nimmt, dann hat mich Herr Waechter, gerade was die Raumatmosphäre betrifft, enttäuscht. Vor allem die Bestuhlung ist nicht angemessen. Mir fehlt daher das Vertrauen in den Architekten.“   

 

 > Dieter Strommenger (69), Pensionär, Heidelberg: „Ich finde das Konzept mit dem abgesenkten historischen Saal nicht passend. Was bringt es, das Ohr zu verwöhnen und das Auge zu beleidigen! Darüber hinaus bitte ich den Oberbürgermeister, die Diskussion ernstzunehmen und zuzulassen.“   

 

 > Burkhard Lutzmann (68), Rentner, Heidelberg: „Ich habe durch das Forum einiges gelernt. So wusste ich nicht, dass unter dem Montpellierplatz ein Technikraum geplant ist. Die Kosten-Nutzen-Relation ist mir bei dem gesamten Entwurf aber nicht klar. Das Flair der Stadthalle muss erhalten werden.“  

 

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Die Sprüche des Abends 

Emotionen beim RNZ-Forum 

> Thorsten Schmidt zum Umstand, dass in der Stadthalle bislang Nebenräume als Orchestergarderobe genutzt werden müssen: „Wenn ich mit Gästen hinter die Bühne gehen will, um Solisten zu beglückwünschen, sehen wir häufig erst einmal einen blankgezogenen Männerpo.“ 

> Felix Waechter zur Tatsache, dass es nach der Sanierung nur noch 1022 Sitzplätze geben wird: „Durch den Bypass vom Eingangsfoyer in den Meriansaal werden wir im großen Saal ein paar Sitzplätze verlieren. Dafür haben wir dann von allen Plätzen gute Sichtbeziehungen zur Bühne. Bis auf die Säulen, die bleiben natürlich.“ 

> Albertus Bujard zur Frage, wie sich die „Konzertfreunde“ zusammengefunden haben: „Wir sind teilweise befreundet und wollten eine Alternative aufzeigen zum Entwurf eines Architekten, der ohne Wettbewerb ausgesucht worden ist.“ 

> Albertus Bujard erklärt, warum an der Stadthalle in seinen Augen möglichst wenig verändert werden sollte: „Historische Räume dürfen nicht überfordert werden. Schließlich ist Heidelberg im Zweiten Weltkrieg nicht bombardiert worden, wir haben noch alles.“ 

> Thorsten Schmidt als Antwort auf Bujard: „Gustav Heinemann hat einmal gesagt: Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“ 

> Eckart Würzner wundert sich, dass eine von einem privaten Mäzen komplett bezahlte Sanierung solche Diskussionen auslöst: „Meine Kollegen im Städtetag schütteln, wenn ich das erzähle, nur den Kopf. Wir geben der Stadthalle doch eine Perspektive, wir werden das alles ganz sauber machen und es wird komplett bezahlt.“ 

> Eckart Würzner zur Frage, ob die Bürger bei der Auswahl der Stühle mitsprechen sollten: „Wir haben bei der Sanierung des Theaters eine Stuhlkommission gegründet. Ich saß auch darin. Dank unserer Entscheidung haben aber jetzt Besucher über 1,80 Meter Probleme mit ihren Beinen. Sie sehen, wir dürfen uns nicht immer auf die Meinung sogenannter Experten verlassen.“ 

> Zuhörerin Marika Osterholt-Jung zur Frage der Hubpodien: „Ich wünsche mir ein aufsteigendes Gestühl. Ich muss das Orchester sehen, sonst kann ich mir auch zuhause eine CD anhören.“ 

> Zuhörer Georg Schmidt-Thomée: „Wir müssen uns überlegen, welche Traditionen uns wichtig sind. Unwichtige können wir aufgeben. Wie die, dass die Akustik für die Leute, die bislang unter den Balkonen in der Stadthalle sitzen, bescheiden ist.“ 

© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 15. Februar 2020, Seite 3

„Sie bauen emotionalen Druck auf"

 Nach „Stuhl-Schock“ im Gemeinderat: Grünen-Fraktionsvorsitzender kritisierte den OB

„Stuhlprobe“ in der Stadthalle: Die Bürger konnten im Januar auf unterschiedlichen Sesseln Platz nehmen 
und ihre Erfahrungen mitteilen. Foto: Philipp Rothe 

Von Anica Edinger

Die Stadthalle wird auch künftig lose bestuhlt. Das beschlossen am Donnerstagabend die Stadträte im Gemeinderat (wir berichteten) mit knapper Mehrheit. Dabei waren sich insbesondere Grüne und CDU einig, dass dies die bessere Lösung im Vergleich zu den automatisch ausklappbaren Stühlen, die mit den Hubpodien verbunden worden wären, sei. 

Doch als beide Fraktionen diese Position in der Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschuss kundtaten, versuchte Oberbürgermeister Eckart Würzner energisch, zu intervenieren. Die Mäzene, die die Sanierung dankenswerterweise finanzieren würden, hätten sich für die ausklappbare Variante ausgesprochen, ebenso die Bürger, die probesitzen durften. „Wieso beteiligen wir die Bürger, wenn wir ihre Meinung dann doch nicht miteinbeziehen?“, fragte Würzner die Stadträte.

Grünen-Stadtrat Felix Grädler wies darauf hin, dass es den Besuchern der Stadthalle doch letztlich völlig egal sei, ob sie nun bei Konzerten auf automatisch ausgeklappten oder eben auf zuvor von Mitarbeitern aufgestellten Stühlen säßen. Zumal es ja aktuell nun nur um die Systematik, nicht etwa um die wirkliche Beschaffenheit der Stühle – also Stoff oder Polsterung – ginge. Dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Derek Cofie-Nunoo ging es in der Diskussion aber um noch mehr – nämlich den Stil des Oberbürgermeisters. „Das ist eine Systematik, die nun schon wieder auftritt: Sie versuchen am Ende einer Diskussion, diese in Ihrem Sinne zu drehen“, meinte Cofie-Nunoo in Richtung des Oberbürgermeisters, „und zwar, indem Sie emotionalen Druck aufbauen.“ 

Dabei sei man sich schon nach der kurzen Diskussion im Haupt- und Finanzausschuss am 5. Februar quasi einig gewesen, dass eine lose Bestuhlung die bessere, weil auch flexiblere und günstigere Lösung sei. Die Entscheidung wurde wegen des überraschenden Todes des SPD-Stadtrates Andreas Grasser vertagt. Dass nun in einer Sondersitzung wieder so lange diskutiert werde, „weil Sie versuchen, uns umzustimmen“, ärgerte Cofie-Nunoo besonders. Zumal das Stadtoberhaupt keine neuen Sachargumente vorbringen würde. „Sie versuchen, es zu kippen – auf einer emotionalen Ebene“, so Cofie-Nunoo. 

Tatsächlich räumte der OB ein, keine neuen Argumente zu haben. Er verstehe dennoch nicht, weshalb die Stadträte gegen den Willen der künftigen Betreiber – etwa des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“ – handeln wollten. Denn auch dort präferiere man die ausklappbare Variante. Tatsächlich erklärte auch „Frühling“-Intendant Thorsten Schmidt gegenüber der RNZ: „Dass jetzt ausgerechnet die Bestuhlung, die von den Konzertnutzern und dem Publikum bevorzugt wird, abgelehnt wurde, verstehe ich nicht.“ Da die künftigen Stühle nun stapelbar sein müssten, sei man in der Auswahl sehr eingeschränkt. Schmidt: „Schade, ich hätte mir für Heidelberg eine mutige Entscheidung gewünscht, die der Stadthalle würdig ist.“

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 14. Februar 2020, Seite 3

Lose Stühle für die Stadthalle

Versenkbare Sessel abgelehnt – OB Würzner zeigt sich schockiert    

ani/dns/rie. Der Große Saal der Stadthalle bekommt keine automatisch versenkbare Bestuhlung, sondern – wie bisher – lose Stühle. Das haben die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstagabend mit knapper Mehrheit entschieden: Neun Stadträte stimmten für den Antrag für lose Stühle von CDU, Grünen und „Heidelbergern“, sieben dagegen. Damit schockierte das Gremium Oberbürgermeister Eckart Würzner, aber auch den Intendanten des „Heidelberger Frühling“ Thorsten Schmidt, der im Publikum saß. Als sich eine Mehrheit für diese Bestuhlungsvariante abzeichnete, flehte Würzner die Gemeinderäte regelrecht an: „Ich bitte Sie eindringlich! Warum quälen Sie die Stadthallennutzer? Das geht mir nicht in den Kopf.“ Die versenkbaren Stühle, die an den im Großen Saal geplanten Hubpodien angebracht worden wären, hätten zwar 1,9 Millionen Euro mehr gekostet. Allerdings hatten die Spender für die Stadthallensanierung zugesagt, diesen Mehrbetrag zu übernehmen. Stattdessen würden, so der OB, die losen Stühle im Unterhalt teurer – und diese laufenden Kosten würden eben nicht von Mäzenen übernommen. Die Befürworter der losen Bestuhlung argumentierten genau andersherum: Bei den versenkbaren Stühlen bestehe die Gefahr, dass sie schneller kaputt gehen würden, sagte Grünen-Stadtrat Felix Grädler. „Zudem sind lose Stühle flexibler einsetzbar.“ Und CDU-Fraktionschef Jan Gradel meinte: „Der Wartungsaufwand für die versenkbare Variante ist viel höher.“ Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger) führte zudem ästhetische Gründe für ihre Entscheidung an. Über das genaue Modell der künftigen Bestuhlung wurde gestern allerdings noch nicht entschieden.In der Bürgerfragestunde vor der Sitzung hatte Dieter Strommenger darum gebeten, „keine weiteren Entscheidungen“ vor dem (bereits ausgebuchten) RNZ-Forum zur Sanierung der Stadthalle am Montag zu treffen. Sein Wunsch blieb unerfüllt.

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 11. Februar 2020, Seite 6

Entscheidung über Stadthallen-Bestuhlung

RNZ-Forum abwarten

Dankenswerterweise führt die RNZ am 17. Februar um 20 Uhr eine öffentliche Podiumsdiskussion im alten Theatersaal zum Umbau der Stadthalle durch. Der Haupt- und Finanzausschuss beabsichtigt aber, schon am 13. Februar über die Bestuhlung auf Hubpodien zu beschließen. Ich möchte darum bitten, diese Entscheidung erst nach dem RNZ-Forum zu treffen, es ist nicht auszuschließen, dass auf dieser Veranstaltung bedenkenswerte Gesichtspunkte zutage treten. Dem Hinweis von Herrn Schiemer von Heidelberg Marketing, es käme zu einer nicht vertretbaren Verzögerung der Baugenehmigung, möchte ich widersprechen: Es handelt sich um vier Tage, die Pläne liegen noch nicht vor, Meinungen der Bürgerschaft sollten die Chance bekommen, in die Entscheidungsfindung einzufließen.
Dieter Strommenger, Heidelberg

Wieso diese Sessel?

Mit Interesse habe ich Ihren Bericht über das Probesitzen in der Stadthalle gelesen. Dabei hat mich überrascht, dass Sessel angeboten worden sind, die laut dem testenden Organisten Peter Sigmann für die Akustik „wahnsinnig schlecht“ seien. Wieso können solche Sitzgelegenheiten überhaupt zur Wahl stehen? In einem Konzertsaal ist schließlich die Akustik das Wichtigste. Wieso weiß das das Architektenbüro nicht?

Ilse Giese, Heidelberg

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 7. Februar 2020, Seite 3

Stadthalle: Entscheidung wurde vertagt

Planer wollen automatisch ausklappbare Stühle - Einige Stadträte bleiben skeptisch - 
RNZ-Forum zu den Sanierungsplänen


Von Holger Buchwald

Die Stadt und „Heidelberg Marketing“ möchten in die Hubböden der sanierten Stadthalle ausklappbare Stühle einbauen. Nachdem Architekt Felix Waechter im großen Saal verschiedene Modelle möglicher Sitzgelegenheiten präsentiert hatte, schnitten die Sessel, die per Knopfdruck automatisch aufgestellt werden können, bei einer Befragung mit einer Durchschnittsnote von 2,4 besser ab als die lose Bestuhlung mit 3,6. Eine endgültige Entscheidung wollte der Haupt- und Finanzausschuss angesichts des Todes von SPD-Stadtrat Andreas Grasser am Mittwochabend allerdings noch nicht fällen. Die Entscheidung soll nun am kommenden Donnerstag, 13. Februar, nachgeholt werden. Nach der Gemeinderatssitzung wird noch einmal der zuständige Ausschuss zusammenkommen.

In einer kurzen Aussprache zeigten sich am Mittwoch aber nicht alle Stadträte von den Plänen begeistert. Larissa Winter-Horn („Heidelberger“) glaubt, dass die lose Bestuhlung deutlich mehr Beinfreiheit für die Besucher biete. Die massiven, ausklappbaren Sessel, die beim Probesitzen in der Stadthalle präsentiert worden seien, wirkten wie ein „Fremdkörper“ in der Jugendstilarchitektur: „Das passt gar nicht.“ Während Winter-Horn außerdem befürchtete, dass mit den festen Stühlen die Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer nicht gegeben sei, plädierte Felix Grädler (Grüne) ebenfalls für eine lose Bestuhlung. Diese sei wesentlich günstiger und man könne die Stühle flexibler aufstellen. Dass die Mehrkosten von Spenden gedeckt seien, wisse er wohl. Für ihn sei aber die Flexibilität das entscheidende Argument, so Grädler. Oberbürgermeister Eckart Würzner ist hingegen ein Fan der einklappbaren Sessel, die in seinen Augen einen höheren Sitzkomfort bieten. Man könne sich auch für ein schlankeres Modell entscheiden, sagte er angesichts der Kritik an Waechters Auswahl für das Probesitzen. Auch ihm sei die Beinfreiheit wichtig, so Würzner. Es gelte die Fehler der Theatersanierung zu vermeiden. „Die Entscheidung über die Bestuhlung im neuen Theater war aber die einzige Entscheidung, die eine Kommission des Gemeinderates gefällt hat“, betont der OB: „Wenn man solche Experten damit beauftragt, kann das auch daneben gehen.

Hilde Stolz (Bunte Linke) stellte den Antrag, die Entscheidung über die Bestuhlung auf den nächsten Haupt- und Finanzausschuss im März zu vertagen. „Wir sollten damit warten, bis die vielleicht gute Idee öffentlich diskutiert wurde“, so Stolz. Eine gute Gelegenheit dafür sei das für den 17. Februar geplante RNZ-Forum. Doch „Heidelberg Marketing“-Chef Mathias Schiemer mahnte zur Eile. Der Bauantrag müsse nun zügig eingereicht werden.


> Beim RNZ-Forum am Montag, 17. Februar, im Alten Saal des Theaters geht es um die gesamten Sanierungspläne für die Stadthalle. Mit Chefredakteur Klaus Welzel diskutieren: Oberbürgermeister Eckart Würzner, Architekt Felix Waechter, Thorsten Schmidt (Intendant „Heidelberger Frühling“) und Albertus Bujard von den „Konzertfreunden“. Anmeldung per E-Mail: [email protected], oder heute ab 14 Uhr per Lesertelefon unter 06221 / 5195606. Es gibt nur noch wenige Plätze.


© Rhein-Neckar Zeitung, Mittwoch, 5. Februar 2020 Seite 3

RNZ-Forum zur Sanierung der Stadthalle

Die geplante Sanierung der Stadthalle (hier in der Visualisierung) erhitzt die Gemüter. Grund für die RNZ, Veranstalter, Planer, Befürworter und Kritiker des Vorhabens an einen Tisch zu bringen. Am Montag, 17. Februar, findet im historischen Theatersaal ein RNZ-Forum mit anschließender Diskussion statt. Auf dem Podium sitzen Oberbürgermeister Eckart Würzner, der Architekt Felix Waechter, der Intendant des Heidelberger Frühlings, Thorsten Schmidt, und Albertus Bujard als Vertreter der Initiative „Konzertfreunde der Stadthalle“. Moderation: RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel. Los geht es um 20 Uhr.
Anmeldung per Mail: [email protected] oder heute ab 14 Uhr per Lesertelefon: 06221/519-5606.

Architekt Felix Waechter

Albertus Bujard (Konzertfreunde) 


OB Würzner

Thorsten Schmidt 
(Intendant des Heidelberger Frühlings)

© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 3. Februar 2020 Seite 6   -   Leserbriefe:

Probesitzen in der Stadthalle

Schmerzfrei!

Ich habe mich nicht am Probesitzen beteiligt, ich habe mir die Stühle angesehen, die Beinfreiheit wird nicht berücksichtigt. Im großen Saal des Theaters habe ich früher manchmal einen Außenplatz bekommen – doch die Lüftung war so laut, und da ich dann beim Aufstehen erst einmal meinen Rücken und meine Hüfte in die Gehposition bringen musste, habe ich es aufgegeben, ins Theater zu gehen. Es geht jetzt bei der Stuhlauswahl für die Stadthalle nicht nur darum, wie die Besucher gerade oder krumm in den Stühlen sitzen können, sondern wie viel Beinfreiheit und Bewegungsmöglichkeiten vorhanden sind. Wenn ich ins Theater gehe oder Musik hören will, möchte ich mir eigentlich keine Gedanken machen, wie ich am Ende wieder so einigermaßen, ohne Schmerzen, aus dem Stuhl herauskomme.
Ingeborg L. Klinger, Heidelberg
 

Manipulativ

Am Freitag wurden der Bürgerschaft Varianten einer möglichen Bestuhlung des großen Saals der Stadthalle vorgestellt. Diese Vorstellung war unserer Ansicht nach in hohem Grade manipulativ, denn die lose Bestuhlung war wenig ansprechend und qualitativ so schlecht, wesentlich schlechter als die bisher benutzte, dass sie keine Alternative zu den festmontierten Sesseln darstellen konnte. Diese setzen aber den Einbau der Hubpodien voraus. Doch sind diese wirklich so alternativlos, wie behauptet wird?

Die Stadthalle ist für die Bürgerschaft Heidelbergs ein historisches Gebäude, das wertgeschätzt wird und erhalten werden soll. Es wird Zeit, dass der Umbau öffentlich diskutiert wird und damit eine ernst zu nehmende Bürgerbeteiligung stattfindet.

Charlotte Müller-Strommenger, Dieter Strommenger, Heidelberg


Ist das das Richtige?

Herzliche Bitte an Herrn Eckart Würzner und Herrn Thorsten Schmidt: Bitte nehmen Sie d i e s e Sitzmöbel-Präsentation persönlich in Augenschein. Ist das die Bestuhlung, mit der sich Heidelberg als Festivalstadt dem internationalen Publikum präsentieren möchte? 

Marika Osterholt-Jung, Heidelberg


© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 1. Februar 2020 Seite 3

Hier bleibt jeder gerne sitzen

Umbau der Stadthalle: Kommen versenkbare oder lose Stühle? – Vor der Entscheidung durften die Heidelberger Modelle ausprobieren

Probesitzen in der „guten Stube“: Die Sessel links und rechts könnten mit den Hubpodesten ausgefahren und aufgeklappt werden. Diese Variante wäre aber auch um 1,9 Millionen Euro teurer. Foto: Philipp Rothe 

Von Holger Buchwald

Es ist eine Entscheidung, die am besten mit dem Hintern gefällt wird. Und mit den Beinen. Gerne nahmen daher gestern rund 170 Heidelbergerinnen und Heidelberger das Angebot von „Heidelberg Marketing“ und Architekt Felix Waechter wahr, um in der Stadthalle Probe zu sitzen. Etliche nutzten die Gelegenheit, um einen Fragebogen auszufüllen, welches der fünf unterschiedlichen Stuhlmodelle für sie am besten geeignet ist. Die Ergebnisse werden in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am kommenden Mittwoch besprochen. Denn dort fällt dann die Grundsatzentscheidung, ob die Besucher der sanierten Stadthalle auf automatisch versenkbaren und an den Hubpodesten verschraubten Stühlen oder auf losen Sitzgelegenheiten Platz nehmen werden. Die Stadträte selbst konnten sich selbst schon im Laufe dieser Woche ein Bild machen.

Immer wieder bilden sich gestern kleine Schlangen. Alle wollen die Stühle auf dem Podest ausprobieren. Sie sind in dem Abstand aufgestellt, den sie auch nach dem Stadthallenumbau haben werden. Auch der Höhenunterschied zwischen den beiden Stuhlreihen entspricht den Originalplänen von Waechter. Eines wird jedem auf Anhieb klar: Entscheidet sich der Haupt- und Finanzausschuss für die um 1,9 Millionen Euro teurere Variante mit versenkbaren Sitzen, können auch relativ breite und schwere Sessel verbaut werden. Im anderen Fall müssen eher filigrane und stapelbare Stühle gewählt werden. „Es geht jetzt nicht darum zu sagen, Orange will ich auf keinen Fall“, klärt Stadthallenleiter Oliver Wolf auf. Über die Farbgebung und Bezüge der Stühle werde man sich zu einem viel späteren Zeitpunkt Gedanken machen müssen – zusammen mit dem Akustiker und dem Denkmalschutz. Auch welches Modell genau es sein soll, sei noch lange nicht entschieden.

Die Reaktionen beim Probesitzen sind sehr unterschiedlich. „Man sieht doch gleich, wo die Leute eher sitzen bleiben“, sagt Charlotte Müller-Stromenger: „Auf den Sesseln.“ Das ist in ihren Augen „Manipulation“. Auch Valerie Vierneisel empfindet die Auswahl der Probestühle als „nicht gerecht“. So fehlt ihr eine Variante, die nicht fest verbaut werden muss, bei der aber – wie bei den alten Stühlen der Stadthalle – der Sitz hochgeklappt werden kann. „Die alten Stühle werden nicht mehr hergestellt“, klärt Wolf auf. Daher müssten nun sowieso neue Sitzgelegenheiten beschafft werden. Eines gibt er aber auch zu Bedenken: Stapelbare Stühle brauche er auf jeden Fall auch in Zukunft – und sei es für ein Galadinner mit ebenem Parkett.

Für Doris Hemler, Altstadt-Bezirksbeirätin der Grünen, hat keines der präsentierten Modelle Charme. Jürgen Dürr kann sich hingegen mit einem der versenkbaren Sessel, der Variante D, anfreunden, aber nur wenn dann die Rücklehne der vorderen Stuhlreihe so gekürzt wird, dass man seine Beine durch die Öffnung hindurchstrecken kann. „Die Beinfreiheit ist für uns ältere Menschen ganz wichtig.“ Da er im Heidelberger Theater seit dem dortigen Umbau nun schlecht sitzt, hat er dort sein Abo gekündigt. 

Gertrud Molling, die in der Stadthalle schon Fortbildungen, Tanzveranstaltungen und Konzerte besucht hat, würde sich für eine lose Bestuhlung, das Modell C, entscheiden. Peter Sigmann wiederum lehnt zu stark gepolsterte Stühle ab. „Die Akustik wäre dann wahnsinnig schlecht. Ich weiß, wovon ich rede“, fügt der Organist hinzu: „Ich mache seit 60 Jahren Kirchenmusik.“

Gegner der Hubpodeste, mit denen der Veranstaltungsraum per Knopfdruck wahlweise zum Konzertsaal mit aufsteigendem Gestühl oder als ebener Ballsaal umfunktioniert werden kann, waren gestern auch vor Ort. So auch Konzertveranstalter Jochen Flamme. Was jetzt geplant werde, sei einfach zu wichtig.

Info: Der Haupt- und Finanzausschuss tagt am Mittwoch, 5. Februar, um 17.30 Uhr im Neuen Sitzungssaal des Rathauses.

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 31. Januar 2020 Seite 5

Welche Stühle sollen es sein?

Heute Probesitzen in der Stadthalle – „Konzertfreunde“ kritisieren diese „Augenwischerei“

hob. Wie könnte die Bestuhlung in der sanierten „guten Stube“ Heidelbergs aussehen? Darum geht es heute um 14 Uhr in der Stadthalle, wenn Heidelberg Marketing und die Stadt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zum Probesitzen einladen. Vier mögliche Varianten sind auf Podesten aufgebaut – bei jeweils zweien handelt es sich um eine lose oder um eine automatisch versenkbare Bestuhlung. Somit kann sich jeder ein Bild davon machen, wie tief die Sitze in dem Konzerthaus sein könnten und wie groß die Beinfreiheit ist. 

In der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Mittwoch, 5. Februar, ab 17.30 Uhr im Neuen Sitzungssaal des Rathauses sollen die Stadträte entscheiden, ob sie sich eine Bestuhlung wünschen, die mit den versenkbaren Hubböden automatisch ausgefahren werden kann, oder ob sie eine Variante vorziehen, bei der die Stühle einzeln für jede Veranstaltung von Hand aufgestellt werden müssten. Die automatische Version wäre um 1,9 Millionen Euro teurer, wobei die Mehrkosten über Spenden gedeckt sind.

Unterdessen kritisieren die Befürworter einer sensiblen Sanierung das Vorgehen von Stadt und Heidelberg Marketing. Nach wie vor wünschen sich die „Konzertfreunde der Stadthalle“ eine Renovierung ohne Hubböden und eine Sanierung im optimierten Ist-Zustand. Der historische Saal werde durch den unsensiblen Umbau der Ästhetik beraubt, schreiben sie in einer Stellungnahme: „Damit wird erneut historisches Erbe zerstört – wie im Alten Theatersaal. Es wurde nie ernsthaft durchdacht, als Alternative für große Orchesterkonzerte das Neue Konferenzzentrum zu nutzen.“ Mit dem Entwurf des Architekten Felix Waechter gebe es künftig im großen Saal der Stadthalle nur noch 40 Stehplätze statt heute 200, was zum Beispiel Studenten von Konzertereignissen ausschließen würde, sagen die „Konzertfreunde“: Es entstünden etwa 214 Plätze mit „ungünstiger bis äußerst ungünstiger“ Akustik. Zudem befürchten die Kritiker der aktuellen Pläne eine Diskriminierung für Rollstuhlfahrer oder Rollator-Nutzer, da sie bei einem aufsteigenden Gestühl nur eine äußerst begrenzte Platzauswahl zur Verfügung hätten. Jetzt die Heidelberger zum „Probesitzen“ einzuladen, sei unredliche Augenwischerei, die von den wichtigen Fragen ablenke. 

Ein Stadtsprecher wies auf RNZ-Anfrage die Anschuldigungen zurück. „Die aufgeworfenen Fragen wurden mehrmals in öffentlicher Sitzung diskutiert.“ Gerade für die Barrierefreiheit werde bei der Sanierung viel getan. „Das Probesitzen ist nur ein Angebot von unserer Seite. Jeder ist eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen.“ Zudem könne man vor der Stadthalle in einem Bauwagen alle Pläne ansehen. „Das ist das Gegenteil von Augenwischerei.“ 


© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 28. Januar 2020 Seite 5

Probesitzen in der Stadthalle

Infoveranstaltung am Freitag

hob. Die Entscheidung über die Hubböden ist bereits gefallen. Doch bei der Sanierung der Stadthalle steht eine wichtige Abstimmung noch aus: Welche Bestuhlung soll es künftig geben? Eine fest installierte Variante mit Sesseln, die per Drehmechanismus unter das Parkett gekippt werden können? Oder eine lose Bestuhlung, bei der Stühle von Hand auf- und abgebaut werden? Diese Grundsatzfrage entscheidet der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am Mittwoch, 5. Februar. Alle, die sich für das Thema interessieren, können zuvor auf Einladung der Stadt und Heidelberg Marketing schon einmal Probesitzen – und zwar am Freitag, 31. Januar, von 14 bis 18 Uhr in der Stadthalle. Dort sind verschiedene Modelle aufgestellt. Über die Farbgebung wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Die Mehrkosten für die automatische Variante werden auf rund 1,9 Millionen Euro beziffert. Sie sind aber durch Spenden gedeckt. 


© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 9. Januar 2020, Seite 5

Wie wird die Stadthalle saniert? 

SPD Südwest lädt zur Diskussion 

RNZ. Der Haupt- und Finanzausschuss hat am 25. September die Sanierung der Stadthalle beschlossen. Seither regt sich Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen: Die Initiative „Konzertfreunde der Stadthalle“ befürwortet zwar grundsätzlich, dass das denkmalgeschützte „Wohnzimmer der Stadt“ ertüchtigt wird. Sie wehrt sich aber gegen die vermeintlich unsensible Art, „wie das Großprojekt von der Stadt und vom Architekturbüro Waechter und Waechter ohne öffentliche Diskussion als alternativlos durchgesetzt werden soll“, heißt es. Wird das Ambiente durch die Umbauten erhalten bleiben? Wird die Akustik gleichwertig sein? Wie werden sich die Baukosten entwickeln? Wird das Gebäude barrierefrei sein? Und wie lässt sich ein bürgerschaftlicher Konsens für eine optimal nutzbare Stadthalle herstellen? Um diese Fragen geht es am Dienstag, 14. Januar, bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Südwest. Mit dabei ist Alt-Stadtrat Albertus Bujard, einer der Initiatoren der „Konzertfreunde der Stadthalle“. Beginn ist um 20 Uhr im Literaturcafé der Stadtbücherei, Poststraße 15. 


© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 7. Januar 2020, Seite 6

Klimabilanz der Stadthallen-Sanierung 

Auf den Prüfstand! 

Am 9. Mai 2019 hat der Oberbürgermeister für Heidelberg den Klimanotstand ausgerufen und damit auch die geplanten Baumaßnahmen unter den Vorbehalt der Klimaverträglichkeit gestellt. Als Bürger dieser Stadt erwarte ich, dass dazu der Bürgerschaft eine aussagekräftige Untersuchung in Sachen Stadthalle vorgelegt wird. Sollte sich die Klimabilanz als schädlich erweisen, muss der geplante Umbau auf den Prüfstand gestellt werden und unter Umständen eine bescheidenere Sanierung in Betracht gezogen werden. Ein optimierter Istzustand des großen Saals würde die CO2-Belastung vermutlich erheblich reduzieren, wobei akustisch schlechtere Plätze, die es auch bei der jetzt vorgeschlagenen Sanierung noch gibt, vertretbar sind. 

Dieter Strommenger, Heidelberg 


© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 7. Januar 2020, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Und die Sitzplätze? 

Nötig wäre eine Diskussion darüber: Wie wird man auf den neuen Plätzen in der Stadthalle sitzen? Wird es wieder die mangelnde Beinfreiheit geben wie im Maguerre-Saal des Stadttheaters? Werden Menschen mit Hüft- oder Knieproblemen wieder nur die wenigen Randplätze der Reihen nutzen können? Mein Vorschlag: Die geplanten Sitzplätze und ihre Alternativen als Modelle zur Verfügung stellen und der Öffentlichkeit zur Stellungnahme und Beurteilung anbieten. Das wäre eine sinnvolle Gelegenheit für Zustimmung oder Ablehnung. 

Prof. Dr. Wolfgang Herbst, Heidelberg 


So soll die Stadthalle künftig aussehen

RNZ vom 18.12.2019

Architekt Felix Waechter legt eine aktuelle Visualisierung vor - Ziel sei es, den historischen Zustand der "guten Stube" freizulegen


Vgl. zu diesem Bericht unseren Kommentar bei "Positionen" - "Stadt Heidelberg"

 Diese Visualisierung zeigt, wie die Stadthalle künftig aussehen soll. Repro: Waechter/bloomimages 

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Die Orgel ist wieder freigelegt, der hässliche Einbauschrank darunter, in dem bislang Instrumente und Notenständer verstaut werden konnten, herausgerissen. Und die Zuschauer haben endlich wieder einen freien Blick auf die Fenster, die zur Unteren Neckarstraße hin zeigen. Dies sind nur zwei Teilaspekte des aktuellen Entwurfs zur Stadthallensanierung von Felix Waechter. Der Architekt stellte am Dienstag exklusiv für die RNZ eine Visualisierung vor, die deutlich macht, wie der große Saal nach der Renovierung aussehen soll.

"Unser Ziel ist es, die Stadthalle denkmalgerecht zu sanieren und ihr ihren ursprünglichen Charakter zurückzugeben", so Waechter. Er will ein modernes Veranstaltungshaus schaffen, das von seiner historischen Anmutung lebt. Und Oberbürgermeister Eckart Würzner stellte klar: "Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Landesdenkmalschutz, der unsere Planungen unterstützt." 

 Mathias Schiemer (Heidelberg Marketing), Baubürgermeister Odszuck, OB Würzner, Architekt Felix Waechter und „Frühling“-Intendant Thorsten Schmidt in der Stadthalle (v.l.). Foto: Rothe

Im Laufe ihrer 116-jährigen Geschichte sei die Stadthalle mehrmals verändert worden. Waechter erklärte, dass derzeit daher zwei Restauratorinnen Schicht für Schicht des Putzes wieder freilegen. Welche Schicht und welche Farbe historisch am besten zur "guten Stube" Heidelbergs passe, werde dann von der Denkmalbehörde entschieden. "Darauf haben wir keinen Einfluss", so Würzner.

Der Oberbürgermeister verteidigt die Pläne für die Hubböden, wodurch der große Saal variabel für alle Zwecke genutzt und per Knopfdruck umgebaut werden könne, von der Bankettveranstaltung mit ebenem Boden bis hin zum Konzertsaal mit aufsteigendem Gestühl. "Selbst in dieser Variante wird der Raumeindruck nicht wesentlich verändert", betonte Waechter. 

Die hinterste Sitzreihe sei nur 1,60 Meter höher als die vorderste. Und Würzner versteht nicht, warum manche Heidelberger die Hubböden so kritisch sehen. Schon jetzt gebe es in der Stadthalle diese Technik, die Vorbühne konnte auch jetzt schon hoch- und runtergefahren werden. "So etwas gibt es auch im Alten Theater, im Mannheimer Rosengarten, überall. Das ist heutzutage ein Standardmodul." 

Die Seitenwände links und rechts unterhalb der Empore könnten nach dem Umbau ebenfalls hochgefahren und versenkt werden. Sie sind laut Waechter wichtig als Schallreflektoren, bei der eigentlichen Gestaltung sei man noch flexibel. "Wir sind davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Boden der Stadthalle Parkett war und das haben wir auch bei den Seitenwänden wieder aufgegriffen." 

Da auf der Neckarseite des großen Saals ein Durchgang mit Glas abgetrennt werden soll, über den die Besucher vom Foyer künftig, ohne das Konzert zu stören, in den Meriansaal kommen, gehen bei der Sanierung zwei Sitzreihen unter der Empore verloren. "Diese Plätze waren aber akustisch immer sehr schlecht", so Thorsten Schmidt, Intendant des Klassikfestivals "Heidelberger Frühling". Und so viele Sitzplätze verliere die Stadthalle gar nicht durch die Sanierung. Laut Waechter gab es bisher bei kleiner Bühne 1248, künftig sollen es 1080 sein. Das habe im Übrigen nichts mit den Hubböden zu tun. Auch in der Variante des optimierten Ist-Zustandes sei man von diesem Platzangebot ausgegangen.

Abgesehen von der neuen Visualisierung hatte Waechter auch noch gute Nachrichten zu vermelden. So stellte sich bei den vorbereitenden Untersuchungen heraus, dass die Stadthalle auf sicheren Füßen steht: Die Säulen ragen weit in den Untergrund hinein und gründen auf einem soliden Fundament. Auch der Boden des großen Saals sei keine tragende Decke. Beim Theaterneubau hatte Waechter da viel bösere Überraschungen erlebt.


© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 14. Dezember 2019, Seite 7

Kritik an Stadthallenumbau hält an 

Der Bezirksbeirat Altstadt konzentrierte sich auf drei Punkte: Hubpodien, Information der Bürger und Kosten 

hö. Auch beim Bezirksbeirat Altstadt gab es heftigen Gegenwind beim geplanten Umbau der Stadthalle. Die Kritik konzentrierte sich auf drei Punkte: die Hubpodien, die bisher fehlende Einbindung der Bürger und die möglicherweise höheren Kosten. 

> Hubpodien: Doris Hemler (Grüne) fragte, ob die versenkbaren Sitzreihen mit dem Denkmalschutz abgestimmt seien, und Franz Bartholomé (Grüne) wollte wissen, ob es denn einen „Plan B“ gebe, was diese angeht. Der Geschäftsführer von „Heidelberg Marketing“, Mathias Schiemer, hatte keinen leichten Stand vor diesem Gremium: Ja, natürlich seien die Hubpodien mit dem Landesdenkmalamt abgestimmt – und die Behörde habe „keinerlei Einwände gehabt“: „Wir würden heute nicht über die Hubpodien reden, wenn das Landesdenkmalamt nicht von vornherein damit einverstanden gewesen wäre.“ Im Übrigen könne man sich im Januar ein Bild davon machen, wie die zukünftige Bestuhlung aussehen könnte. Und einen „Plan B“ habe es deswegen nicht gegeben, weil die versenkbaren Sitzreihen ja von den Nutzern der Stadthalle gewünscht worden seien. 

> Bürgerinformation: Die Frage nach den Nutzern rief Dieter Strommenger auf den Plan, der als „sachverständiger Bürger“ ein Statement abgeben durfte. Der Veteran des Stadthallenkampfes – er gehörte vor zehn Jahren zu den Mitbegründern der Bürgerinitiative gegen den damals geplanten Anbau – sagte: „Die Bürgerschaft ist doch der größte Nutzer der Stadthalle. Wieso gab es bisher keine Veranstaltung, die die Bürgerschaft einlädt, über diese Art des Umbaus zu diskutieren?“ Er forderte noch einmal eindringlich, „eine große Veranstaltung zu machen und die Diskussion mit den Bürgern zu suchen.“ Strommengers Aussagen führten zu einem kleineren Wortgefecht zwischen ihm und Schiemer, denn der widersprach: Nicht die Bürger seien Hauptnutzer der Stadthalle, sondern die Musiker des Philharmonischen Orchesters oder das Musikfestival „Heidelberger Frühling“. Dazu meinte Martin Kölle von „Linda“, der sich ebenfalls vor dem Gremium äußern durfte: „Es ist nicht richtig, dass alle Nutzer in die Planungen miteinbezogen worden sind.“ Auch er forderte die Bürgerbeteiligung – oder wenigstens eine Info-Veranstaltung. 

> Kosten: Klaus Hekking (CDU) hatte sich andernorts umgeschaut und befunden: „Kein vergleichbares Projekt blieb bisher im Zeit- und im Kostenrahmen.“ Dabei führte er die Bonner Beethovenhalle an: Beim Start der Sanierungsarbeiten vor gut drei Jahren wurden die Kosten mit 61,5 Millionen Euro angegeben, nun geht man von 166 Millionen aus. Und auch zum Beethovenjahr 2020 – dem 250. Geburtstag des Komponisten – wird die Musikhalle nicht fertig, sondern erst 2022. So fragte Hekking: „Hat die Stadt finanzielle Vorsorge getroffen? Und wer kommt für die Mehrkosten auf? Wir alle kennen doch die Haushaltslage der Stadt!“ Eine Antwort auf diese Frage bekam Hekking indessen nicht. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 12. Dezember 2019, Seite 7

Sanierung der Stadthalle 

Nicht noch ein Fehler 

Dass eine Sanierung der Stadthalle (Elektrik, Sanitär, Lüftung) notwendig ist, bestreitet niemand. Was aber völlig übergangen wird in den Diskussionen, ist: Die Baurichtung des Innensaales der Stadthalle ist verkehrt. Und das lässt sich mit keiner Sanierung korrigieren. Warum man 1903 den Saal der Stadthalle in der Richtung von Nord nach Süd und nicht von West nach Ost gebaut hat, bleibt ein Rätsel. Man hätte nämlich auch 1903 mit einem Saal in der Richtung von West nach Ost – genügend Baufläche war vorhanden – das Format eines auch in dieser Zeit schon anerkannten ‚normalen‘ Konzertsaales erreicht, wie er zum Beispiel im Wiener Musikverein, im Konzerthaus in Wien, im Münchner Herkules-Saal oder ganz besonders in der mit der Heidelberger Stadthalle zeitgleich gebauten Wuppertaler Stadthalle verwirklicht war. Die Wuppertaler Stadthalle gilt in Deutschland heute als der akustisch herausragende Konzertsaal. Nun – das ist in Heidelberg vertan, es sollte aber verständlich sein, dass man auf einen Fehler nicht den nächsten aufsetzt, nämlich den Innenraum der Stadthalle jetzt noch mehr zu verkürzen, was mit dem Hubboden-Projekt der Fall wäre. Denn die Verkürzung des Raumes ist das akustische Problem dieses Hauses, ein Mehr in dieser Richtung wird erwartbar die Akustik verschlechtern. Im Vergleich der Konzerthäuser heute wissen wir, dass „Arena“-Bauten (siehe den Geiselgasteig in München oder heute die Elbphilharmonie in Hamburg oder auch der Mannheimer Rosengarten) schlechtere Akustik-Ergebnisse bringen als die alten „Schuhschachteln“ wie in Wien, in München oder in Wuppertal. Weil die Heidelberger Stadthalle nun einmal in der „falschen“ Richtung gebaut ist, sollten auch die Intendanten einsehen, damit zu leben. 

Prof. Eckehard Häberle, Heidelberg

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 12. Dezember 2019, Seite 7

Sanierung der Stadthalle 

Gefährdetes Denkmal 

Kritiker des hypertrophen Stadthallenertüchtigungsprojektes (Einbau von Hubpodien) sehen sich wiederholt mit dem Vorwurf konfrontiert, einen demokratischen Beschluss zu missachten. Auf welch defizitärer Informationsgrundlage dieser sogenannte demokratische Beschluss beruht, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Skepsis ist also nicht nur berechtigt, sondern geradezu Bürgerpflicht. Was aber darf der demokratisch legitimierte Kritiker von der „selbstverständlichen Einbindung“ der Denkmalschutzbehörde erwarten? Schlosshotel, Haus Giulini, Theater und viele weitere Beispiele geben keinen Anlass zu Optimismus. Konsequenterweise bewahrte nicht der amtliche Denkmalschutz, sondern das Votum engagierter Bürger die Stadthalle vor ihrer Degradierung zum dekorativen Eingangsbereich eines modernen (oder postmodernen?) Zweckbaus. Sollte die mit dieser Entscheidung als autonomes Baudenkmal bestätigte Stadthalle durch den geplanten massiven Eingriff in die Bausubstanz nun gar in ihrer materiellen Existenz gefährdet sein? Wie fügen sich das Aufbrechen der Kellersohle und die Hubpodien in das Konzept einer „behutsamen Sanierung“? 

Charis Willems, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 10. Dezember 2019, Seite 5

„Eine alternative Planung wurde überhaupt nicht betrieben“ 

„Konzertfreunde der Stadthalle“ nehmen zu Petition Stellung 

hob. Nachdem der Intendant des Klassik-Festivals „Heidelberger Frühling“ die Unterschriften seiner Onlinepetition „Ein Haus für Heidelberg“ mit mehr als 1200 Unterzeichnern an Oberbürgermeister Eckart Würzner übergeben hat (RNZ vom Samstag), melden sich nun die „Konzertfreunde der Stadthalle“ mit einer Stellungnahme zu Wort. 

„Die Übergabe der Petition an den Oberbürgermeister gibt uns zu kritischen Bemerkungen Anlass“, schreiben Albertus Bujard, Günter Braus, Jürgen Edler, Hans Gutbrod und Martin Kölle. Zunächst sei festzustellen, dass sich, anders als berichtet, die Unterzeichner der Petition nur für eine umfassende Sanierung aussprechen. Vom „Waechter-Konzept“ mit den Hubböden sei in der Petition bezeichnenderweise gar nicht die Rede. „Schmidts Petition, auch über die Kundenkartei des Festivals verbreitet, stellt die Behauptung auf, die ‚Konzertfreunde der Stadthalle’ würden sich gegen eine umfassendere Sanierung der Stadthalle stellen. Dem ist nicht so. Selbstverständlich sind wir dafür, das gesamte Gebäude und besonders den Großen Saal so zu sanieren, dass die Qualitäten eines modernen Konzertbaus so weit wie irgend möglich erreicht werden. Alles andere wäre angesichts der hohen Kosten unsinnig“, schreiben die „Konzertfreunde“ weiter. Sie wollten sich aber deutlich abheben von der in der Petition geäußerten Auffassung, der Große Saal würde mit den vorliegenden Plänen in aller Behutsamkeit saniert. 

„Wir und viele andere kritisieren zu Recht den massiven, unsensiblen, dauerhaften Eingriff in die historische Substanz. In alles anderer als offener und transparenter Weise wurde der Bürgerschaft diese folgenschwere Planung durch die städtischen Behörden scheibchenweise vermittelt. Die Aussage Schmidts, es entstünde ein ,Konzertsaal mittlerer Größe, der internationalen Standards’ genüge, verschweigt bewusst, dass auch der geplante Saal seine Schwächen haben wird. Es wird nach wie vor Plätze mit stark eingeschränkter Sicht und akustischen Schwächen geben. Das belegt das Akustikgutachten der Planer nur allzu deutlich“, heißt es in der Stellungnahme. Nach Ansicht der Konzertfreunde werde die Barrierefreiheit im abfallenden und aufsteigenden Parkett stark eingeschränkt. Die massiven baulichen Veränderungen, die notwendig seien, um den Konzertsaal mit Hubpodien auszustatten, ließen schwerwiegende Folgen befürchten: für die denkmalgeschützte Gesamtheit, die noch nicht gänzlich absehbaren Bau- und Folgekosten, die Baurisiken und die Bauzeit, die schon jetzt kaum einzuhalten sein dürfte. „Wir verweisen darauf, dass eine alternative Planung überhaupt nicht betrieben wurde und somit auch nicht ermittelt wurde, ob es denn angemessenere, gleichwertige oder gar bessere Lösungen gegeben hätte. Sogar der im Hauptausschuss vorgestellte optimierte Ist-Zustand für den Großen Saal hatte bereits im Akustikgutachten gleichwertige Nachhallwerte aufgezeigt.“ Diese Chance habe man sich bisher entgehen lassen. Aber man könne sie immer noch ergreifen und ohne Zeitverluste umsetzen. 

© Rhein-Neckar Zeitung, Samstag, 7. Dezember 2019, Seite 6

Unterschriften für die Stadthalle 

Waechter-Konzept fand mehr als 1200 Unterstützer – Hubböden-Kritiker sammeln weiter 

 

hob. Mehr als 1200 Personen haben die Online-Petition „Ein Haus für Heidelberg“ unterschrieben. Der Initiator Thorsten Schmidt hat sie jetzt an Oberbürgermeister Eckart Würzner übergeben. Der Intendant des Klassik-Festivals „Heidelberger Frühling“ und seine Unterstützer setzen sich damit in Sachen Stadthallensanierung für das Konzept des Architektenbüros „Waechter und Waechter“ ein. 

Neben einer grundlegenden Erneuerung der Technik, einer Neuordnung der Bereiche für Künstler und Catering sowie einem barrierefreien Zugang plant Architekt Felix Waechter den Einbau von Hubböden, mit denen ein aufsteigendes Gestühl, ein flaches Parkett und eine variable Nutzung der Bühne möglich wären. Unter den Unterzeichnern der Petition sind 711 Heidelberger, aber auch Prominente wie der Pianist Igor Levit oder die ehemalige FAZ-Musikchefin und Autorin Eleonore Büning 

Die Stadthallensanierung ist auch Thema einer zweiten Online-Petition, die die Befürworter einer behutsamen Sanierung der Stadthalle, also ohne Hubböden, ins Leben gerufen haben. Bis gestern wurde sie von 358 Personen unterschrieben. Die Initiatoren, die „Konzertfreunde der Stadthalle“, haben auch einen offenen Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner verfasst, in der sie fordern, dass noch einmal intensiv über einen optimierten Ist-Zustand als Grundlage für die Sanierung gesprochen wird. Dieser Brief wurde von mehr als 400 Menschen unterzeichnet und wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit an Würzner übergeben. 

OB Eckart Würzner nahm die Unterschriften von „Frühling“-Intendant Thorsten Schmidt (v.l.) entgegen. Foto: Philipp Rothe 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 6. Dezember 2019, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Ungenügend 

Der Theaterintendant lobt die guten Arbeitsbedingungen im neuen Theater. Da mag ja eine wichtige Teilaufgabe gelungen sein. Unzulänglich sind jedoch die Bedingungen für die Besucher. Es empfängt einen die Enge der Garderobe, hineingezwängt in den Kassenraum. Das Theaterfoyer bleibt ideenlos zwischen alt und neu, übrigens mit schrecklich lauter Akustik bei den Pausengesprächen. Die Blickbeziehungen aus dem Rang zur Bühne werden durch eine funktionslos breite Brüstung stark eingeschränkt. Der alte Saal wurde „amputiert“, der Parkettbereich von Schalungswänden eingeengt. Vom denkmalgeschützten Eindruck des ursprünglichen Saales ist im Ensemble nichts zu spüren. 

Die Mängel lassen wenig Vertrauen in eine Beauftragung dieses Büros zum Umbau der Stadthalle aufkommen. Aus Zeitdruck heraus eine unausgegorene Konzeption auf den Weg zu bringen, ist falsch. Die Überlegungen mit Hubböden, deren Hydraulikstempel tief in den Baugrund abgebohrt werden müssen, bedarf einer intensiven Voruntersuchung von Experten. Durch den Aufbruch der Decke über dem Untergeschoss kommt es zu wesentlichen Lastumlagerungen im Bestand, die im Zusammenspiel mit den Hubstempeln zu einer neuen Konstellation im Baugrund und im Grundwasser führen können. Nicht nur der Bau, auch der Betrieb der Hubmaschinerie ist teuer, da wartungsintensiv und störanfällig. Wie soll der ausgewählte Planer so etwas in den Griff bekommen, wenn schon im neuen Theater der einfache Mechanismus des eisernen Vorhangs am 18. November nicht funktionierte? Zusammenfassend: Die bisher bekannten Planungen sind ungenügend für eine Entscheidung. Die Vorschläge von Architekt Bert Burger im Leserbrief vom 26. November zu einem zielgerichteten Vorgehen sind uneingeschränkt zu begrüßen. 

Ulrich Zwissler, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 6. Dezember 2019, Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Vertrauen fördern! 

Als es hieß „Wir retten unser Theater“, war die Euphorie in der Stadt groß – weil das Haus den Heidelbergern am Herzen lag. Ebenso wie jetzt (und bereits 2010) die Stadthalle. Dass Heidelberger äußerst sensitiv reagieren, wenn es um die Gestaltung ihrer Stadt geht, sollte die Stadtverwaltung mit Blick auf die Vergangenheit eigentlich nur zu gut wissen. Ihnen dann auch noch einfach so das vom Theater-Umbau bekannte Architekturbüro vor die Nase zu setzen, war nicht gerade klug. Für die Theatermacher mag das Theater gerettet worden sein und ihren Erfordernissen entsprechen. Aber mein Theater wurde nicht gerettet. Es ist irgendwie verschwunden, obwohl es noch da ist. Der alte Saal hat seinen Charme verloren, die Bestuhlung im neuen Saal ist für meine Beine eine Qual und das neue Theaterfoyer hat den Charme eines Sitzungssaals. Das Theater ist für mich kein gutes Beispiel innenarchitektonischer Gestaltung, auch wenn es die technischen Anforderungen erfüllen mag. Architektur ist nicht nur Technik, sie ist auch Kunst oder war es mal. Ich will keinesfalls, dass die (kunstvolle) Stadthalle durch den Umbau so „feinfühlig“ umgestaltet wird wie das Theater. Und so scheinen viele Heidelberger zu empfinden. Vielleicht würde eine „Zwischeninstanz“ in Form eines den gesamten Planungsprozess begleitenden Gestaltungsbeirats mit unabhängigen Vertretern aus Architektur/Bauen im Bestand, Innenarchitektur und Denkmalschutz (möglichst wirkliche „Größen“ ihres Fachs) sowie Vertretern der Heidelberger Bürgerschaft mehr Vertrauen in die qualitätsvollste Lösung schaffen und Offenheit der Planungen garantieren. 

Anne Lambert, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Freitag, 6. Dezember 2019 , Seite 6

Sanierung der Stadthalle 

Kein Anspruch 

Die Bürgerinitiative „Linda“ erwartet die Bekanntgabe „der Stellungnahmen des örtlichen und übergeordneten Denkmalamtes“. Auf Anfrage teilt der Heidelberger Denkmalschutz mit: „Da es zur Stadthalle keinen Antrag auf denkmalschutzrechtliche Genehmigung gibt – es bis dahin an einem förmlichen Verfahren fehlt –, kann dahingehend auch nichts eingesehen werden.“ (Schreiben vom 29.9.2019). Der Bauwagen wiederum informiert die Öffentlichkeit mit der Aussage, das Vorhaben sei entschieden „mit den sehr positiven Rückmeldungen des Denkmalamtes“. 

Somit wäre zu erwarten: Sobald diese in einem erst noch zu beantragenden Denkmalschutzverfahren vorliegen, wird dann auch Einblick in negative Stellungnahmen des Denkmalamtes erteilt. Anspruch darauf besteht nicht: Der Schutz von Baudenkmalen ist gesetzlich ein „öffentliches Interesse“, das nicht-öffentlich zu behandeln ist im Sinne amtlicher Geheimhaltungs- und Verschwiegenheitspflichten des Grundgesetzes Art. 33 Abs. 5. Nichts anderes tut die Stadt Heidelberg. Das betrifft nicht nur die Stellungnahmen zum Denkmalschutz, zur Statik, zur Akustik und so weiter, sondern auch die Gutachtermeinung zum immateriellen Weltkulturerbe, dessen Teil die Stadthalle ist. Das Gutachtergespräch hierzu wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt (Heidelberg Marketing, Mitteilung vom 15.11.2019). 

Andreas Zoeltner, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 28. November 2019, Seite 3

 

Stadthalle: „Erwarten vollständige Zeitleiste“ 

RNZ. Die Bürgerinitiative Linda („Leben in der Altstadt“) meldet sich in der Diskussion um den Stadthallen-Umbau zu Wort: „Mit großem Befremden verfolgen wir den erbitterten Streit“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Härte der Auseinandersetzung schade der Sache und vergifte Diskussionen. Erforderlich für eine sachbezogene Entscheidung über den endgültigen Umbau der Stadthalle sei Transparenz im Planungs- und Genehmigungsverfahren. Deshalb erwarte man von der Stadt „die Bekanntgabe der vollständigen Zeitleiste des Genehmigungsverfahrens einschließlich der Stellungnahme des örtlichen und übergeordneten Denkmalamtes in Karlsruhe“. Eine solche Transparenz würde die polarisierte öffentliche Diskussion entschärfen, hofft die Bürgerinitiative. 


© Rhein-Neckar Zeitung, Montag, 25. November 2019, Seite 5

Endlich Klarheit über die Hubböden 

Mitglieder des Bezirksbeirates Altstadt informierten sich in der Stadthalle über die Umbaupläne – Noch kein einheitliches Meinungsbild 

Im großen Saal gab es bei der Führung am meisten Klärungsbedarf. Mit allen Vorbauten kann man die Bühne schon jetzt bis zur Säule links vergrößern. Dies soll künftig mit Hubböden geschehen. Der Saal kann dann per Knopfdruck abgesenkt werden. Foto: Rothe 

Von Holger Buchwald 

Die Nachfrage nach den Führungen durch die Stadthalle ist groß. Nachdem die aktuellen Umbaupläne kontrovers diskutiert werden, wollen sich viele selbst ein Bild vom Konzept des Architekten Felix Waechter machen. Als erstes wurden nun die Mitglieder des Bezirksbeirates Altstadt von „Heidelberg Marketing“-Chef Mathias Schiemer, Stadthallenleiter Oliver Wolf und Sebastian Streckel, der für die GGH als Bauherr das Projekt betreut, durch die „gute Stube“ geführt. „Wir haben nichts zu verbergen“, betonte Schiemer: „Ich bin doch auch Heidelberger und will, dass der Umbau schön wird.“ Alle Nutzer, vom Jugendtanztag bis zum Philharmonischen Orchester, die schon immer den großen Saal bespielten, sollen sich auch nach der Wiedereröffnung im Frühling 2022 wieder darin wohlfühlen. 

Schon im Foyer zeigte Wolf, warum er sich als Stadthallenleiter eine Modernisierung des Veranstaltungshauses wünscht. Schnell fülle sich der Vorraum mit Publikum. Und das Servicepersonal müsse sich durch das Gedränge, an der Garderobe vorbei und durch den Aufenthaltsraum der Reinigungskräfte hindurch, bis zur Abräumstation im lang gezogenen, niederen Flur in den Katakomben der Stadthalle kämpfen. „Das Arbeiten hier ist sehr schwierig“, so Wolf. Der Umbau bringe jedoch auch viele Vorteile für die Gäste, zum Beispiel die Rollstuhlfahrer. Sie können in Zukunft mit einem Glasaufzug selbstständig vom Haupteingang zur Garderobe hinab oder in den Saal hinauf gelangen. 

Die Voruntersuchungen zum Umbau der Stadthalle laufen immer noch. Dies wird in dem Kellerraum deutlich, der bis August noch mit Stühlen und Tischen vollgestopft war. Inzwischen klafft in der Mitte ein riesiges Loch. „Es gibt keine Bestandspläne“, klärt Sebastian Streckel auf. Um festzustellen, wie tief die Säulen des großen Saales in den Untergrund ragen, ließ die GGH den Boden daher aufreißen. Über das Ergebnis ist der Projektleiter erleichtert: Es sind 5,80 Meter. Architekt Felix Waechter muss also, um Hubpodien einzubauen, nur an wenigen Stellen ein bisschen tiefer als die heutige Gründungssohle buddeln lassen. 

„Was ist denn mit dem Hochwasser?“, wollte prompt Franz Bartholomé (Grüne) wissen. Alles, auch der geplante Kellerneubau unter dem Montpellierplatz, an dessen Stelle heute noch das Rondell von 1979/80 steht, werde mit einer wasserdichten Betonwanne geschützt, verspricht Streckel. Es werden zudem auch wieder Pumpen eingebaut. 

Der größte Streitpunkt ist der Umbau des großen Saals. Und hier hatten die neun Bezirksbeiräte, die an der Führung teilnahmen, auch die meisten Fragen. Wie funktioniert das mit dem Bypass, der mit einer Glasfront vom großen Saal abgetrennt wird, und mit dem man vom Foyer, ohne die Veranstaltungen zu stören, in den Meriansaal gelangen kann? „Ist alles mit dem Akustikbüro Müller BBM und dem Denkmalschutz abgestimmt“, beruhigt Schiemer. 

Oliver Wolf demonstriert an der Bühne, dass die geplante Version für ein großes Philharmonisches Orchester fast genauso groß ist wie schon heute. Und ja, die Orgel bleibe natürlich erhalten und werde restauriert. Sie wird sogar wieder freigelegt. Aktuell werde mit den Experten geklärt, ob die Orgelpfeifen ausgebaut und eingelagert werden müssen. Oder ob es ausreicht, das riesige Instrument während der Renovierung einfach einzuhausen. 

Und wie wirken sich die Hubböden aus? Die hinterste Reihe des aufsteigenden Gestühls im Parkett werde nur 50 Zentimeter über der aktuellen Bodenkante liegen, klärt Streckel auf. Die Steigung im Zuschauerraum komme vielmehr dadurch zustande, dass die vorderen Reihen abgesenkt werden. Dadurch erreiche man mehr Raumvolumen, so Streckel. Und das sei gut für die Akustik. 

Am Ende sind die Bezirksbeiräte zufrieden mit der Führung. Angesichts der Tatsache, dass auch der Theaterneu- und anbau von Architekt Felix Waechter geplant wurde, warnte Doris Hemler (Grüne) zwar davor, dass die Fehler wie die steilen Treppen nun in der Stadthalle nicht wiederholt werden dürften. Die Kinderbeauftragte Gisela Lasser freute sich aber, dass sie sich jetzt endlich einmal vorstellen könne, wie solche Hubböden, von denen alle reden, aussehen, und was man damit bezweckt. Klaus Hekking (CDU) regte sich über die Kritik an den Umbauplänen auf: „Ständig wird über ungelegte Eier geklagt.“ Hemler sprang den Befürwortern einer behutsamen Sanierung bei: „Wir wollen doch eine gute Lösung für alle.“ 

Info: Heute, 18 Uhr, und Mittwoch, 12.30 Uhr, gibt es weitere öffentliche Führungen. Anmeldungen erforderlich: [email protected] 


Die Stadtredaktion, 25.11.2019

/ via „Konzertfreunde der Stadthalle“ /

Was sind das für „liberale“ FDP-Räte, die den Konzertfreunden der Stadthalle undemokratisches Verhalten vorwerfen (s. Artikel in der RNZ vom 21.11.)? Muss man sich nicht wehren, wenn der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates als letzte Entscheidungsinstanz eine Maßnahme von historischer Bedeutung und stadtinterner Brisanz so gut wie diskussionslos durchwinkt, einschließlich einer Budgetlücke von über 9 Mio. €, ohne dass dieses Entscheidungsgremium mit Sorgfalt prüfen konnte, was es entscheidet?

Zu der Sitzung Ende September 2019 wurden umfangreiche Pläne, Präsentationen und Gutachten als Tischvorlage präsentiert – und nicht 7 Tage vor der Sitzung, wie es die Gemeindeordnung vorschreibt. Zwei Stadträt*innen haben gegen dieses Verfahren Beschwerde beim Regierungspräsidium eingelegt. Man darf gespannt sein, wie dieses
 entscheidet.

„Wir haben uns in den gemeinderätlichen Gremien intensiv mit der Renovierung beschäftigt und mehrheitlich zugestimmt.“ wird eine FDP-Stadträtin zitiert. Frage: Worauf beruhte die Beschäftigung mit der Renovierung, wenn doch erst in der Sitzung der Entscheidung erstmals belastbare Unterlagen als Tischvorlage präsentiert wurden? Der vom Gemeinderat berufene Experten- und Nutzerkreis, der die Mitglieder des Gemeinderats beraten sollte, hatte monatelang – und auch nicht vor der fraglichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses – weder Zeichnungen, Präsentationen oder Berechnungen zu Gesicht bekommen, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Fraglich erscheint auch, ob der Denkmalschutz die geplanten Maßnahmen akzeptieren wird.

Wir Konzertfreunde wiederholen unser Plädoyer: Verzichtet auf das umstrittene „Semi-Weinberg-Konzept“ und beschützt das historische Erbe des Großen Saals; erhaltet seine Innenarchitektur und Atmosphäre. Damit würde nicht nur der Große Saal sondern auch der „Heidelberger Frühling“ gerettet, denn ohne den Abbruch der Bodenplatte im Großen Saal, ohne die notwendige Stabilisierung der verletzten Baustruktur und ohne den Einbau beweglicher Hubböden im Parkett einschließlich komplexer Hydrauliksysteme ist die Wahrscheinlichkeit für einen pünktlichen Start des „Heidelberger Frühlings“ in der Stadthalle um ein Vielfaches größer.

Auch würde die Besucherkapazität für Konzerte nicht um über 200 Personen reduziert oder die Barrierefreiheit im Saal eingeschränkt. Intendant Thorsten Schmidt müsste dann auch nicht weiter um die Existenz seines Festivals fürchten und die Gräben beklagen, die in der Stadtgesellschaft ob dieser Sanierungspläne entstanden sind. Denn viele „Konzertfreunde der Stadthalle“ sind auch im Freundeskreis des Heidelberger Frühlings.

Für die „Konzertfreunde der Stadthalle“ Günter Braus, Albertus Bujard, Jürgen Edler, Prof. Dr. Hans Gutbrod, Dr. Martin Kölle


© Rhein-Neckar Zeitung, Donnerstag, 21. November 2019, Seite 5

FDP: „Umbau ist dringend geboten“ 

RNZ. Die FDP-Fraktion des Gemeinderats unterstützt die beschlossenen Pläne für die Stadthalle. „Ein Umbau ist dringend geboten, wenn man auch zukünftig für Kultur auf internationalem Niveau attraktiv bleiben möchte“, sagt Stadträtin Simone Schenk. „Wir haben uns in den gemeinderätlichen Gremien intensiv mit der Renovierung beschäftigt und mehrheitlich zugestimmt. Es geht nicht nur um die Stadthalle, sondern auch um das bewährte Prinzip der repräsentativen Demokratie“, schließt sich Karl Breer an. „Werden demokratische Entscheidungen nur dann akzeptiert, wenn das Ergebnis mit der eigenen Meinung übereinstimmt? Und warum beauftragen wir ausgewiesene und erfahrene Experten mit anspruchsvollen Aufgaben?“, fragt sich Michael Eckert. „Wir erhalten mit dem Umbau eine viel bessere, umfassend nutzbare Stadthalle.“ .

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 26. November 2019, Seite 6 

Es fehlen Antworten 

Das Interesse an der Diskussion zeigt, welche Bedeutung die Stadthalle besitzt. Ich kann aktuell die geplanten Sanierungsmaßnahmen nicht positiv beurteilen, da einfach keine dringend erforderlichen Detailpläne vorliegen. Nehmen wir die Frage der Lüftung: In der Ausschusssitzung vom 25. September hatte Architekt Waechter die geplante Lüftung durch die Schlitze zwischen den Hubböden angesprochen. Auf die Frage, wie dies im hochgefahrenen Zustand funktionieren solle, hat es keine schlüssige Antwort gegeben. 

Betrachten wir die Frage der Hubböden: In der Regel befinden sich Hubböden im heruntergefahrenen Zustand in einer stabilen Position (zum Beispiel zum Tanzen). In Heidelberg wird es umgekehrt sein. Es konnte noch kein schlüssiges System vorgestellt werden, welches in der hochgefahrenen Position stabil in die Endposition einrastet. Fugen zur Aufnahme von Hubtoleranzen wird es zwangsläufig geben. Hier sollten Systeme und technische Details vor der Entscheidung zu einem massiven statischen Eingriff vorgelegt werden, da allen Beteiligten auch die Nutzung als Tanzsaal am Herzen liegt. 

Ich möchte der Stadtverwaltung anraten, die Architekten in ihrer Rolle als Planer stärker zu verpflichten. Folgende Konkretisierungen wären aus meiner Sicht notwendig: Erstens, Vorlage von Details zur Planung der Lüftung im Bereich der Hubböden. Zweitens, Vorlage von Details für zum Tanzen geeigneter Hubböden im hochgefahrenen Zustand. Drittens, Vorlage einer maßnahmenbezogenen Kostenberechnung. Viertens, Vorlage eines maßnahmenbezogenen Projektzeitplanes. Einer geplanten Einweihung im Jahre 2022 stehe ich aktuell skeptisch gegenüber. Ein maßnahmenbezogener Zeit- und Kostenplan wird nach meiner Erfahrung die Entscheidungsfindung erleichtern und Kostensteigerungen wie beim Theater vermeiden. 

Bert Burger, Architekt 

 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 26. November 2019, Seite 6 

Knoten durchschlagen 

Das Hauptproblem beim Stadthallenumbau besteht darin, dass man einen Konzertsaal mit einer Mehrzweckhalle kombinieren möchte. Dass ein solcher wohlgemeinter (!) Ansatz schließlich niemanden zufriedenstellt, haben wir am Umbau unseres alten Theatersaales erlebt. Der Konzertbesucher (auch des Heidelberger Frühling) möchte nichts anderes als einen echten Konzertsaal, in dem er sich wohlfühlt. Er möchte nicht durch Einbauten an eine Mehrzwecknutzung erinnert werden. Andererseits benötigt Heidelberg dringend einen großen Saal mit variabler Innenarchitektur für die vielen anderen Facetten unseres Kulturlebens. Dafür bietet sich das schon lange geplante Konferenzzentrum an. In einem Neubau ist eine flexible Nutzungsmöglichkeit (Boden: eben oder terrassiert) sehr leicht umzusetzen. Ich kann nicht erkennen, dass sich die Stadthallen-Sanierung um Jahre verzögern würde, wenn man sich auf meinen Vorschlag einließe. Nach den intensiven Vorarbeiten wird es für das Architektenbüro ein Leichtes sein, eine reine Konzertsaal-Planung in kürzester Zeit vorzulegen. Ganz ausdrücklich möchte ich den beiden Initiatoren (Konzertfreunde und Heidelberger Frühling) danken. Erst durch sie wurde uns Heidelbergern die Möglichkeit des Mitdenkens eröffnet. Vielleicht können wir – gemeinsam mit unserem großzügigen Sponsor – den Gordischen Knoten des Stadthallenumbaus durchschlagen. 

Marika Osterholt, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 26. November 2019, Seite 6

Wo sind Garantien? 

Es ist schon erstaunlich, dass die Herren Thorsten Schmidt, der Herr Theaterintendant, der Herr Generalmusikdirektor und andere versuchen, die Befürworter einer sanften Sanierung schon jetzt dafür verantwortlich zu machen, wenn Verzögerungen bei der Sanierung der Stadthalle eintreten sollten. Wer garantiert denn, dass die Architekten „Waechter + Waechter“, die bis heute in Verzug sind, was Kostenpläne, Zeitpläne und Machbarkeit betrifft, in der Lage sind, die sicherlich komplizierte Hubbödentechnik zu installieren und vor allem dauerhaft funktionieren zu lassen? „Waechter + Waechter“ hat keine Erfahrung diesbezüglich, wo gibt es vorzeigbare Referenzen? Welche Zeitverzögerungen und welches Kosten-Debakel bei technisch schwierigen Bauprojekten entstehen können, erlebt gerade die Stadt Köln bei der Sanierung des Opernhauses. Geplante Kosten in Köln: 145 Millionen Euro. Stand heute: 851 Millionen. Geplante Fertigstellung: einst 2015, Stand heute: 2022 – und das mit drei Fragezeichen. 

Günter Braus, Heidelberg 

© Rhein-Neckar Zeitung, Dienstag, 26. November 2019, Seite 6

Mehr Transparenz! 

Ihr Artikel „Die Architektenauswahl spaltet die Stadt“ bringt die Argumente auf den Punkt. Wenn Frau Trabold den „Murks“ im neuen Theater aus Publikumssicht benennt, dann trifft das auch genau mein Empfinden und das vieler Heidelberger. Und trotzdem trifft es doch ebenso zu, dass optimale Bedingungen für die Akteure auf der Bühne und in den Proberäumen geschaffen wurden. Zwei Seiten einer Medaille. Und ja, die Stadthallensanierung beruht auf einer demokratischen Entscheidung, und viele Aspekte (Barrierefreiheit, Technik) sind unbestritten, und es gibt auch keinen Dissens. Aber bei den Hubböden geht es eben nicht um „Einzelheiten“, und dann von „Arroganz“ zu sprechen und mit Moral zu kommen, wie Generalmusikdirektor Grandy es getan hat, ist unklug und unsachlich, da solche Aussagen spalten und nicht zusammenführen. Die Stadt hätte ahnen müssen, dass bei identischer Architektenauswahl das Vertrauen des Theaterpublikums zumindest angeschlagen ist, und dass diesem nur mit Transparenz und Aufklärung begegnet werden kann, und zwar von Anfang an. 

Florian Kappus, Heidelberg 

Stuttgarter Zeitung, 10. April 2019

Die Stadthalle in Heidelberg

Große Spende mit kleinen Hindernissen 

Der Mäzen stellt für sein angekündigtes Millionengeschenk zur Sanierung der Stadthalle überraschend weitreichende Bedingungen. Von Johanna Eberhardt 

28 Millionen Euro soll der Prachtbau saniert werden, Insgesamt 25 Millionen sollten von dem Mäzen kommen. Foto: Matthias/Adobe Stock

Heidelberg - Die imposante Stadthalle am Heidelberger Neckarufer gilt als das bürgerliche Gegenstück des Schlosses. Zum letzten Mal vor knapp 40 Jahren generalsaniert, soll in dem Bau demnächst die Technik auf den neuesten Stand gebracht werden. Zudem ist geplant, einen Säulengang zum Fluss hin zu verglasen, jüngere Einbauten zu entfernen sowie Bühne und Sitzreihen mit Hubpodien zu versehen. 

Wie all das einmal genau aussehen soll, ist – jedenfalls öffentlich – noch nicht klar. Die Kosten werden auf 28 Millionen Euro veranschlagt. Auch, wer den Löwenanteil davon tragen soll, ist bekannt: Der Heidelberger Pharmaunternehmer Wolfgang Marguerre, dessen Firma Octapharma ihren Hauptsitz in der Schweiz hat, hat eine Großspende in Aussicht gestellt. Die Stadthalle sei für ihn ein „Herzensprojekt“, hatte der Mäzen bereits im Oktober 2017 verraten. „Wieso können wir daraus nicht etwas richtig Schönes machen“, habe er den Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) gefragt, zitierte ihn die „Rhein-Neckar-Zeitung“. Von einer Großspende von 22 Millionen Euro war die Rede. Würzner überreichte Marguerre als Dank einen Heidelberg-Stich aus dem Jahr 1730. „Heidelberg kann sich glücklich schätzen, solch engagierte Bürger zu haben“, befand er. 

 

Die Bekanntgabe wurde kurzfristig abgesagt

Ein Jahr später, im vergangenen Dezember, sollte die Spendensumme offiziell publik gemacht werden: „Es sind final 25 Millionen Euro von Herrn Marguerre zugesagt worden, dazu kommen noch einmal rund drei Millionen von weiteren privaten Spendern. Die Stadt ist damit in der Lage, ihre gute Stube ausschließlich mit Spendengeldern zu einem Kultur- und Konzertsaal umbauen zu können.“ Das teilte das Rathaus in einer Einladung an die Presse mit. Auch Marguerre werde bei dem Termin anwesend sein „und etwas zu seiner Motivation sagen“, hieß es. 

Das Gespräch wurde indes kurzfristig „aus terminlichen Gründen“ abgesagt. Erst im März hat man wieder etwas zu dem Thema gehört – allerdings nicht bei einem Pressegespräch, sondern im Gemeinderat. Da erfuhren die Stadträte zu ihrer Überraschung, dass die großzügige Spende nun doch nicht ganz so groß ausfallen soll. „Auf Wunsch des Zuwendungsgebers“, hieß es in der Vorlage der Verwaltung, sollten „die Geldflüsse geändert und aufgeteilt“ werden. Die Spende solle demnach 15 Millionen Euro betragen, zehn Millionen hingegen sollten als Sponsorengelder fließen. Der feine Unterschied: Wie in solchen Fällen üblich, seien damit „gewisse Pflichten“ für den Empfänger verbunden. Einen entsprechenden Vertrag habe die Stadt mit Marguerres Firma bereits Ende 2018 geschlossen. Das Unternehmen beanspruche ein Namensrecht für den großen Saal der Stadthalle, ein Belegungsrecht der Räume an mehreren Tagen im Jahr, Kartenkontingente für besondere Konzerte, Werbung auf Eintrittskarten und vieles mehr. „Es war eine ziemlich lange Liste von Verpflichtungen“, verrät ein Ratsmitglied. Die Rechte sollten auf 25 Jahre vergeben werden, für den Streitfall sei als Gerichtsstandort die Schweiz vorgesehen. 

Die großen Fraktionen lehnen eine Stellungnahme ab

Angesichts dessen wurde das Thema in den nicht öffentlichen Teil der Sitzung verlegt. Da soll es hoch hergegangen sein. „Stadthallenumbau: Geld gegen Namen?“ titelte die Lokalzeitung. Die Räte selbst haben den OB – dem Vernehmen nach einmütig – beauftragt, „auszuloten, was noch geht“, um die Verpflichtungen der Stadt etwas abzumildern. „Wir können nur noch schauen, dass man das Schlimmste verhindert“, bemängelte die Vertreterin der Bunten Linken. Die Sprecher der großen Fraktionen lehnten auf Anfrage jede Stellungnahme zu dem Thema ab. Man wolle warten, was der OB erreiche, hieß es bei der SPD. „Von mir hören sie nichts“, sagte der Fraktionschef der CDU. „Es wurden uns schon rechtliche Schritte angedroht.“

Rehin-Neckar-Zeitung, 9. Februar 2018

Stadthalle: Die Mittelbühne ist wohl passé 

Die meisten Nutzer wollen Struktur und Aufteilung des Großen Saals nicht antasten 

hö. Die besonders umstrittene tiefergelegte trichterförmige „Mittelbühne“ im Großen Saal der Stadthalle ist wohl vom Tisch. Wie die RNZ aus den Kreisen der Nutzer erfuhr, traf diese ursprüngliche Idee des Darmstädter Architektenbüros Waechter+Waechter – es lieferte auch die Pläne für die Theatersanierung – von vornherein auf wenig Gegenliebe: aus ästhetischen, aus akustischen und aus denkmalschützerischen Gründen. Als nun Stadthalle-Hausherr Heidelberg-Marketing die Veranstalter fragte, was sie von einem umgebauten und sanierten Haus erwarten, waren die meisten sich einig, dass man auf eine Bühne in der Saalmitte verzichten sollte. Für einige Vereine und Initiativen war das sogar eine Hauptbedingung, um sich zusammenzutun und auf eine baldige Sanierung der Stadthalle zu drängen (RNZ vom Dienstag). 

Bisher gingen die Umbauplanungen von einer tiefergelegten Bühne in der Saalmitte aus. Das soll sich ändern. Grafik: W+W

Außerdem, so berichtet Architekt Bert Burger von der Interessengemeinschaft Kultur- und Konzerthaus Stadthalle, gab es starke Bedenken des Denkmalschutzes – wegen des heftigen Eingriffs in die Saalstruktur und wegen der durch eine Tribüne halb verdeckten Orgel, die sogar zum Unesco-Welterbe gehört. Das Tiefbauamt, so Burger, habe darauf hingewiesen, dass es praktisch unmöglich sei, die Bühne unter den Boden zu verlegen: Schon heute würden sechs Pumpen das Grundwasser aus der Stadthalle befördern, außerdem müsse auch ein Jahrhunderthochwasser in den Planungen berücksichtigt werden. 

Auf Nachfrage der RNZ wollte sich Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing, nicht zu Details äußern. Er bestätigte nur, dass er die Nutzeranforderungen bündele – und dass „an einem neuen Konzept gearbeitet“ werde. Das wiederum hieße: Offenbar wird die „Machbarkeitsstudie“ der Darmstädter Architekten wohl noch einmal komplett überarbeitet. Es bleibt also im Wesentlichen bei der bisherigen Aufteilung des großen Saals. Wenn das gelänge, wären wahrscheinlich die meisten Kritiker der bisherigen Pläne zufrieden. Denn, das bestätigt auch Karin Werner-Jensen vom Verein Alt-Heidelberg: „Zu keinem Zeitpunkt waren Alt-Heidelberg oder ich persönlich gegen eine Sanierung der Stadthalle. Im Gegenteil: Wir haben uns immer für die dringend notwendige Stadthallensanierung ausgesprochen, allerdings immer absolut gegen einen Umbau in dem von Waechter+Waechter vorgeschlagenen Weinberg-Prinzip mit Mittelbühne!“ 

Auch wenn vielleicht jetzt Konsens über die generelle Richtung der Sanierung herrschen mag: Die Zeit drängt. Denn, wie die RNZ erfuhr, hat Wolfgang Marguerre, der Hauptmäzen des Umbaus, nicht unendlich Geduld: Seine Frist laufe in weniger als vier Monaten aus. Bis dahin müsse ein beschlussreifes Umbaukonzept vorliegen. 

Rhein-Neckar-Zeitung, 19. September 2017

Wird die Stadthalle nun zum Konzerthaus? 

Vor allem Mäzene und Sponsoren sollen den Umbau finanzieren – Studie: Die Bühne wandert zur Saalmitte und wird tiefergelegt 

Von Micha Hörnle 

So könnte der Umbau des Großen Saals der Stadthalle aussehen, wenn es nach der Machbarkeitsstudie des Büros Waechter+Waechter geht: Die Bühne – bisher unter der Orgel (auf dem Modell rechts) – wird in die Mitte des Saales verlegt und kann versenkt werden. Um sie gruppieren sich in Kreisform die ansteigenden Sitzreihen wie ein Weinberg. Grafiken: Waechter+Waechter

Die Stadthalle soll wieder das werden, was sie einst war: ein Konzerthaus und ein Festsaal für die Bürgerschaft. Die Nutzung als Kongresshaus ist eher neuerer Natur – und hat sich vor allem damit erledigt, dass bis 2021 in der Bahnstadt ein Tagungszentrum neu gebaut werden soll. Dass es so weit kam, ist vor allem den Sponsoren und Mäzenen aus dem Freundeskreis des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“ zu verdanken. Sie machten Oberbürgermeister Eckart Würzner auf die Mängel aufmerksam, die aber altbekannt sind: schlechte Akustik, noch schlechtere Sicht (vor allem unter der Tribüne) und fehlende Garderoben für die Künstler. Kurz: „Das Haus ist nicht wettbewerbsfähig, was gewisse Bereiche angeht“, so der Intendant des „Heidelberger Frühlings“, Thorsten Schmidt. 

Die Lösung, die dem Darmstädter Architektenbüro Waechter+Waechter – es plante auch die Sanierung des Theaters – einfiel, ist einfach und doch aufwändig: Da im Grunde aus Denkmalschutzgründen nichts im Großen Saal angetastet werden darf, verlegen Felix und Sibylle Waechter die Bühne in die Mitte. Drumherum werden kreisförmig neue Sitzreihen angelegt, die nach hinten höher werden. Ein bisschen sieht die neue Bühne also aus wie der tiefe Punkt eines Trichters. Damit entsteht vor allem eine ganz neue Akustik – das war eine der Hauptvorgaben bei der Machbarkeitsstudie –, auch gibt es jetzt einen problemlosen Blick auf die Bühne. Die ist viel größer als die alte unter der Orgel und auch für Großorchester geeignet. Die „tiefergelegte“ Bühne – sie reicht bis in das Untergeschoss – kann aber auch durch Hubpodien wieder angehoben werden, sodass eine ebene Fläche im Saal entsteht, wie man sie gerade für Brauchtumsveranstaltungen benötigt. 

Mit dem geplanten Umbau – er geht weit über das hinaus, was bei der Sanierung 1979/80 gemacht wurde und was die Stadt sich leisten könnte – werden auch noch andere grundsätzliche Probleme mit angepackt: Der Auf- und Abbau geht viel schneller, es gibt einen neuen Fahrstuhl – und endlich gelangt man in den Ballsaal, ohne um das ganze Gebäude herumgehen zu müssen. Es wäre ein Befreiungsschlag. Denn Mathias Schiemer, als Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing so etwas wie der Hausvater der Stadthalle, hat mit den Unzulänglichkeiten im 114 Jahre alten Gebäude zu kämpfen: „Das ist ein tägliches Improvisieren“, kaum stopfe man ein Loch, tue sich ein anderes auf. Und er weiß: „Irgendwann müssen wir doch im größeren Umfang die Stadthalle angehen.“ 

Auch Kämmerer Hans-Jürgen Heiß redet von einem „gewissen Sanierungsrückstau“, deswegen hat er für die kommenden Jahre auch sechs Millionen, auf vier Jahre gestreckt, vorgesehen. Aber Heiß weiß auch: Ohne die Hilfe von Mäzenen geht es nicht, sonst würde eine Notsanierung herauskommen. Schmidt berichtet, dass es von deren Seite eindeutige Signale gebe, sich in finanziell nennenswerter Form zu engagieren. Zwar erwartet Heiß nicht die Größenordnung wie bei der Theatersanierung (60 Millionen Euro), aber der Beitrag der privaten Förderer für den Umbau zum Konzertsaal müsste prozentual noch höher sein – beim Theater lag er bei einem Drittel. 

Jetzt liegt der Ball vor allem im Feld der Kommunalpolitik: Der Haupt- und Finanzausschuss muss am Mittwoch, 27. September, entscheiden. Dabei geht es um den generellen Weg, ob oder wie die Stadthalle umgebaut werden soll – und ob man der ersten Studie von Waechter+Waechter folgen soll. Wichtig ist „Frühling“-Intendant Schmidt vor allem, dass die Stadthalle ein Ort für die Bürger bleibt: „Es gibt kein Konzerthaus, das nur Konzerte macht. Das, was hier an Umbauten geplant ist, ist nicht allein ein Baby des ,Frühlings‘.“ 


 Stadthalle: Das ist geplant
> Wie marode ist der Bau? Sehr – auch wenn man es kaum sieht. Elektrik, Brandschutz und Wasserleitungen sind veraltet. Außerdem ist die Akustik im Saal nicht gut, und bei über 400 Plätzen – immerhin ein Drittel der Gesamtkapazität – gibt es keine uneingeschränkte Sicht zur Bühne. Für die Künstler fehlen Garderoben, außerdem ist die Bühne für große Orchester viel zu klein. Problematisch ist auch der Auf- und Abbau sowie die Lagerung der Stühle – was momentan alles sehr aufwändig ist.
> Wie stark sind die Eingriffe in die Bausubstanz? Nicht gravierend, denn im Prinzip wird nur am Boden des Saales – der nicht historisch ist – gearbeitet. Emporen, Säulen oder Orgel, sogar die Türen sind tabu – weil denkmalgeschützt.
> Was soll das kosten? Bisher gibt es noch keine Schätzung. Doch Kämmerer Hans-Jürgen Heiß ahnt, „dass es mit einem einstelligen Millionenbetrag nicht getan ist“.
> Was bezahlt die Stadt? Wohl nicht mehr, als sie ohnehin schon für eine Minimal-Sanierung der Stadthalle in ihrer mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen hat. Das sind sechs Millionen Euro.
> Wem gehört die Stadthalle? Bisher noch der Stadt, betrieben wird sie von Heidelberg-Event. Sie soll aber – wie das Gebäude des Stadttheaters – in eine Stiftung überführt werden, was steuerlich attraktiv ist.
> Was ändert sich an der Nutzung? Vor allem, dass es keine Kongresse mehr gibt – und wenn, dann nur Abendveranstaltungen für Tagungsgäste. Ansonsten wird der Schwerpunkt auf Konzerten liegen, aber auch traditionelle Veranstaltungen (wie beispielsweise die Seniorenfastnacht oder den Jugendtanztag) wird es weiter geben.